Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung?

Allgemein Katholisches.
Aletheia
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Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung?

Beitrag von Aletheia »

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Hinweis: Der Themenstrang wurde nicht von Aletheia eröffnet, sondern aus einem
andern Strang abgetrennt, in welchem vornehmlich die Situation der Sankt-Pius-X-
Bruderschaft erörtert wurde. Der Administrator.
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ottaviani hat geschrieben:die sturheit ist solange nicht alles klar ist wichtig
Für Schmidberger ist alles klar. Er will eine "christlich"-autoritäre Gesellschaft, hier nachzulesen - Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung -
http://www.civitas-institut.de/index2.p ... &Itemid=34

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Robert Ketelhohn
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

„Will“ würde ich nicht sagen, sondern „wünscht“. Ist ja im Prinzip auch gut und richtig
und wünschenswert, unter heutigen Umständen aber leider völlig irreal. Die kleine
Herde hat nicht entfernt mehr die Kraft, gesellschaftliche Verhältnisse zu bestimmen
oder wenigstens irgendwie mitzuformen. Wir stehen vielmehr mit dem Rücken zur
Wand und haben es schwer genug, für uns selbst und unsere Kinder gegen den Moloch
ein Mindestmaß an Freiheit zu waren.

Darum müßte es also zuerst gehen: Nicht gleich den ganzen Staat neu organisieren
wollen (was derzeit doch nur scheitern kann und gar nicht von uns verlangt wird),
sondern einen Schirm aufspannen für die eigene Herde. Darin versagen unsere Hir-
ten derzeit kläglich und schändlich. Da sollen sie sich endlich ermannen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Aletheia
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Aletheia »

Die inhaltlichen Ausführungen sind noch nicht einmal "richtig" - und konsequent zu Ende gedacht ist es auch einfach eine Wahnvorstellung. Savonarola lässt grüßen.

Miserere Nobis Domine
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Ich hab mir mal eben den Artikel von P. Schmidberger durchgelesen. Ich muss aber sagen, "gut und richtig und wünschenswert" finde ich das nicht. Ehrlich gesagt frage ich mich sogar, ob dieser Mann die Evangelien gelesen hat.


Zu Punkt 2: Ist eine Erbmonarchie wirklich legitim? Wenn man als Christ das leidende Ertragen gegenüber der Revolution bevorzugt, verstehe ich das. Aber nur weil etwas de facto existiert, ist es doch noch nicht gut. Sagt nicht Jesus "In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden" (Johannes 16,33)?


Zu Punkt 3: Dann die Idee, den Familienvätern ein Wahlrechtsprivileg einzuräumen, ist ganz klar frauenfeindlich. Und ob die Väter so weise sind, wie der zölibatär lebende Schmidberger denkt, bezweifle ich. Wenn eine Gruppe privilegiert ist, nutzt sie dies erfahrungsgemäß zum eigenen Vorteil aus.


Zu den Punkten 6 bis 8: Hier wird gefordert, dass der Staat den Menschen eine christlich korrekte Lebensweise aktiv aufzwingt (Totalitarismus). Das Ganze erinnert mich sehr an den Koran:
"Aus euch soll eine Gemeinschaft (von Gläubigen) entstehen, die zum Guten aufrufen, das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten. Das sind die, denen es wohl ergeht." (3:104).

Nicht erinnert es mich an Jesus, der sagte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden kämpfen" (Johannes 18,34)


Zu Punkt 11 und 12: Es wird ein rächender Charakter für Strafen gefördert. Auch hier wieder befindet sich P. Schmidberger auf einer Linie mit dem Islam: "Und wir haben ihnen darin vorgeschrieben: Leben um Leben, Auge um Auge, Nase um Nase, Ohr um Ohr, Zahn um Zahn; und auch für Verwundungen gilt die Wiedervergeltung. Wer aber dies als Almosen erläßt, dem ist es eine Sühne. Diejenigen, die nicht nach dem urteilen, was Gott herabgesandt hat, das sind die, die Unrecht tun." (5:45) sowie "O ihr, die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch bei Totschlag die Wiedervergeltung: der Freie für den Freien, der Sklave für den Sklaven, das Weib für das Weib." (2:178)

Man sollte dabei nicht vergessen, dass das "Auge für Auge" schon im Alten Testament kein Ideal, sondern eine Begrenzung war und durchunsern Herrn endgültig überwunden wurde: "Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar." (Matthäus 5,38-39)

Aus Gründen der Rache wird sogar die Todesstrafe gefordert. Das steht in schärfstem Gegensatz zu Jesus, der sagte: "Vater, vergib ihnen sie wissen nicht, was sie tun!" (Lukas 23,34)


Zu Punkt 16: Subventionen für brachliegende Äcker werden abgelehnt. Ich aber meine, dass es gut ist, wenn Nutzflächen sich auch erholen können, über Jahrhunderte wurden Ackernutzung und -brache im Wechsel praktiziert. Dadurch wird auch Erosion verhindert.


Zu Punkt 17: Militärische Verteidigung und Soldaten werden glorifiziert. Dazu Jesus: "Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf daß ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte." (Matthäus 5,44-45)

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ar26
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ar26 »

Interessanter Beitrag aber sicher unvollkommen. Die FSSPX will vieles sein, kann aber nicht alles sein. Zunächst ist Robert zuzustimmen. Hier geht es nur um graue Theorie, unser Kampf in der Wirklichkeit heute ist schon lang ein anderer; eine Abwehrschlacht!

1. Der erste Punkt dürfte unstreitig sein. Darüber haben wir erst kürzlich diskutiert. Viele Menschen hätten sich vor Leid und Elend schon bewahren können, hätten sie die Gebote Gottes stärker gehalten.

2. Nach der Lehre der Kirche hängt die Legitimität einer Regierung nicht von der Art und Weise deren Einsetzung sondern von ihrer Rückbindung an Gott ab. Das kann eine Erbmonarchie genauso betreffen wie eine Demokratie. Nach dem Aquinaten ist die beste Staatsform stets eine Mischung aus Demokratie, Aristokratie und Monarchie.

3. Den dritten Punkt stellt Schmidberger als Frage zur Diskussion. Das halte ich für legitim. Wiewohl ich hier einwerfen möchte, daß das Frauenwahlrecht vielfach den katholischen Parteien genützt hat. Das Zentrum hatte guten Rückhalt unter dem weiblichen Elektorat. Das aber halt zu Zeiten, als besonders die kath. Frauen sich ihrer besonderen Berufung als Mütter (sofern sie nicht einen geistlichen Stand wählten) noch bewußt waren.

4. Der vierte Punkt hängt eng mit den vorrangehenden Punkten zusammen. Man könnte es auf einen Nenner bringen: gewiss war der von Engelbert Dollfuss geformte Ständestaat in Österreich 1933 eine gute Sache.

5. Subsidiarität und Föderalismus sind genuines Gedankengut katholischer Staatslehre.

6. Die Ehe ist eine primär religiöse Instanz, daher ist der Verweis auf das Zivilrecht schon irreführend. Inwieweit man das Konkubinat ächten sollte? Zumindest insoweit, als daß man daraus keinerlei Rechtspositionen ableiten kann.

7. Schmidberger zählt unter Nummer 7 Selbstverständlichkeiten auf.

8. Zu achtens hab ich hier schon mal einen im Remnant erschienenen Artikel, der ursprünglich von Bischof Freiherr von Ketteler stammte. Die Privilegierung der wahren Religion muss nicht zwangsläufig die Unterdrückung anderer falscher, aber nicht ipso facto gotteslästerlicher Kulte beinhalten. Daß in einem katholischen Staat Satanismus keine (zivile) Religionsfreiheit genießen kann, ist auch klar.

9. Das ist sicher richtig.

10. Ja, auch das ist richtig.

11. Der Sinn des Strafrechtes ist der Schutz der Gesellschaft vor Wiederholung der Tat. Zwar handelt es sich um Repression, daß aber nur, weil die Prävention versagt hat.

12. Dem zufolge ist die Todestrafe nur zulässig, wenn es keine gleichtaugliche Alternative gibt.

13. Das klingt etwas klassenkämpferisch. Ein schärferes Kartellrecht ist gewiss nicht verfehlt. Dennoch bildet sich das Großkapital ja vor allem aus der Gier der breiten Massen. Der "christliche Unternehmer" wird ja erst dadurch zum Großkapitalisten, daß er aufgrund enormer Nachfrage breiter Bevölkerungsschichten Wachstumsraten erreichen kann und gleichzeitig durch entsprechende Kapitalbeschaffung an den Börsen usw. neue Investitionsmittel erhält.

14. Ein Streik gegen einen vertragstreuen Arbeitgeber ist stets Sünde. Allerdings sehen die Tarifverträge Streiks als Teil der Spielregeln zumindest teilweise vor, so daß sie hier formal gesehen korrekt sind, aber eine falsche Haltung unter den Arbeitnehmern fördern.

15. P. Schmidberger sollte sich auf die Suche nach derart nachhaltigen Unternehmern machen. Dafür muss der Unternehmer selbst gläubig und verantwortungsbewußt sein. Das ist keine Frage des Staatslebens. Wenn er Arbeitgeber zu seinen Beichtkindern zählen sollte, fragt er sie hoffentlich auf nach der Erfüllung ihrer Pflichten als Arbeitgeber.

16. Diese Form der EU-Agrarpolitik ist mittlerweile auch schon nicht mehr ganz taufrisch. Gewiss hat er recht. Das Verschwinden traditioneller Landwirtschaft hat aber auch mit dem Wunsch nach einem leichteren und bequemeren Leben zu tun. Meiner Erfahrung nach ist traditionelles Landwirtschaften, wie ich es etwa vom Hof der Familie meiner Verlobten kenne, fast nur noch mit Liebhaberei zu erklären (mir gefiel es aber auch, weil es etwas reaktionäres hat :breitgrins:).

17. Wer den KKK aufmerksam gelesen hat, weiß das sich ein Wehrdienstverweigerer nicht auf den katholischen Glauben berufen kann, außer er empfindet es als unsittlich mit Frauen in einer Armee zu dienen. Feindesliebe meint nicht bedingunslose Kapitulation. Das ist etwas für Modernisten. Mir fällt gerade eine Szene aus einem Film der Reihe "Die glorreichen Sieben" ein. Dort bedrohen die Bösewichte eine spanische Missionsstation. Während der Kampf draußen tobt, liest der Pater für seine Schäfchen die Hl. Messe (die Alte natürlich). Am Ende siegen die Guten und der letzte Bösewicht fällt von einer Kugel getroffen zu Boden. Der Pater versucht ihm im Sterben die Hl. Beichte abzunehmen und ihm die Sterbesakramente zu spenden. Als dies vom Sterbenden verweigert wird, beginnt der Pater für seine Seele zu beten. Das stellt aber keineswegs die Notwendigkeit des Kampfes in Frage, sondern erinnert uns an eine höhere Gerichtsbarkeit.

18. Das deutsche Baurrecht gehört grundlegend reformiert. Mehr Bauland, weg mit dem restriktiven Innenbereich nach § 34 BauGB.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

eine vernünftige erklärung bringt der theologische Beauftragte Hw.H. P Gaudron in diesem Artikel unter Punkt 7
http://www.fsspx.info/mbonline/pdf/mb-29-4.pdf
(s 41)

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Maurus
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Maurus »

Bei einigen Punkten Schmidbergers frage ich mich allerdings unwillkürlich, wie weit der Mann von der Realität weg ist.

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cantus planus
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von cantus planus »

Man darf nicht vergessen, dass Schmidberger hier eine Utopie zeichnet. Allerdings stellte sich mir die Frage, ob er hier nicht die Gefahrenquelle "Mensch" übersieht...
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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ottaviani
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Re: Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung?

Beitrag von ottaviani »

He. P. Schmidberger zeigt hier einfach die Idealvorstellung eines Staates nach der Enzyklika "Quadragesimo anno"

Aletheia
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Re: Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung?

Beitrag von Aletheia »

ottaviani hat geschrieben:He. P. Schmidberger zeigt hier einfach die Idealvorstellung eines Staates nach der Enzyklika "Quadragesimo anno"
Quadragesimo anno ist eine Weiterentwicklung von Rerum novarum - man muss also beide zusammen sehen.
Allelrdings ist mir rätselhaft, wie Schmidberger sich hier wirklich darauf beziehen kann - hat er das gelesen? Offensichtlich nicht.
http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/319.html#ch8

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overkott
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von overkott »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Ich hab mir mal eben den Artikel von P. Schmidberger durchgelesen. Ich muss aber sagen, "gut und richtig und wünschenswert" finde ich das nicht. Ehrlich gesagt frage ich mich sogar, ob dieser Mann die Evangelien gelesen hat.
Das Gleiche frage ich mich auch. Gleichzeitig erkennt man, dass das Konzil nicht nur die Aktualität des Evangeliums hervorgehoben hat, sondern im Hinblick auf die christliche Gesellschaftsordnung franziskanische Gedanken betont: die Verantwortung vor Gott und den Menschen sowie ihre Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz. Daher ist es auch falsch, im Konzil einen Bruch mit der Tradition zu sehen. Im Gegenteil: Das Konzil führt eine Theologie der Versöhnung vor Augen, wie sie Jesus Christus gelehrt und gelebt hat und von Franziskanern in besonderer Weise gesehen wurde.

Miserere Nobis Domine
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

ottaviani hat geschrieben:eine vernünftige erklärung bringt der theologische Beauftragte Hw.H. P Gaudron in diesem Artikel unter Punkt 7
http://www.fsspx.info/mbonline/pdf/mb-29-4.pdf
(s 41)
Ich hab mir den Text mal reingezogen, und finde das brandgefährlich: Die theoretische Rechtfertigung, die da für eine Missionsverbot nichtkatholischer Religionen gegeben wird, lässt sich ja sehr gut auf den Islam übertragen und zur Rechtfertigung eines Verbotes christlicher Mission nutzen.

Also ich bin dafür, dass weltweit die volle Missionsfreiheit eingeführt wird. Aber ganz konkret: Hier in Deutschland sollte islamischer Mission (sogenannte "Dawa") mehr entgegen gesetzt werden, und auch in Deutschland lebende Muslime gezielt über das Christentum informiert werden.

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Peregrin
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Peregrin »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben: Ich hab mir den Text mal reingezogen, und finde das brandgefährlich: Die theoretische Rechtfertigung, die da für eine Missionsverbot nichtkatholischer Religionen gegeben wird, lässt sich ja sehr gut auf den Islam übertragen und zur Rechtfertigung eines Verbotes christlicher Mission nutzen.
Warum sollten ein Christ das Missionsverbot der Muslime rechtfertigen wollen? Das machen die schon selber.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Mirjanin
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Re: Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung?

Beitrag von Mirjanin »

Passend zum Frühstückskaffee habe ich mir den Artikel ebenfalls angesehen. Leider begeht man hier wieder einmal den typischen Fehler einiger (meist linker) Intellektueller - nämlich zu denken, dass man selbst oder irgendjemand anderes aus irgendeinem Grund das Recht habe, anderen Menschen vorzuschreiben was sie zu tun, zu denken, zu sagen und zu glauben haben. Ja, ich weiß - der Liberalismus hat meine Seele verdorben :freude:

Sehr gut gefällt mir hingegen das durchschimmernde Bekenntnis zum Regionalismus und die dadurch fehlende Konzentration der Macht in den Händen einiger weniger. Auch der Gedanke an eine Erbmonarchie hat absolut seine Berechtigung, sofern er mit einer freiheitlichen Verfassung kombiniert wird und die Demokratie auf kommunaler Ebene erlaubt. (da im Schmidberger'schen Land ohnehin die Macht dezentralisiert würde, wären die Kommunen die wirklich maßgebenden Stellen in diesem Staat)

Andere Dinge sind dann doch fast schon martialisch: "Die Unauflöslichkeit der
Ehe ist sogar einer ihrer Grundpfeiler. Folglich sagt sie dem Konkubinat wie auch den vorehelichen
und außerehelichen Beziehungen den Kampf an."


Und dann? Umerziehungslager? Betreffende unkeusche Personen am nächsten Baukran aufknüpfen á la Iran? Das kann doch nicht der Weg sein...

Weiter gehts mit Pathos: "Schluß mit der Tyrannei des Großkapitals und der Großbanken!..." oder auch *grusel* "gerechten Lohn zahlen" by Linkspartei by Schmidbauer. Leider offenbart der Artikel keine große ökonomische Kompetenz - hätte man sich vielleicht lieber schenken sollen oder durch ein grundlegendes Bekenntnis zur Marktwirtschaft ersetzen und sich anderen Themen sollen. Oder zuvor bei den katholischen Scholastikern des Mittelalters Inspiration holen, siehe z. B. diesen interessanten Artikel: http://ef-magazin.de/2009/03/02/982-kir ... che-glaube

Insgesamt finde ich interessant diesen Gedanken einmal durchzuspielen und der Artikel hat durchaus seine Berechtigung, leider bleibt er in vielen Dingen recht vage oder gibt sich arg wahlkämpferisch - "Soziale Gerechtigkeit. Jetzt!". Ich würde das Programm auch anders, nämlich verstärkt negativ formulieren. Das ist nämlich ein großes Problem des Deutschen Grundgesetzes, da sich alles irgendwie nach Lust und Laune biegen lässt, z. B. wenn es dem nebulösen "sozialen Frieden" dienen soll. Klare Aussagen ("Der Staat hat nicht das Recht, seine Bürger ...." ) wären die bessere Alternative.
Zuletzt geändert von Mirjanin am Montag 13. April 2009, 17:46, insgesamt 1-mal geändert.
Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)

Miserere Nobis Domine
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Peregrin hat geschrieben: Warum sollten ein Christ das Missionsverbot der Muslime rechtfertigen wollen? Das machen die schon selber.
Ich meine damit, dass sämtliche Argumente, die er für ein Missionsverbot für nichtkatholische Religionen im katholischen Staat eins zu eins auf ein Missionsverbot für nichtmuslimische Religionen im islamischen Staat übertragbar sind.

Überhaupt finde ich ein Missionsverbot für Andersgläubige feige. Oder ist die Piusbruderschaft denn nicht überzeugt, die besseren Argumente zu haben?

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ar26
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Re: Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung?

Beitrag von ar26 »

Schon mal daran gedacht, daß Wahrheit und Irrtum nicht gleichberechtigt sein können? Die Wahrheit kann nicht gleich schlecht oder gleich gut dem Irrtum behandelt werden. Das ist eben der Unterschied bei der Anwendung dieser Prinzipien auf die Kirche (Wahrheit) gegenüber der Anwendung auf den Islam (Irrtum).
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

Clementine
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Re: Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung?

Beitrag von Clementine »

Mirjanin hat geschrieben:...(da im Schmidbauer'schen Land ohnehin die Macht dezentralisiert würde, wären die Kommunen die wirklich maßgebenden Stellen in diesem Staat)..
Weiter gehts mit Pathos: "Schluß mit der Tyrannei des Großkapitals und der Großbanken!..." oder auch *grusel* "gerechten Lohn zahlen" by Linkspartei by Schmidbauer. ...
Ähm.... Wer ist denn SchmidBAUER?

:pfeif: :pfeif: :pfeif:
Es gibt drei Arten von Menschen: Haie, Haifischfutter und Menschen, die es gelernt haben mit den Haien zu schwimmen ohne gefressen zu werden.

Halte Deine Stadt sauber! Iß täglich eine Taube!

Aletheia
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Re: Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung?

Beitrag von Aletheia »

Clementine hat geschrieben:
Mirjanin hat geschrieben:...(da im Schmidbauer'schen Land ohnehin die Macht dezentralisiert würde, wären die Kommunen die wirklich maßgebenden Stellen in diesem Staat)..
Weiter gehts mit Pathos: "Schluß mit der Tyrannei des Großkapitals und der Großbanken!..." oder auch *grusel* "gerechten Lohn zahlen" by Linkspartei by Schmidbauer. ...
Ähm.... Wer ist denn SchmidBAUER?

:pfeif: :pfeif: :pfeif:
Wahrscheinlich meint sie den SCHLAUberger -------- :narr:

Miserere Nobis Domine
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Re: Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

ar26 hat geschrieben:Schon mal daran gedacht, daß Wahrheit und Irrtum nicht gleichberechtigt sein können? Die Wahrheit kann nicht gleich schlecht oder gleich gut dem Irrtum behandelt werden. Das ist eben der Unterschied bei der Anwendung dieser Prinzipien auf die Kirche (Wahrheit) gegenüber der Anwendung auf den Islam (Irrtum).
Wer soll denn feststellen, was Wahrheit und was Irrtum ist? Wenn das ein christlicher Staat machen würde, dann wäre Sein Reich doch von dieser Welt?

Sapere aude
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Re: Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung?

Beitrag von Sapere aude »

ar26 hat geschrieben:Schon mal daran gedacht, daß Wahrheit und Irrtum nicht gleichberechtigt sein können? Die Wahrheit kann nicht gleich schlecht oder gleich gut dem Irrtum behandelt werden. Das ist eben der Unterschied bei der Anwendung dieser Prinzipien auf die Kirche (Wahrheit) gegenüber der Anwendung auf den Islam (Irrtum).
Nur geht es nicht um "Wahrheit" (= Kirche) oder "Irrtum" (= Islam), sondern einerseits um das, was Christen als Wahrheit glauben bzw. als Irrtum verwerfen und andererseits um das, was Hindus, Buddhisten, Moslems ... ebenso fest als Wahrheit bekennen bzw. als Irrtum ablehnen.
Man muss doch zugeben, dass Nichtchristen nich weniger fest ihrem Glauben anhängen können als wir.
Wenn nicht ein allmächtiger Staat über Wahrheit und Irrtum entscheiden soll (was Gott verhüten möge), kann die Lösung nur darin liegen, dass alle ihren Glauben gewaltfrei bezeugen und verkündigen dürfen. Und wo ich andere nicht überzeugen kann, habe ich ihnen Respekt und Toleranz entgegenzubringen. Und als Christ überlasse ich alles weitere Gott , der allein die Herzen kennt.
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus autem caritas! (Augustinus)

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