ad-fontes hat geschrieben:
Das empfinden Katholiken aus "Normalgemeinden", die die alte Messe besuchen, oft ganz anders. Sie fühlen sich - laut eigenem Bekunden - "unter Beobachtung" mit der Folge, daß sie sich dementsprechend unsicher resp. unwohl fühlen.
Das kommt eben daher, daß sie Konformitätsdruck gewohnt sind und meinen, sie müßten sich anpassen, während in Wirklichkeit keiner nach ihnen kuckt.
Wenigstens sollte das so sein. Ich habe aber auch schon gehört, daß es in einigen Gemeinden so Hilfssheriff-Typen gibt, die zischeln und schubsen, wenn jemand aus der Reihe tanzt. Selbst erlebt habe ich das noch nicht.
Das wäre wohl eine eigene Diskussion wert. Sollte zu den "Präsidialgebeten" (deren Benennung mir nicht ganz schmeckt) gestanden oder gekniet werden? Was spricht für letzteres?
Das Wort "Präsidialgebete" ist m. W. so eine neumodische Erfindung - muß man nichts drauf geben. Zu knien, während der Priester für die Gemeinde das Opfer vorbereitet und sein Amt wahrnimmt, ist sinnfälliger Ausdruck der participatio actuosa, die in diesem Fall darin besteht, sich in demütiger Opfergesinnung mit "einzubringen".
Dabei fällt mir aber jetzt doch eine Regel ein für den alten Ritus ein - die aber nicht in Erz gegossen ist. Während sie singt - zumindest, wenn gregorianisch gesungen wird - steht die Gemeinde meistens. Das führt also dazu, daß beim Credo der Priester und die Assistenz, sobald das still gebetete Credo des Priesters zu Ende ist, zu den Sedilien gehen und dort Platz nehmen, während die Gemeinde steht und "ihr" Credo im Wechsel mit der Schola zu Ende singt.
Bei der Orchestermesse, wo die Gemeinde nichts zu singen hat, setzt sie sich gewöhnlich dann hin, wenn der Priester sich hingesetzt hat.
Beim Sanctus ist es ähnlich. Während die Gläubigen in der normalen Messe von der Präfation bis zum Paternoster meistens knien, bleiben im gesungenen Amt für die Dauer des Sanctus-Singens auch die, die sonst knien, stehen und knien erst dann nieder, wenn das Sanctus zu Ende ist. Und in der Orchestermesse richten sie sich wieder nach dem Priester.
Aber wie gesagt: Nicht in Erz gegossen - es gibt immer wieder Abweichungen. Viel hängt wohl auch vom Regens Chori ab, der ja gelegentlich vor oder nach der Messe die ganze Gemeinde anspricht, um eine Melodie vorzustellen und einzuüben, und dabei möglicherweise etwas sagt wie: "Beim Singen stehen wir - das klingt besser".