Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Allgemein Katholisches.

Den Gebetsschluß "durch Christus unseren Herrn und Bruder (Freund etc.")

Umfrage endete am Montag 27. April 2015, 11:38

nehme ich zur Kenntnis und finde, er steht im Einklang mit liturgischer Tradition und apostolischer Lehre; kein Grund zur Panik
3
9%
ich bin entsetzt über den dahinter zu vermutenden Neoarianismus und wende mich angewidert ab
5
16%
ich fordere als kirchliche Gegenmaßnahme die Aufforderung nach Meßbuch zu zelebrieren
15
47%
ich fordere als Gegenmaßnahme eine kirchliche Reaktion, die zwecks Abwehr der Häresie künftig die kurze Konklusion erweitert zu "durch Christus, unsern Herrn und Gott".
5
16%
ich wünsche mir einen Pranger (Blog), an dem Zeit, Ort und Name des Zelebranten mitsamt genauer Nennung des Tatbestandes vermerkt werden können
4
13%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 32

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Siard
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von Siard »

umusungu hat geschrieben:Warum ist dieser Abschluss falsch?
"Befragen Sie dazu Ihr Meßbuch und die Akten des 2. Vatikanischen Konzils."
Danach weißt Du's.

Raphael

Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Ich bin in franziskanischer Tradition vor allem biblisch. Der ganze hellenistische Dogmatismus mit anschließender Verketzerung in der alten Kirche widerspricht dem Liebesgebot und weicht damit von der biblischen Botschaft Jesu ab. Die alte Kirche hatte sich räumlich und zeitlich vom Wirkungskreis Jesu entfernt und entfremdet. Durch Rückkehr zur Quelle waren Franziskaner im Mittelalter heutigen Traditionalisten an Modernität voraus.
Die Mönche von Kloster Reichenstein haben im kleinen Finger mehr franziskanische Spiritualität als deutsche Hochschul-Theologen, die sich durch übermäßiges Studium rahner'scher Texte ihren Geist verbilden liessen. :/

Das, was dem poverello in San Damiano aufgetragen wurde, versuchen die dortigen Mönche in der heutigen Zeit. :daumen-rauf:

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ad-fontes
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von ad-fontes »

umusungu hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Worum es im Strang geht, ist die Liturgie, das amtliche Gebet der Kirche. Da ist diese Anrede unangemessen und falsch.
Warum ist dieser Abschluss falsch?
"Gott unser Vater ..... Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Bruder und Herrn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mir dir lebt und wirkt in alle Ewigkeit."
Welche Häresien entdeckst Du?
Weil du damit den einen Christus, den einen Herrn und Gott, in zwei Christusse zerteilst.

Weil selbst die Jünger des Herrn, ihren Meister nicht mit "Bruder" angeredet haben.

Auch wenn er uns durch seine Erlösungstat und die verliehene Taufgnade zur Würde der Gotteskindschaft erhoben hat, so bleibt doch der substanzielle Unterschied, dass Christus der Ein[zig]geborene Sohn Gottes ist, wir aber nur an Kindes statt angenommen.

Oder bist DU eines Wesens mit dem Vater?

"Bruder" macht - richtig eingeordnet - noch keine Häresie, aber als markante Abweichung an prominenter Stelle (Präsidialgebete, manche Priester auch darüber hinaus "Evangelium unseres Herrn und Bruders ..." etc.), ist dies meines Erachtens häresiebegünstigend, als Titel nie zuvor in Gebrauch gewesen (insofern tut man den Arianern, Nestorianern und anderen Häretikern Unrecht, wenn man ihre Namen auf dieses Phänomen bezieht).

Könntest du dir vorstellen (ad experimentum :blinker: ) demnächst "durch Christus, unsern Herrn und Gott" zu beten - und so die dogmatische Balance in deiner Pfarrei zu wahren helfen?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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overkott
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von overkott »

ad-fontes hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Könntest du dir vorstellen (ad experimentum :blinker: ) demnächst "durch Christus, unsern Herrn und Gott" zu beten - und so die dogmatische Balance in deiner Pfarrei zu wahren helfen?
Eine richtige Formel müsste heißen: "Darum bitten wir erfüllt vom Heiligen Geist durch Christus unsern Herrn und Gott, unsern Vater". Oder mehr betend, weniger belehrend: "Darum wir dich, Gott unsern Vater, durch deinen Sohn Jesus Christus, erfüllt von deinem heiligen Geist."

Die heutige Gebetsformel ist jedenfalls trinitarisch schief und bringt nicht zum Ausdruck, dass Christus Gottes Sohn ist, wie es die Evangelien und Paulus verkünden.

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Protasius
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von Protasius »

overkott hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Könntest du dir vorstellen (ad experimentum :blinker: ) demnächst "durch Christus, unsern Herrn und Gott" zu beten - und so die dogmatische Balance in deiner Pfarrei zu wahren helfen?
Eine richtige Formel müsste heißen: "Darum bitten wir erfüllt vom Heiligen Geist durch Christus unsern Herrn und Gott, unsern Vater". Oder mehr betend, weniger belehrend: "Darum wir dich, Gott unsern Vater, durch deinen Sohn Jesus Christus, erfüllt von deinem heiligen Geist."

Die heutige Gebetsformel ist jedenfalls trinitarisch schief und bringt nicht zum Ausdruck, dass Christus Gottes Sohn ist, wie es die Evangelien und Paulus verkünden.
Wie wäre es mit der langen Schlußformel, wie sie für das Tagesgebet in der Messe vorgeschrieben ist: "Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit."
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Kilianus
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von Kilianus »

umusungu hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Worum es im Strang geht, ist die Liturgie, das amtliche Gebet der Kirche. Da ist diese Anrede unangemessen und falsch.
Warum ist dieser Abschluss falsch?
"Gott unser Vater ..... Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Bruder und Herrn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mir dir lebt und wirkt in alle Ewigkeit."
Welche Häresien entdeckst Du?
Der "Bruder" ist an dieser Stelle schlicht sinnlos. Unser Bruder ist Jesus, insofern er ist wie wir, also seiner menschlichen Natur nach. Daß er so ist wie wir, tut an dieser Stelle aber nichts zur Sache. Daß er so ist, wie wir, ist gegenüber dem Vater gerade keine Legitimation. Wäre es eine, dann könnte ich meine Gebete auch "durch meine Tante Anna" (immerhin eine durchaus vortreffliche Frau) vorbringen.

Mit dem "Bruder" legitimiert sich der Vorbeter gegenüber seinen Mitmenschen: Er erklärt ihnen (wieder einmal), was sie in Jesus für einen tollen Kumpel haben. Womit er seine Rede als Predigt statt als Gebet entlarvt.

Was das "Wirken" statt des "Herrschens" angeht: Kann man natürlich so sagen. Dann muß man aber im großen Credo auch über den Geist sagen, daß "seines Wirkens" kein Ende sein wird. Und aus dem Christkönigs- ein Christi-Wirken-Fest machen. Und ein paar, naja, besser: jede Menge Bibelstellen etwas freier übersetzen. Zum Beispiel Apk 12,10b, bislang (Einheitsübersetzung): "Jetzt ist er da, der rettende Sieg / die Macht und die Herrschaft unseres Gottes". Aus dem so herrschaftlich konnotierten "Reich Gottes", von dem Jesus so oft spricht, könnte man ja den "Wirkungskreis Gottes" machen.

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taddeo
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von taddeo »

Joh 13,13. Mehr sog i ned.

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overkott
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von overkott »

Herrn und Bruder ist richtig, aber den meistens Formalisten nicht rechts genug.

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Niels
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von Niels »

overkott hat geschrieben:Herrn und Bruder ist richtig, aber den meistens Formalisten nicht rechts genug.
Voll des süßen Weins? :sauf:
Ist ja noch Pfingstoktav.

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umusungu
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von umusungu »

overkott hat geschrieben:Herrn und Bruder ist richtig, aber den meistens Formalisten nicht rechts genug.
natürlich ist "Herrn und Bruder" richtig . denn "Herr" meint "dominus" und damit "JHWH".

Isidor_von_Sevilla
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

overkott hat geschrieben:Herrn und Bruder ist richtig, aber den meistens Formalisten nicht rechts genug.
Den Formalisten - so es sie überhaupt in der Weise gibt, wie Du sie offenbar beleidigen willst - wäre es auch nicht links genug! 8)
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

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Siard
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Re: Richtige und falsche (einseitige) Christus-Prädikation

Beitrag von Siard »

umusungu hat geschrieben:natürlich ist "Herrn und Bruder" richtig . denn "Herr" meint "dominus" und damit "JHWH".
Diese Argumentation erschließt sich mir nicht – von den anderen Fragen die sich dabei stellen, mal abgesehen.

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