Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

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Peregrin
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Peregrin »

mtoto hat geschrieben: In einem Fall wurde der betreffende Priester, der im Bistum wohl einschlägig bekannt war, in ein Kloster strafversetzt. Fertig.
Was soll man denn sonst machen, ihn am Pfahl verbrennen? Ich bin sicher, da hätten die außerkirchlichen Kräfte bald auch was dagegen. Die strafrechtliche Verfolgung ist heutzutage Sache der Staatsanwaltschaft, und wenn dort nichts angezeigt wird oder nichts bewiesen werden kann(!), dann tut sich in der Hinsicht halt nichts.

Und was heißt "wohl"? Du unterstellst da mit einem kleinen Wort Mitwisserschaft, vielleicht sogar Begünstigung. Wenn Du hingegen meinst, es habe nur ein herumschwirrendes Gerücht gegeben, dann spricht das nicht unbedingt gegen den Bischof, wenn er den Mitarbeiter deswegen nicht fallen ließ. Auch ein Priester hat einen Anspruch auf die Loyalität seiner Vorgesetzten, und solange da keine Fakten am Tisch liegen ... es ist ja das grundsätzliche Problem bei diesen oft eher "weichen" Mißbrauchsvorwürfen gegen Priester, daß es oft keine Beweise und keine Zeugen gibt. Und es ist nun einmal ein Faktum, daß es auch erfundene Mißbrauchsvorwürfe gibt, und gar nicht wenige. Würden Bischöfe auf bloße Vorwürfe bereits mit drastischen Disziplinarmaßnahmen reagieren, wäre das ein gefundenes Fressen für die Feinde der Kirche - die könnten billig einen Priester nach dem anderen rausschießen.
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mtoto
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von mtoto »

Einschlägig vorbestraft, in die nächste Gemeinde versetzt ohne Verantwortliche der Gemeinde zu informieren...
Wie wäre es mit Laisierung statt Kloster??? Oder von Einweisung in entsprechende Therapieeinrichtung (setzt Einverständnis des Priesters voraus). Von Marterpfahl sprach ich nicht.
Was geschah mit der Familie und dem betroffenem Kind?
Es mag falsche Vorwürfe geben, ok. Aber ein Problem von Opfern ist oft, dass sie nichts beweisen können. Was meinst Du warum missbrauchte Kinder im Durchschnitt wenigstens 7 Erwachsene ansprechen müssen, ehe jemand sich herabläßt diesem zu helfen???

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mtoto
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von mtoto »

Noch ein PS:
Wer sich etwas informieren will, über die Zusammenhänge von Missbrauch und dessen Folgen, findet hier recht gute Infos: http://www.gegen-missbrauch.de

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Peregrin
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Peregrin »

mtoto hat geschrieben:Einschlägig vorbestraft, in die nächste Gemeinde versetzt ohne Verantwortliche der Gemeinde zu informieren...
Das klingt freilich nicht so gut. Allerdings hat man von Fällen gehört, wo gerichtliche Sachverständige einen Rückfall für unwahrscheinlich gehalten und der Verurteilte brav eine Therapie gemacht hat und für geheilt erklärt wurde. Natürlich würde man sich wünschen, daß sicherheitshalber für solche Menschen eine Tätigkeit gefunden wird, die sie von künftiger Versuchung fernhält.
Wie wäre es mit Laisierung statt Kloster???
Wem nützt das?
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Robert Ketelhohn
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
ifugao hat geschrieben:Hier die offizielle Erklärung des Bistums im Fall Casanius Kolleg

http://www.erzbistumberlin.de/medien/pr ... erne-unte/
Zitat hier:
Das Opfer wurde aufgefordert, die Vorfälle zur Anzeige zu brin-
gen. Weitere Opfer wurden und werden gebeten, sich zu melden.
Das betrifft einen anderen Fall – oder genauer, eine Beschuldigung.
Ich habe in diesem Fall erhebliche Zweifel an der Wahrheit der Aus-
sagen des Beschuldigers. Die Untersuchung läuft noch, der Beschul-
digte wurde provisorisch „aus dem Verkehr gezogen“. Wie auch im-
mer die Untersuchung ausgeht, sein Ruf ist vernichtet.
Zu diesem „Fall“ muß auch einmal der aktuelle Stand berichtet werden.
Es geht – das kann nun ruhig gesagt werden – um den nunmehr ehe-
maligen Pfarrer Peter Wistuba von Heilig Kreuz in Berlin-Hohenschön-
hausen.

KNA berichtete dazu letzten Donnerstag über dessen erste öffentliche
Stellungnahme zu den über seine Person kolportierten Vorwürfen.

Pfarrer Wistuba habe erklärt, er habe im Juli 29 keineswegs aufgrund
seiner Selbsteinschätzung um Beurlaubung gebeten, sondern sei ledig-
lich der entsprechenden Aufforderung des Erzbistums gefolgt. Zu den
bisher öffentlich nicht näher bezeichneten Beschuldigungen habe er er-
klärt, es seien ihm seitens des bischöflichen Ordinariats bis heute keine
Fakten genannt worden, außer daß sich im Jahr 21 eine anonym blei-
bende Person belästigt gefühlt habe von einem »sexuellen Klima«, das
er verbreitet habe. Zu den Vorwürfen sei er in einem Vernehmungsge-
spräch des Erzbistums über mehrere Stunden befragt worden. Nach
diesem Gespräch sei er in einer Ausnahmesituation gewesen und habe
das Vernehmungsprotokoll unterschrieben. Eine Kopie davon sei ihm
nicht ausgehändigt worden.
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cantus planus
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von cantus planus »

Das kommt mir von zwei Fällen in Westdeutschland bekannt vor. Genau der gleiche Ablauf. Nie gab es einen Beweis, aber es konnten so zwei unbequeme Priester abgesägt werden... :hmm: Insbesondere das Fehlen der einschlägigen Dokumente ist verdächtig, wo doch ansonsten gar nicht genug Papier produziert werden kann.

Ich will hier jetzt kein neues Faß aufmachen, aber der Mißbrauchsvorwurf wird gelegentlich auch eingesetzt, um Leute auszubremsen. Damit will ich kein Urteil zu den aktuellen Fällen abgeben, aber die Erfahrung im Kirchendienst lehrt mich, niemandem zu vertrauen und stets zweimal hinzuschauen.
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Bernado
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Bernado »

mtoto hat geschrieben:Wie wäre es mit Laisierung statt Kloster???
Was soll denn das heißen?
Kloster heißt, der Mann bleibt in der Disziplin der Kirche, unter dauernder Aufsicht und an einem nach menschlichem Ermessen sicheren Ort. Er hat seinen Lebensunterhalt und findet Seelsorge.

Laisierung heißt: Wir haben nichts mehr mit Dir zu tun. Such Dir selbst ne Wohnung und nen Job - und wenn es als Jugendpfleger ist, können wir auch nichts dran ändern. Tschüss.
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cantus planus
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von cantus planus »

Ich finde, ein Kloster hat es nicht verdient, als Strafmaßnahme herhalten zu müssen. Daran kommt mir mehreres spanisch vor. :nein:
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Raphaela
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Raphaela »

cantus planus hat geschrieben:Ich finde, ein Kloster hat es nicht verdient, als Strafmaßnahme herhalten zu müssen. Daran kommt mir mehreres spanisch vor. :nein:
Habe jetzt nicht alles gelesen, aber zum Thema Kloster: Wenn der Priester sowie schon einer Ordensgemeinschaft anghört, ist es gar nicht so schlecht, ihn zu versetzen und dort dann andere Aufgaben zu geben, interne Aufgaben!
Mir selbst ist ein Fall bekannt, wo es durch ein bestimmtes Ordensmitglied zwar nie dazu kam, dass dieser jemanden missbraucht hat, aber die Leitung hat ihn beobachtet und früh genüg andere Aufgaben gegeben. - Und weiterhin genaustens beobachtet! So kann es auch gehen und vorgesorgt werden!



Übrigens war zu dem Thema vor einigen Tagen ein guter Leserbrief in der Zeitung, weil ja auch St. Blasien betroffen war, was nicht all zu weit entfernt ist.
Dieser Leserbrief kam von eine Psychotherapeutin, die aufgrund ihrer Erfhrung in der Praxis darauf aufmerksam machte, dass es bei den Priestern prozentual nicht mehr sind, die jemanden missbrauchen. - Aus alle anderen Schichten und Stände, egal welche Religion, fallen genauso viele, die andere sexuell missbrauchen.

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Bernado
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Bernado »

cantus planus hat geschrieben:Ich finde, ein Kloster hat es nicht verdient, als Strafmaßnahme herhalten zu müssen. Daran kommt mir mehreres spanisch vor. :nein:
Ich denke, da denkst Du zu kurz. Wir sind ja heute nicht mehr im Mitelalter, wo man den Delinquenten im Notfall gefesselt, aufs Pferd (oder eher einen Esel) gebunden und dann unter Bewachung durch die Pikeniere des Fürstbischofs zwangsweise in ein Kloster verbracht hat. Das geschieht - unter dem Gehorsam - doch in einem gewissen Einvernehmen, und wer das nicht akzeptieren kann und will, kann dem ja auf verschiedene Weise entgegehen. Aber wer auch an sein eigenes Seelenheitl denkt, wird vielleicht die damit gebotene Chance zur Umkehr und Buße auch dankbar ergreifen.
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Lupus
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Lupus »

eventuell o.t.:

Als weitere Information nach meinem Beitrag auf S. 10 dieses Threads:

Mein Generalvikar hat mir Recht gegeben und den betreffenden Herrn als Kandidat zur Pfarrgemeinderatswahl ausgeschlossen, da er offensichtlich im Konkubinat lebt und daran nichts ändern will. Die vormalige äußerst "einfühlsame" Zustimmung der zuständigen Referentin im Ordinariat wurde von ihm "kassiert".
Nun ist sie sehr "traurig und verärgert" und meinte: "...es tut mir für die Kirche insgesamt leid, wenn sie ihre moralischen Ansprüche an die Lebensgestaltung ihrer Mitglieder so hoch ansetzt, dass Menschen, die mitten im Leben stehen und versuchen dieses, durch alle Irrungen und Wirrungen hindurch aufrecht zu gestalten, dabei durch das Netz rechtlicher Vorschriften fallen."

Auf der Zunge zergehen lassen: Konkubinat mit 3 außerehelichen Kindern = Leben aufrecht [Punkt]

+L.
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cantus planus
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von cantus planus »

Lieber Lupus,

zunächst gratuliere ich zu diesem kleinen Erfolg. Deine Erfahrung mit der GV-Mitarbeiterin kann ich gut nachvollziehen. Das ist so ein Fall, wo man den Steinen predigend mehr Gehör findet. Es ist ein Jammer, dass solche Leute innerhalb der Kirchenhierarchie so fußfassen können. Wenigstens weiss der Generalvikar noch, wo vermeintliche Toleranz ihr Ende hat.
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Gamaliel
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Gamaliel »

Lupus hat geschrieben:eventuell o.t.:

Als weitere Information nach meinem Beitrag auf S. 10 dieses Threads:

Mein Generalvikar hat mir Recht gegeben und den betreffenden Herrn als Kandidat zur Pfarrgemeinderatswahl ausgeschlossen, da er offensichtlich im Konkubinat lebt und daran nichts ändern will. Die vormalige äußerst "einfühlsame" Zustimmung der zuständigen Referentin im Ordinariat wurde von ihm "kassiert".
Nun ist sie sehr "traurig und verärgert" und meinte: "...es tut mir für die Kirche insgesamt leid, wenn sie ihre moralischen Ansprüche an die Lebensgestaltung ihrer Mitglieder so hoch ansetzt, dass Menschen, die mitten im Leben stehen und versuchen dieses, durch alle Irrungen und Wirrungen hindurch aufrecht zu gestalten, dabei durch das Netz rechtlicher Vorschriften fallen."

Auf der Zunge zergehen lassen: Konkubinat mit 3 außerehelichen Kindern = Leben aufrecht [Punkt]

+L.
Herzliche Gratulation zu diesem Erfolg!

Der Hw. Herr Generalvikar hätte allerdings ruhig noch etwas umfassender eingreifen dürfen und den betreffenden "Kandidaten" nicht nur über sein Teilnahmeverbot an der Pfarrgemeinderatswahl informieren sollen, sondern gemäß c. 915 CIC/1983 auch gleich noch über das gesetzlich zwangsläufig drohende Kommunionverbot, wenn er sein von "Irrungen und Wirrungen" gekennzeichnetes Leben noch länger aufrecht erhält.

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mtoto
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von mtoto »

Um einmal Missverständnissen vorzubeugen, ich springe sicher nicht auf den Zug, dass der Zölibat Ursache für die jüngst gehäuft auftretenden Meldungen über Missbrauch durch Kleriker ist und auch nicht, dass diese potentieller Täter wären als andere.
Aber ich habe etwas gegen diese Vertuscherei und den unehrlichen Umgang damit.
Aber das ist nicht nur ein Problem der Kirche, sondern eines unserer Gesellschaft. Und wenn nun gehäuft verfehlte Kleriker in den Medien erscheinen, hat das sicher einen anderen Hintergrund. Denn wenn Pfarrer X durch die Presse geistert, finden sich sicher welche die auch noch von Pfarrer Y und Pfarrer Z wissen und dies in die Presse tragen, selbst wenn wir dann über einen Zeitraum von Jahrzehnten zwischen diesen Pfarrern reden. Wenn nun Nachbar A durch die Presse kommt, kennen sicher auch etliche noch Herrn B, C, D, E, ...Nur die erscheinen nicht mehr in der Zeitung.
Und ich bleibe dabei, dass Kirche auf der Seite der Opfer zu stehen hat. Dies schließt ja nicht aus, dass einem Täter auch Raum für Umkehr und Vergebung geboten wird. Aber dazu müssen alle Seiten zur Wahrheit stehen.

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Bernado
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Bernado »

Pater Mertes legt nach: Inzwischen hält er die Zahl der Opfer für dreistellig und "zeigt sich offen für Entschädigungszahlungen .... wie in den USA". Dort mußten bekanntlich mehrere Diözesen Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen, insgesamt hat die katholischen Kirche in den USA bisher über 2 Milliarden $ gezahlt.

Im englischsprachigen Raum wird übrigens zur Bezeichnung der Opfer von Mißbräuchen an katholischen Einrichtungen nicht mehr von "victims" (Opfer), sondern von "survivors" (Überlebenden) gesprochen.

Der Spiegel zieht heute übrigens tapfer mit mit einem sehr langen Artikel über das höllische Leben unter Orthodoxen Juden in Israel (es scheint also doch einen Punkt zu geben, an dem man Israel kritisieren kann) und einem 6-Minuten-Video über "Priester in der Zölibatsfalle".
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Robert Ketelhohn
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bernado hat geschrieben:Pater Mertes legt nach: Inzwischen hält er die Zahl der Opfer für dreistellig und "zeigt sich offen für Entschädigungszahlungen .... wie in den USA". Dort mußten bekanntlich mehrere Diözesen Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen, insgesamt hat die katholischen Kirche in den USA bisher über 2 Milliarden $ gezahlt.
Der Mann ist eine losgelassene Kanonenkugel. Kann den keiner stoppen?
(Anderderseits, wenn der Jesuitenorden in Regreß genommen würde und
Milliarden blechen sollte … das hätte doch seinen Charme.)
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mtoto
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von mtoto »

Warum soll der Mann eine losgelassene Kanonenkugel sein?
Weil sich endlich mal einer für Wahrheit und Recht für Schwächere einsetzt?
Wißt Ihr wie Sch... Missbrauch ist?
Und die Opfer nennen sich schon seit etlichen Jahren eher Überlebende denn Opfer. Als Zeichen, dass sie nun keine Opfer mehr sind, sondern etwas überstanden , bzw. überlebt haben, von dem hier ein Großteil anscheinend keinen blassen Schimmer hat.
Ja, es gibt Abstufungen von Missbrauch und im Moment scheint in der Presse vieles in einen Topf geworfen zu werden, was eher schlecht ist. Aber eine wahrheitsgemäße Auseinandersetzung mit diesem Thema stände Kirche und auch der Gesellschaft allgemein gut zu Gesicht.
Wenn eine Wahrheit ans Licht kommt, ist das sicher nicht immer angenehm, aber nur so kann echtes Leben in Gott gelingen.

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Bernado
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Bernado »

mtoto hat geschrieben:Warum soll der Mann eine losgelassene Kanonenkugel sein?
Weil sich endlich mal einer für Wahrheit und Recht für Schwächere einsetzt?
Wofür dieser Mann sich einsetzt, ist noch nicht so klar zu erkennen. Jedenfalls spielen das "System Kirche" im allgemeinen und der Zölibat insbesondere eine Hauptrolle bei seinen Angriffen. Die Tatsache, daß er pünktlich nach Ablauf der letztmöglichen Verjährungsfrist - eine gerichtliche Klärung der Vorwürfe ist somit nicht mehr möglich - die Öffentlichkeit sucht, ist auch nicht gerade vertrauenerweckend. Vom Einsatz für die Wahrheit kann ich da wenig erkennen.

Darüber, was "Mißbrauch'" ist, möchte ich lieber nicht diskutieren. Die bürgerliche Gesellschaft ist darüber verschiedener Meinung. Zu der Zeit, als die fraglichen Vorfälle sich ereigneten, gab es genug (auch heute noch amtierende) Politiker, die Pädophilie und Päderastie erlauben wollten und sich auch selbst dahingehender Akte rühmten. Das wird jetzt mal gerade anders gesehen - zumindest partiell. So, wie die sog. Sexualaufklärung derzeit an den Schulen gehandhabt wird, halte ich es für durchaus möglich, daß das Überziehen von Kondomen demnächst nicht nur an Bananen geübt wird - schließlich lernen die lieben Kleinen ja fürs Leben, und ein Mädchen sollte spätesten bei der ersten Verschreibung der Pille (also bei der ersten Menstruation) wissen, wie man 'nem jungen Mann einen Präser überzieht.

Dieses Leben hält für unsere Kinder eine Zukunft bereit, in der die Gesetzgebung zum Thema "sexuelle Freiheit" noch einige Überraschungen bieten wird - und das Recht der Kinder auf langsames Erwachsen-Werden und Aufwachsen in Würde wird sehr wahrscheinlich nicht dazu gehören. Richard Dvorkin hat es wohl schon vorbuchstabiert: Der größte Mißbrauch von allen ist die religiöse Erziehung. Und der heutige Spiegel-Artikel über die Orthodoxen Juden geht in die gleiche Richtung.

Das ganze Mißbrauchsgetöse inklusive der Vereine, die davon leben, und der Sprachpolizisten die uns was von "Überlebenden" erzählen, interessiert mich einen feuchten Dreck. Wann hätte es diese Gesellschaft schon interessiert, wer was überlebt oder warum nicht? Was heute mit öffentlicher Anprangerung verbunden ist, kann morgen schon Mode sein. Wenn die Kirche bei Gott bleiben will, hält sie sich an die 10 Gebote, und die Nummer 6 (wohlgemerkt, die Nr. 6) davon sagt in altmodischer Klarheit: Du sollst nicht Unkeuschheit treiben. In den dicken Büchern, die zur Ausführung dessen geschrieben worden sind, kommt auch das vor, was jetzt als Missbrauch gilt, freilich noch eine Menge mehr. Geradezu konsumschädlich viel mehr. Leibfeindliche klerikale Lustverderber, hinterwäldlerische Spaßbremsen das.

Wenn die Mehrzahl der Journalisten bei Erwähnung des Erziehungsziels "Keuschheit" vor Lachen einen Herzkasper kriegt, kann uns das völlig egal sein. Wenn wir das durchhalten, wird es an unseren Schulen zwar immer noch "Mißbräuche" geben - aber im Rahmen der menschlichen Fehlbarkeit und unterhalb jeder gesamtgesellschaftlichen Quote. Und wenn uns der Staat Unterrichtsziele setzt, die mit diesem Erziehungsziel nicht vereinbar sind, dann müssen wir laut schreien - mindestens so laut wie Pater Mertes.

Aber Mertes schreit, weil die Kirche sich den von der Gesellschaft favorisierten Erziehungszielen: "Sex für jeden und jederzeit" und "Was heißt schon Männlein oder Weiblein, Hauptsache ihr habt Spaß dabei" nicht weit genug anpassen will. Glaubt er im Ernst, daß es da nicht demnächst heißt: "Was heißt schon alt oder jung, Hauptsache sie haben Spaß dabei"?

Und jetzt will ich mich mal wieder weit aus dem Fenster hängen: 12-14-jährige Jungs haben bei einer ganzen Menge Sachen Spaß, allein oder mit anderen, älteren oder jüngeren - Sachen, mit denen sie auf längere Sicht ihre Seele (und dank AIDS auch ihren Körper) ruinieren können. In einem Umfeld, das über das Erziehungsziel "Keuschheit" nur noch lachen kann, braucht es da keine Gewalt und für viele noch nicht einmal viel Verführung. Das ist der Zusammenhang, in dem von "Überleben" zu sprechen der einzig sinnvolle ist. Alles andere hat nur das Ziel, die Schadensersatzorderungen hoch zu treiben auf dem Gebiet des einzigen "Wertes", den die Gesellschaft wirklich anerkennt.

Pater Mertes? Der Mann ist schlimmer als a loose cannon. Das ist kein Blindgänger. Der schießt exakt in die falsche Richtung
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Raphaela »

Bernado hat geschrieben: Im englischsprachigen Raum wird übrigens zur Bezeichnung der Opfer von Mißbräuchen an katholischen Einrichtungen nicht mehr von "victims" (Opfer), sondern von "survivors" (Überlebenden) gesprochen..
Du scheinst dich mit dem Thema auseinanderzusetzen, aber nicht nur im englischprachigen Raum wird von Überlebenden gesprochen. - Aus der Literatur und von Leuten, die sich damit auskennen, weiß ich auch warum: 99% der Betroffenen versuchen mindestens einmal im Leben sich das Leben zu nehmen; 90% davon schaffen es auch irgendwann. - Der Rest sind diejenigen, die alles sehr gut aufarbeiten und daher leben können, also Überlebende sind.

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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Bernado »

Raphaela hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben: Im englischsprachigen Raum wird übrigens zur Bezeichnung der Opfer von Mißbräuchen an katholischen Einrichtungen nicht mehr von "victims" (Opfer), sondern von "survivors" (Überlebenden) gesprochen..
Du scheinst dich mit dem Thema auseinanderzusetzen, aber nicht nur im englischprachigen Raum wird von Überlebenden gesprochen. - Aus der Literatur und von Leuten, die sich damit auskennen, weiß ich auch warum: 99% der Betroffenen versuchen mindestens einmal im Leben sich das Leben zu nehmen; 90% davon schaffen es auch irgendwann. - Der Rest sind diejenigen, die alles sehr gut aufarbeiten und daher leben können, also Überlebende sind.
Wenn demnächst die Zahl der "Überlebenden Missbrauchsopfer" aus dem Canisius mit über 100 beziffert wird, müssen wir also mit weiteren 900 rechnen, die bereits tot sind oder sich demnächst das Leben nehmen werden?

Ich bitte dich.

Ja, ich habe mich mit diesem Thema - wie mit vielen anderen - auseinandergesetzt. Und Literatur, die von "Überlebenden" spricht, zumindest soweit sie in D entstanden ist, nehme ich nur noch mit der größten Zurückhaltung in die Hand, weil sie sich in der Regel als völlig unbrauchbarer Quark erwiesen hat. Und zwar auch da, wo die Absurdität ihrer Denkvoraussetzungen und Denkfiguren nicht so offen zutage liegt wie bei den von Dir genannten Zahlenspielen.
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Gamaliel
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Gamaliel »

Wer etwas Zeit hat und statt den hohlen Phrasen von Pater Mertes et al. einmal etwas Sinnvolles zum ganzen Themenbereich (Sexualmoral, Erziehung,...) lesen will, der sei nachdrücklich auf eine hervorragenden Text aus dem Jahr 1995 des Päpstlichen Rats für die Familie hingewiesen:
MENSCHLICHE SEXUALITÄT: WAHRHEIT UND BEDEUTUNG

Orientierungshilfen für die Erziehung
in der Familie
http://www.vatican.va/roman_curia/ponti ... ty_ge.html

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Peregrin
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Peregrin »

Bernado hat geschrieben:Wenn demnächst die Zahl der "Überlebenden Missbrauchsopfer" aus dem Canisius mit über 100 beziffert wird, müssen wir also mit weiteren 900 rechnen, die bereits tot sind oder sich demnächst das Leben nehmen werden?
Mtoto und Raphaela sitzen halt der betriebenen Sprachverwirrung auf, wonach jeder, der sich einmal unangenehm angetatscht oder auch nur angeschaut fühlte, als "Mißbrauchsopfer" gelten soll. Man fragt sich, wie die Menschen das Straßenbahnfahren überleben.
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Niels
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Niels »

Peregrin hat geschrieben:Man fragt sich, wie die Menschen das Straßenbahnfahren überleben.
Antoni(o?) Gaudí jedenfalls hat es nicht überlebt, d.h. er wurde von einer solchen überfahren...
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von mtoto »

Ich hatte bereits erwähnt, dass ich dies alles in einen Topf werfen für falsch halte.
Persönlich bevorzuge ich im Sprachgebrauch die Abstufung von sexueller Belästigung über sexuelle Übergriffe bis zu schwerem Missbrauch.
Und die Reaktion eines "Opfers" kann auf jede Form sehr unterschiedlich sein und auch in ihren Folgen differieren. Und ja z.B. ein "Betatschen" kann bei einem kleinen Kind ausreichen, dass es unfähig wird eine Ehe einzugehen, weil es als Erwachener sexuelle Berührung nicht erträgt. Tja, wohl einfach Pech gehabt, dass dieser "einfache" Übergriff in der Entwicklung der Hirntechnik zum falschen Zeitpunkt geschah...
Und da ich denke, dass hier aneinander vorbei geredet wird:
Um beim Überbegriff "Missbrauch" zu bleiben, ja er ist verbreiteter, als hier manche wahr haben wollen. Auch falsche Anschuldigungen wird es geben.
Und es hat Missbrauch schon zu allen Zeiten gegeben.
Er kommt in allen Schichten und auch Ständen, einschließlich Kirche vor.
Und in meinen Augen spricht es für Kirche, wenn sie sich damit offen auseinander setzt, selbst wenn jetzt Schlammschmeißer glauben dadurch Munition zu bekommen.

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Raphael

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Raphael »

Die Sau "sexueller Mißbrauch" wird nicht das erste Mal durch's globale Dorf getrieben.
Deshalb sei an dieser Stelle an die Worte von JPII erinnert, die er anläßlich des Besuches der US-amerikanischen Kardinäle im Vatikan sagte:
Papst Johannes Paul II. hat zu Beginn eines Krisentreffens mit den US-Kardinälen die Sex-Skandale von Priestern scharf verurteilt. Sexueller Missbrauch werde «von der Gesellschaft zu Recht als Verbrechen angesehen», sagte er. Für Priester, die sich dieses Verbrechens schuldig machten, sei kein Platz im religiösen Leben der Kirche.

Den Opfern und ihren Angehörigen sprach er seine Solidarität aus. Die Priester hätten «großen Schaden» angerichtet und den Jugendlichen Leid zugefügt.

Gleichzeitig nahm er aber die Mehrheit der Priester in den USA in Schutz.
(Quelle)

Raphaela
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Raphaela »

Bernado hat geschrieben:
Raphaela hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben: Im englischsprachigen Raum wird übrigens zur Bezeichnung der Opfer von Mißbräuchen an katholischen Einrichtungen nicht mehr von "victims" (Opfer), sondern von "survivors" (Überlebenden) gesprochen..
Du scheinst dich mit dem Thema auseinanderzusetzen, aber nicht nur im englischprachigen Raum wird von Überlebenden gesprochen. - Aus der Literatur und von Leuten, die sich damit auskennen, weiß ich auch warum: 99% der Betroffenen versuchen mindestens einmal im Leben sich das Leben zu nehmen; 90% davon schaffen es auch irgendwann. - Der Rest sind diejenigen, die alles sehr gut aufarbeiten und daher leben können, also Überlebende sind.
Wenn demnächst die Zahl der "Überlebenden Missbrauchsopfer" aus dem Canisius mit über 100 beziffert wird, müssen wir also mit weiteren 900 rechnen, die bereits tot sind oder sich demnächst das Leben nehmen werden?
Die "Rechnung" stimmt für mich nicht. Du musst anders denken:
Ob jemand wirklich alles aufgearbeitet hat, kann erst an seinem Lebensende gesehen werden. Es gibt Menschen, die 10 - 15 Jahre immer wieder mal in Therapie sind und nicht nur einen Suizidversuch deswegen hinter sich haben.
Es gibt weiterhin Menschen, bei denen alles erst nach vielen Jahren hochkommt, weil sie eben nichts an sich rangelassen haben. - Und wenn sie es an sich ranlassen, dann kommen z. T. auch die Depressionen, die Selebstmordversuche...
Umrechnen kannst du erst nach dem Tod der Menschen.

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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Bernado »

Raphaela hat geschrieben: Umrechnen kannst du erst nach dem Tod der Menschen.
Dann sollte man aber auch vorher mit Angaben, die den Anschein von Zahlenmäßigkeit haben, zurückhaltend sein. Das ist ja eine der Schwächen der aktuellen Diskussionen: Befindlichkeiten (ich liebe dieses Wort) werden als Tatsachen ausgegeben.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Lupus
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Lupus »

siehe Bericht auf Kath.net: Bischof Dr. Fürst!

+L.
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Jacinta
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Jacinta »

Peregrin hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Wenn demnächst die Zahl der "Überlebenden Missbrauchsopfer" aus dem Canisius mit über 100 beziffert wird, müssen wir also mit weiteren 900 rechnen, die bereits tot sind oder sich demnächst das Leben nehmen werden?
Mtoto und Raphaela sitzen halt der betriebenen Sprachverwirrung auf, wonach jeder, der sich einmal unangenehm angetatscht oder auch nur angeschaut fühlte, als "Mißbrauchsopfer" gelten soll. Man fragt sich, wie die Menschen das Straßenbahnfahren überleben.
In einem Bericht über die Vorfälle an der Jesuitenschule hatte ich gelesen, dass da einer der Schüler mal Prügel auf nackte Hinterteil bekommen hatte. (Ob das eine angemessene erzieherische Maßnahme oder Körperverletzung ist, ist ein anderes Thema). Jedenfalls hat dieser Mensch das selbst überhaupt nicht als sexuellen Mißbrauch empfunden. Man hat das ihm erst jetzt gesagt, dass das einer sei.

Wirklicher Sexueller Mißbrauch sollte nicht mit anderen Vorfälle vermengt werden. Das hilft den Opfern nicht und schafft ein Klima des Generalverdachts gegenüber allen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben.
"In necessariis unitas, in non-necessariis libertas, in utrisque caritas."
"Man muss sich aber klarmachen, dass Krisenzeiten des Zölibats auch immer Krisenzeiten der Ehe sind." BXVI.

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Bernado
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Bernado »

Jacinta hat geschrieben:In einem Bericht über die Vorfälle an der Jesuitenschule hatte ich gelesen, dass da einer der Schüler mal Prügel auf nackte Hinterteil bekommen hatte. (Ob das eine angemessene erzieherische Maßnahme oder Körperverletzung ist, ist ein anderes Thema). Jedenfalls hat dieser Mensch das selbst überhaupt nicht als sexuellen Mißbrauch empfunden. Man hat das ihm erst jetzt gesagt, dass das einer sei.
Ja - ich hatte das auch schon erwähnt: Der Lehrer, auf dessen Konto die meisten Fälle gebucht werden, hat offenbar relativ häufig Schläge auf den Hintern erteilt, in einigen seltenen Fällen auch auf den unbekleideten.

Das war auch schon in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts (von früheren Jahrhunderten red' ich mal nicht) eine durch nichts zu rechtfertigende Demütigung der Geschlagenen und kann auch durchaus sexuelle Konnotationen gehabt haben - selbst wenn dieser frühere Lehrer und ehemalige Jesuit das in Abrede stellt und das dem damaligen Geschlagenen verborgen blieb. Aber aus solchen Vorkommnissen, die offenbar das substantiellste darstellen, was bisher aus Berlin aktenkundig geworden ist, einen "Abgrund von sexuellem Missbrauch in der Kirche" zu machen - Goebbels läßt grüßen.
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cantus planus
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von cantus planus »

Das "Eichhörnchen auf Ecstasy" (Harald Schmidt) meldet sich wieder zu Wort: http://www.focus.de/politik/weitere-mel ... 8739.html

Ich habe folgenden Leserbrief abgeschickt (ich wette, er wird nicht veröffentlicht):
Soso... die Grünen also. Waren es nicht die Grünen, die für die Straffreiheit für Padophilie eingetreten sind und sich bis heute davon nicht distanziert haben? Was war doch gleich mit Daniel Cohn-Bendit und seinen Erlebnissen, zu denen er ebenfalls bis heute keine befriedigende Erklärung abgegeben hat?

Frau Roths moralinsaure Worte sind widerlich, weil die Grünen die Partei sind, die den Mißbrauch staatlich legitimieren will. Pfui Deibel, diese Verlogenheit!
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

LaudaSion870
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von LaudaSion870 »

Das ganze Mißbrauchsthema hat ja verschiedene Facetten:
Die Opfer haben sicher sehr darunter gelitten, wenn es wirklicher Mißbrauch war. Aber wo sind denn Grenzen in der pastoralen Arbeit? Man ist ja als Priester nur noch sicher, wenn man keine Kinder- und Jugendarbeit mehr macht. Denn zwangsläufig wird man auf Fahrten und ähnlichem zum Ansprechpartner, Freund und Kumpel. Und hält man sich auf Distanz (mit teilweise lächerlichen Folgen), dann ist man altmodisch und konservativ. Für viele Mitbrüder ist das ein überlebensnotwendiger Schutzschild. Oder man geht den anderen Weg, trägt prinzipiell Soutane, läßt keinen Zweifel am Festhalten der kirchlichen Moral aufkommen und bleibt - auch in den lustigsten Momenten- Autorität. Alles schwierig. Seltsam, dass ausgerechnet diejenigen, die jahrzehntelang jegliche moralische Grenzen geleugnet haben und für die alles gerechtfertigt war, was Spaß machte, jetzt zu den Tugendwächtern werden, die hinter jedem Geistlichen einen potentiellen Pädophilen ausmachen.

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