Raphael hat geschrieben:Die Beliebigkeiten modernistischer Theologie auszubreiten, hat nichts Substanzielles, werter Herr Dedalus.
Die Frage nach Wesen und Autorität der Kirche ist also eine Sache der "Beliebigkeit modernistischer Theologie"? Selten so gelacht. Diese Frage steht am Anfang allen Denkens und Handelns der Kirche.
Diese Fragestellung zielt in suggestiver Weise auf die Ignorierung zweier Fakten ab:
1. Jesus Christus inkarnierte als ein Mann und nicht in einem Mann!
Richtig. Die Folgerungen aus diesem Fakt haben die Kirchenväter des Langen und Breiten diskutiert, mit interessanten Ergebenissen, die auch Du vielleicht einfach einmal zur Kenntnis nehmen solltest, statt Deine eigenen, willkürlichen Schlußfolgerungen daraus zu ziehen.
2. Jesus Christus berief 12 Männer in seinen Jüngerkreis, die dann schon bald als seine Apostel bekannt wurden.
Im neuen Bund ging gemäß göttlicher Weisung die amtliche Priesterwürde auf diese zwölf Männer über. Über die Sukzessionslinien wird diese priesterliche Würde bis heute weitergegeben.
Auch richtig. An diesem Punkt waren wir in der Diskussion schon vor ungefähr vierzig Seiten. Damit sind nur leider zwei Fragen nicht beantwortet:
1. Wollte der Herr, daß die Priesterwürde für alle Zeiten und in allen Situationen nur an Männer weitergegeben wird?
2. Hat die Kirche als Leib des Herrn und Instrument seines Willens die Autorität, diese Weihe auch Frauen zu spenden? Kann es sogar sein, daß Gott heute genau das von uns will?
Man kommt nicht umhin, an diesem Punkt andere Entwicklungen in der Geschichte der Kirche zu betrachten. Die Heidenmission ist ein sehr gutes Beispiel. Es ist offensichtlich, daß Jesus selbst seine Sendung nur auf das Volk Israel direkt bezogen hat. Zwar finden wir am Ende von Mt den Missionsbefehl mit der universalen Ausweitung dieser Sendung (alle Völker -- über die Frage, ob Mt 28 an diesem Punkt authentisch ist oder eine Zufügung darstellt, muß man jetzt hier nicht diskutieren), aber es ist deutlich, daß Jesu
unmittelbares Wirken nur in einzelnen Fällen (römischer Hauptmann, Samaritanerin) die ethnischen und religiösen Grenzen des jüdischen Volkes überchritten hat. Der Beginn der Heidenmission durch Petrus (Vision der unreinen Tiere in der Apg) und Paulus war eine unmittelbare Antwort der frühen Kirche auf das, was sie als Willen des Herrn für die Kirche und die Welt erkannt hat. Es war aber ein Schritt hinaus über das, was Jesus selbst in seiner Wirksamkeit entfaltet hatte. Die Spuren des massiven Konfliktes, den dies in der frühen Kirchen auslöste, finden wir noch im Neuen Testament.
Die Weihe des Priesters in der katholischen Kirche ist jedoch eindeutig sakramentaler Natur und darf nicht auf kirchenrechtliche Aspekte beschränkt werden.
Damit weichst Du aus. Für die Weihe bei den Anglikanern gilt dies genauso.