Katholische Apologetik - Fehlanzeige?

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Ralf

Katholische Apologetik - Fehlanzeige?

Beitrag von Ralf »

Hallo.

In den USA, so scheint es mir zumindest (vielleicht habe ich auch eine völlig verquere Wahrnehmung) gibt es so etwas wie eine kleine Konversionwelle von ehemals überzeugten, meist freikirchlichen Protestanten - oft ev. Pastoren - zur Katholischen Kirche. Diese gründet fast ausschließlich in der theologischen Beschäftigung mit den Quellen des Glaubens (besonders den Kirchenvätern) und der Liturgie.

Als Folge daraus bauen einige entweder per Buch oder per Internet ein gut aufgebautes Material an katholischer Apologetik auf, also der Darstellung, warum der kath. Glaube der Wahrheit am nächsten kommt und auch inhaltlich vollkommen durchdacht ist.

Diese Apologetik spricht dabei nahezu immer Protestanten an.

Warum gibt es so etwas nicht bei uns? Was glaubt Ihr?

Von mir nur so ein paar Gedankensplitter:

- die Ausklammerung der Wahrheitsfrage (enorm wichtig)
- die fehlende Tradition eines "Wettbewerbes" wegen geographisch bedingter Konfessionalität.
- nicht zuletzt mangelndes Selbstbewusstsein
- man überlässt das den Theologen (die das auch nicht machen)
- es gilt als unschicklich
- ...


Kleiner Zusatz: ich selber bin/wäre kein guter Apologet. Aber andere wären vielleicht zu so etwas berufen.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Also ich habe nur davon gehört, dass seit dem homosexuellen Pfarrer Vorfall in der anglikanischen Kirche, viele der dortigen Mitglieder in die katholische Gemeinschaft gewechselt haben.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Das ist zwar richtig, aber Konversionen von danach bekannten Autoren gab es schon vorher.

Beispiele:

Scott Hahn

Jimmy Akin

Die Seite/Initiative "Catholic Answers" beschäftigt sogar Vollzeit-Apologeten! Unvorstellbar für hierzulande, oder?

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Vieles der Apologetik in den USA ist aus der Verteidigung des Glaubens gegenüber den "Bekehrungsversuchen" protestantischer Gruppen genährt. Katholiken müssen ihren Glauben dagegen verteidigen können. Viele der bekanntesten Apologeten sind Konvertiten (Dave Armstrong, Jimmy Akin, Scott Hahn uvm.). Deswegen konzentriet sich die amerikanische Apologetik auf dei "Bibelfestigkeit" des katholischen Glaubens. In Deutschland spielt das kaum eine Rolle, es gibt auch kaum Konkurrenz zwischen den Konfessionen.

Ein Problem in Deutschland ist vielleicht auch die Abgehobenheit der Theologie, die sich nicht dazu "herablässt", den Glauben zu erklären.

Bernd
Beiträge: 96
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 12:01

Beitrag von Bernd »

Ich sehe eher einen anderen Grund, wenn ich mir die Entwicklung der Ökumene in den Gemeinden so ansehe:
Viele betrachten einen "Streit um die Wahrheit" zwischen den Konfessionen als Widerspruch zum Geist der Ökumene. Das ist m.E. zu kurz gedacht. Immerhin greifen inzwischen die ökumenischen Gesprächskreise immer mehr nicht nur Konfessionsverbindendes, sondern auch Trennendes auf. Man wagt einfach mehr, weil man sich inzwischen besser kennt. Keine schlechte Entwicklung, finde ich. Aber zu einem "Streit" reicht der Mut noch nicht. Bei allen Beteiligten übrigens.
Und was auch zu beachten ist: Anders als in den USA gab es in Europa Religionskriege. Die will bestimmt keiner mehr, oder?

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Bernd hat geschrieben: Ich sehe eher einen anderen Grund, wenn ich mir die Entwicklung der Ökumene in den Gemeinden so ansehe:
Viele betrachten einen "Streit um die Wahrheit" zwischen den Konfessionen als Widerspruch zum Geist der Ökumene.
Zustimmung! :)
Bernd hat geschrieben:Das ist m.E. zu kurz gedacht. Immerhin greifen inzwischen die ökumenischen Gesprächskreise immer mehr nicht nur Konfessionsverbindendes, sondern auch Trennendes auf. Man wagt einfach mehr, weil man sich inzwischen besser kennt. Keine schlechte Entwicklung, finde ich. Aber zu einem "Streit" reicht der Mut noch nicht. Bei allen Beteiligten übrigens.
Ich sehe eine große Schwierigkeit im Rahmen der Ökumene überhaupt. Als ich noch in der evang. Kirche war, hab ich alles, was mit der Ökumene zu tun hatte vorbehaltlos unterstützt. Obwohl ich mir nie Gedanken darüber gemacht hatte, wie diese denn aussehen soll. Natürlich hatte ich dazu so meine "Ideen". Diese hätten aber letztlich dazu geführt, dass die katholische Kirche auf etliches Grundlegendes "verzichtet" und die evang. Kirche ein wenig mehr "katholische Liturgie" einführt.

Ich sehe eine große Schwierigkeit darin, dass über das Aussehen einer wieder vereinten Kirche nicht wirklich gesprochen wird. Dies müßte aber in einer von Ralf angesprochenen Schrift (auch) niedergelegt sein.
Ich glaube, dass genau an diesem Punkt eine Ökumene gar nicht möglich ist. In wichtigen Punkten besteht der Unterschied der Konfessionen in Dogmen. Ich sehe da keine Lösung.

Heinrich

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ich auch nicht. Ich sehe in meiner Umgebung (Familie) eine grundlegende Differenz zwischen evangelischem und katholischen Denken; eine Differenz, die wir zum Glück nie durch falsch verstandene ökumenische Verrenkungen zugeschüttet haben, und die dadurch auch nie zur Zwietracht führte. Einig sind wir uns darin, dass jeder die seine Konfession am besten findet.
Diese Meinung ist vielleicht für viele zu läppisch, aber viele, die heute von Ökumene reden, wissen gar nicht, was für ein Fortschritt es allein ist, dass man das innerhalb einer Familie sich liebevoll zugestehen kann, so zu denken, ohne dass Krach entsteht. Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo es wirklich beim Kennenlernen darum ging, ob das Mädchen katholisch oder evangelisch ist und wo es zu ausgesprochenen Familienkatastrophen kam, wenn die Konfession nicht stimmte. Wie abgesondert die Konfessionen noch in den fünfziger, sechziger Jahren des letzten Jahrhundert waren, können sich ja viele gar nicht vorstellen.
Somit empfinde ich das inzwischen zwischenmenschlich erreichte einen enormen Fortschritt.

Geronimo

Ralf

Beitrag von Ralf »

Die von mir genannte Apologetik (schau Euch bspw. mal catholic.com an!) ist kein bestandteil des Ökumenismus!
Zumal die meisten Protestanten in den USA Freikirchler sind und mit denen die Ökumene denkbar schwierig ist.

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Ralf hat geschrieben:Die von mir genannte Apologetik (schau Euch bspw. mal catholic.com an!) ist kein bestandteil des Ökumenismus!
Zumal die meisten Protestanten in den USA Freikirchler sind und mit denen die Ökumene denkbar schwierig ist.
Schade. Mein Englisch ist derartig eingerostet, dass ich mir darüber eine Burteilung nicht erlaube. Verstehen wäre Voraussetzung.

Könntest Du eine kurze Zusammenfassung machen?

Heinrich

Ralf

Beitrag von Ralf »

Puh, Heinrich, da verlangst Du arg viel. Catholic.com beschäftigt ja Vollzeit-Apologeten, da wäre selbst eine Zusammenfassung 'ne Menge.

Aber als kurzer Abriss: es gibt Angebote an Semnaren, die von Mitarbeitern zu veschiedenen Themen des kath. Glaubens angeboten werden (in Abgrenzung zu anderen Denominationen!); es gibt eine Art ausführliche FAQ zum Kath. Glauben (ich kürz den mal KG ab); es gibt newsletter, Radiosendungen und ein Magazin; es werden Cassetten, Bücher und Videos verkauft (alles zum KG); es gibt eine ausführliche Extra-Sektion zur sexuellen Abstinenz vor der Ehe(!); und, weil das Ganze gemeinnützig und nicht auf Gewinn ausgerichtet ist, kann man da auch spenden.

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