Christliche Kunst

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Juergen
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Re: Papst Franz I.

Beitrag von Juergen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Bild
Das ist aber doch eine ganz andere Umsetzung!

Hier haben wir einen Cruzifixus, der freilich in königlicher Würde dargestellt ist, und „drumrum“ einiges andere (Engel, Seraphen, Heilige,…)

Bei dem neuen Kreuzstab ist es aber eine Figur, die (noch) halb gekreuzigt ist (an den Füßen) und obenrum die Hände so gen Himmel streckt, daß man sich an die Himmelfahrtsdarstellung auf dem Isenheimer Altar erinnert fühlt. Das ganze von Zacken umgeben, die an das Licht des Ostermorgens erinnern.

Es ist gleichsam so, als sei Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt als zeitgleich am Kreuz stattfindende Ereignisse dargestellt. — Ich finde das nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern auch fragwürdig.
Gruß Jürgen

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Didymus
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Re: Papst Franz I.

Beitrag von Didymus »

Romanische Kreuze zeigen den Christus triumphans, den Sieger über den Tod. Christus am Kreuz steht fast entspannt da und blickt als Lebender den Betrachter an. Meist trägt er eine Königskrone, nicht die Dornenkrone. Solche Darstellungen finden sich zuhauf. Einfach mal eine Internet-Bildersuche bemühen. Das Kreuz als gewissermaßen österliche Darstellung ist der christlichen Tradition also keineswegs fremd. Erst im Laufe der Gotik wurde der leidende bzw. tote Christus am Kreuz dargestellt.
NB: Der damalige Kardinal Ratzinger hat Mitte der Neunziger zum österlichen Kreuz eine wunderbare Betrachtung gehalten. Wen es interessiert: sie ist im Bändchen "Das Geheimnis von Tod und Auferstehung: Betrachtungen zur Fasten- und Osterzeit" enthalten.

Die neue Ferula ist - nun ja - meiner bescheidenen Meinung nach eher ein wenig gelungener Versuch, sich von Darstellungen des Christus triumphans und des Auferstandenen inspirieren zu lassen und sie modern umzusetzen. Aus der Ferne wirkt sie wie eine Ansammlung von Stacheln, aus der Nähe ist die Darstellung des Gekreuzigten ohne Königskrone, mit einer angedeuten "Victory"-Geste dem in den Strahlen verschwundenen linken Bein und mit einem seltsamen Strahlenkranz um den Kopf keine Meisterleistung. Vor allem, wenn man sie mit andern Triumphkreuzen vergleicht.

Der oder die Künstler haben sich wohl redlich bemüht.

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Jorge_
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Re: Papst Franz I.

Beitrag von Jorge_ »

ad_hoc hat geschrieben:Wohl das Kreuz des Hl. Franziskus. Ich kenne es allerdings etwas anders.
Nein, der Stil ist nur ähnlich (byzantinisch).
[Link nachgetragen: dieser ital.-byz. Stil heißt [url=http://universal_lexikon.deacademic.com/269956/Maniera_greca]Maniera Greca[/url] (wird hier erklärt).]

Dem Bildlink ist meine ich zu entnehmen, dass es in Pisa hängt oder von dort stammt.
http://www.ruicon.ru/images/arts/icons/ ... nd_SMA.jpg
Hier steht zwar "1230-40" (als Entstehungszeitraum?), aber solche Kreuze in Italien stammen oft auch aus der Beute von 1204 und den Folgejahren. Beim Kruzifix von S. Damiano ist das sogar glaube ich mal vermutet worden, dass es erst kurz vor der Vision nach Assisi gebracht worden war und eigtl. aus dem Osten stammt.

Mit der Darstellung auf dem Kreuzstab von Goldlake haben sie wenig gemein.

Christusdarstellungen, bei denen der Gekreuzigte die Arme vom Querbalken gelöst hat, gibt es ja z.B. auf den Bildern, auf denen er den hl. Bernhard (oder andere Heilige) umarmt. Ziemlich unerklärlich ist wohl dieses Beispiel:
Juergen hat geschrieben:Bei dem neuen Kreuzstab ist es aber eine Figur, die (noch) halb gekreuzigt ist (an den Füßen) und obenrum die Hände so gen Himmel streckt, daß man sich an die Himmelfahrtsdarstellung auf dem Isenheimer Altar erinnert fühlt. Das ganze von Zacken umgeben, die an das Licht des Ostermorgens erinnern.

Es ist gleichsam so, als sei Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt als zeitgleich am Kreuz stattfindende Ereignisse dargestellt. — Ich finde das nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern auch fragwürdig.
Da ist schon was dran, allerdings rechtfertigt die Beobachtung, dass in dieser künstlerisch eigenwilligen Darstellung Kreuz und Auferstehung in eins fließen, keineswegs die von dem Blogger Mundabor konstruierte These, der Papst verleugne das Kreuz und sei Anhänger eines hedonistischen Spaßchristentums. Das ist hanebüchener Blödsinn (genauso wie die neuesten Vorwürfe desselben Bloggers, wonach der Papst angeblich allein schon deswegen keinen geistlichen Tiefgang haben könne, weil er sagt, er möge Tango).
Er projiziert einfach seine kulturpessimistischen Vorurteile auf einen Papst, der ihm nicht geheuer (weil nicht reaktionär genug) ist. Gerade in der Biografie Bergoglios gibt es aber für Verdächtigungen, er habe kein Verhältnis zum Leiden und strebe eine leidensbefreite Spiritualität an, überhaupt keinen Anhalt. Der Papst ist weltoffen und zugleich geistlich, und das stört diejenigen, die meinen, Weltoffenheit und Katholizismus vertrügen sich nicht, weil die Welt böse sei und man gegen sie kämpfen müsse. Deshalb verstehen sie auch den Papst nicht, zumal er sich speziell in dieser Hinsicht doch deutlich von dem der "Welt" und dem so gen. "Zeitgeist" gegenüber doch ziemlich reservierten und kritischen Benedikt XVI. unterscheidet.

Das alles hat mit diesem »Resurrexifix« aber nicht das Geringste zu tun. Das könnte man selbstverständlich auch ganz anders deuten als dieser Blogger das tut (statt eine Relativierung des Kreuzes darin sehen zu wollen, könnte man ja auch eine Verklärung oder einen Sieg des Kreuzes darin sehen oder Ähnliches).

[Edit: Link nachgetragen]
Zuletzt geändert von Jorge_ am Mittwoch 6. November 2013, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Robert Ketelhohn
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Re: Papst Franz I.

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Florianklaus hat geschrieben:Um welches Kreuz handelt es sich hier?
http://www.ruicon.ru/arts-new/icons/1x1 ... 1&ref-cat=
Христос Триумфатор. Крест-Распятие, с евангельскими сценами и избранными святыми. 1230-1240гг.; Италия; XIII в.; местонахождение: США. Кливленд. Музей изобразительных искусств (CMA); 160 x 185 см.; материал: дерево, золото (сусальное), пигменты натуральные; техника: золочение, темпера яичная
Siehe auch: https://www.google.de/search?q=christus ... 29&bih=533
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Robert Ketelhohn
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Re: Papst Franz I.

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Juergen hat geschrieben:Das ist aber doch eine ganz andere Umsetzung!

Hier haben wir einen Cruzifixus, der freilich in königlicher Würde dargestellt ist, und „drumrum“ einiges andere (Engel, Seraphen, Heilige,…)

Bei dem neuen Kreuzstab ist es aber eine Figur, die (noch) halb gekreuzigt ist (an den Füßen) und obenrum die Hände so gen Himmel streckt, daß man sich an die Himmelfahrtsdarstellung auf dem Isenheimer Altar erinnert fühlt. Das ganze von Zacken umgeben, die an das Licht des Ostermorgens erinnern.
Über die konkrete Umsetzung kann man doch diskutieren, Jürgen. Ich finde diese Ferula auch minder gelungen. Aber einige hier und anderswo bestreiten ganz generell die Zulässigkeit der Crucis gloriosæ, des Christi triumphantis etc. und wollen, ganz hyperprotestantisch, einzig den gotischen Schmerzensmann als rechtgläubig anerkennen, als ob nicht die andern Kreuzigungsdarstellungen fest in der Tradition der kirchlichen Ikonographie verankert wären und ihren tiefen theologisch-dogmatischen Sinn hätten. In Wahrheit erweisen sich da die Häresie-Schreier als die eigentlich Heterodoxen.
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HeGe
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Re: Christliche Kunst

Beitrag von HeGe »

kath.net hat geschrieben: Mailand: Straßenbahn nimmt Rücksicht auf Leonardos Abendmahl

Langsameres Fahren, denn Vibrationen schaden dem in Kirche Santa Maria delle Grazie aufgemalten Meisterwerk. [...]
Eine ähnliche Diskussion gab es ja auch mal beim Kölner Dom, wenn ich mich recht erinnere, ich weiß gar nicht, wie das ausgegangen ist. :hmm:
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CIC_Fan

Re: Christliche Kunst

Beitrag von CIC_Fan »

der Wiener Dom kann sich glücklich preisen in einer Fußgängerzone zu stehen

HeGe
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Re: Christliche Kunst

Beitrag von HeGe »

CIC_Fan hat geschrieben:
Dienstag 2. Januar 2018, 14:17
der Wiener Dom kann sich glücklich preisen in einer Fußgängerzone zu stehen
Der Kölner Dom steht auch am Rande einer Fußgängerzone, da ist es aber eine U-Bahn, daher nützt das nicht viel. ;) Immerhin fährt die Eisenbahn, die ja gefühlt mitten durch die Sakristei fährt, da kaum mehr als Schrittgeschwindigkeit, sonst wäre der Dom vermutlich schon lange zusammengefallen.
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