Eure Einschätzung zu Bischöfen und Priestern

Allgemein Katholisches.
Ralf

Eure Einschätzung zu Bischöfen und Priestern

Beitrag von Ralf »

Hallo.

Ob sie nun Hasenhüttl, Felber, Schlagenhaufer oder Trimpel heißen, vielleicht ist es auch meine andere Wahrnehmung (vor Jahren ging mir Kirche noch am A.... vorbei), mir scheint, die Konflikte zwischen oftmals älteren Diözesanpriestern (außer dem jüngeren Felber) und den oftmals jüngeren Diözesanbischöfen nehmen zu.

Wie gesagt, vielleicht trügt mich mein Eindruck.

Wie schätzt Ihr denn die Lage zukünftig ein? (Bitte, ich will nicht über den aktuellen Fall hier debattieren)
Glaubt Ihr, dass es weiterhin vermehrt zu Auseinandersetzungen kommen wird, oder wird es auf wenige Bischöfe beschränkt bleiben, der Rest so tun, als wäre heile Welt?

Zu dem Thema, wenn auch der engl. Brief sich auf die US-Situation bezieht, kann man meines Erachtens viele Impuse aus folgendem Brief auch auf die hiesige Situation anwenden.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Mich kommt in letzter Zeit bei diesem Thema der Spruch an - je oller, desto doller ... und das Gefühl, es mit unglaublich kindischem Verhalten zu tun haben.

Mehr dazu, wenn die Hitze mein Gehirn nicht mehr so ausdörrt :mrgreen:


Geronimo

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mr94
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Beitrag von mr94 »

Ich denke schon, dass wir es mit einer Generationenfrage zu tun haben. Wäre nicht den berühmten 68ern schon lange sämtliche Schuld an allen verfügbaren Missständen der Welt, der Kirche und der Republik aufgeladen, so wäre ich versucht, an die von 68ff. geprägten Jahrgänge zu denken.

Bei Kirchens allerdings wird dieser Konflikt doch noch einmal gebrochen. Die Generation des Vatikanum II ist ein paar Jährchen älter. Und das nämliche Konzil hat eine deutlich höhere Halbwertszeit, wie Du ja andernorts schon festgestellt hast: Die jungen Bischöfe kennen die Konzilsdokumente. (Klar, das Kompendium von Rahner/Vorgrimler ist halt Pflicht.)

Hier geht die Konfliktlinie also eher entlang der Interpretation des Konzils - und der Enttäuschung über eine polnisch-kuriale Innenpolitik, die schon ein Vierteljahrhundert andauert. Das ist eine verdammt lange Zeit. Wer außer mir kann sich noch an Paul VI. erinnern? Priester, die 1978 mit vielleicht 30 Jahren geweiht wurden, sind jetzt Mitte 50 und haben immer noch den gleichen Oberhirten...

Da reißen einigen irgendwann die Geduldsfäden.
Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem mortuorum, et vitam venturi saeculi. Amen.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Mag sein. Aber es ist kindisch, solche Machtspielchen anzuzetteln - da sagt mehr über die Initiatoren aus als über evtl. Probleme.
Mich schmerzt es einfach, wenn ich sehe, wie manche geweihte Leute keinen Abstand mehr von sich selbst haben .... und ich befürchte, dass sie das große Ganze aus dem Auge verloren haben. Es ist teilweise kleinkrämerisch und ich befürchte auch, für den auußerdeutschsprachigen Rest der Welt sehr schwer zu begreifen. Falls e den überhaupt interessiert ...
Möglicherweise ist es das Nachholen eines unbewußten Aufstandes gegen Autoritäten ...

Im Glauben bringt das hierzulande keinen weiter. Im Gegenteil, es verunsichert. Und das nehme ich dann den Leuten wirklich übel, dass sie das in Kauf nehmen, nur wegen persönlicher Empfindlichkeiten und Querelen.

Geronimo

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mr94
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Beitrag von mr94 »

Konfliktscheu und übermäßiges Harmoniebedürfnis können aber auch nicht der Weg sein. Verunsicherung im Glauben? Ja, vielleicht in traditionell katholischen Restmilieus. Die sind aber ohnehin eine aussterbende Art, wie Rahner schon vor mehr als 30 Jahren erkannt hat.

Hier in der Diaspora haben wir wirklich andere Probleme.
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Geronimo

Beitrag von Geronimo »

mr94 hat geschrieben:Konfliktscheu und übermäßiges Harmoniebedürfnis können aber auch nicht der Weg sein. Verunsicherung im Glauben? Ja, vielleicht in traditionell katholischen Restmilieus. Die sind aber ohnehin eine aussterbende Art, wie Rahner schon vor mehr als 30 Jahren erkannt hat.

Hier in der Diaspora haben wir wirklich andere Probleme.
Mit Konfliktscheu hat das nichts zu tun. Man muss vielmehr selbst immer fragen, warum man es zum Konflikt treibt und was daraus erwachsen mag. Gerade in einer Gemeinschaft ...und die Kirche ist eine Gemeinschaft.
Und ob man nicht einen alternativen Weg findet. Oder ob man selbst überhaupt im Recht. Oder ob man evtl. im Recht ist, aber aus Erwägungen, die das große Ganze betreffen, lieber davon Abstand nimmt, darauf zu beharren.
Deine Einschätzung bezüglich des Restmilieus ist nicht richtig. Das hätten manche Leute gern, aber es stimmt. Und die tradionellten werden auch nicht verunsichert, sondern die vielen anderen, die unsicher sind und die zwischen zig Veröffentlichungen, Verlautbarungen und einander zuwiderlaufenden Ereignissen keine Klarheit mehr erkennen können und sich aus der Kirche ganz verabschieden. Was man ihnen dann manchmal auch nicht verdenken kann...

Geronimo

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mr94
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Beitrag von mr94 »

Geronimo hat geschrieben:
mr94 hat geschrieben:Verunsicherung im Glauben? Ja, vielleicht in traditionell katholischen Restmilieus. Die sind aber ohnehin eine aussterbende Art, wie Rahner schon vor mehr als 30 Jahren erkannt hat.
Deine Einschätzung bezüglich des Restmilieus ist nicht richtig.
Inwiefern?

Ok, definiere traditionell katholisches Restmilieu: geschlossene, kulturell und weltanschaulich weitgehend homogene Bevölkerungsgruppe, in der die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche selbstverständlich ist. Durch Taufe im Säuglingsalter, Erstkommunion im Grundschulalter und Firmung im Mittelstufenalter wird jede neue Generation initiiert. Familien werden durch kirchliche Heirat gegründet. Der regelmäßige Empfang des Bußsakraments ist ebenso üblich wie die Krankensalbung. Das Milieu bringt Ordens- und Priesterberufungen in hinreichender Zahl hervor.

(Hat es hier in der Diaspora mindestens seit der Reformation nicht mehr gegeben, mit Ausnahme der polnischen Einwanderer bzw. aus Polen eingewanderten Deutschen. Existiert in Deutschland praktisch nur noch in entlegenen Regionen und zeigt auch da bereits Auflösungserscheinungen.)

Cicero
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Beitrag von Cicero »

mr94 hat geschrieben:Existiert in Deutschland praktisch nur noch in entlegenen Regionen und zeigt auch da bereits Auflösungserscheinungen.)

Hervorhebung von mir. Cicero
Laß' das (Fettdruck) keinen Emsländer oder Münsterländer oder Paderborner ... hören.
:kratz: :shock: :kratz: :D

In der Sache hast Du recht. Es ist sogar mehr noch so, daß viele gar nicht sehen wollen, daß wir es hier mit einem Traditionsabriß zu tun haben.

Das gilt um beim Thema zu bleiben im allgemeinen leider auch für die Bischöfe. Wäre dem nicht so, müßten sie ihre Stimme lauter erklingen lassen und davor warnen.
Der Begriff "Mission" darf nur ganz vorsichtig gebraucht werden, denn wir sind ja ein taraditionell christliches Land.
Daß sich die Volkskirche in wohlgefallen auflöst sehen viele nicht oder verschließen die Augen davor.

Unser Pfarrer z.B. macht sich große Sorgen, daß Weihnachten so wenige in die Christmette kommen, ....

... und der Rest des Jahres?

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mr94
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Beitrag von mr94 »

*grins* Ich bin Eichsfelder, jetzt in der Diaspora, weiß also ungefähr, wovon ich rede...

Der Traditionsfaden ist ja noch nicht ganz gerissen, aber es werden seit Jahrzehnten immer weniger Fasern, die noch halten. Jetzt erst merken die ersten Bistümer (nur an fehlenden Kirchensteuereinnahmen!), dass inzwischen signifikante Anteile von Geburtsjahrgängen nicht mehr getauft sind und daher auch ihre Kinder nicht taufen lassen.

Trotzdem höre ich noch von Firmkursen, die sich explizit nicht einmal mehr an kirchenferne, aber wenigstens getaufte Jugendliche wenden - weil die Arbeit mit denen zu schwierig ist und man in der Firmkatechese lieber mit kirchennahen Jugendlichen kuschelt. Scheint mir ein Fall von Salz zu sein, das seinen Geschmack verloren hat.

Klingt vielleicht brutal und ungerecht, aber so geht es m.E. einfach nicht. Diese Art von Rückzug auf eine sogenannte kleine Herde bringt nix, denn irgendwann ist der Traditionsfaden zu dünn... Von den massiven finanziellen Problemen ganz zu schweigen. Dieser Kurs führt geradewegs ins Off.

Gut, wer das möchte, der soll es sagen. Ich halte diesen Weg für verfehlt. Und zwar nicht um eines bestimmten Milieus, sondern um der Frohen Botschaft willen.

Katechumenat für Erwachsene jetzt! (Und das ist natürlich ein Thema für die Bischöfe, die das auf die Agenda ihrer Priester und Diakone setzen müssen. Um beim Thema zu bleiben.)
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Mariamante
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Priester annehmen

Beitrag von Mariamante »

Adenauer sagte einmal: "Wir müssen die Menschen nehmen wie sie sind, wir haben keine anderen".

In gewissem Sinn kann man dies wohl auch auf Bischöfe und Priester anwenden. Aber man sollte nie vergessen, dass auch die Laien eine große Mitverantwortung haben für ihre Priester. Diese wird zuerst im Gebet wahr genommen. Und dort, wo die Laien wahrnehmen, dass "ein anderes Evangelium" verkündet wird, haben sie sicher die Pfllicht aufzustehen, und in Wahrheit und Liebe der Verwässerung des hl. Evangeliums und des kath. Glaubens zu widerstehen.

Mir wurde von einer Pfarre berichtet, wo ein neuer Priester kam, der sehr "glaubenszerstörend" wirkte. Da taten sich die Gläubigen zusammen, und begannen eine Gebetskette: Jeder betete zu einer gewissen Stunde für den Priester. Nach 4 Wochen "bekehrte" er sich.
Gelobt sei Jesus Christus

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