Clemens hat geschrieben:Ob 3. die Beurteilung anhand der Früchte ausreichend ist, erscheint mir auch zweifelhaft. Ich halte es für eine geschichtliche Tatsache, dass Gott sich - warum auch immer - nicht offensichtlich wehrt, wenn sein Name missbraucht wird. Er lässt es zu, dass bei Häretikern und falschen Propheten gute Dinge geschehen und bei Katholiken schlechte. Auch z.B. in Medjugorje wachsen gute Früchte und trotzdem halte ich für ziemlich sicher, dass die Erscheinungen nicht echt sind.
Gut, Du bist zusammen mit anderen Autoren aus "Deinem" Verlag, da ziemlich kritisch.
Etlichen (katholischen) Charismatikern bedeuten diese Botschaften sehr viel, mich selber berühren sie allerdings nicht besonders.
Vielleicht ist es ganz sinnvoll, an diesem Beispiel einmal die "Werkzeuge der Geisterunterscheidung" ganz konkret auszuprobieren und zu demonstrieren.
Zum Vergleich nehme ich eine typischen Text der (meinem Urteil nach eindeutig dämonischen !) "Warnung", wie sie zuletzt
hier Thema war, der sich in ihrer ganzen teuflischen Häme anlässlich der Wahl von PP Franziskus selbst entlarvt.
(ich weigere mich allerdings, diesen dämonischen Text hier einzustellen. Ich werde nur das nötigste zitieren.)
* Schon der erste Eindruck zeigt:
PP Franziskus predigt:
"
„Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel.“ Wenn man Jesus Christus nicht bekennt, bekennt man die Weltlichkeit des Teufels, die Weltlichkeit des Bösen. "
er bekennt also Christus als das Zentrum, und schon heulen die Dämonen los, gegen diesen Mann:
"Ich habe diese Person nicht eingesetzt, die behauptet, in Meinem Namen zu kommen."
Dazu fällt mir direkt
Mt. 8:29 ein, und
Jak. 2:19 - die Analogie ist einfach zu frappierend.
* Dienen diese Worte irgendwie dem Aufbau der Kirche ? (-> 1. Kor. 14) - nicht wirklich, auf mich wirken diese Worte ziemlich beklemmend, und so gar nicht wie die Biblische Botschaft Jesu.
* Entsprechen diese Worte der überlieferten Lehre der Kirche ? - Nee, vielmehr setzen sie sich ständig
über den Katechismus und
über das kirchliche Lehramt !
(Wenn Dir das noch nicht reicht, nimm die folgende Botschaft noch mit dazu (Nr. 733) - die ist noch verheerender - und betrachte sie auf gleiche Weise !)
Nun das Gleiche mit der aktuellen Botschaft aus Medjugorje (
vom 2. Mai):
„Liebe Kinder! Von Neuem rufe ich euch auf, zu lieben und nicht zu richten. Mein Sohn war gemäss dem Willen des himmlischen Vaters unter euch, um euch den Weg des Heils zu zeigen, um euch zu retten und nicht um euch zu richten. Wenn ihr meinem Sohn folgen möchtet, werdet ihr nicht richten, sondern lieben, so wie euch der himmlische Vater liebt. Und wenn es für euch am schwersten ist, wenn ihr unter der Last des Kreuzes fallt, verzagt nicht; richtet nicht, sondern erinnert euch, dass ihr geliebt seid, und lobt den himmlischen Vater wegen Seiner Liebe. Meine Kinder, weicht nicht vom Weg ab, auf dem ich euch führe. Eilt nicht in das Verderben. Mögen Gebet und Fasten euch bestärken, dass ihr so leben könnt, wie sich es der himmlische Vater wünscht; sodass ihr meine Apostel des Glaubens und der Liebe sein werdet; sodass euer Leben jene segnet, denen ihr begegnet; sodass ihr eins werdet mit dem himmlischen Vater und mit meinem Sohn. Meine Kinder, das ist die einzige Wahrheit, die Wahrheit, die zu eurer Bekehrung führt, und dann zur Bekehrung all jener, denen ihr begegnet, die meinen Sohn nicht kennengelernt haben – all jener, die nicht wissen, was es bedeutet zu lieben. Meine Kinder, mein Sohn hat euch die Hirten geschenkt, behütet sie, betet für sie. Ich danke euch! “
* Mein erster Eindruck ist eher positiv: die zentrale Stellung der Liebe entspricht dem Johannes-Evangelium, der Text würde einer Predigt gut zu Gesichte stehen. Mir fallen auch keine Punkte auf, bei denen bei mir die Warnglocken läuteten. (stößt Dir was auf ? - dann sollten wir dem nachgehen !)
* Dienen diese Worte irgendwie dem Aufbau der Kirche ? - doch, schon, würde ich sagen. Gerade jetzt, in den Spannungen zwischen Tradis und Progis ist die Mahnung zum "nicht richten"
sehr angebracht !
(das könnten prophetische Worte sein !)
* Entsprechen diese Worte der überlieferten Lehre der Kirche ?
"[Das Einswerden mit Gott ist] ... die Wahrheit, die zu eurer Bekehrung führt, und dann zur Bekehrung all jener, denen ihr begegnet, die meinen Sohn nicht kennengelernt haben"
das klingt für mich direkt wie eine Gebrauchsanleitung zum "Jahr des Glaubens" ...
Und
".. mein Sohn hat euch die Hirten geschenkt, behütet sie, betet für sie." klingt mir ja nun im allerbesten Sinne katholisch !
* Fragen wir den Hl. Ignatius.
Er sagt:
DIE ERSTE. Es ist Gott und Seinen Engeln in ihren Anregungen eigen, wahre geistliche Freude und Fröhlichkeit zu geben und alle Trauer und Verwirrung, die der Feind herbeiführt, zu entfernen, dessen Art es ist, gegen solche geistliche Fröhlichkeit und Tröstung anzukämpfen, indem er Scheingründe, Spitzfindigkeiten und anhaltende Täuschungen beizieht.
Eher dafür oder eher dagegen ? - ich würde sagen: dafür. Diese Worte schaffen eher Klarheit als Zweifel, eher Trost als Spitzfindigkeiten, oder ?
- - Hier wird man IRL den "Regeln zu dem Zweck, die Geister noch genauer zu unterscheiden" natürlich noch weiter nachgehen ...!
Jedenfalls geht diese Betrachtungsweise viel weiter und tiefer, sie schaut genauer hin, als ein bloßes "an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" - obwohl das natürlich auch stimmt.
Anhand dieser Grundlinien finde ich bei "Medjugorje" letztlich nichts wesentliches, das einer Prüfung nicht standhielte. Es mag alles mögliche mit hineinspielen, eventuell auch allzumenschliches, aber eines kann ich nicht sagen: dass es dämonisch wäre.
So eine Privatoffenbarung sollte man so wie so niemals einem lehramtlichen Text gleichstellen, weder vom theologischen Anspruch noch von ihrem Wert her.
Und selbstverständlich dient mein Urteil nur meiner
persönlichen Einschätzung, wie weit ich bereit bin, mich diesem Text auszusetzen.
Das definitive Urteil obliegt der Kirche, und das ist gut so !