Jungfrauengeburt und leeres Grab

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Geronimo

Jungfrauengeburt und leeres Grab

Beitrag von Geronimo »

Jungfrauengeburt und leeres Grab

Zur Orientierung der von Theologen der Katholischen Integrierten Gemeinde geführten „Akademie für die Theologie des Volkes Gottes“. Eine Klarstellung von Kardinal Joseph Ratzinger.


"Offenbarungkann heilend und rettend nur sein, weil alles Gottes ist, von ihm als dem Schöpfer kommt. Heute gibt es bei aller Lobpreisung der Materie einen subtilen neuen Gnostizismus, der Gott die Materie wegnimmt. Gott wird letztlich auf die Innerlichkeit unserer Subjektivität reduziert. Die Religion gehört gerade nach der Vorstellung des Großteils der modernen Wissenschaft in den Bereich der Subjektivität: Da kann jeder empfinden und fühlen, was er mag. Aber die Welt der Materie – die objektive Welt, die gehorcht anderen Gesetzen, da hat Gott nichts zu suchen.

Ein solcher Gott ist jedoch kein Gott, sondern nur noch ein Element der Psychologie und der Vertröstung. Deshalb ist die Empfängnis Jesu aus der Jungfrau so wichtig: Gottes Geist kann Neues schaffen, in der leibhaftigen Welt, in die Welt des Leibes eingreifen. Und deswegen ist es so wichtig, dass Auferstehung nicht zu einem Interpretament verflüchtigt wird, während man den Leib Jesu im Grab verwesen lässt. Nein, die Materie ist Gottes; das ist gerade deswegen so zentral, weil unser subtiler Gnostizismus dies nicht mehr vertragen kann." (aus kath.net)
(Hervorhebung von mir)

Den ganzen Artikel (ich finde ihn sehr gut) findet man unter:
http://www.kath.net/detail.php?id=8937
Geronimo

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Erich
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Beitrag von Erich »

Haleluja - in die Mülltonne mit der fleischlosen Auferstehung!!
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Die Fleischerinnung hat geschrieben:Haleluja - in die Mülltonne mit der fleischlosen Auferstehung!!
Vegetarier waren mir schon immer suspekt :D :D :D

Peter
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Beitrag von Peter »

Mir auch!

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Die Auferstehung ohne leeres Grab erschien mir im Studium als ein wirklich herausforderndes gedankliches Experiment. Könnte ich auch dann noch an die Auferstehung glauben, wenn ein Archäologe sicher nachweisbar das Grab Jesu fände und der Leichnam darin wäre?

An eine Auferstehung ins Kerygma könnte ich dann schon noch glauben, allerdings stellte sich mir schon damals ernsthaft die Frage, ob das nicht schon pathologisch wäre. Der Weg zur Psychose wäre nur noch ganz kurz und wir gelangten zu der Aussage des Hl. Paulus, wenn Christus aber nicht auferstanden ist...
Damit würden wir zu Lügnern und Betrügern.
Paulus gibt das selbst zu.
Und hält dagegen, daß er aber nun mal auferstanden ist.
Ob Paulus sich wohl auch schon mit so einem Quatsch auseinandersetzen mußte?

Nun bin ich ein Fan von bunten Bildern und stelle mir folgendes bunte Bild einmal vor:
Petrus & Co laufen resurrexit rufend durch die Straßen, während jeder nur mal am Stein vorbei spinxen muß, um zu sehen, daß da noch der Leichnam drin ist. Gab es in ancient Israel eigentlich Klapsmühlen? Die hätten auf diesem Wege ein paar neue neue Bewohner bekommen und das Thema wäre erledigt gewesen.

Für so klug halte ich die Apostel doch schon, daß ihnen dies bewußt war. Die Botschaft von der Auferstehung konnten sie überhaupt nur verkünden, wenn das Grab wirklich leer war. Alles andere ergibt überhaupt keinen Sinn, wenn man einfach, klar und gerade denkt.

Und die Botschaft ist einfach, klar und gerade: Er ist auferstanden.
Daraus folgt für mich, daß Grab ist leer.

Alles andere sind Glasperlenspiele.
Zuletzt geändert von Cicero am Donnerstag 18. November 2004, 15:36, insgesamt 1-mal geändert.

Pina Colada
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Beitrag von Pina Colada »

@ Cicero:
Das bringst du prima auf den Punkt. :ja:

Der Herr ist auferstanden!

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Ich verstehe diesen Minimalismus nicht ganz. Derselbe Zeuge, der das leere Grab beglaubigt, beglaubigt mir auch die Sintflut oder den Exodus aus Ägypten, mit derselben Autorität. Was immer davon gelogen sein mag, muß notwendigerweise die Glaubwürdigkeit des gesamten Zeugnisses beschädigen. Abgekoppelt von der Geschichtlichkeit ist der christliche Glaube nicht denkbar, und diese Historizität ruht auf weitaus mehr als nur einem einzigen Fokalpunkt.

Peter
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Beitrag von Peter »

Ich verstehe den Begriff «Minimalismus» in diesem Zusammenhang nicht ganz …

So ganz klar ist mir auch nicht wen konkret du mit «derselbe Zeuge» meinst.

Weiterhin ist mir unklar, was die moralische Klassifizierung «Lüge» im Zusammenhang mit einer Erzähltradition bedeuten soll.

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Ich verstehe den Begriff «Minimalismus» in diesem Zusammenhang nicht ganz …
Ich meine damit den Anspruch, daß aus der Überlieferung nichts weiter als die Auferstehung tatsächlich, geschichtlich wahr zu sein braucht, um den Glauben zu stützen. Ich denke, das reicht nicht.
So ganz klar ist mir auch nicht wen konkret du mit «derselbe Zeuge» meinst.
Die Kirche. Sie beglaubigt die Unfehlbarkeit der Bibel.
Weiterhin ist mir unklar, was die moralische Klassifizierung «Lüge» im Zusammenhang mit einer Erzähltradition bedeuten soll.
Entschuldigung, das Wort war schlecht gewählt. Ich meinte objektive Unwahrheit, ohne Täuschungsabsicht als wahr vorgetragen.

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Danke. Mir ist aber immer noch nicht ganz klar, welche Absicht du mit deinem Einwurf verbindest.

Der Begriff der Zeugenschaft ist ja in Bezug auf die Auferstehung sehr wörtlich und sehr eng zu sehen – anders als im Falle des Exodus und anderer alttestamentlicherBerichte, und erst recht anders als im Falle einer Geschichte, die in den Bereich der sogenannten «Urgeschichte» gehört. Hier unterscheidet die Kirche sehr wohl – und schon sehr früh; mir ist als erste Auseinandersetzung mit der nötigen Exegese De doctrina christiana des Hl. Augustinus bekannt – nach den notwendigen Unterscheidungsmerkmalen, mit denen ein berichtetes Ereignis historisch einzuschätzen ist.

In der Zeugenschaft der Auferstehung geht es um den Kreis der Apostel, nach Apg 1, 21f («Einer von den Männern, die die ganze Zeit mit uns zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und (in den Himmel) aufgenommen wurde, - einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein.») ist die unmittelbare Zeugenschaft ja auch Voraussetzung für das Apostelamt.

Zudem habe ich den Einwurf «Wenn du die leibliche Auferstehung behauptest, dann muß alles andere auch wahr (gleichbedeutend mit «faktisch so pasiert») sein. Das leuchtet mir nicht ein. Mir scheint dieser Ansatz zunächst von der Ideologie auszugehen – wertneutral formuliert.

Ich wäre stark dafür, das Auferstehungsgeschehen, wie Cicero es tat, einmal ganz phänomenologisch (ich meine damit einfach von den wahrzunehmenden Begebenheiten) zu betrachten: Was ist passiert? Wie konnte dies oder jenes sich ereignen? Wer hat wem in einer skeptischen Gesellschaft welche Botschaft verkündet?

Ich glaube, wenn man das wirklich kritisch tut, dann kommen zunächst diejenigen ins Schwimmen, die von einer Auferstehung Christi «ins Kerygma» – also in die Verkündigung – hinein reden. Dieses Erklärungsmodell verliert dann ganz schnell an Glaubwürdigkeit.

(Bin aber nicht sicher, ob ich dich nun wirklich in deiner Intention verstanden habe. Zumal deine Äußerung: «Ich meine damit den Anspruch, daß aus der Überlieferung nichts weiter als die Auferstehung tatsächlich, geschichtlich wahr zu sein braucht, um den Glauben zu stützen. Ich denke, das reicht nicht» für mich noch nicht einzuordnen ist. Ich meine ja nicht, daß das irgendwer in diesem Thread behauptet hat.)

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Ich wollte anknüpfen an Ciceros Frage, ob es pathologisch wäre, Christ zu bleiben, wenn ein Archäologe die Auferstehung falsifiziert. Das ist für mich gar keine Frage -- selbstverständlich wäre es das. Welchen Wert hat ein Märchen?

Deshalb gehe ich weiter und frage: Wäre es nicht ebenso pathologisch, am Glauben festzuhalten, wenn unser imaginärer Archäologe nachweisen würde, daß Moses nie gelebt hat? Oder Noah? Abraham? Adam? Müssen wir nicht deren Materie und historische Realität genau so fest bekennen wie des leeren Grabes, um nicht zu Gnostikern zu werden, die sich vor dem nächsten Galileo fürchten?

Und dabei nichts gegen Augustinus, aber er und Origenes sind schon Anomalien unter den Vätern, indem sie in ihren symbolischen Deutungen so weit gehen wie niemand sonst; aber selbst sie würden es nicht wagen, Adam für eine Ansammlung früher Hominiden zu halten, und Abraham für die idealisierte Schnittmenge alter Patriarchen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pelikan hat geschrieben:»Und dabei nichts gegen Augustinus, aber er und Origenes sind schon Anomalien unter den Vätern, indem sie in ihren symbolischen Deutungen so weit gehen wie niemand sonst; aber selbst sie würden es nicht wagen, Adam für eine Ansammlung früher Hominiden zu halten, und Abraham für die idealisierte Schnittmenge alter Patriarchen.«
Entschuldige, Pelikan, aber mit diesem ausgesporchen ärgerlichen Absatz hast du mich von deinem eigentlichen Anliegen weit weggebracht. Wie um alles in der Welt kommst du denn auf diesen abstrusen Vergleich zwischen Augustin und Origenes (welcher keineswegs zu den Vätern zählt)?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Ich denke nicht, daß Origenes meiner Verteidigung bedarf. Heilige (und der Katechismus) zitieren ihn mit Wohlwollen, und der Papst würdigt seine Verdienste um die Verteidigung des Glaubens (Fides et Ratio, 39). Seine große Liebe zu Schrift und Kirche überwiegt offensichtlich seine Exzesse.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Pelikan hat geschrieben:Ich denke nicht, daß Origenes meiner Verteidigung bedarf
Das hat schon ein ganz Großer der Theologie getan:
Hans Urs von Balthasar: Origenes. Geist und Feuer. Ein Aufbau aus seinen Schriften, Johannes Verlag Einsiedeln 1991 (3. Aufl.)

http://www.johannes-verlag.de/3049.htm

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Pelikan hat geschrieben:Und dabei nichts gegen Augustinus, aber er und Origenes sind schon Anomalien unter den Vätern, indem sie in ihren symbolischen Deutungen so weit gehen wie niemand sonst; aber selbst sie würden es nicht wagen, Adam für eine Ansammlung früher Hominiden zu halten, und Abraham für die idealisierte Schnittmenge alter Patriarchen.
Ich denke, heute würden sie es wagen.

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