"Religionsunterricht"?

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Robert Ketelhohn
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Robert Ketelhohn »

taddeo hat geschrieben:aber wenn der Staat etwa interreligiöse Themen drinhaben will, dann ist kaum Widerspruch möglich.
Widerspruch ist da nicht nur möglich, sondern unter schwerer Sünde geboten. Hier muß das Motto lauten: Wir scheißen euich vor den Koffer.

(Das Problem sind dabei vor allem die U-Boote in den eigenen Reihen, vor allem ganz oben.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Berolinensis
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Berolinensis »

Gamaliel hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Diejenigen, die der Staat vorgibt, also in Deutschland das jeweilige Länder-Kultusministerium.
Im Rahmen dieser Vorgaben darf die Kirche den Inhalt nach ihren Anschauungen festlegen;
aber wenn der Staat etwa interreligiöse Themen drinhaben will, dann ist kaum Widerspruch möglich.
Der Staat stellt die komplette Infrastruktur für den RU (Schulen, Lehrer, Ausbildung, Gehälter),
drum hat er sehr weitgehende Rechte. Es wäre trotz Konkordat ein leichtes, die Mitwirkung der Kirche
am Inhalt des RU auf ein Minimum zu beschränken, das gerade noch das Recht einhält.
Keine Ahnung auf welche rechtlichen Grundlagen Du Deine Anschauung stützt, in den konkordatären Bestimmungen findet sie - soweit ich sehe - jedenfalls keinen Rückhalt. Im Reichskonkordat (Artikel 21) heißt es beispielsweise:
Der katholische Religionsunterricht in den Volksschulen, Berufsschulen, Mittelschulen und höheren Lehranstalten ist ordentliches Lehrfach und wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der katholischen Kirche erteilt. [...] Lehrstoff und Auswahl der Lehrbücher für den Religionsunterricht werden im Einvernehmen mit der kirchlichen Oberbehörde festgesetzt. [...]
Es wäre ein Leichtes für die Kirche (gewesen) unter Hinweis auf die "Grundsätze der katholischen Kirche", den ganzen Plunder über andere Religionen, Esoterik, Drogen, blablabla... aus dem Unterricht fernzuhalten. (Ob der Staat diese Themen dann entfallen läßt oder sie in einem zusätzlichen Fach "Ethik" oder in "Gesellschaftskunde" oder im Mathematikunterricht behandelt, ist seine Sache.)
Ganz genau, vielen Dank für das heraussuchen, Gamaliel. Taddeo, wie kommst du zu deiner befremdlichen Auffassung? Alles andere würde ja auch schon nach staatlichem Recht gegen Art. 4 GG verstoßen.

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taddeo
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von taddeo »

Ich hab momentan nicht die Zeit, das ausführlicher zu beschreiben, wie ich es meine. Vielleicht komm ich noch mal dazu.
Soviel kann ich aber verraten: Durch die Berufs- und Verbandstätigkeit meiner Frau habe ich mehr Einblick in dieses System des RU gewonnen, als mir lieb ist. Und es läuft de facto so, daß die Kultusbürokratie im Ministerium maßgeblich für den Inhalt des RU zuständig ist, denn sie verfaßt den Lehrplan. Unter Mitwirkung kirchlicher Stellen, versteht sich, aber die sind nicht im geringsten daran interessiert, das gute Einvernehmen mit dem Staat in Frage zu stellen. Bischöfe, die einen Eid auf die Verfassung unseres Landes schwören mußten, werden einen Teufel tun und die Organe dieses Staates hinterfragen, der sich noch dazu alimentiert.

@ Robert: Daß Mission die Aufgabe des RU sein sollte, halte ich für illusorischen Schwachsinn. Mission ist Aufgabe der Kirche und nicht des Staates. Ist es nicht Berlin gewesen, das den RU als Pflichtfach abgeschafft hat oder dies wollte?
Ich bleibe bei meiner Auffassung: Die Kirche hat unter dem Vorwand des RU jegliche Katechese wegfallen lassen - ein Defizit, das sie kaum mehr wird gutmachen können. Dazu kommt, daß die eigentlich entscheidende, wichtigste Katechese zuhause am Küchentisch passieren müßte, indem die Eltern mit ihren Kindern die entsprechenden Themen bereden. Wenn das nicht passiert, kann man alles andere auch vergessen.

Thomas_de_Austria
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Thomas_de_Austria »

taddeo hat geschrieben:Bischöfe, die einen Eid auf die Verfassung unseres Landes schwören mußten, werden einen Teufel tun und die Organe dieses Staates hinterfragen, der sich noch dazu alimentiert.
Dass dem so ist, befürchte ich auch. Wobei, was heißt "befürchte"? Dem ist sicher so ...
Hier muß das Motto lauten: Wir scheißen euch vor den Koffer.
Schön wäre es. Ich war als Schüler der Einzige, der eine gewisse Form des "Widerstandes" vorgebracht hat (anfänglich, bis ich bei noch einigen, ein gewisses, beschränktes "Bewusstsein" von der Sache hervorgebracht habe) und im kleinen Kreis gewissen, besonders krassen Auswüchsen etwas entgegenhalten konnte. Leider sind die Lehrer in den genügend Fällen völlig "auf Linie", ebenso genügend Priester und was sich in den "höheren Regionen" so abspielt, sieht man eh hier im Forum ...

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Gamaliel
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Gamaliel »

taddeo hat geschrieben:Unter Mitwirkung kirchlicher Stellen, versteht sich, aber die sind nicht im geringsten daran interessiert, das gute Einvernehmen mit dem Staat in Frage zu stellen. Bischöfe, die einen Eid auf die Verfassung unseres Landes schwören mußten, werden einen Teufel tun und die Organe dieses Staates hinterfragen, der sich noch dazu alimentiert.
Tja, die Betroffenen sollten sich halt entscheiden welchem Herrn sie dienen, denn bekanntlich kann man nicht zwei Herren dienen.

taddeo hat geschrieben:Dazu kommt, daß die eigentlich entscheidende, wichtigste Katechese zuhause am Küchentisch passieren müßte, indem die Eltern mit ihren Kindern die entsprechenden Themen bereden. Wenn das nicht passiert, kann man alles andere auch vergessen.
Dem würde ich so nicht zustimmen. Die primäre Aufgabe der Eltern ist es eine fromme katholische Atmosphäre in der Familie zu schaffen und ihren Kindern ein gutes Beispiel zu geben. Natürlich erklären sie ihren Kindern auch Dinge des Glaubens, Gebete, biblische Geschichte,... aber die Katechese im engen Sinn, gerade wenn die Kinder älter sind, muß von dazu befähigten Personen (Pfarrer, Kaplan,...) erfolgen, damit da keine Einfältigkeiten, Schiefheiten, Frömmelein, Aberglaube,... Einzug halten, sondern die Lehre der Kirche.

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martin v. tours
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von martin v. tours »

Gamaliel,da magst Du recht haben.
Aber Taddeo hat mit seiner Zustandsbeschreibung leider auch recht. Das bedeutet,wenn man nicht durch viel Glück einen wirklich katholischen RU-Lehrer/in bekommt.ist der RU ehr zu vergessen.
Ich habe keine Kinder im Schulpflichtigen Alter. Hätte ich sie, würde ich ein Gespräch mit dem RU-Lehrer/in suchen. Sollte ich in diesem Gespräch feststellen, das die entsprechende Person für katholischen Untericht ungeeignet ist, würde ich mein Kind vom Unterricht abmelden.
martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
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Gamaliel
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Gamaliel »

martin v. tours hat geschrieben:Das bedeutet,wenn man nicht durch viel Glück einen wirklich katholischen RU-Lehrer/in bekommt.ist der RU ehr zu vergessen.
Aus traditioneller Sicht ist der Religionsunterricht - wie er derzeit erteilt wird - von vornherein zu vergessen. Ich habe hier beispielsweise die aktuellen Lehrpläne für die 4 Jahre Volksschule liegen; diese sind bestenfalls als Brennmaterial zu gebrauchen.

martin v. tours hat geschrieben:Ich habe keine Kinder im Schulpflichtigen Alter. Hätte ich sie, würde ich ein Gespräch mit dem RU-Lehrer/in suchen. Sollte ich in diesem Gespräch feststellen, das die entsprechende Person für katholischen Untericht ungeeignet ist, würde ich mein Kind vom Unterricht abmelden.
Wie gesagt, aus traditioneller Sicht kann man das Kind von vornherein abmelden. Das Problem ist nur der unbedingt erforderliche Ersatz. Welche Eltern haben die Zeit, die notwendigen Kenntnisse, Unterlagen,... um ihren Kindern einen systematischen, regelmäßigen und altersgerechten Hausunterricht bieten zu können? Es gibt einige wenige, die das (theoretisch) können, aber im Allgemeinen werden sie auf die Unterstützung durch einen Priester angewiesen sein. Auch die Methode des "Fernkatechismus" kann eine Alternative sein.
Zuletzt geändert von Gamaliel am Sonntag 28. November 2010, 08:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Linus
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Linus »

Zum Unterrichtsmaterial ist WB Launs http://www.glaube-und-leben.at/buchuebersicht.php

zu empfehlen.
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martin v. tours
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von martin v. tours »

Gamaliel
Für mich würde sich,Kinder vorrausgesetzt, das Problem nicht stellen, da die Piusbruderschaft, Kinderkatechese anbietet (ich glaube das gibt es auch bei der Petrusbruderschaft?)
martin v. tours
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Gamaliel
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Gamaliel »

Linus hat geschrieben:Zum Unterrichtsmaterial ist WB Launs http://www.glaube-und-leben.at/buchuebersicht.php

zu empfehlen.
Ich würde sagen, die Empfehlung gilt nicht uneingeschränkt, aber jedenfalls sind seine Bücher wesentlich besser, als die offiziell im Unterricht zur Anwendung kommenden.

Ebenfalls brauchbar, auch wenn Stil und Aufmachung nicht jedermanns Sache ist, sind die Bücher von P. Raphael Nießner. (Diese stehen z.B. auch auf der offiziellen Lehrmittelliste des Erzbistums Vaduz.)

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taddeo
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von taddeo »

martin v. tours hat geschrieben:Ich habe keine Kinder im Schulpflichtigen Alter. Hätte ich sie, würde ich ein Gespräch mit dem RU-Lehrer/in suchen. Sollte ich in diesem Gespräch feststellen, das die entsprechende Person für katholischen Untericht ungeeignet ist, würde ich mein Kind vom Unterricht abmelden.
martin v. tours
In Bayern wäre das nicht möglich, solang Dein Kind nicht "aus der Kirche ausgetreten" ist.
Der konfessionelle RU ist bei uns Pflichtfach wie Mathe oder Deutsch, und zwar für alle, die formell als "rk" gemeldet sind.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

taddeo hat geschrieben:
martin v. tours hat geschrieben:Ich habe keine Kinder im Schulpflichtigen Alter. Hätte ich sie, würde ich ein Gespräch mit dem RU-Lehrer/in suchen. Sollte ich in diesem Gespräch feststellen, das die entsprechende Person für katholischen Untericht ungeeignet ist, würde ich mein Kind vom Unterricht abmelden.
martin v. tours
In Bayern wäre das nicht möglich, solang Dein Kind nicht "aus der Kirche ausgetreten" ist.
Der konfessionelle RU ist bei uns Pflichtfach wie Mathe oder Deutsch, und zwar für alle, die formell als "rk" gemeldet sind.
Du meinst: "... ohne stattdessen Ethikunterrich zu haben", oder? Zu Ethik wechseln kann man doch auch, wenn man nicht ausgetreten ist. (Nur taugt das eben auch nicht mehr.) Oder bin ich da einfach nur nicht richtig informiert?

Vulpius
Domum superborum demolietur Dominus.

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AxelLCH
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von AxelLCH »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
martin v. tours hat geschrieben:Ich habe keine Kinder im Schulpflichtigen Alter. Hätte ich sie, würde ich ein Gespräch mit dem RU-Lehrer/in suchen. Sollte ich in diesem Gespräch feststellen, das die entsprechende Person für katholischen Untericht ungeeignet ist, würde ich mein Kind vom Unterricht abmelden.
martin v. tours
In Bayern wäre das nicht möglich, solang Dein Kind nicht "aus der Kirche ausgetreten" ist.
Der konfessionelle RU ist bei uns Pflichtfach wie Mathe oder Deutsch, und zwar für alle, die formell als "rk" gemeldet sind.
Du meinst: "... ohne stattdessen Ethikunterrich zu haben", oder? Zu Ethik wechseln kann man doch auch, wenn man nicht ausgetreten ist. (Nur taugt das eben auch nicht mehr.) Oder bin ich da einfach nur nicht richtig informiert?

Vulpius
Ja, das kann jeder, unabhängig seiner Konfession (es sei denn, die Schule ist konfessionell gebunden und damit nicht dazu verpflichtet Ethikunterricht anzubieten, in diesem Fall muss dann eben eine staatliche Schule besucht werden :-) )

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Knecht Ruprecht
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Knecht Ruprecht »

Also ich halte den Religionsunterricht an deutschen Schulen für einen Witz. Ich verstehe gar nicht, wieso es überhaupt diesen Witzreligionsunterricht an deutschen Schulen gibt. Entsprechend verstehe ich nicht, wieso es überhaupt diesen politischen Kampf in Berlin gab, der letzten Endes dazu geführt hat, dass zumindest in Berlin dieser Witzreligionsunterricht zu Ende ist. Besser kein Religionsunterricht an deutschen Schulen als so ein Mist, den es gibt.
An den Religionsunterricht in der Grunschule Klasse 1-4 kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Der Religionsunterricht in der Realschule Klasse 5-10, bestand aus den im Intervall sich wiederholenden Themen: Alkohol, Drogen, Nationalsozialismus, Sekten. Der Religionsunterricht bestand ja aus Textarbeit, Gelaber, Film gucken, Gelaber. So wurden insgesamt 8 Schuljahre, Grundschule nicht mitgerechnet, dafür die Berufschule hinzugerechnet, mit den vier genannten Tätigkeiten in den vier genannten Themen gefüllt. Wobei in der Berufschule Religions- uns Sportunterricht völlig fehl am Platz sind, dort hat man wirklich mit Berufsrelevanten Fächern zu tun, so dass Religions- uns Sportunterricht einfach nur Zeitverschwändung waren und man die Zeit lieber für Mathe und andere schwierige Fächer hätte ersetzen müssen.
Das Beste am Religionsunterricht an der Berufsschule war der junge evangelische Pfarrer, der diesen durchführte, zumindest solange, bis er eine Gemeinde zugeordnet bekam. Während es in der Realschule noch konfessionsgetrennten Religionsunterricht gab, spielte das in der Berufschule keine Rolle mehr. Wobei das eh völlig egal war bei dem Witzfach Religionsunterricht. In der ersten Religionunterrichtsstunde an der Berufschule lass der ev. Pfarrer jedenfalls gleich aus der Landesverfassung von NRW vor, dass Religionsunterricht zur Schulpflicht gehört usw., offensichtlich musste sich dieser wohl in der Vergangenheit rechtfertigen, was Religionsunterricht an der Berufschule verloren hat. Der nächste erinnerungswürde Punkt war, dass der ev Pfarrer wohl im Gremium sass, wer seinen Platz auf seiten der ev. Kirche an der Berufschule einimmt, da er inzwischen eine Gemeinde zugeordnet bekam. Da erzählte er, dass sich auf eine Stelle ua. kurz vor der Pensionierung stehende Pfarrer beworben haben, anscheind ganz nach dem Motto, kurz vor der Rente noch eine ruhige Kugel an der Berufschule schieben zu können. Solche Leute wollte das Gremium natürlich nicht an die Berufschule schicken. Ja das war alles aus 8 Jahren Religionsunterricht an deutschen Schulen, die Grundschuljahre nicht mitgerechnet. Also mich schlau gemacht über das Christentum, geschweige denn über die Katholische Kirche hat mich der Religionsunterricht an deutschen Schulen nicht.

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cantus planus
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von cantus planus »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Besser kein Religionsunterricht an deutschen Schulen als so ein Mist, den es gibt.
Da muss ich zustimmen. War es Dr. Barth oder Mosebach, der sagte, um den Glauben seiner Kinder zu retten habe nur noch die Abmeldung vom Religionsunterricht geholfen? Ich glaube das sofort.
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Wobei in der Berufschule Religions- uns Sportunterricht völlig fehl am Platz sind, dort hat man wirklich mit Berufsrelevanten Fächern zu tun, so dass Religions- uns Sportunterricht einfach nur Zeitverschwändung waren und man die Zeit lieber für Mathe und andere schwierige Fächer hätte ersetzen müssen.
Mein Lieber, nimm es mir nicht übel - zumal es hier am Thema vorbei ist: du hast den Wert umfassender Bildung offenbar nicht begriffen.
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Also mich schlau gemacht über das Christentum, geschweige denn über die Katholische Kirche hat mich der Religionsunterricht an deutschen Schulen nicht.
Ja. In meiner damaligen Realschulklasse hat der Religionsunterricht - vermutlich unfreiwillig - vor allem gute Argumente für einen Kirchenaustritt geliefert. Ich war damals auch kurz vorm Absprung. Dank dem Herrn, dass er mir im rechten Augenblick die richtigen Leute zur Seite gestellt hat!
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Raimund J.
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Raimund J. »

cantus planus hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Besser kein Religionsunterricht an deutschen Schulen als so ein Mist, den es gibt.
Da muss ich zustimmen. War es Dr. Barth oder Mosebach, der sagte, um den Glauben seiner Kinder zu retten habe nur noch die Abmeldung vom Religionsunterricht geholfen? Ich glaube das sofort.
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Wobei in der Berufschule Religions- uns Sportunterricht völlig fehl am Platz sind, dort hat man wirklich mit Berufsrelevanten Fächern zu tun, so dass Religions- uns Sportunterricht einfach nur Zeitverschwändung waren und man die Zeit lieber für Mathe und andere schwierige Fächer hätte ersetzen müssen.
Mein Lieber, nimm es mir nicht übel - zumal es hier am Thema vorbei ist: du hast den Wert umfassender Bildung offenbar nicht begriffen.
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Also mich schlau gemacht über das Christentum, geschweige denn über die Katholische Kirche hat mich der Religionsunterricht an deutschen Schulen nicht.
Ja. In meiner damaligen Realschulklasse hat der Religionsunterricht - vermutlich unfreiwillig - vor allem gute Argumente für einen Kirchenaustritt geliefert. Ich war damals auch kurz vorm Absprung. Dank dem Herrn, dass er mir im rechten Augenblick die richtigen Leute zur Seite gestellt hat!
Der Trend geht natürlich verstärkt dahin, daß im schulischen Religionsunterricht wohl auch kaum etwas anderes als in den staatlichen säkularen Medien vermittelt werden soll. Gestern abend kurz vor 18.00 Uhr kam in irgend einem Radioprogramm des Bayerischen Rundfunks ein kurzer Wortbeitrag "zum Sonntag". Sprecherin war irgend eine evangelische Amtsträgerin. Vom 1. Advent erfuhr man kein Wort, aber um so heftiger wurde gejubelt, daß jetzt endlich schwul/lesbische Paare im Pfarrhaus wohnen dürfen.
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Marion
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Marion »

Gamaliel hat geschrieben:Auch die Methode des "Fernkatechismus" kann eine Alternative sein.
Nicht schlecht dieses Angebot!

Die Bruderschaft erkennt halt die Probleme der Kirche in dieser Welt und löst sie auch für alle willigen :klatsch:
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cantus planus
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von cantus planus »

Derlei Angebote gibt es auch von anderen Gemeinschaften. Auch sog. "Movimenti" bieten da teilweise lobenswerte Sachen an. Aber für mich ist es einfach inakzeptabel, dass hier irgendwelche Gemeinschaften hinter den Bischöfen aufräumen müssen, die an einem großteils vollkommen kontraproduktiven Unterricht sowie unbrauchbarer Erstkommunions- und Firmvorbereitung festhalten.

Für Einzelne mag das eine Lösung darstellen. Aber ich vergleiche es mit der Kritik am Schulsystem: natürlich kann sich das dadurch erledigen, dass alle Eltern ihre Kinder auf Privatschulen schicken oder auf ausländische Internate. Doch ist damit das Problem wirklich gelöst? Wohl kaum.
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Marion
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Marion »

cantus planus hat geschrieben:Aber für mich ist es einfach inakzeptabel, dass hier irgendwelche Gemeinschaften hinter den Bischöfen aufräumen müssen, die an einem großteils vollkommen kontraproduktiven Unterricht sowie unbrauchbarer Erstkommunions- und Firmvorbereitung festhalten.
Was willst du machen? Man kann sie ja nicht zwingen. Die Erde dreht sich trotzdem weiter und die Kinder brauchen Katechese, unabhängig davon ob Bischöfe diese Aufgabe anständig übernehmen wollen oder auch nicht.
cantus planus hat geschrieben:Doch ist damit das Problem wirklich gelöst?
Für jeden einzelnen willigen ist es so gelöst, ja.
Zuletzt geändert von Marion am Sonntag 28. November 2010, 14:27, insgesamt 1-mal geändert.
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cantus planus
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von cantus planus »

Richtig. Wie gesagt: als Individuallösung natürlich tragbar. Aber das Ärgernis als solches bleibt bestehen.
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Marion
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Marion »

cantus planus hat geschrieben:Richtig. Wie gesagt: als Individuallösung natürlich tragbar. Aber das Ärgernis als solches bleibt bestehen.
Ein sehr großes Ärgernis, ja!
Nur haben wir keine Macht, dieses zu beseitigen und können dem Herrn danken, daß er uns nicht hängen lässt ;)

Ich glaube nämlich immernoch nicht, daß die Kirche von unterher irgendwie manipuliert oder geändert werden kann.
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Benedikt

Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Benedikt »

cantus planus hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Wobei in der Berufschule Religions- uns Sportunterricht völlig fehl am Platz sind, dort hat man wirklich mit Berufsrelevanten Fächern zu tun, so dass Religions- uns Sportunterricht einfach nur Zeitverschwändung waren und man die Zeit lieber für Mathe und andere schwierige Fächer hätte ersetzen müssen.
Mein Lieber, nimm es mir nicht übel - zumal es hier am Thema vorbei ist: du hast den Wert umfassender Bildung offenbar nicht begriffen.
Du hast anscheinend den Sinn von Berufsschulen nicht begriffen. Diese sollen nämlich ausbildungsbegleitend Fachkenntnisse vermitteln. Allgemeinbildung soll auf den allgemeinbildenden Schulen vermittelt werden. So wie es derzeit läuft, sind Berufsschulen allerdings oftmals pädagogischer Ringelpietz und Zeitverschwendung.

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Lioba
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Lioba »

Zum Strangtitel fiel mir grade dies ein:

Im Liederbuch meines Urgroßvaters gibt es noch ein Lied für die Beerdigung des Religionslehrers:

Fromm, wie er gewandelt hat, endet sich zum Trost der Seinen unsers Lehrers Ehrenpfad und wir schau'n ihm nach und weinen. Ach, er hat uns treu belehret und zum Guten hingekehret.
Was Dein Wort uns lieben heißt, Vater, das hat er verkündet und , gestärkt durch deinen Geist, vieler Seelen Heil gegründet. Uns zu Jesu zu erheben, war sein eifrigstes Bestreben. etc
Melodie Liebster Jesu wir sind hier...
Apropos weinen- selbst noch meine Schwiegermutter und meine Mutter haben geweint als ihre langjährigen Gemeindepfarrer fortgingen. Das klingt grässlich sentimental, aber inzwischen denke ich, dass auch die innere Verbundenheit zwischen Seelsorger und Gemeinde bzw. Lehrer und Schüler mit der Verbindlichkeit des eigenen Glaubens zusammenhängen.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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incarnata
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von incarnata »

Habe kürzlich gehört,dass in einigen Bundesländern orthodoxer Religionsunterricht angeboten wird.
vielleicht ist der eine Alternative.Vermutlich lernt man da mehr "katholisches",als im sog.katholischen
Unterricht. Hat jemand Erfahrungen mit orthodoxem Unterricht ?Ich glaube es gibt ihn nur
griechisch-orthodox,nicht russisch.
Es scheint aber auch noch Möglichkeiten zu geben,trotz offiziösem Lehrplan den Kindern
wesentliche Grundlagen des Glauben beizubringen,wenn man will.Zumindest ist dies den Vorträgen dieses Pfarrers Fritz Mai aus Ratingen bei radio Horeb zu entnehmen,der immer wieder aus seinen Religionsunterrichterfahrungen berichtet,wobei es um Dinge wie das richtige Beten,das Wesen der Eucharistie,die auferstehung etc. geht,kein Soziologenblabla.
Er scheint auch wirklich am Seelenheil "seiner" Kinder interessiert zu sein-die würden möglicherweise sogar auch weinen,sollte ihm etwas zustossen
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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Lioba
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Lioba »

Wie ist denn deine Erfahrung? Ich finde, dass neben Vermittlung von Sachwissen auch Lebensbilder nützlich sein könnten.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

Thomas_de_Austria
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Tja, so war das 'mal:
Katechismus von Basel hat geschrieben:Die Lehre vom christlichen Glauben, von den Gnadenmitteln und von den Geboten ist enthalten im Katechismus. Er wird im Religionsunterricht erklärt.
Religionsunterricht ist der wichtigste Unterricht. Er zeigt dir den Weg zum Himmel.

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Gamaliel
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Gamaliel »

Thomas_de_Austria hat geschrieben:Tja, so war das 'mal:
Katechismus von Basel hat geschrieben:Die Lehre vom christlichen Glauben, von den Gnadenmitteln und von den Geboten ist enthalten im Katechismus. Er wird im Religionsunterricht erklärt.
Religionsunterricht ist der wichtigste Unterricht. Er zeigt dir den Weg zum Himmel.
Ein schönes Zitat! Dem füge ich gleich noch ein anderes bei:
Katechismus von Papst Pius X. hat geschrieben:Ist es notwendig, die von Jesus Christus verkündete Lehre zu lernen?

Es ist gewiß notwendig, die von Jesus Christus verkündete Lehre zu lernen, und jene sündigen schwer, die es unterlassen.
Damit ist auch die Eigeninitiative der Katholiken angesprochen. Es geht also nicht an sein mangelndes Glaubenswissen mit einem schlechten Religionsunterricht zu entschuldigen, oder sich mit den im Erwachsenenalter noch rudimentär vorhandenen Erinnerungsfetzen an den Erstkommunionunterricht zu begnügen. Nein, der Christ ist verpflichtet sich ein (seinem Stand und Fähigkeiten entsprechendes) Glaubenswissen anzueignen.

ad_hoc
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von ad_hoc »

Absolut korrekt!

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Gamaliel
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Gamaliel »

Zufällig gefunden: Ein schon älteres Zitat (1984) aus einem Brief an den inzwischen verstorbenen Erzbischof Degenhardt. Die Verfasserin des Briefes ist eine Nichte von Kardinal Frings (+1978). Ihr Schwager steht der FSSPX nahe:
Mitteilungsblatt der FSSPX, Mai 1984 hat geschrieben:Ich beanspruche für mich keineswegs irgendwelche Exklusivrechte, aber ich fühle mich an mein Firmversprechen ebenso gebunden wie an das Versprechen bei der Taufe meiner Kinder, sie im römisch-katholischen Glauben zu erziehen. Das wird einem aber in manchen katholischen Gemeinden, Jugendverbänden und im Religionsunterricht mancher Schulden unmöglich gemacht. So riet uns schon vor Jahren unser Onkel Joseph, Kardinal Frings, dringend, unsere Kinder vom Religionsunterricht abzumelden, als er hörte, was sie dort lernten.
So stand es also mancherorts bereits um den Religionsunterricht in den 70er Jahren.

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overkott
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Reli-Unterricht neu überdenken?

Beitrag von overkott »

Eine Bierzeitung zum Abi ist beides: Spaß und Ernst, Dichtung und Wahrheit sind nicht immer sauber von einander zu trennen. Allerdings sollte man eine Bierzeitung als Stimmungsindikator nicht unterschätzen. Das gilt zum Beispiel für die Bewertung von Unterrichtsfächern. Soweit Zuneigungen und Abneigungen breit gefächert sind, ergibt sich noch kein klares Bild. Aber wenn sich Abneigungen häufen, dann sollte man schon darüber nachdenken. Das gilt für Sprachen, für Naturwissenschaften, aber auch für den Reli-Unterricht. Wenn eine katholische Schule eine Krise durchgemacht hat, wundert es nicht, wenn man anschließend Späne zusammenfegen muss. Natürlich haben es Reli-Lehrer bei Kindern aus Familien mit aktivem kirchlichem Engagement meist leichter. Aber in der Debatte um Abtreibung und Schutz des ungeborenen Lebens haben Reli-Lehrer auch schon andere Erfahrungen gemacht. Deshalb gilt es, die Schüler sowohl in ihrem Glauben, als auch in ihrem Zweifel abzuholen, und sie zu einer Lektüre der Bibel anzuleiten, die Gottes Wort als Spiegel der Realität und Tradition der Moderne sowie als Maßstab für den interkulturellen Dialog verständlich macht. Reli-Unterricht muss kein Bonaventura-Unterricht sein. Aber wer Bonaventura gelesen hat, wird das ABC des Glaubens nicht nur einfach, sondern auch für höhere intellektuelle Ansprüche erklären können.

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Yeti
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Re: Reli-Unterricht neu überdenken?

Beitrag von Yeti »

overkott hat geschrieben:Deshalb gilt es, die Schüler sowohl in ihrem Glauben, als auch in ihrem Zweifel abzuholen, und sie zu einer Lektüre der Bibel anzuleiten, die Gottes Wort als Spiegel der Realität und Tradition der Moderne sowie als Maßstab für den interkulturellen Dialog verständlich macht.
Dazu wären zuerst einmal Bibelausgaben in einem Deutsch notwendig, das die Schüler anspricht. "Kompass-Bibel", "Und Gott chillte" (ev. Projekt der Bibel in SMS-Sprüchen) oder die "Volxbibel" sind dabei gute Ansätze, werden m.E. nach aber auch oft von den Schülern ambivalent bewertet. Und vor allem Dingen sollte dann von solch einer Bibel ein Klassensatz vorhanden sein. Dafür gibt's aber kein Geld, inzwischen auch nicht mehr aus den Schulabteilungen der Ordinariate. Viel wichtiger als all das was Du geschrieben hast, ist einfach wahnsinnig neugierig auf die Schüler zu sein. Das spüren sie und werden das Interesse richtig als Annahme, Akzeptanz, vielleicht sogar Zuneigung deuten. Der authentische Gläubige ohne dünkelhafte Maske ist immer noch der beste Religionslehrer. Und fürs Lehrerdasein gilt generell: in einer guten Stunde habe ich viel mehr gelernt als meine Schüler. Insofern gibt's da eigentlich nicht viel Neues zu überdenken, was ohnehin nicht schon gedacht geworden wäre - das ist nur eine Phrase der Religionspädagogik, um ihr Dasein dem Legitimationsdruck zu entreißen. Ich unterrichte seit vier Jahren katholische Religion und kann leider sagen, dass ich nichts, aber auch gar nichts aus den Religionspädagogik-Vorlesungen der Uni gebrauchen konnte. Übrigens auch nicht aus den vielen Büchern dieser Zunft - ganz im Gegensatz zu den allgemeinen pädagogischen Werken.
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overkott
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Re: Reli-Unterricht neu überdenken?

Beitrag von overkott »

Yeti hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Deshalb gilt es, die Schüler sowohl in ihrem Glauben, als auch in ihrem Zweifel abzuholen, und sie zu einer Lektüre der Bibel anzuleiten, die Gottes Wort als Spiegel der Realität und Tradition der Moderne sowie als Maßstab für den interkulturellen Dialog verständlich macht.
Dazu wären zuerst einmal Bibelausgaben in einem Deutsch notwendig, das die Schüler anspricht. "Kompass-Bibel", "Und Gott chillte" (ev. Projekt der Bibel in SMS-Sprüchen) oder die "Volxbibel" sind dabei gute Ansätze, werden m.E. nach aber auch oft von den Schülern ambivalent bewertet. Und vor allem Dingen sollte dann von solch einer Bibel ein Klassensatz vorhanden sein. Dafür gibt's aber kein Geld, inzwischen auch nicht mehr aus den Schulabteilungen der Ordinariate. Viel wichtiger als all das was Du geschrieben hast, ist einfach wahnsinnig neugierig auf die Schüler zu sein. Das spüren sie und werden das Interesse richtig als Annahme, Akzeptanz, vielleicht sogar Zuneigung deuten. Der authentische Gläubige ohne dünkelhafte Maske ist immer noch der beste Religionslehrer. Und fürs Lehrerdasein gilt generell: in einer guten Stunde habe ich viel mehr gelernt als meine Schüler. Insofern gibt's da eigentlich nicht viel Neues zu überdenken, was ohnehin nicht schon gedacht geworden wäre - das ist nur eine Phrase der Religionspädagogik, um ihr Dasein dem Legitimationsdruck zu entreißen. Ich unterrichte seit vier Jahren katholische Religion und kann leider sagen, dass ich nichts, aber auch gar nichts aus den Religionspädagogik-Vorlesungen der Uni gebrauchen konnte. Übrigens auch nicht aus den vielen Büchern dieser Zunft - ganz im Gegensatz zu den allgemeinen pädagogischen Werken.
Ich denke auch, dass ein Religionslehrer Jesus als Vorbild haben und sich mit ihm identifizieren sollte. Wie hat er gedacht? Was hat er gelehrt? Wie hat er gelebt? Wenn er durch die Bibel den Schülern die persönliche Auseinandersetzung mit Jesus ermöglicht, kann er auch vermitteln, warum seine Gotteslehre als Weg zum Leben in Verantwortung und Freiheit heute relevant bleibt. Dabei sollte man eher für die ewig gültigen Inhalte als für die geilen Formen begeistern, weil die ranschmeißerischen Übersetzungen - vor denen man sich nicht scheuen braucht - auch nur für den Tag geschrieben sind.

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