"Religionsunterricht"?

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Firmian
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Firmian »

Ist aber ein Unterschied, ob Dritte oder die Betreffenden selbst sich als Atheisten bezeichnen.

Die halt an der Pädagischen Akademie (oder wie's anderswo heißt) Reli gewählt haben, weil's ihnen mit wenig Arbeit verbunden schien.

Oder sie waren damals noch nicht atheistisch, sondern nur indifferent, und fanden es dann nicht wichtig genug, ihre Missio zurückzugeben bzw. wollten keinen WInd machen.

Daß Frauen, die einen ev. Pfarrer heiraten, ohne Rücksicht auf ihre persönliche Anschauungen faktisch für die Gemeindearbeit zwangsverpflichtet werden, ist wieder ein anderer Fall.

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overkott
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von overkott »

Firmian hat geschrieben:Ist aber ein Unterschied, ob Dritte oder die Betreffenden selbst sich als Atheisten bezeichnen.

Die halt an der Pädagischen Akademie (oder wie's anderswo heißt) Reli gewählt haben, weil's ihnen mit wenig Arbeit verbunden schien.

Oder sie waren damals noch nicht atheistisch, sondern nur indifferent, und fanden es dann nicht wichtig genug, ihre Missio zurückzugeben bzw. wollten keinen WInd machen.

Daß Frauen, die einen ev. Pfarrer heiraten, ohne Rücksicht auf ihre persönliche Anschauungen faktisch für die Gemeindearbeit zwangsverpflichtet werden, ist wieder ein anderer Fall.
Tatsächlich ist eine Selbstbezeichnung oder die Bezeichnung durch einen anderen ein Unterschied. Aber ich habe weder etwas gegen Protestanten, noch gegen Atheisten, wenn sie guten Willen haben und nicht dogmatisch verhärtet sind. Ich glaube, dass Theologie helfen kann Gott, Christus und sich selbst zu verstehen, wenn sie einem das sprachliche Werkzeug dafür an die Hand gibt, aber es gibt auch viele Nebenumstände, die das verhindern können, es muss nicht immer nur an einem selbst liegen. Es kann auch sein, dass einzelne Theologen einem etwas beibringen wollen, was sie selbst nicht glauben, sondern ihnen nur Mittel zum Zweck- ist.

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Firmian
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Firmian »

Die gibt's mit Sicherheit.

Und ich will den atheistischen Religionslehrern auch keinen bösen WIllen unterstellen.

Aber man braucht sich natürlich dann nicht zu wundern, wenn dann im Religionsunterricht primär Drogenmißbrauch und Dritte Welt diskutiert wird statt über theologische Fragen.

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overkott
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von overkott »

Ich halte auch diese Themen für wichtig. Man kann nicht über Gott reden ohne auf ein falsches Verständnis von Visionen hinzuweisen und nicht über Nächstenliebe ohne die Dritte Welt zu erwähnen. Aber man sollte da über die Schuljahre verteilt nicht zu einseitig werden, sondern Christus und die Gebote als Maßstab und Bezugspunkt für alle Themen nicht aus den Augen verlieren.

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cantus planus
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von cantus planus »

Natürlich muss auch über diese Themen gesprochen werden. Natürlich muss man über Sekten und ihre Gefahren informieren. Aber wenn der katholische Religionsunterricht nicht ein Mindestmaß an religiöser Bildung im Bezug zur eigenen Kirche bietet, verfehlt er sein Ziel.

Religionsunterricht sollte junge Menschen anregen, sich selbst intensiver mit Glaubensfragen zu befassen, und ihnen die Tür zu den Gnaden der Kirche öffnen. Es passiert aber flächendeckend das Gegenteil - um so erfreulicher wirken die Ausnahmen.
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Firmian
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Firmian »

Wobei ich mich schon als Schüler gefragt habe, wozu die Schüler immer feinsäuberlich nach Konfessionen getrennt werden, wenn doch überhaupt nichts Konfessionsspezifisches gelehrt wird.

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overkott
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von overkott »

Ich habe katholischen Theologieunterricht bei Pastören, einem Geistlichen aus dem Ordinariat und Walburga R. aus B. gehabt und auch mal Unterricht bei einem linken Protestanten, der sich selbst nicht als Atheisten bezeichnen wollte.

Das Niveau war manchmal sehr hoch, manchmal auch hoch.

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overkott
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Re: Schulischer Religionsunterricht

Beitrag von overkott »

Sehr nett fand ich als Kind Wilhelm Temme - nomen est omen - einen sehr netten Pastor im Ruhestand, als Bänker ein Spätberufener und schon lange ein Heimgerufener. Er war sehr fromm und pflegte eine besondere Verehrung zum hl. Bruder Klaus von der Flüe, zu dessen Ehren er eine Kirche weihen ließ, die inzwischen abgerissen ist zum großen Schmerz des Künstlers, der sie ausgemalt hat. Pfr. Temme predigte sehr ergriffen über Gesus aus Gerusalem, sein u-nendliches Mysterium und weihräucherte immer bis zum Umfallen. Er war sehr hilfsbereit, wobei Erwachsene ihn auch als nicht immer einfach beschrieben.

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overkott
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Re: Schulischer Religionsunterricht

Beitrag von overkott »

Der Nachfolger war eigentlich ein sehr Humorvoller, der Geschmack zeigte in der Auswahl priesterlicher Gewänder und im Religionsunterricht in der Grundschule konziliar lehrte, dass alle Menschen an denselben Gott glauben, auch wenn er bei anderen anders heißt.

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Juergen
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Re:

Beitrag von Juergen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:...Abgesehen von den positiven Berichten, die ich von meinen Kindern sonst aus dem neuen Religionsunterricht vernommen habe. Will sagen: Es liegt offenbar viel, wenn nicht alles, am Lehrer.
Prinzipiell hast Du recht, aber warte mal, bis Deine Kinder älter werden. Religionsunterricht ist auch für die Lehrer bis etwa zur 7. Klasse noch einfach zu unterrichten; danach wird's dann meist "komplizierter". Dann kommen einerseits die kritischen Nachfragen von den Schülern, andererseits soll aber auch eine kritische Auseinandersetzung stattfinden und im Unterrichtsstoff geht es nicht mehr nur noch um "den lieben Mann aus Nazareth", sondern auch um anderer Religionen.

Zum Thema Singen:
Ein befreundeter Priester erteilt auch Religionsunterricht. Er hat dann zu den Schülern (Klasse 3 oder 4) gesagt, daß sie ja immer viel englische Musik hörten und sicher nicht viel davon verstehen und es mal sinnvoll sei, wenn sie nun mal ein lateinisches Lied lernten, denn Latein sei die Sprache der Kirche. Er hat dann mit ihnen das "Tantum ergo" eingeübt. (Freilich mit Erklärungen des Textes) Die Kinder hatten viel Spass dabei und haben es ziemlich schnell auswendig gelernt.
:daumen-rauf:
Gruß Jürgen

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Vulpius Herbipolensis
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Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Kann mir vielleicht mal jemand erklären, warum im katholischen (!) Religionsunterricht alles nur nicht die katholische Lehre dargelegt wird? Ein Freund von mir meinte neulich in Folge einer Religionsstunde, der Arianismus erschiene ihm doch ganz logisch! :panisch: Liegt das an den (meisten?) Religionslehrern, an den Lehrplänen, ...?

Vulpius
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Gamaliel
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Gamaliel »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Kann mir vielleicht mal jemand erklären, warum im katholischen (!) Religionsunterricht alles nur nicht die katholische Lehre dargelegt wird? Ein Freund von mir meinte neulich in Folge einer Religionsstunde, der Arianismus erschiene ihm doch ganz logisch! :panisch: Liegt das an den (meisten?) Religionslehrern, an den Lehrplänen, ...?

Vulpius
:detektiv: & Agere sequitur esse! => Hier ist ein klarer Fall von Etikettenschwindel gegeben!

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taddeo
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von taddeo »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Kann mir vielleicht mal jemand erklären, warum im katholischen (!) Religionsunterricht alles nur nicht die katholische Lehre dargelegt wird? Ein Freund von mir meinte neulich in Folge einer Religionsstunde, der Arianismus erschiene ihm doch ganz logisch! :panisch: Liegt das an den (meisten?) Religionslehrern, an den Lehrplänen, ...?

Vulpius
Sowohl als auch. Hauptsächlich liegt es an den deutschen Bischöfen, die den Inhalt des RU genehmigen und den Lehrern die Missio erteilen.

Von denen, die Katholische Religion als Lehramt studieren, ist heute nur noch ein verschwindend kleiner Prozentsatz als praktizierende Christen zu bezeichnen - wie in der restlichen Gesellschaft halt auch. Und wieviele von diesen "Praktizierenden" tatsächlich das glauben, was die Kirche lehrt, sei mal dahingestellt. Das Bewußtsein für das persönliche Zeugnis des Religionslehrers (zB sonntäglicher Meßbesuch, keine "wilde Ehe" oder sowas) ist bei der Mehrzahl der jungen und auch älteren Lehrer praktisch nicht vorhanden. Also fehlt es schon mal am persönlichen Background der Religionslehrer, die zudem an den staatlichen Universitäten überwiegend von Dozenten ausgebildet werden (bzw. wurden), denen die kirchliche Lehre ziemlich schnuppe ist.

Außerdem ist der Lehrplan des Katholischen RU hierzulande in erster Linie ein Produkt der jeweiligen Länder-Kultusministerien, was oft übersehen wird. Das bedeutet, da rein kommt vor allem das, was politisch korrekt und erwünscht ist. Die Bischofskonferenz hat natürlich ein "Mitspracherecht", aber hütet sich sehr davor, irgendwelche Konflikte in diesen Bereich hineinzutragen, die letztendlich zu einer Beschädigung des guten Einvernehmens mit dem Staat führen könnten (Stichworte: Abschaffung des RU als Pflichtfach, staatlich alimentierte Konkordatslehrstühle für Theologen, letztlich sogar Kirchensteuer etc.). Zudem hat die DBK offensichtlich eh kein Interesse an "verschärfter" katholischer Lehre.

Fazit: Im staatlichen RU sollen Kinder gewisse (soziokulturelle und historische) Grundlagen des christlichen Glaubens lernen und dazu auch Grundkenntnisse anderer Religionen. Was weder von staatlicher noch von kirchenamtlicher Seite gewünscht wird, ist, daß katholischer RU Katechismuswissen vermittelt. Man könnte ja Fundamentalisten produzieren auf diese Weise.

(Manchmal - in seltenen Ausnahmefällen - passiert es aber, daß ein Religionslehrer tatsächlich das glaubt, was die Kirche sagt, und diesen Glauben auch vorlebt und womöglich sogar in den Unterrichtsinhalt einfließen läßt. Den Schülern meiner Frau geht das regelmäßig so. ;D Mit dem Entzug der Missio hat man ihr bisher aber noch nicht gedroht. :achselzuck: :pfeif: )

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Jacinta
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Jacinta »

overkott hat geschrieben:Ich habe katholischen Theologieunterricht bei Pastören, einem Geistlichen aus dem Ordinariat und Walburga R. aus B. gehabt und auch mal Unterricht bei einem linken Protestanten, der sich selbst nicht als Atheisten bezeichnen wollte.

Das Niveau war manchmal sehr hoch, manchmal auch hoch.
Ja, anscheinend braucht man nicht mal katholisch zu sein, um katholischen Religionsunterricht zu geben. Jedenfalls kenne ich da jemanden, der sich überhaupt erst im fortgeschrittenen Stadium seines Studiums taufen lies.
"In necessariis unitas, in non-necessariis libertas, in utrisque caritas."
"Man muss sich aber klarmachen, dass Krisenzeiten des Zölibats auch immer Krisenzeiten der Ehe sind." BXVI.

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Niels
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Niels »

Jacinta hat geschrieben:Jedenfalls kenne ich da jemanden, der sich überhaupt erst im fortgeschrittenen Stadium seines Studiums taufen ließ.
Besser spät als nie. Hauptsache, der Unterricht ist dann auch fundiert...
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Jacinta
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Jacinta »

Niels hat geschrieben:
Jacinta hat geschrieben:Jedenfalls kenne ich da jemanden, der sich überhaupt erst im fortgeschrittenen Stadium seines Studiums taufen ließ.
Besser spät als nie. Hauptsache, der Unterricht ist dann auch fundiert...
Das muss man in diesem Fall wohl eher bezweifeln.
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"Man muss sich aber klarmachen, dass Krisenzeiten des Zölibats auch immer Krisenzeiten der Ehe sind." BXVI.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

... Zudem hat die DBK offensichtlich eh kein Interesse an "verschärfter" katholischer Lehre.

Fazit: Im staatlichen RU sollen Kinder gewisse (soziokulturelle und historische) Grundlagen des christlichen Glaubens lernen und dazu auch Grundkenntnisse anderer Religionen. Was weder von staatlicher noch von kirchenamtlicher Seite gewünscht wird, ist, daß katholischer RU Katechismuswissen vermittelt. Man könnte ja Fundamentalisten produzieren auf diese Weise.
Da kann man natürlich weiterfragen: Warum sind einige Bischöfe derart "träge"? Oder: Warum ernennen Päpste solche Bischöfe.?
Ich war bisher immer wieder enttäuscht, dass unsere Lehrer den Schülern so wenig vermitteln. Angesichts der Tatsache, dass andere Lehrer offenbar Häresien als glaubhaft hinstellen, kann ich allerdings mit unsren Lehrern fast schon wieder glücklich sein.

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taddeo
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von taddeo »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:
... Zudem hat die DBK offensichtlich eh kein Interesse an "verschärfter" katholischer Lehre.

Fazit: Im staatlichen RU sollen Kinder gewisse (soziokulturelle und historische) Grundlagen des christlichen Glaubens lernen und dazu auch Grundkenntnisse anderer Religionen. Was weder von staatlicher noch von kirchenamtlicher Seite gewünscht wird, ist, daß katholischer RU Katechismuswissen vermittelt. Man könnte ja Fundamentalisten produzieren auf diese Weise.
Da kann man natürlich weiterfragen: Warum sind einige Bischöfe derart "träge"? Oder: Warum ernennen Päpste solche Bischöfe.?
Ich war bisher immer wieder enttäuscht, dass unsere Lehrer den Schülern so wenig vermitteln. Angesichts der Tatsache, dass andere Lehrer offenbar Häresien als glaubhaft hinstellen, kann ich allerdings mit unsren Lehrern fast schon wieder glücklich sein.

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Jeder Bischof muß in Deutschland, bevor er sein Amt antreten bzw. geweiht werden kann, einen Eid auf die deutsche Verfassung ablegen. Er begibt sich damit komplett in das Abhängigkeitsverhältnis, das zwischen Kirche und Staat durch die Konkordate besteht. Und damit schwinden auch die Möglichkeiten, als Bischof Fundamentalopposition gegen die Form des RU hierzulande zu betreiben, wie es eigentlich nötig wäre.

Daran wird sich nichts ändern (lassen), auch nicht päpstlicherseits, solange unser Staatskirchenrecht in der heutigen Form existiert. Was ich persönlich für sinnvoll halten würde, wäre eine Art "Christenlehre" im früheren Sinn, mit der den Gläubigen jeden Alters in den Pfarreien das nötige Katechismuswissen vermittelt wird. Aber ob das überhaupt jemand haben will? Da könnten ja die Schäfchen draufkommen, daß ihre Hirten es selber nicht so genau nehmen mit der Lehre ... also laß mer lieber alles so, wie's ist. Tut niemandem weh und macht weniger Arbeit.

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Marion
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Marion »

taddeo hat geschrieben:Was ich persönlich für sinnvoll halten würde, wäre eine Art "Christenlehre" im früheren Sinn, mit der den Gläubigen jeden Alters in den Pfarreien das nötige Katechismuswissen vermittelt wird. Aber ob das überhaupt jemand haben will?
:daumen-rauf:
Nur, eigentlich dürfte das nicht nur jemand persönlich für sinnvoll halten. Das ist doch eine der Hauptaufgaben der Kirche.
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Vulpius Herbipolensis
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Da könnten ja die Schäfchen draufkommen, daß ihre Hirten es selber nicht so genau nehmen mit der Lehre ...
Warum sollte das dazu führen? Besser als ein inhaltsloser Religionsunterricht an den staatlichen Schulen wäre es allemal, oder?

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cantus planus
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von cantus planus »

Ja, aber so dämlich sind die Hirten nicht. Wenn die Schafe Fragen stellen, wird es ungemütlich. Dann kann man nicht von Empfang zu Empfang eilen, sondern muss gelegentlich auch mal seine theologischen Hausaufgaben machen. Was meinst du, was für eine Umstellung das für manchen Bischof wäre...
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taddeo
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von taddeo »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:
Da könnten ja die Schäfchen draufkommen, daß ihre Hirten es selber nicht so genau nehmen mit der Lehre ...
Warum sollte das dazu führen? Besser als ein inhaltsloser Religionsunterricht an den staatlichen Schulen wäre es allemal, oder?

Vulpius
Aus Deiner - und auch aus meiner - Sicht natürlich. Aber der "inhaltslose" RU an staatlichen Schulen (und auch nichtstaatlichen, denn die haben denselben Lehrplan) bewirkt eines mit Sicherheit NICHT, nämlich halbwegs gesichertes WISSEN um den Inhalt des katholischen Glaubens, wie es ein regelrechter Katechismusunterricht bewirken könnte.

Und ich wage zu behaupten, daß das auch so gewollt ist. Wenn nämlich die Schäfchen in größerer Zahl draufkommen würden, daß sowohl Pfarrer als auch die Bischöfe in wesentlichen Punkten etwas anderes lehren als die katholische Kirche im KKK, dann würde das womöglich zu unangenehmen Rückfragen führen: entweder zu der, warum denn der Pfarrer etwas anderes predige oder lebe als im KKK steht, oder zu der, warum denn Rom so einen Schmarrn zusammengeschrieben habe, wenn doch nach der Lehre der deutschen Bischöfe das gar nicht so stimmt. Beides wäre ziemlich gleich peinlich. Aber man muß im KKK gar nicht viel lesen, bis einem erste diesbezügliche Zweifel kommen können.

Es könnte unserer deutschen Kirchenhierarchie nichts Schlimmeres passieren, als daß es einen Haufen mündiger Christen gäbe, die tatsächlich eine Ahnung von der katholischen Glaubenslehre hätten. Unsere wohlbeleibtenstallten Sakrofunktionäre haben sich nun jahrzehntelang in ihrem bürglichen Beamtendasein mit staatlicher Alimentation so häuslich eingerichtet, daß sie mittlerweile weder fähig noch willens sind, die Lehre der Kirche auch gegen staatliche Widerstände zu verkünden. Und wenn es einmal wirklich ein Bischof versuchen würde, gäbe es immer noch die gut 70 Kollegen in der DBK, die so einen Ausreißer mit dem Lasso der "Mitbrüderlichkeit" stante pede wieder einfangen würden. Vorausgesetzt, so einer wäre überhaupt Bischof geworden - siehe Linz.

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cantus planus
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von cantus planus »

Eine gute Nachricht: Kardinal Meisner erlaubt neue Schulbücher!
http://www.kath.net/detail.php?id=25729 :klatsch:

Dann kann der unsägliche "Wege-des-Glaubens"- und "Zeit-der-Freude"-Müll ja entsorgt werden.
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Linus
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Linus »

Autor ist ja ein Salzburger Weihbischof

http://www.glaube-und-leben.at/
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cantus planus
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von cantus planus »

Eben drum! Sowas hätte man vor fünf Jahren niemals eingeführt.
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Peregrin
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Peregrin »

Linus hat geschrieben:Autor ist ja ein Salzburger Weihbischof

http://www.glaube-und-leben.at/
kath.net hat geschrieben:Ansonsten ist "Glaube und Leben" in Österreich kein offiziell zugelassenes Schulbuch
Umso erstaunlicher, daß es in Salzburg nicht zugelassen ist? Gibt's das?
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Berolinensis
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Berolinensis »

Peregrin hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Autor ist ja ein Salzburger Weihbischof

http://www.glaube-und-leben.at/
kath.net hat geschrieben:Ansonsten ist "Glaube und Leben" in Österreich kein offiziell zugelassenes Schulbuch
Umso erstaunlicher, daß es in Salzburg nicht zugelassen ist? Gibt's das?
Ich hatte das ansonsten so verstanden, daß es meint "außer in Salzburg und in dieser Linzer Pfarrei".

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Peregrin
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Peregrin »

Berolinensis hat geschrieben: Ich hatte das ansonsten so verstanden, daß es meint "außer in Salzburg und in dieser Linzer Pfarrei".
Na hoffentlich, das wäre ja sonst hochgradig absurd.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Linus
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Linus »

Peregrin hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Autor ist ja ein Salzburger Weihbischof

http://www.glaube-und-leben.at/
kath.net hat geschrieben:Ansonsten ist "Glaube und Leben" in Österreich kein offiziell zugelassenes Schulbuch
Umso erstaunlicher, daß es in Salzburg nicht zugelassen ist? Gibt's das?
Ja, wenns die Bischofskonferenz nicht genehmigt, wirds nicht veröffentlicht.Und Laun steht ziemlich einsam in der Bischofskonferenz da.
Aus gesicherter Quelle kann ich dir sagen, daß bis vor einem halben Jahr eine Subversivaktion dazu geplant war - man wollte das Material, nachdems nicht offiziell in Buchdruck gehen durfte als Lehrmittelbehelf an die Relilehrer versenden. Das liegt dzt. mW auf Eis
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Gamaliel
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Gamaliel »

Ich glaube hier muß man ein paar Dinge auseinanderhalten:

1. Die Schulbuchliste enthält Bücher, die vom Staat großteils bezahlt werden; "Glaube und Leben" gehört nicht dazu.

2. Die Kirche bestimmt selbst, welche Bücher sie für den österreichweiten Religionsunterricht an (staatlichen) Schulen zuläßt; "Glaube und Leben" gehört nicht dazu.

3. Jeder Bischof kann innerhalb seiner Diözese eigenverantwortlich Bücher zum Religionsunterricht zulassen; bzgl. "Glaube und Leben" ist dies für die Diözese Salzburg geschehen.

Unzweifelhaft ist, daß die Religionslehrer weitgehend das von Weihbischof Laun adaptierte Religionsbuch (es ist eigentlich eine Überarbeitung des amerikanischen Katechismus "Faith and Life"), sofern sie es überhaupt kennen, ablehnen.

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Linus
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Linus »

Gamaliel hat geschrieben:Ich glaube hier muß man ein paar Dinge auseinanderhalten:

1. Die Schulbuchliste enthält Bücher, die vom Staat großteils bezahlt werden; "Glaube und Leben" gehört nicht dazu.

2. Die Kirche bestimmt selbst, welche Bücher sie für den österreichweiten Religionsunterricht an (staatlichen) Schulen zuläßt; "Glaube und Leben" gehört nicht dazu.

3. Jeder Bischof kann innerhalb seiner Diözese eigenverantwortlich Bücher zum Religionsunterricht zulassen; bzgl. "Glaube und Leben" ist dies für die Diözese Salzburg geschehen.
Zu 1& 2. ja. zu 3: nein. Zugelassen wurde es für Asten aber nicht für Sbg-Stadt oder Diözese. Das Referat für Ehe und Familie in Sbg hat mitgearbeitet, aber deswegen ist noch nicht für Sbg erlaubt worden. Da streubt sich ein gewisses Wiener Rotkäppchen dagegen, der was gegen alleingänge einzelner Diözesen hat. da wird lieber soweit nivelliert, daß alle unterschreiben können. Was regelmässig zu "PiepPiepPiep-wirhamunsalleLieb" Papieren der ÖBK führt.
Unzweifelhaft ist, daß die Religionslehrer weitgehend das von Weihbischof Laun adaptierte Religionsbuch (es ist eigentlich eine Überarbeitung des amerikanischen Katechismus "Faith and Life"), sofern sie es überhaupt kennen, ablehnen.
Ja.
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Gamaliel
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Re: Achtung, Religionsunterricht!

Beitrag von Gamaliel »

Linus hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:Ich glaube hier muß man ein paar Dinge auseinanderhalten:

1. Die Schulbuchliste enthält Bücher, die vom Staat großteils bezahlt werden; "Glaube und Leben" gehört nicht dazu.

2. Die Kirche bestimmt selbst, welche Bücher sie für den österreichweiten Religionsunterricht an (staatlichen) Schulen zuläßt; "Glaube und Leben" gehört nicht dazu.

3. Jeder Bischof kann innerhalb seiner Diözese eigenverantwortlich Bücher zum Religionsunterricht zulassen; bzgl. "Glaube und Leben" ist dies für die Diözese Salzburg geschehen.
Zu 1& 2. ja. zu 3: nein. Zugelassen wurde es für Asten aber nicht für Sbg-Stadt oder Diözese. Das Referat für Ehe und Familie in Sbg hat mitgearbeitet, aber deswegen ist noch nicht für Sbg erlaubt worden. Da streubt sich ein gewisses Wiener Rotkäppchen dagegen, der was gegen alleingänge einzelner Diözesen hat. da wird lieber soweit nivelliert, daß alle unterschreiben können. Was regelmässig zu "PiepPiepPiep-wirhamunsalleLieb" Papieren der ÖBK führt.
Unzweifelhaft ist, daß die Religionslehrer weitgehend das von Weihbischof Laun adaptierte Religionsbuch (es ist eigentlich eine Überarbeitung des amerikanischen Katechismus "Faith and Life"), sofern sie es überhaupt kennen, ablehnen.
Ja.
1.) Welchen Umständen entnimmst Du Deine Schlußfolgerung bezgl Nr.3?.

2.) Welche Bedeutung hat das "Nihil obstat" des Erzbischofs von Salzburg, das die Bücher enthalten, wenn nicht (auch) die Erlaubnis zur Verwendung im Religionsunterricht in der Diözese?

3.) Woraus erschließt Du die "passive" Haltung unseres "lieben" Herrn Kardinals bezgl. diesem Religionsbuch? Schreibt er doch im Vorwort: "...Ich kenne Familien, die dieses Glaubensbuch verwenden, und kann die ausgezeichneten Früchte bezeugen, die es gebracht hat. All jenen, die Kindern in Schulen oder in der Familie den Glauben vermitteln wollen, empfehle ich "Glaube und Leben" als Lehrbuch von erfrischender und hoher Qualität..."

4.) Geht es hier, wie gesagt, "nur" um eine finanzielle Frage. Jeder Lehrer kann das Buch als Grundlage für seinen Unterricht verwenden, nur bekommt er/der Schüler es nicht vom Staat bezahlt.
Daran aber, das das Buch (noch) nicht auf die Schulbuchliste für Religionsbücher kommt, sind höchtswahrscheinlich einige modernistische Religionslehrer und deren Ansrechpartner in irgendwelchen Diözesanen Schulämtern verantwortlich. Dieser "geballten Ladung" an mündigen Katholiken vermag natürlich der Großteil der österreichischen Bischöfe nichts entgegenzusetzen.

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