Behinderte und der Limbus?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Kollinge
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Behinderte und der Limbus?

Beitrag von Kollinge »

Seid mir gegrüßt,

wiedereinmal eine eher grundsätzliche Frage zu unserem Glauben:

Wie steht es eigentlich mit den Behinderten die zwar getauft sind aber dennoch Gott oder Jesus nicht fassen können?
Kommen diese in den Limbus?Ich meine
sie sind ja letzten Endes nicht wirklich dazu befähigt Jesus Christus als ihren Erlöser anzunehmen bzw. christiche Taten an ihrem Nächsten zu vollbringen... Je nachdem wie schwerwiegend ihre Behinderung ist.
Wird Behinderung in der Bibel auf irgendeine Weise gerechtfertigt?
Warum sollte es sie geben??

Danke

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Hallo Kolling

Behinderte sind nicht blöd. Mein Lebensgefährte ist Behindertenbetreuer und der hats mit den Härtefällen zu tun, die verstehen in ihrem Rahmen sehr gut um was es geht, wie man den Betreuern eins auswischen kann etc. Daher es ist in ihnen in ihrem Rahmen sehr wohl möglich JEsus anzunehmen. NAtürlich nicht auf einem theologischen Niveau, aber sie können es. Und es verlangt ja niemand das jemand die Dreifaltigkeit versteht, einen Vortrag über den Limbus hält und gleichzeitig die Sukzession erklären kann um gerettet zu werden. Jeder nach seinen Fähigkeiten sie sind ja nicht "schuld" an ihrem Zustand. Das wäre als wie wenn du einen Malarikranken verantwortlich für seinen Tod machst.
Wird Behinderung in der Bibel auf irgendeine Weise gerechtfertigt?
Warum sollte es sie geben??
Ja, es gibt die einfache Antwort

"Bestrafung für Sünde" (z.B. eine Besoffener der gegen den Baum fährt, ein Junkie der sich das Gehirn voldröhnt mit Spätfolgen etc.)

Oder die schwere Hiobs, nicht immer ist der Grund für uns eruierbar, dann heist es einfach Gottvertrauen.

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
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Linus
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Beitrag von Linus »

Warum sollten Behinderte nicht in den Himmel kommen. Als der Bruder einer Bekannten mit 17 (er hat Trisomie 21& Spastik) mal fragte warum Jesus nicht zu ihm kommen dürfe, fiel es den Eltern ziemlich die Schuppen von den Augen. Er erklärte ihnen - freilich sehr einfach - den Unterschied zwischen "Vor und Nach der Wandlung"
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Baerchen
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Off topic

Beitrag von Baerchen »

FioreGraz hat geschrieben: Mein Lebensgefährte ist Behindertenbetreuer
....
LG
Fiore
Ähem, ich habe Dich bisher für einen "Burschen" gehalten ....

*grübel*

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Linus
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Re: Off topic

Beitrag von Linus »

Baerchen hat geschrieben:
FioreGraz hat geschrieben: Mein Lebensgefährte ist Behindertenbetreuer
....
LG
Fiore
Ähem, ich habe Dich bisher für einen "Burschen" gehalten ....

*grübel*

isser auch.
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Baerchen
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Re: Off topic

Beitrag von Baerchen »

Linus hat geschrieben:
Baerchen hat geschrieben:
FioreGraz hat geschrieben: Mein Lebensgefährte ist Behindertenbetreuer
....
LG
Fiore
Ähem, ich habe Dich bisher für einen "Burschen" gehalten ....

*grübel*

isser auch.
Ächt? *Schluck* *wassagtderpapstdazu?*
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Linus
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Re: Off topic

Beitrag von Linus »

Baerchen hat geschrieben: Ähem, ich habe Dich bisher für einen "Burschen" gehalten ....

*grübel*

isser auch.[/quote]

Ächt? *Schluck* *wassagtderpapstdazu?*[/quote]
Nix, weil der Fiore nicht kennt. :D Die Allgemeine Aussage des Lehramtes zum Thema ist Fiore aber bekannt, wie er mehrfach hier bewiesen hat.
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Pit
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Re: Behinderte und der Limbus?

Beitrag von Pit »

Zu Deiner letzten Frage:
Warum ich seit meiner Geburt eine Behinderung habe, weiss ich nicht, oder korrekter: medizinisch erklären kann ich es, aber ich weiss nicht, wass sich Gott dabei gedacht hat.
Was die Behinderten betreffend den Glauben angeht, schliesse ich mich meinen Vorrednern an.
Solange ich bei Schwerstbehinderten nicht weiss(!), wieviel sie in Sachen Glauben mitbekommen, gehe ich immer noch davon aus, daß sie einiges mitbekommen - auf ihre je eigene Weise- Gott sei Dank.

Gruß,Pit
Kollinge hat geschrieben: ...
Wie steht es eigentlich mit den Behinderten die zwar getauft sind aber dennoch Gott oder Jesus nicht fassen können?
...
...sie sind ja letzten Endes nicht wirklich dazu befähigt Jesus Christus als ihren Erlöser anzunehmen bzw. christiche Taten an ihrem Nächsten zu vollbringen... Je nachdem wie schwerwiegend ihre Behinderung ist.
...
Danke
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Clementine
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Re: Behinderte und der Limbus?

Beitrag von Clementine »

Kollinge hat geschrieben:Wie steht es eigentlich mit den Behinderten die zwar getauft sind aber dennoch Gott oder Jesus nicht fassen können?
Trifft doch auf (getaufte) Säuglinge auch zu... bzw. auf diese noch viel mehr bis zum Verstandesgebrauch.

Denn Behinderte können innerhalb ihrer Möglichkeiten - wie bereits von anderen treffend bemerkt - schon einiges verstehen.

Manches wird vielleicht auch intuitiv begriffen. Wie z.B. meine Cousine, die mit 4 starb, begriffen hat, dass die anderen Kinder im Krankenhaus, die von einem auf den anderen Tag nicht mehr da waren, NICHT nach Hause gegangen sind.
Kollinge hat geschrieben:... Kommen diese in den Limbus? ...
Tja, warum sollten die in den Limbus kommen? Die Frage ist doch vielmehr, GIBT es überhaupt einen Limbus? Der Limbus ist ja nun kein Glaubenssatz, sondern eine theologische Erfindung. Die ich selbst ehrlich gesagt gar nicht nachvollziehen kann - steht meines Erachtens im krassen Widerspruch zur christlichen Lehre.

Kollinge hat geschrieben:Wird Behinderung in der Bibel auf irgendeine Weise gerechtfertigt?
Warum sollte es sie geben??
Die Frage habe ich übrigens nicht verstanden...

Wenn es die Frage ist, warum es das Leid überhaupt gibt: Soweit ich mich erinnere hat unser Pfarrer früher gesagt, dass Gott die Leiden nicht schickt, sondern lediglich zuläßt - weil er selbst das Leiden vergöttlicht hat.

ieromonach
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Behinderte und der Limbus

Beitrag von ieromonach »

Viele Jahre habe ich in einem Traumatologischen Op gearbeitet und habe die schlimmsten Behinderungen durch Unfälle und auch von Geburt her gesehen. Warum lässt Gott das zu? Diese Frage war für mich nie ein Problem. Denn wenn wir keine behinderten Mensche hätten könnte wir keine Liebe zeigen. Der behinderte Mensch trägt dieses heilige Kreuz als Aufforderung an uns Liebesfähig zu sein. Dieses ist ein grosses Opfer für den Betroffenen, aber auch eine Möglichkeit sich als Werkzeug Gottes für die Welt zu sehen . Dieses ist natürlich nur meine Deutung des Leids der Betroffenen.
Wie Gott Unmündige und "geistig" Behinderten zur Theosis bringt ist einzig und allein Seine Angelegenheit. Wir "Theologen" können und sollten in Demut nicht Alles ergründen wollen. Aussagen können wir sowieso nur was und wie Gott nicht ist und wirkt, niemals aber wie Gott ist und handelt. + Ieromonach

sofaklecks
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Schön

Beitrag von sofaklecks »

Danke, lebenskluger frommer Vater, dass du uns weiter deine Beiträge schenkst.

Du hast Recht, wenn wir einen Sinn in diesem Leid sehen, dann den, dass es uns zur Aufgabe gemacht ist, zu helfen und uns einen wichtigen Aspekt unseres Menschseins zu Bewusstsein bringt. Parsifal erobert den heiligen Gral. Die Kraft dazu verleiht ihm das Mitleid. Er ist der durch Mitleid Wissende.

Wir Nichtbehinderten sind meistens Feiglinge. Wir drücken uns vor der Aufgabe und machen den dafür verantwortlich, der uns die Aufgabe stellt, anstatt sie zu lösen. So machen wir das übrigens mit den meisten Aufgaben die von Gott uns gestellt werden. Statt sie in Angriff zu nehmen, belehren wir den lieben Gott, was er malwieder so alles falsch gemacht hat.

Wir sind Feiglinge wie die Eltern des kleinen Oscar, der Leukämie hat und mit dem seine Eltern lieber nicht darüber reden. Nur die Schwester in der rosa Kleidung nimmt die Herausforderung an. Der Inhalt des Buches wird nicht weiter verraten, nur der Schluss: Oscar, der in wenigen Tagen sein ganzes Leben gelebt hat, hat vor seinem Tod auf den Zettel neben seinem Bett geschrieben: "Oscar schläft. Er will nur vom lieben Gott geweckt werden."

Ob Oskar getauft war, wird für Gott nach meiner Auffassung unerheblich sein. Ebenso wie die Antwort auf die Frage nach dem Limbus für uns, man verzeihe mir.

Aber erheblich wird sein, wie wir eine solche an uns gestellte Aufgabe bewältigen.

sofaklecks

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Ob Oskar getauft war, wird für Gott nach meiner Auffassung unerheblich sein.
Nur wen Gott ein Lügner ist. Allerdings ist das ganze differenziert in voller Bandbreite einzeln zur betrachten unschuldig, undwissend, ungetauft bis zur Begierdentaufe. Fakt ist die Taufe ist Heilsnotwendig, daneben besteht aber Gottes absoluter Heilswille wie und wenn er sonst noch rettet in den von uns gekannte Sonderfällen und den nicht gekannten Sonderfällen bleibt ihm überlassen. Im Endefeckt lauft dies aber immer auf die Taufe in welcher Art sie auch stattfinden möge hinaus.

LG
Fiore
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