a) Die Behauptung ist nicht begründet, weil ich keinen Sinn darin gesehen habe, im Rahmen der gegebenen Fragestellung noch eine Abhandlung über die Schattenseiten der neuscholastischen Art, Theologie zu treiben, zu schreiben.iustus hat geschrieben:Immer diese unzutreffenden und nicht einmal begründeten Behauptungen. Andere würden sagen:conscientia hat geschrieben: Das ewige Beharren einer konfessionell ausgerichteten, sich als strikt römisch und ultramontan verstehenden Theologie und Lehrverkündigung auf Minimalbedingungen hat zu allerhand Verkrustungen und zur derzeitigen Krise der römischen Kirche geführt.
Die Weigerung einer ökumenisch ausgerichteten, sich als ortskichlich statt römisch verstehenden Theologie und Lehrverkündigung, theologische Sachverhalte mit den Mitteln des Verstandes präzise zu erklären, hat zur derzeitigen Krise der römischen Kirche geführt.
b) Um es kurz zu machen: Es gibt eine Form von Theologie und Lehrverkündigung, die sich als strikt römisch versteht. Besonders wirksam sind, wenn ich recht sehe, im deutschen Sprachraum die Schriften Joseph Kleutgens SJ gewesen und die Dogmatik-Handbücher des P. Christian Pesch SJ. (Scheeben rechne ich nicht dazu, weil dieser trotz seiner römischen Schulung vor dem Hintergrund seiner Kirchenväterlektüre eigenständige Gedanken entwickelt und mit seiner Kirchenväterlektüre sogar als eigenständiger Denker auf die seinerzeitige katholische Tübinger Schule und ihre Anliegen reagiert hat.) Da geht es häufig genug drum, irgendwelche Themen im Anschluss an die Methodik Descartes' und Spinozas more geometrico zu klären, und zwar immer so, dass die konfessionalistischen Engführungen der nachtridentinischen römischen Kirche für richtig erklärt werden, selbst wenn die Lehre der Apostel in ihrer lateinisch-abendländischen Gestalt an sich inhaltlich reicher ist und eine größere thematische und doktrinäre Breite enthält.
Theologie nur in der skizzierten Weise zu betreiben, halte ich für eine Engführung.
c) Was im deutschen Sprachraum, auch in der Universitätstheologie, bis in die 1960er Jahre hinein an Theologie getrieben wurde, ist "mit den Mitteln des Verstandes präzise" geschehen. Die energische Abkehr von jedlicher Neuscholastik und jeglichem mos geometricus, die seit etwa 1970 geschehen ist, halte ich für eine Gegenreaktion auf eine überzogenene ultramontane Ausrichtung auf die römische Zentrale in der Zeit zwischen Vaticanum I und II.
Von daher gesehen hat doch ein übermäßiger Zentralismus zur Krise der Kirche heute geführt. (Dass die Krise der Kirche viele Ursachen hat, ist dabei geschenkt. Vielleicht hat es doch Sinn, den Kontext der obigen Aussage genauer zu betrachten.)
d) Nicht zu vergessen: Mit den Mitteln des Verstandes und scholastischer Präzision betreiben lässt sich auch eine Theologie, die ortskirchlich und ökumenisch ausgerichtet ist.
e) Und schließlich: Sicher hat es viel Sinn, die Mittel des Verstandes und die scholastische Präzision einzusetzen, um nicht das kirchenrechtlich notwendige Minimum, sondern das Maximum an Sakramentenfeier und Feiergestalt more geometrico herzuleiten und zu begründen.
Diese Aufgabe ist ein weites Feld für Theologen aller Parteiungen, die die Kirche und ihre Liturgiefeier lieben (meines Wissens haben sich da aber gerade die Scholastiker von heute nicht besonders hervorgetan).
Also, so gesehen ist meine Behauptung vom Beginn nicht unzutreffend, mag sie auch unbegründet sein.