Priesterweihe: Warum nur Männer?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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cantus planus
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von cantus planus »

Aletheia hat geschrieben:Danke cantus - dann liste bzw. taddeo - doch mal einfach die Dokumente auf - ich lese sie und dann frage ich euch.
Um das auch mal klar zu sagen - ich habe keine persönlichen Befindlichkeiten nach denen ich mich richte - ich bin in die Kirche wieder eingetreten in vollem Bewußtsein, was ich da tue und wohin ich da eintrete.
Mit Verlaub, es wirkt eben gelegentlich nicht so. Das sage ich frei von Vorwurf, weil man den offiziellen Verlautbarungen der DBK und zahlreichen diözesaner Medien heute nicht mehr trauen darf. An mehreren Fakultäten lehren ausgewiesene Härektiker, ohne das der zuständige Bischof auch nur Protest erhebt. Münster sei hier exemplarisch genannt.

Ich würde empfehlen, einmal mit dem Katechismus anzufangen. Und zwar Abschnitt für Abschnitt, bewusst gelesen. Dann seinen jedem die Dogmatiken von Ott und Müller empfohlen, die es in jeder vernünftigen Bibliothek zu entleihen geben müsste. Dann Schritt für Schritt die einschlägigen Konzilsdokumente. Das als Basis, danach sollte man tiefer tauchen (dabei bin ich gerade). Dabei werden einem immer mehr auch die Absurditäten der nachkonziliaren Ära bewusst.
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Peti
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Peti »

Aletheia hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Liebe Aletheia,

auch, wenn du es nicht glauben willst: was katholisch ist, ist klar niedergelegt. Es gibt eine Vielzahl lehramtlicher Dokumente, Konzilsbeschlüsse, päpstlicher Verlautbarungen und Vätertexte, in denen der rechte Glaube definiert ist. Eine Diskussion ist immer möglich, doch was zu glauben ist, bestimmt das Lehramt. Die nachkonziliare Kirchenkrise entsteht genau daraus: man erhebt persönliche Befindlichkeiten zur kirchlichen Meßlatte. Taddeo, als studiertem Theologen und praktizierendem Katholiken sind diese Dokumente bekannt.
Danke cantus - dann liste bzw. taddeo - doch mal einfach die Dokumente auf - ich lese sie und dann frage ich euch.
Um das auch mal klar zu sagen - ich habe keine persönlichen Befindlichkeiten nach denen ich mich richte - ich bin in die Kirche wieder eingetreten in vollem Bewußtsein, was ich da tue und wohin ich da eintrete.
Jetzt melde ich mich aber für heute ab. (vom Forum) :)
Erich-D hat zum Thema hier 2003 fogendes geschrieben:
Nehmen wir einmal den Fall ein späterer Papst gewänne im Gebet zusammen mit der Mehrheit der Bischöfe die Gewissheit dies wäre etwas, bei dem die Tradition verlassen werden dürfe. Und aus diesem Grunde wäre es zulässig auch Frauen zur Priestertum in der katholischen Kirche zuzulassen: ich persönlich hätte damit - soweit ich das heute sagen kann - kein besonderes Problem. Allerdings auch nicht beim umgekehrten Falle, dass also die Kirche weiterhin eine Berufung von Frauen zum Priestertum nicht gestattet. Ziel eines Christen, sei er nun Mann oder Frau, ist es ja nicht Priester zu sein, sondern Abbild Christi zu werden. Der Heilige Franziskus war kein Priester, dennoch aber als "zweiter Christus", als dessen Abbild, das Wunder seiner Zeit. Insofern ist die Fixierung auf das Priestertum, wie sie teilweise und über lange Zeit in der Kirche verbreitet war und ist, eher unglücklich.

Man muß diese Meinung jetzt nicht in allen Punkten teilen, aber ein bißchen mehr Gelassenheit in der Diskussion wie sie hier zum Ausdruck kommt, wäre manchmal schon angabracht.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
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taddeo
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von taddeo »

cantus planus hat geschrieben:Ich würde empfehlen, einmal mit dem Katechismus anzufangen. Und zwar Abschnitt für Abschnitt, bewusst gelesen. Dann seinen jedem die Dogmatiken von Ott und Müller empfohlen, die es in jeder vernünftigen Bibliothek zu entleihen geben müsste. Dann Schritt für Schritt die einschlägigen Konzilsdokumente. Das als Basis, danach sollte man tiefer tauchen (dabei bin ich gerade). Dabei werden einem immer mehr auch die Absurditäten der nachkonziliaren Ära bewusst.
Da kann ich Dir voll zustimmen, cantus.

Wobei - Aletheia zitiert ja Konzilsaussagen und Bibeltexte mit dem wild entschlossenen Eifer eines ganzen Königreichssaales voller Zeugen Jehovas beim Wachtturmstudium, ohne daß dabei mehr rauskommen würde als bei denen. Was ihr gänzlich fehlt, ist die Fähigkeit, die gelesenen und/oder zitierten Texte sinnvoll in einen argumentativen Zusammenhang einzuordnen, offenbar weil ihr die theologischen Hintergründe fehlen, die man sich nur über Jahre und Jahrzehnte aneignen kann und die sich auch nur dann erschließen, wenn man sich vom jahrhundertelangen theologischen Ringen der Kirche und dessen lehramtlichen Ergebnissen anleiten läßt.

Theologie lernt man nur dadurch, daß man zunächst versucht, den Glauben der Kirche positiv anzunehmen, wie er uns überliefert ist. Erst dann kann man sich daran wagen, die Entstehung der Glaubenslehre aufgrund historischer Entwicklungen nachzuvollziehen. Wenn man das tut, wird man immer mehr merken, wie die Kirche den Glauben über die Zeiten einerseits bewahrt hat, andererseits gedanklich vertieft und präzisiert und auch in vielen Punkten von Zeitbedingtem gereinigt hat. Schließlich wird man entdecken, daß die gesamte Glaubenslehre der katholischen Kirche nichts anderes ist als ein zweckmäßiges und unübertreffliches Mittel, um die Botschaft des Evangeliums so eindeutig wie möglich den Menschen zu verkündigen, und zwar auch denen, die nicht die Fähigkeit haben, sich in tiefe theologische Zusammenhänge einzuarbeiten. Es gibt halt mal genügend Christen, die darauf angewiesen und dafür dankbar sind, klare Handlungsanweisungen zu bekommen, wie sie das Evangelium konkret leben können. Man muß in seinem persönlichen spirituellen Leben schon extrem weit fortgeschritten sein, um die Reduktion des Evangeliums auf seine kurzen, pointierten Formulierungen auch im Leben fruchtbar werden zu lassen. Nicht einmal Päpsten gelingt dies ohne weiteres, obwohl die Päpste seit Beginn des 20. Jahrhunderts in dieser Hinsicht allesamt Vorbilder waren.

@ Peti

Vom eigentlichen Thema sind wir inzwischen leider ziemlich weggekommen. Es ist nur immer etwas unbefriedigend, über solche "Spezialthemen" zu diskutieren, wenn man nach zwei Sätzen schon merkt, daß die rudimentären Grundlagen für eine sinnvolle Auseinandersetzung nicht gegeben sind.

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Chiara
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Chiara »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Chiara hat geschrieben: PS. Ich hab mal gefragt, ob man das nicht wiederholen könnte, dass Kunigunde bei uns Domherrin gewesen ist... Der geistliche Herr meinte sehr gütig: "Kein Problem: Werden Sie Königin, dann werden Sie auch Domherrin!" :koenig:
Kaiserin bitte!

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... igunde.png
Ich WEISS. Die Frau wurde bei uns gekrönt. Aber der H.H. hätte sich mit der Königswürde zufriedengegeben.
"Scio cui credidi"

Raimund J.
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Raimund J. »

Chiara hat geschrieben:
Raimund Josef H. hat geschrieben:
Chiara hat geschrieben: PS. Ich hab mal gefragt, ob man das nicht wiederholen könnte, dass Kunigunde bei uns Domherrin gewesen ist... Der geistliche Herr meinte sehr gütig: "Kein Problem: Werden Sie Königin, dann werden Sie auch Domherrin!" :koenig:
Kaiserin bitte!

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... igunde.png
Ich WEISS. Die Frau wurde bei uns gekrönt. Aber der H.H. hätte sich mit der Königswürde zufriedengegeben.
:ja:
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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Chiara
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Chiara »

Aletheia hat geschrieben:Soll ich meinem Bischof einen Brief schreiben und bitten mich zu prüfen?
Ach nö - Paderborn ist auch nicht mehr das, was es mal war. Die sind froh über jede und jeden.
@Aletheia: Sei dir da mal nicht so sicher. :ikb_bash: :ikb_thumbup:

@ alle anderen:
Vorschlag: Am ursprünglichen Thema weiterdiskutieren und unqualifizierte Unkenrufe überhören. Auch wenn's schwerfällt, denn man will den Mist irgendwie nicht auf sich sitzen lassen.
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Chiara
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Chiara »

platon hat geschrieben:Im übrigen ist "Jungfräulichkeit" im Spanischen genauso ein weibliches Wort "virginidad". Dieses Wort bezieht sich aber auf beiden Geschlechter. Hingegen versteht man unter "virgen", also die Jungfrau, und das bezieht meistens sich ausdrücklich nur auf Frauen.
...Aber wenn ich mich entschließe, jungfräulich zu leben, so sündige ich nicht.
Eine französische Mitschwester (promovierte Kirchenhistorikerin) hat in einem sehr lesenswerten Artikel ausgeführt, warum man nur im sehr abgeleiteten Sinne von der "Jungfräulichkeit" des Mannes sprechen kann, weil damit ein spezifisch weiblicher Lebensvollzug gemeint ist. "Jungfräulichkeit" ist ja auch abgeleitet von "Jungfrau", was in meines Wissens jeder Sprache immer eine Frau meint (nicht nur im Deutschen). Und jungfräulich ist mehr als unberührt.
Im Horizont der christlichen Anthropologie ist das wunderbar zu erklären.
"Scio cui credidi"

Aletheia
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Aletheia »

cantus planus hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:Danke cantus - dann liste bzw. taddeo - doch mal einfach die Dokumente auf - ich lese sie und dann frage ich euch.
Um das auch mal klar zu sagen - ich habe keine persönlichen Befindlichkeiten nach denen ich mich richte - ich bin in die Kirche wieder eingetreten in vollem Bewußtsein, was ich da tue und wohin ich da eintrete.
Mit Verlaub, es wirkt eben gelegentlich nicht so. Das sage ich frei von Vorwurf, weil man den offiziellen Verlautbarungen der DBK und zahlreichen diözesaner Medien heute nicht mehr trauen darf. An mehreren Fakultäten lehren ausgewiesene Härektiker, ohne das der zuständige Bischof auch nur Protest erhebt. Münster sei hier exemplarisch genannt.
Ich nehme das nicht als Vorwurf. Die theologischen Fakultäten an den Hochschulen unterscheiden sich schon deutlich von den Priesterseminaren und das Verhältnis von Kandidaten zum Priesteramt, Religionspädagogen, Frauen und Männern an den Fakultäten hat sich eben erheblich verändert und eine große Öffnung bewirkt.
Die Folgen sind dann Freiräume, die alles verschwimmen lassen. Dann gibt es eben auch ein fachliches Gefälle zwischen denjenigen die Priester werden und denjenigen, die nur Theologie studieren, aufgrund der Schwerpunktsetzung. Hinzu kommen Spezialisierungen , wie der Studiengang Caritaswissenschaft in Paderborn oder Spiritualität in Münster an der PTH und jede Menge Drittmittel-Projekte, z.B. durch die DFG. Die ganzen Entwicklungen können überhaupt nicht mehr durch die Bischöfe kontrolliert werden. Das kann man den Bischöfen nicht anlasten.
Es ist heute einfach üblich, dass intensiv und kollegial zusammen gearbeitet wird und da sind ja auch noch die Orden mit beteiligt. Das ist schon eine große Vielfalt.
Ich würde empfehlen, einmal mit dem Katechismus anzufangen. Und zwar Abschnitt für Abschnitt, bewusst gelesen. Dann seinen jedem die Dogmatiken von Ott und Müller empfohlen, die es in jeder vernünftigen Bibliothek zu entleihen geben müsste. Dann Schritt für Schritt die einschlägigen Konzilsdokumente. Das als Basis, danach sollte man tiefer tauchen (dabei bin ich gerade). Dabei werden einem immer mehr auch die Absurditäten der nachkonziliaren Ära bewusst.
Schönen Dank dafür. Ich habe das auch schon überlegt und im Literaturverzeichnis des Katechismus die entspechenden Angaben entdeckt.
Es gibt ja "Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung" - Neuner-Roos und auch eben den Denzinger - DS und DH.

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platon
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von platon »

Chiara hat geschrieben:Eine französische Mitschwester (promovierte Kirchenhistorikerin) hat in einem sehr lesenswerten Artikel ausgeführt, warum man nur im sehr abgeleiteten Sinne von der "Jungfräulichkeit" des Mannes sprechen kann, weil damit ein spezifisch weiblicher Lebensvollzug gemeint ist. "Jungfräulichkeit" ist ja auch abgeleitet von "Jungfrau", was in meines Wissens jeder Sprache immer eine Frau meint (nicht nur im Deutschen). Und jungfräulich ist mehr als unberührt. Im Horizont der christlichen Anthropologie ist das wunderbar zu erklären.
Die Sonne ist im Spanischen männlich, und der Mond weiblich. Was besagt das? Gar nichts!

Ich habe allerdings die Erklärung gehört, die Natur sei weiblich, und deshalb wurde die Frau im antiken Griechenland in der Vergangenheit bekleidet dargestellt, weil man Achtung vor der Natur hatte. Männer aber turnten nackt. Dann kam die wissenschaftliche Forschung, die Natur wurde entkleidet, und der Mann sah, daß er entblöst war, deswegen wird er heute bei uns meist bekleidet dargestellt, die Frau wird aber entwürdigt als Objekt behandelt.

Das wäre also vielleicht die Aufgabe unserer Zeit, sich mit Alice Schwarzer zu solidarisieren, und zuerst dafür zu sorgen, daß die Frau nicht entwürdigt wird, daß sie als gleichwertiges Wesen mit ein Anrecht auf Wahrung ihrer Intimität angesehen wird. Nochmals, erst wenn Unterschiede in ihrer vollen Wesensart anerkannt werden, kann man fordern, daß Frau-Sein und Mann-Sein nicht bloß ein "Ding" der Erkenntnis ist.

Man müßte wirklich sehen, ob das überhaupt möglich ist, die Gleichwertigkeit zu wahren, wenn es zur Gleichmacherei kommt, denn man nimmt dann den Menschen in seiner vollen Identität gar nicht wahr. Angenommen hätte Jesus Frauen zum Priestertum auch berufen, so wären wir gar nicht reif, diese Gabe zu empfangen, solange es zur Gleichmacherei kommt. Wir wären gar nicht fähig, die Ehe zu verstehen, in der gleichwertig sich Mann und Frau sich gegenseitig ergänzen. Wenn ein eventuelles Priestertum der Frau sich negativ auf Ehe und Familie notwendig auswirken würde, dann will Gott das sicher nicht.
Fides quaerens intellectum
(Anselm von Canterbury)

Aletheia
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Aletheia »

taddeo hat geschrieben: Wobei - Aletheia zitiert ja Konzilsaussagen und Bibeltexte mit dem wild entschlossenen Eifer eines ganzen Königreichssaales voller Zeugen Jehovas beim Wachtturmstudium, ohne daß dabei mehr rauskommen würde als bei denen. Was ihr gänzlich fehlt, ist die Fähigkeit, die gelesenen und/oder zitierten Texte sinnvoll in einen argumentativen Zusammenhang einzuordnen, offenbar weil ihr die theologischen Hintergründe fehlen, die man sich nur über Jahre und Jahrzehnte aneignen kann und die sich auch nur dann erschließen, wenn man sich vom jahrhundertelangen theologischen Ringen der Kirche und dessen lehramtlichen Ergebnissen anleiten läßt.
Ich habe Prioritäten - 1. Evangelium 2. der Rest des NT 3. AT 4. Lehre d. Kirche 5. Kommentare von 1. und 2. 6. Kommentare zu 3 und 7. Kommentare zu 4.
Ich danke dir für deine Ermutigung. Und das ganz ohne Ironie, denn nur an Leuten mit solchen Einstellungen wie du sie hast, kann man überhaupt die Messlatte ansetzen. Und offensichtlich bist du ziemlich überragend. - auch ohne Ironie gemeint.
Theologie lernt man nur dadurch, daß man zunächst versucht, den Glauben der Kirche positiv anzunehmen, wie er uns überliefert ist.
Den Glauben der Kirche kann man nur dann positiv annehmen, wenn er auch als etwas Positives erfahren wurde. Hat man ihn aber als Negatives erfahren, dann muss man erst einmal die Instrumente entwickeln, wie man das Umpolt.
Ich komme aus der Naturwissenschaft und da ist "Wechselstrom" die Anwendung dieses Prinzips. Und die Herzfrequenz bzw. das Herz ist auch ein Organ, was immer "umschaltet".
Erst dann kann man sich daran wagen, die Entstehung der Glaubenslehre aufgrund historischer Entwicklungen nachzuvollziehen. Wenn man das tut, wird man immer mehr merken, wie die Kirche den Glauben über die Zeiten einerseits bewahrt hat, andererseits gedanklich vertieft und präzisiert und auch in vielen Punkten von Zeitbedingtem gereinigt hat.
D'accord. Aber nicht alles Zeitbedingte ist verschwunden.
Schließlich wird man entdecken, daß die gesamte Glaubenslehre der katholischen Kirche nichts anderes ist als ein zweckmäßiges und unübertreffliches Mittel, um die Botschaft des Evangeliums so eindeutig wie möglich den Menschen zu verkündigen, und zwar auch denen, die nicht die Fähigkeit haben, sich in tiefe theologische Zusammenhänge einzuarbeiten.
Das Problem liegt darin, dass von Seiten der Lehre dies so gesehen wird und es durchaus auch zweckmäßig und nach dem heutigen Stand der Dinge unübertrefflich ist, weil es ja noch nicht übertroffen ist und das Unübertreffliche ja Jesus der Auferstandene ist - dies also per se nicht übertroffen werden kann. Bzw. erst durch seine Wiederkunft übertroffen wird.
Die Botschaft muss aber dann auf Seiten der Gläubigen auch angenommen werden - also durch das Gewissen angenommen werden. Und hier unterscheiden sich die Menschen - es gibt welche, die fromm sind und glauben, demütig und bescheiden - und dann gibt es welche, die brauchen Gründe, sind nicht demütig und bescheiden, weil sie ja studiert haben - selber denken können und auch sollen - und genau diese haben auch in der Geschichte der Kirche die Lehre entwickelt und zusammen gebaut.
Und so ist auch mit der Kirche die Häresie verbunden - denn wenn ich etwas bestimme, was zu glauben ist, bestimmte ich auch - logisch - das Gegenteil, was eben nicht geglaubt werden "darf".
Es gibt halt mal genügend Christen, die darauf angewiesen und dafür dankbar sind, klare Handlungsanweisungen zu bekommen, wie sie das Evangelium konkret leben können.
Natürlich - nur zwischen dem "konkret leben können" und den "abstrakten" Handlungsanweisungen steht der lebendige Mensch. Es ist wie mit den ärzten - Diagnose, Rezepte ist die eines Seite - das Einnehmen der Medikamente die andere und wenn noch nicht mal mehr genügend Geld da ist, um sich das auch leisten zu können, dann erreicht eben der Arzt nicht dem den Kranken.
Leidet dieser Berufsstand darunter? Ich glaube nicht.
Leidet die Kirche unter dem Auszug der Getauften? Ich hoffe.
Man muß in seinem persönlichen spirituellen Leben schon extrem weit fortgeschritten sein, um die Reduktion des Evangeliums auf seine kurzen, pointierten Formulierungen auch im Leben fruchtbar werden zu lassen. Nicht einmal Päpsten gelingt dies ohne weiteres, obwohl die Päpste seit Beginn des 20. Jahrhunderts in dieser Hinsicht allesamt Vorbilder waren.
Wie ist das bei dir? Kannst du dies in deinem persönlichen Leben anwenden?
Vom eigentlichen Thema sind wir inzwischen leider ziemlich weggekommen. Es ist nur immer etwas unbefriedigend, über solche "Spezialthemen" zu diskutieren, wenn man nach zwei Sätzen schon merkt, daß die rudimentären Grundlagen für eine sinnvolle Auseinandersetzung nicht gegeben sind.
[/quote]
Ich möchte euch aber dennoch dafür danken, denn mir sind da einige nützliche Hilfen gegeben worden.
Die Kirche sagt - zum Thema nun - sie habe keine Vollmacht Frauen zum Priester zu weihen. Das bedeutet - es ist Gottes Wille, dass dies nun so ist. Und das bedeutet - "es ist, was es ist".
Da fällt mir ein Gedicht von Erich Fried ein und ich will das mal hierauf anwenden.
Warum nur Männer? - Es ist was es ist.

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

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Peti
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Peti »

Aletheia hat geschrieben: Ich möchte euch aber dennoch dafür danken, denn mir sind da einige nützliche Hilfen gegeben worden.
Die Kirche sagt - zum Thema nun - sie habe keine Vollmacht Frauen zum Priester zu weihen. Das bedeutet - es ist Gottes Wille, dass dies nun so ist. Und das bedeutet - "es ist, was es ist".
Dazu aus einem Interview mit Kardinal Ratzinger:
http://religion.orf.at/projekt2/news/ ... ger_fr.htm
-es ist, was es ist-
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
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taddeo
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von taddeo »

Aletheia hat geschrieben:
Ich habe Prioritäten - 1. Evangelium 2. der Rest des NT 3. AT 4. Lehre d. Kirche 5. Kommentare von 1. und 2. 6. Kommentare zu 3 und 7. Kommentare zu 4.
Ich danke dir für deine Ermutigung. Und das ganz ohne Ironie, denn nur an Leuten mit solchen Einstellungen wie du sie hast, kann man überhaupt die Messlatte ansetzen. Und offensichtlich bist du ziemlich überragend. - auch ohne Ironie gemeint.

Ich bin ganz und gar nicht überragend, weder als Mensch noch als Theologe. Die Einstellungen, die Dir so erscheinen, habe ich mir in langem Kampf trotz eines akademischen Studiums angeeignet, nicht so sehr wegen des Studiums.

Und zu Deinen Prioritäten: Versuch mal, die etwas umzustellen, ob Du dadurch nicht sogar mehr Nutzen für Dein geistliches Leben ziehen kannst. Beginne mal, wie cantus Dir schon geraten hat, mit Punkt 4 in Form des Katechismus. Wegen seiner Systematik wäre das vielleicht zunächst besser. Gleichzeitig führt er Dich auf jeder Seite sowieso zu den Punkten 1 und 2, denn die Aussagen des Katechismus sind ständig mit Quellen aus der Schrift und der gesamten Lehrtradition der Kirche belegt. Wenn Dich dann einzelne Punkte besonders interessieren, kannst Du Dich so leicht über Schriften informieren, die das besonders vertiefen.


Den Glauben der Kirche kann man nur dann positiv annehmen, wenn er auch als etwas Positives erfahren wurde. Hat man ihn aber als Negatives erfahren, dann muss man erst einmal die Instrumente entwickeln, wie man das Umpolt.
Ich komme aus der Naturwissenschaft und da ist "Wechselstrom" die Anwendung dieses Prinzips. Und die Herzfrequenz bzw. das Herz ist auch ein Organ, was immer "umschaltet".

Was die positive Erfahrung des Glaubens angeht, habe ich vielleicht ein Glück gehabt, das so heute nur noch den allerwenigsten Katholiken zuteil wird: Ich bin in einer tiefgläubigen Familie aufgewachsen, und dazu in einem religiösen Umfeld (Pfarrei), in dem die Liturgie tatsächlich noch in einem uneingeschränkten "sentire cum ecclesia" gepflegt wurde. Als Ministrant und Kirchenmusiker durfte ich seit frühester Kindheit erfahren, wie beglückend es ist, den Glauben an der sicheren und fürsorglichen Hand der Mutter Kirche zu erlernen. Als ich dann zu studieren begonnen habe, war diese Erfahrung einerseits mein "Anker", um nicht alles kritiklos hinzunehmen, was einem in Uni und Seminar vorgesetzt wurde, und gleichzeitig eine stete Quelle der Auseinandersetzung mit Positionen, die man nicht mehr guten Gewissens als katholisch bezeichnen konnte - siehe das Stichwort "Kampf" oben. Wo ich besonders gemerkt habe, wie einseitig und ideologisch befrachtet der theologische Lehrbetrieb in Deutschland ist, war während des Studiums in Rom. Dort habe ich gelernt, was "katholisch" im Sinne von "allumfassend" oder "weltkirchlich" eigentlich bedeuten kann, und ich zehre noch heute von diesen Erfahrungen der geistigen Weite, die ich so in Deutschland nie machen konnte.

Aber nicht alles Zeitbedingte ist verschwunden.

Nein, ich sagte ja auch "vieles". Die Kirche läßt sich gottseidank genügend Zeit mit solchen Vorgängen, um nicht jedem Zeitgeist hinterherzulaufen.

Natürlich - nur zwischen dem "konkret leben können" und den "abstrakten" Handlungsanweisungen steht der lebendige Mensch. Leidet die Kirche unter dem Auszug der Getauften? Ich hoffe.

Das ist ja gerade der Vorzug der kirchlichen Lehre, daß sie nicht nur abstrakte Handlungsanweisungen gibt, sondern sehr konkrete. Jeder kann im Rahmen der kirchlichen Glaubens- und Sittenlehre und des Kirchenrechts genau die Direktheit der Aussagen finden, die ihm persönlich weiterhelfen. Eine der schönsten und zutreffendsten Formulierungen, wozu die kirchliche Lehre von den ganz allgemeinen, hochtheologischen Definitionen bis hin zum kleinsten Kirchengebot eigentlich dient, ist die eines Tagesgebetes, in dem es heißt, "laß uns die zeitlichen Güter so gebrauchen, daß wir die ewigen nicht verlieren". Das und nichts anderes ist das Ziel der gesamten kirchlichen Lehre.

Wie ist das bei dir? Kannst du dies in deinem persönlichen Leben anwenden?

Schön wäre es. Ich versuche es, aber ich bleibe stets weit hinter dem zurück, was ich als richtig erkenne.

Ich möchte euch aber dennoch dafür danken, denn mir sind da einige nützliche Hilfen gegeben worden.

Liebe Aletheia,

es freut mich sehr, wenn Du aus dieser Diskussion Nutzen für Dich selbst ziehen kannst. Und ich möchte auch ganz ohne Ironie oder Bosheit hinzufügen, daß dieses das mit Abstand positivste Posting ist, das ich bisher von Dir gelesen habe - getragen von dem Bemühen, die Argumente der Gegenseite nicht als Affront zu betrachten, sondern als ehrliches Angebot. Auf dieser Grundlage wirst Du hier hoffentlich noch viel Gelegenheit haben, Dich mit anderen Usern in Geist eines wahrhaft christlichen Miteinanders auszutauschen. (Ich werde deshalb meinem Profil auftragen, Deine Beiträge künftig nicht mehr zu ignorieren - mit diesem Posting hast Du Dir das redlich verdient.)

Alles Gute!

Paul Heliosch
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Registriert: Samstag 15. Dezember 2007, 11:52

Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Paul Heliosch »

Peti hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben: Ich möchte euch aber dennoch dafür danken, denn mir sind da einige nützliche Hilfen gegeben worden.
Die Kirche sagt - zum Thema nun - sie habe keine Vollmacht Frauen zum Priester zu weihen. Das bedeutet - es ist Gottes Wille, dass dies nun so ist. Und das bedeutet - "es ist, was es ist".
Dazu aus einem Interview mit Kardinal Ratzinger:
http://religion.orf.at/projekt2/news/ ... ger_fr.htm
-es ist, was es ist-
Ein Zitat aus diesem o.g. Interview
Frauenpriestertum: Papst wäre ein Ja lieber gewesen

Papst Johannes Paul II. wäre ein Ja zur Priesterweihe von Frauen "menschlich sicher lieber gewesen", so Kardinal Joseph Ratzinger in einem Interview, das im ORF-Magazin "Orientierung" aus Anlass seines 75. Geburtstags ausgestrahlt wurde.

Diese Haltung des Papstes könne er verbürgen, betonte der deutsche Kurienkardinal. Dennoch habe Johannes Paul II. schließlich das Nein erklärt. Es sei dem Papst einzig darum gegangen, der Heiligen Schrift und der Tradition treu zu bleiben.
Da sind sie, die drei entscheidenden Säulen der Kirche ...und der entscheidende Satz zum Thema "Priesterweihe: Warum nur Männer?":

"Das Lehramt (3. Säule) muss der Heiligen Schrift (1. Säule) und der Tradition (2. Säule) treu bleiben."

Johaennschen
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Johaennschen »

taddeo hat geschrieben:Der Priester ist vielmehr eine Ikone: ein irdisches Abbild, das nur dazu da ist, auf sein himmlisches Urbild zu verweisen, nämlich auf Christus. Diesem Ideal muß er in seiner ganzen Existenz und auch in seiner menschlichen Lebensführung nacheifern, sonst taugt er nichts. Im sakramentalen Geschehen allerdings geschieht noch ein unerhörter Schritt mehr: die Ikone, das Abbild wird selbst zum Urbild, der Priester ist nicht mehr nur "Symbol" Christi, er ist Christus selbst, und zwar so leibhaftig, daß er eben nicht nur die wahre Göttlichkeit Christi verkörpert, sondern auch seine wahre Menschlichkeit, die eben diejenige eines Mannes war.
Hallo,

ich habe zu diesem Gedanken der Verkörperung Christi eine Frage: Wenn ich eine Ikone einer weiblichen Heiligen verehre, geht diese meine Verehrung doch auch auf ihr Urbild zurück, auf Christus. Spiegelt sich in Ikonen weiblicher Heiliger Christus, warum funktioniert das dann nicht auch in der lebendigen Ikone einer etwaigen Priesterin am Altar? Etwas provokant gefragt: was macht eine geschriebene Ikone "ebenbildlicher" als eine lebendige?

Vielen Dank. :daumen-rauf:
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

Aletheia
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Registriert: Mittwoch 8. Oktober 2008, 09:34

Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Aletheia »

Paul Heliosch hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben: Ich möchte euch aber dennoch dafür danken, denn mir sind da einige nützliche Hilfen gegeben worden.
Die Kirche sagt - zum Thema nun - sie habe keine Vollmacht Frauen zum Priester zu weihen. Das bedeutet - es ist Gottes Wille, dass dies nun so ist. Und das bedeutet - "es ist, was es ist".
Dazu aus einem Interview mit Kardinal Ratzinger:
http://religion.orf.at/projekt2/news/ ... ger_fr.htm
-es ist, was es ist-
Ein Zitat aus diesem o.g. Interview
Frauenpriestertum: Papst wäre ein Ja lieber gewesen

Papst Johannes Paul II. wäre ein Ja zur Priesterweihe von Frauen "menschlich sicher lieber gewesen", so Kardinal Joseph Ratzinger in einem Interview, das im ORF-Magazin "Orientierung" aus Anlass seines 75. Geburtstags ausgestrahlt wurde.

Diese Haltung des Papstes könne er verbürgen, betonte der deutsche Kurienkardinal. Dennoch habe Johannes Paul II. schließlich das Nein erklärt. Es sei dem Papst einzig darum gegangen, der Heiligen Schrift und der Tradition treu zu bleiben.
Da sind sie, die drei entscheidenden Säulen der Kirche ...und der entscheidende Satz zum Thema "Priesterweihe: Warum nur Männer?":

"Das Lehramt (3. Säule) muss der Heiligen Schrift (1. Säule) und der Tradition (2. Säule) treu bleiben."
Nun - das letzte Wort ist da nicht gesprochen. Denn "menschlich" scheint JPII etwas anderes gewünscht zu haben. Aber das ist ja nur in dem Interview genauer heraus zu finden - was da Josef Ratzinger gesagt hat über die Empfindungen.
Es ist sicherlich richtig, dass er nicht seinem Gefühl gefolgt ist, aber ich frage mich, welchem Sinn er dann gefolgt ist. Offenbar keinem "menschlichen" - also einem "übermenschlichen"?
Pragmatisch gesehen wäre die Aufgabe dieser Tradition überhaupt nicht einer einzelnen Person möglich - es würde die Kirche tief spalten. Und auch ein Konzil könnte dies nicht ändern - es gäbe dafür in der Kirche wohl keine Mehrheit unter den Konzilsteilnehmern. Also das Lehramt hat da tatsächlich nicht die volle Macht dies zu ändern - jetzt. Aber die Frauen müssen da selbst erst den Boden gemeinsam mit den Männern bereiten, damit das Lehramt zur Vollmacht in dieser Frage reift.

Ich bin da mit der Einstellung von Erich D von 23 - Peti hat das hier gepostet - einig. Aber aus eigener Erfahrung weiß ich auch, wie schwierig es ist, die "menschlich-persönliche" Seite hier zu überschreiten. Und das wird aber heute wohl durch die Strukturreformen der Diözesen erzwungen - es bauen sich dann gar keine persönlichen Beziehungen auf und dann haben wir allerdings von der negativen Seite her eine andere Entkoppelung. Es werden mehr Laien und mehr Frauen die Gemeinden prägen und sich die Aufgaben mit dem Priester "teilen". Sicher wird dann noch mehr als heute aus dem Ruder laufen.

Daher finde ich es genau wichtig, dass sich alle über den Glauben der Kirche selbst klar sind und werden.

@taddeo - danke für den Hinweis auf die ökonomische Lesart. Das ist mir letztlich auch aufgefallen, und erleichtert es mir, die dicken Schwarten durch zu arbeiten.

Paul Heliosch
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Registriert: Samstag 15. Dezember 2007, 11:52

Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Paul Heliosch »

Aletheia hat geschrieben:
Paul Heliosch hat geschrieben: Ein Zitat aus diesem o.g. Interview
Es sei dem Papst einzig darum gegangen, der Heiligen Schrift und der Tradition treu zu bleiben.
Da sind sie, die drei entscheidenden Säulen der Kirche ...und der entscheidende Satz zum Thema "Priesterweihe: Warum nur Männer?":

"Das Lehramt (3. Säule) muss der Heiligen Schrift (1. Säule) und der Tradition (2. Säule) treu bleiben."
Nun - das letzte Wort ist da nicht gesprochen. ...
Mit Verlaub - das letzte Wort zu diesem Thema ist m.E. die "Treue"!

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taddeo
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von taddeo »

Johaennschen hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Der Priester ist vielmehr eine Ikone: ein irdisches Abbild, das nur dazu da ist, auf sein himmlisches Urbild zu verweisen, nämlich auf Christus. Diesem Ideal muß er in seiner ganzen Existenz und auch in seiner menschlichen Lebensführung nacheifern, sonst taugt er nichts. Im sakramentalen Geschehen allerdings geschieht noch ein unerhörter Schritt mehr: die Ikone, das Abbild wird selbst zum Urbild, der Priester ist nicht mehr nur "Symbol" Christi, er ist Christus selbst, und zwar so leibhaftig, daß er eben nicht nur die wahre Göttlichkeit Christi verkörpert, sondern auch seine wahre Menschlichkeit, die eben diejenige eines Mannes war.
Hallo,

ich habe zu diesem Gedanken der Verkörperung Christi eine Frage: Wenn ich eine Ikone einer weiblichen Heiligen verehre, geht diese meine Verehrung doch auch auf ihr Urbild zurück, auf Christus. Spiegelt sich in Ikonen weiblicher Heiliger Christus, warum funktioniert das dann nicht auch in der lebendigen Ikone einer etwaigen Priesterin am Altar? Etwas provokant gefragt: was macht eine geschriebene Ikone "ebenbildlicher" als eine lebendige?

Vielen Dank. :daumen-rauf:
Ohne hier den Anspruch auf eine theologisch vollgültige Begründung erheben zu wollen:

Ich würde mir das so erklären, daß die "geschriebenen", bzw. gemalten Ikonen ja stets und ausschließlich bereits verstorbene Menschen bzw. Heilige abbilden, die nach unserer Auffassung bereits "im Himmel sind", also in einem Zustand, in dem die innerweltlichen Kategorien von Zeit, Raum und auch Geschlecht transzendiert, also überschritten sind. Der Priester hingegen steht noch in der Welt, seine Ebenbildlichkeit läßt sich aus diesem Grunde nicht von seiner Leiblichkeit trennen, und hat deswegen noch etwas "Vorläufiges" an sich. Das Mysterium an ihm (was ja das griechische Urwort für "Sakrament" ist) ist gerade diese Dichotomie, daß ein in den weltimmanenten Kategorien der Körperlichkeit befangener Mensch durch die Priesterweihe zur Ikone des Transzendenten werden kann. Dies wäre völlig undenkbar ohne die Menschwerdung Christi, den der Priester abbildet. Im letzten hängt die nach Schrift und Tradition unantastbare Bindung der Priesterweihe an das männliche Geschlecht unmittelbar an dem Glaubenssatz von Christus als wahrem Gott und wahrem Menschen.

Aletheia
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Aletheia »

Paul Heliosch hat geschrieben: Nun - das letzte Wort ist da nicht gesprochen. ...
Mit Verlaub - das letzte Wort zu diesem Thema ist m.E. die "Treue"![/quote]

Ich meinte das Alpha und das Omega ....die Treue Gottes übersteigt die menschliche Treue - . Dessen war sich JP II auch bewusst. Jetzt hat die Kirche keine Vollmacht.
Ich bin aber gewiss, dass ihr diese Vollmacht geschenkt wird.

Aletheia
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Aletheia »

taddeo hat geschrieben:
Johaennschen hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Der Priester ist vielmehr eine Ikone: ein irdisches Abbild, das nur dazu da ist, auf sein himmlisches Urbild zu verweisen, nämlich auf Christus. Diesem Ideal muß er in seiner ganzen Existenz und auch in seiner menschlichen Lebensführung nacheifern, sonst taugt er nichts. Im sakramentalen Geschehen allerdings geschieht noch ein unerhörter Schritt mehr: die Ikone, das Abbild wird selbst zum Urbild, der Priester ist nicht mehr nur "Symbol" Christi, er ist Christus selbst, und zwar so leibhaftig, daß er eben nicht nur die wahre Göttlichkeit Christi verkörpert, sondern auch seine wahre Menschlichkeit, die eben diejenige eines Mannes war.
Hallo,

ich habe zu diesem Gedanken der Verkörperung Christi eine Frage: Wenn ich eine Ikone einer weiblichen Heiligen verehre, geht diese meine Verehrung doch auch auf ihr Urbild zurück, auf Christus. Spiegelt sich in Ikonen weiblicher Heiliger Christus, warum funktioniert das dann nicht auch in der lebendigen Ikone einer etwaigen Priesterin am Altar? Etwas provokant gefragt: was macht eine geschriebene Ikone "ebenbildlicher" als eine lebendige?

Vielen Dank. :daumen-rauf:
Ohne hier den Anspruch auf eine theologisch vollgültige Begründung erheben zu wollen:

Ich würde mir das so erklären, daß die "geschriebenen", bzw. gemalten Ikonen ja stets und ausschließlich bereits verstorbene Menschen bzw. Heilige abbilden, die nach unserer Auffassung bereits "im Himmel sind", also in einem Zustand, in dem die innerweltlichen Kategorien von Zeit, Raum und auch Geschlecht transzendiert, also überschritten sind. Der Priester hingegen steht noch in der Welt, seine Ebenbildlichkeit läßt sich aus diesem Grunde nicht von seiner Leiblichkeit trennen, und hat deswegen noch etwas "Vorläufiges" an sich. Das Mysterium an ihm (was ja das griechische Urwort für "Sakrament" ist) ist gerade diese Dichotomie, daß ein in den weltimmanenten Kategorien der Körperlichkeit befangener Mensch durch die Priesterweihe zur Ikone des Transzendenten werden kann. Dies wäre völlig undenkbar ohne die Menschwerdung Christi, den der Priester abbildet. Im letzten hängt die nach Schrift und Tradition unantastbare Bindung der Priesterweihe an das männliche Geschlecht unmittelbar an dem Glaubenssatz von Christus als wahrem Gott und wahrem Menschen.
Der Priester wäre gar nicht da ohne die leibliche Auferstehung Jesu - was also bildet der Priester ab oder was stellt er dar? Im Sakrament IST er nicht nur Vertreter sondern Faktum - er steht mit Christus auf - und er ist auch im Sakrament mit Christus gestorben. Er "transzendiert" also das Geschlecht ebenso wie sich Brot und Wein transzendieren würden - und genau daher ist eben der Begriff Transzendenz wohl unangemessen.
Es findet also eine Transsubstantiation statt und der Priester spricht ja die Worte : das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.

Raphael

Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Raphael »

taddeo hat geschrieben:(Ich werde deshalb meinem Profil auftragen, Deine Beiträge künftig nicht mehr zu ignorieren - mit diesem Posting hast Du Dir das redlich verdient.)
Das redliche Verdienen muß da (leider) in aller Deutlichkeit in Frage gestellt werden!

Die Beiträge Aletheias weisen immer mehr in die Richtung, die sie auch schon in vergangenen Postings durchscheinen ließ. Es handelt sich bei ihr um eine entpersönlichte und entpersönlichende Spiritualität, die mehr den östlichen Religionen zugehörig ist als dem, was das Christentum ausmacht.

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taddeo
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von taddeo »

Aletheia hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:Nun - das letzte Wort ist da nicht gesprochen. ...
Paul Heliosch hat geschrieben:Mit Verlaub - das letzte Wort zu diesem Thema ist m.E. die "Treue"!
Ich meinte das Alpha und das Omega ....die Treue Gottes übersteigt die menschliche Treue - . Dessen war sich JP II auch bewusst. Jetzt hat die Kirche keine Vollmacht.
Ich bin aber gewiss, dass ihr diese Vollmacht geschenkt wird.
Papst Johannes Paul II. hatte einen Traum. Gott erschien ihm und sagte: "Du darfst mir drei Fragen stellen, die ich Dir beantworten werde."
Der Papst überlegte kurz und fragte dann: "Wann wird es zur vollen Einheit aller Christen kommen?" -
Gott antwortete: "Nicht in Deiner Amtszeit." -
Johannes Paul fragte weiter: "Wann wird die Kirche Frauen zum Priesteramt zulassen?" -
Gott antwortete: "Nicht in Deiner Amtszeit." -
Als letztes fragte der Papst: "Wann wird wieder ein Pole Papst werden?" -
Und Gott sprach: "Nicht in meiner Amtszeit!"

Raphael

Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Raphael »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:(Achtung, der nachfolgende Text gibt nicht meine Meinung wieder!)

Man muß es den Negern heute sagen: Du bist ein Neger!

Als Neger verfehlst du dein Menschsein, wenn du „primär Mensch“ sein willst.
Nur als Neger kannst du Mensch sein, nur als Neger fehlt dir nichts daran. Stellst
du dein Negersein hintan, fehlt dir ein Teil deines Wesenskerns. Stellst du dein
Negersein hintan, wirst du hohl. Deine Menschheit bleibt Hülle. Also sei Neger!

Den Weißen muß man heute dasselbe sagen, mutatis mutandis, versteht sich.
Sei Weißer! – Meine Herren, das kann heutzutage sehr schwer sein, oft allzu
schwer. Und nicht nur das rassengleichmacherische Waschlappen-Syndrom ist zu meiden,
sondern ebenso das gegenteilige Extrem, der Wunsch nach Auslöschung der niederen Rassen.
Dennoch geht’s nicht anders, willst du nicht als läppische Hülle enden, gleich
dem Pappdrachen, den die verweichlichte Weiße darstellt.
Diese Paraphrase bezeugt lediglich Dein Unverständnis gegenüber dem vorgebrachten Argument ..............

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taddeo
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von taddeo »

Raphael hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:(Ich werde deshalb meinem Profil auftragen, Deine Beiträge künftig nicht mehr zu ignorieren - mit diesem Posting hast Du Dir das redlich verdient.)
Das redliche Verdienen muß da (leider) in aller Deutlichkeit in Frage gestellt werden!

Die Beiträge Aletheias weisen immer mehr in die Richtung, die sie auch schon in vergangenen Postings durchscheinen ließ. Es handelt sich bei ihr um eine entpersönlichte und entpersönlichende Spiritualität, die mehr den östlichen Religionen zugehörig ist als dem, was das Christentum ausmacht.
Nun, ich bin weder Aletheias Beichtvater noch ihr Theologieprofessor, aber ich hatte bei dem fraglichen Posting zum erstenmal den Eindruck, daß sie tatsächlich willens ist, Hinweise aufzugreifen, die ihr helfen könnten, ihre bisher zugegebenermaßen recht subjektive Spiritualität auf eine objektivere, d. h. an der kirchlichen Lehre orientierte Grundlage zu stellen. Bei ihren früheren Beiträgen schien mir das meistens nicht der Fall zu sein.

Insofern bin ich schon der Meinung, daß Aletheias Beiträge es auf dieser Grundlage Wert sind, diskutiert zu werden. Wenn ich etwas dazu beitragen kann, Mißverständnisse oder Unklarheiten auszuräumen, die sie vielleicht bisher am Verständnis bestimmter Aussagen gehindert haben, dann bin ich gerne dazu bereit. Mir geht es nicht darum, Aletheia zu missionieren. Sie soll ruhig so selbständig denken, wie sie es für richtig hält. Aber Kritik halte ich erst dann für berechtigt, wenn man vorher die kritisierten Positionen so verstanden hat, wie sie von Seiten ihres "Urhebers" her gedacht waren. Dazu kann ich vielleicht den einen oder anderen Beitrag leisten.

Aletheia
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Aletheia »

@Raphael
Ich beziehe mich da eher auf die Theorie der Sprechakte, nach der Worte Handlungen sind. JP II hat ja dies bereits gewusst, sowohl als Theatermensch, als auch als Philosoph. Wie du da jetzt auf irgendwas Östliches kommst, obwohl ich was Österliches gemeint habe müsstest du mal erklären.

@taddeo
Danke - ich hatte schon überlegt, ob ich was posten soll und mir die Sympathien wieder verscherze :) aber mir hat noch nie viel an Schein-Sympathien gelegen.

ad_hoc
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von ad_hoc »

taddeo hat bei der Würdigung des zaghaften Versuches von Aletheia, Hinweise nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern sich auch damit thematisch zu beschäftigen, folgendes notiert:
Aber Kritik halte ich erst dann für berechtigt, wenn man vorher die kritisierten Positionen so verstanden hat, wie sie von Seiten ihres "Urhebers" her gedacht waren.
Beim besten Willen, lieber taddeo: Das liegt doch wohl in erster Linie im Zuständigkeitsbereich des Autoren, seine Aussagen so zu formulieren, dass sie im gewünschten Sinne verstanden werden. Und das gelingt Aletheia ganz sicher, wenn auch mit dem Effekt, dass ihre Aussagen von den Empfängern als nicht unbedingt der Wahrheit entsprechend aufgenommen werden. Es liegt ganz sicher nicht am nicht ausreichenden Verständniswillen des Lesers, sondern am Verständnis des Urhebers des Lesestoffes, wie er seine Aussage verstanden haben will. Das Problem ergibt sich im doppelten Sinne also erst dann, wenn mit verändertem Begriffsverständnis eine Aussage herauskommt, die den bisherigen und als wahr bzw. richtig erkannten Erkenntnissen der Leserschaft zuwiderläuft.

Was wäre also tatsächlich erforderlich? Die Prüfung, welche Bedeutung Aletheia den von ihr gebrauchten Schlüsselworten und den sich hieraus - dementsprechenden Sinnes - ergebenden Aussagewerten zumißt!
Nur dann wird auch deutlich, wieso Aletheia ständig an den üblichen Verständnissen und Erkenntnissen der Leserschaft vorbeirauscht und unbeirrt ihre Antworten, die aus ihrer Sicht sogar berechtigterweise richtig sind, weil sie eben die von den Antwortenden gebrauchten Schlüsselworte nicht in deren, sondern in ihrem eigenen Verständnis wertet und auslegt; außer, es ergibt sich doch eine rein zufällige offensichtliche Meinungsgleichheit zu bestimmten Punkten, deren Ausgangspositionen von beiden Seiten gleich verstanden bzw. erkannt werden.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Aletheia
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Aletheia »

Das ist sehr gut ausgedrückt.
Zunächst einmal muss man sich verständlich ausdrücken - wollen. Dann muss auch das verstanden werden - wollen. Und dann gibt es ein Drittes - das nämlich, das sich als Gemeinsames zeigt.
Das muss dann nicht wahr sein, sondern kann dann auch Irrtum sein - aber wenn man sich im Geiste Jesu verständigt, dann kommt da schon wieder "Wahrheit" raus.
Was mir hier abgesprochen wird ist dieser Geist. Nun - das ist nicht schlimm, denn auf das was da als mein Geist herum spukt, lege ich keinen Wert - meinen Geist lege ich auch ab, wie einen alten Mantel.

Einen schönen Sonntag noch euch allen.

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Peti
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Peti »

Auch bei dem Thema dieses Stranges geht es "um jenen Vorchuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt".
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von cantus planus »

Sagt doch einfach Bescheid, wenn die Öffentlichkeit hier wieder mitlesen soll! :pfeif:
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Chiara
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Chiara »

platon hat geschrieben:
Chiara hat geschrieben:Eine französische Mitschwester (promovierte Kirchenhistorikerin) hat in einem sehr lesenswerten Artikel ausgeführt, warum man nur im sehr abgeleiteten Sinne von der "Jungfräulichkeit" des Mannes sprechen kann, weil damit ein spezifisch weiblicher Lebensvollzug gemeint ist. "Jungfräulichkeit" ist ja auch abgeleitet von "Jungfrau", was in meines Wissens jeder Sprache immer eine Frau meint (nicht nur im Deutschen). Und jungfräulich ist mehr als unberührt. Im Horizont der christlichen Anthropologie ist das wunderbar zu erklären.
[1.] Die Sonne ist im Spanischen männlich, und der Mond weiblich. Was besagt das? Gar nichts!
...
[2.] Man müßte wirklich sehen, ob das überhaupt möglich ist, die Gleichwertigkeit zu wahren, wenn es zur Gleichmacherei kommt, denn man nimmt dann den Menschen in seiner vollen Identität gar nicht wahr. Angenommen hätte Jesus Frauen zum Priestertum auch berufen, so wären wir gar nicht reif, diese Gabe zu empfangen, solange es zur Gleichmacherei kommt. Wir wären gar nicht fähig, die Ehe zu verstehen, in der gleichwertig sich Mann und Frau sich gegenseitig ergänzen. Wenn ein eventuelles Priestertum der Frau sich negativ auf Ehe und Familie notwendig auswirken würde, dann will Gott das sicher nicht.
Ad 1. Stopp, ich habe hier nicht vom grammatischen Geschlecht [Punkt] Obwohl gerade dieses Beispiel m. W. auch eine philosophische Erklärung erhalten hat. In den südlichen Ländern ist die Sonne grammatisch männlich, der Mond weiblich, in den nordischen ist es umgekehrt. Ein Erklärungsversuch lautet, dass im Süden die Hitze der Sonne lebensbedrohlich war und deswegen mit dem "aggressiveren" Geschlecht in Verbindung gebracht wurde; im Norden war die (mildere) Sonne hingegen mehr als Lebensspenderin betrachtet und mit dem Weiblich-Mütterlichen assoziiert worden. - Aber mir ging es darum, dass Virginität auch in den anderen Sprachen immer auf eine Frau bezogen/von ihr abgeleitet wird, also als etwas typisch Weibliches erscheint. *Der biologische Hintergrund ist mir bekannt, aber das Christentum hat - schon von Maria her - die Jungfräulichkeit immer auch anthropologisch gedeutet, und zwar eben als etwas (von Gott her) Vollständiges und nicht "Unvollkommenes".
Ad 2. Genau das habe ich gemeint - gleichwertig ist nicht gleichartig. Und meine Überzeugung ist: Die priesterliche Berufung ist dem Mann vorbehalten, die virginale der Frau (Jungfräulichkeit und Keuschheit ist nicht dasselbe!). Umgekehrt geht es nur im analogen Sinne.
"Scio cui credidi"

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Chiara
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Chiara »

Johaennschen hat geschrieben:... ich habe zu diesem Gedanken der Verkörperung Christi eine Frage: Wenn ich eine Ikone einer weiblichen Heiligen verehre, geht diese meine Verehrung doch auch auf ihr Urbild zurück, auf Christus. Spiegelt sich in Ikonen weiblicher Heiliger Christus, warum funktioniert das dann nicht auch in der lebendigen Ikone einer etwaigen Priesterin am Altar? Etwas provokant gefragt: was macht eine geschriebene Ikone "ebenbildlicher" als eine lebendige?
Bitte sauber trennen:
Wenn du vor der Ikone einer Heiligen betest, verehrst du die Heilige. Allerdings wegen des Wirkens Christi bzw. des Hl. Geistes im Leben dieses besonderen Menschen. Gott ist zwar letztendlich gemeint, aber die Adressatin ist die Heilige. (In der Regel bittest du ja um Fürsprache, und damit meinst du die dargestellte Person, die sich für dich verwenden möge; bei der Ikone kommt hinzu, dass sie keine bloße Abbildung ist, sondern durch die Weihe eine gewisse Gegenwart der Heiligen besteht.)
Das ist auch gemeint, wenn man vom Priester als "imago Christi" oder "Ikone Christi" spricht: In dem menschlichen Bild ist Christus gegenwärtig - Christus tauft, firmt, weiht, zelebriert... Deswegen auch: "Das ist mein Leib" - nicht des Priesters, sondern Christi. Genauso ist in der vom Menschen geschaffenen, aber geweihten Abbildung, der Ikone, der oder die abgebildete Heilige gleichsam gegenwärtig.
Der Unterschied ist: Beim Priester gibt es kein "gleichsam", es ist kraft des Weihesakraments sakramental-real.
"Scio cui credidi"

Johaennschen
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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Johaennschen »

taddeo hat geschrieben:Ohne hier den Anspruch auf eine theologisch vollgültige Begründung erheben zu wollen:
[...]
Danke für Deine Ausführung. Sie ist sogar recht überzeugend. :)
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

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Re: Priesterweihe: Warum nur Männer?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Raphael hat geschrieben: Diese Paraphrase bezeugt lediglich Dein Unverständnis gegenüber dem vorgebrachten Argument ..............
Es ist ja auch unverständlich, warum gerade das Geschlecht, und nicht etwa die Hautfarbe, die Blutgruppe oder sonst irgendetwas entscheidend sein soll.

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