Huld?
Huld?
Hallo,
im deutschen kommt in der Bibel immer der Begriff "Huld" vor. Und ich vermute, wenige wissen was Huld eigentlich ist.
Im deutschen heisste es "seine Huld waehrt ewig". Im norwegischen heisste es, uebersetzt, "seine Barmherzigkeit waehrt ewig". Genauso heisst es in der King James Bibel:
O give thanks unto the LORD; for he is good: for his mercy endureth for ever. (Ps 136,1)
In der Revised Standard Edition heisst es aber nicht mehr mercy:
1: O give thanks to the LORD, for he is good, for his steadfast love endures for ever.
Waere nicht Barmherzigkeit ein Begriff den man besser versteht als Huld?
Gruesse
Max
im deutschen kommt in der Bibel immer der Begriff "Huld" vor. Und ich vermute, wenige wissen was Huld eigentlich ist.
Im deutschen heisste es "seine Huld waehrt ewig". Im norwegischen heisste es, uebersetzt, "seine Barmherzigkeit waehrt ewig". Genauso heisst es in der King James Bibel:
O give thanks unto the LORD; for he is good: for his mercy endureth for ever. (Ps 136,1)
In der Revised Standard Edition heisst es aber nicht mehr mercy:
1: O give thanks to the LORD, for he is good, for his steadfast love endures for ever.
Waere nicht Barmherzigkeit ein Begriff den man besser versteht als Huld?
Gruesse
Max
In der EÜ sind von 176 Fundstellen 110 in den Psalmen, also in poetischen Texten; darunter sehr viele in der Lobpreislitanei von Ps 118 und Ps 136: "...denn seine Huld währt ewig!" - da kommt es auch auf Klang und Rhythmus an. ("...denn ewig währt seine Barmherzigkeit!"? Na ja.)
Im Übrigen ist "Barmherzigkeit" eine mögliche, aber eher nicht die beste Übersetzung für das hebräische "chäsäd"; das wäre eher "Güte" oder "Freundlichkeit". "Barmherzigkeit" hat ja den Akzent, daß der, zu dem man barmherzig ist, hilfsbedürftig ist; das ist bei "chäsäd" mitunter, aber nicht unbedingt gemeint.
Im Übrigen ist "Barmherzigkeit" eine mögliche, aber eher nicht die beste Übersetzung für das hebräische "chäsäd"; das wäre eher "Güte" oder "Freundlichkeit". "Barmherzigkeit" hat ja den Akzent, daß der, zu dem man barmherzig ist, hilfsbedürftig ist; das ist bei "chäsäd" mitunter, aber nicht unbedingt gemeint.
Hmm, ja, aber ich waere mir auch nicht mehr so sicher gewissen, was Huld ist. Guete... kann ich verstehen. Interessant ist ja, dass manche Uebersetzungen hier "Mercy" und norwegisch "misskunn", also eben Erbarmen/Barmherzigkeit verwenden.Erich hat geschrieben:Waere nicht Barmherzigkeit ein Begriff den man besser versteht als Huld?
neee. Huld = Wohlgesonnenheit, freundliche Zuwendung
Dass Gott wohlgesonnen, guetig und barmherzig ist scheint mir ja eine sehr wichtige Botschaft, die manche etwas vergessen. Ich frage mich ob da "Huld" heute nicht etwas zu undeutlcih ist.
@mr94: huldigen, das ist doch eher verehren? Da hat ja Guete und Barmherzigkeit einen anderen Klang?
Aber vielleicht ist auch mein deutscher Wortschatz schon am Zerfallen...
Gruesse
Max
Eben, das ist doch ganz deutlich.Dirk hat geschrieben:in der Vulgata steht Barmherzigkeit:
quoniam in aeternum misericordia eius
Hmm, das klingt fuer mich intuitiv nicht so arg nach Barmherzigkeit, sondern einem "etwas gnaedigen" Herrscher, der sich mal herablaesst dem zu begegnen, der ihm huldigt. So ein Gefuehl hab ich zumindestens mit huldigen und Huld...Erweise, Herr, uns deine Huld
und schenke uns dein Heil.
Gruesse
Max
- Robert Ketelhohn
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In der Septuaginta lautet Ps 135,1:
Also ἔλεος, misericordia, Barmherzigkeit. „Huld“ ist hier eine Fehlübersetzung. Der Begriff – das Abstractum zu hold übrigens – überlappt sich eher mit dem der Gnade. Auch „Gunst“ oder „Wohlwollen“ können in etwa synonym sein. Lateinisch wäre das gratia oder benevolentia, als konkret erwiesene Huld oder Gunst auch beneficium.»Αλληλουια. Ἐξομολογεῖσϑε τῷ κυρίῳ, ὅτι χρηστός, ὅτι εἰς τὸν αἰῶνα τὸ ἔλεος αὐτοῦ
Der Herrscher, der sich herabläßt. Ja, das ist doch wahr! Bloß ist unser Herrscher nicht »etwas« gnädig, sondern unendlich gnädig. Er läßt sich nicht »mal« herab, sondern einmal in alle Ewigkeit. Und zwar, um jedem zu begegnen. Aber nur wer Ihm antwortend huldigt, wird Ihm auch begegnen.Max hat geschrieben:»Hmm, das klingt für mich intuitiv nicht so arg nach Barmherzigkeit, sondern einem "etwas gnädigen" Herrscher, der sich mal herabläßt dem zu begegnen, der ihm huldigt. So ein Gefühl hab ich zumindestens mit huldigen und Huld... «
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Der Herrscher, der sich herabläßt. Ja, das ist doch wahr! Bloß ist unser Herrscher nicht »etwas« gnädig, sondern unendlich gnädig. Er läßt sich nicht »mal« herab, sondern einmal in alle Ewigkeit. Und zwar, um jedem zu begegnen. Aber nur wer Ihm antwortend huldigt, wird Ihm auch begegnen.
Aber ich denke da an den Vater des verlorenen Sohnes, der zu einem eilt, auch wenn man gerade das Erbe verprasst hat. Mit "gnaedig herablassen" meinte ich dieses etwas negative Bild eines Herrschers, der sich wohl fuehlt Abhaengige Untertanen zu haben, denen er hie und da mal was zukommen laesst. Barmherzigkeit ist mehr, das ist der Vater, der sich unendlich freut wenn der verlorene Sohn zurueckkehrt.
Gruss
Max
Deissler übersetzt "chäsäd" hier also mit "Brudersinn".Micha hat geschrieben:higgid l'cha adam ma-tow u-ma-JHWH doresch mim'cha: ki'im asot mischpat w' ahavat chäsäd w' hasenäa lächem im-elohächa
Hebr. Text: http://kodesh.snunit.k12.il/i/t/t1806.htm
Micha 6,8:
Es ist dir erzählt worden, Mensch, was gut ist und was ER von dir verlangt: nichts (anderes) als Gerechtigkeit tun und den Brudersinn lieben und in Dienmut wandern mit deinem Gott.
(Übersetzung: Alfons Deissler)
Für "chäsäd" unter Menschen nicht schlecht - aber für "chäsäd" von Gott den Menschen gegenüber... das paßt nicht.
- Robert Ketelhohn
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Ich will ja nicht lästern, aber bei „Bundeshuld“ assoziiere ich „BH“. Oder Wortschöpfungen wie „Dienmut“: Meine Güte, wenn man’s für nötig hält, kann man doch in die Fußnote schreiben, daß „Demut“ von „dienen“ kommt. Das ist alles zu gedrechselt und verkrampft. Wie seinerzeit Aquila.
Da halt’ ich mich doch lieber an die LXX.
Da halt’ ich mich doch lieber an die LXX.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- Robert Ketelhohn
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