ar26 hat geschrieben:Ich kann cantus da schon verstehen, zudem hat er im kirchlichen Dienst gearbeitet und dort mehr gesehen als ich mir vorstellen möchte.
In der Tat. Und das meiste davon würde ich gerne lieber heute als morgen vergessen...
Ich sollte hier vielleicht klarstellen, dass es mir weder an einer gesunden Kirchlichkeit mangelt, noch gravierende dogmatische Wissenslücken vorliegen, oder ich gar Dogmen der Kirche leugnen will oder mich zu dem Irrtum verstiege, die römische Kirche wäre nicht (mehr) die Kirche Christi - auch, wenn weite Teile dessen, was heute als römische Kirche vorgestellt wird in meinen Augen ein unerhörter Betrug ist - oder der Heilige Geist würde nicht mehr wirken.
Ich stelle lediglich sachlich fest, dass selbst unter Beachtung aller Grundsätze vieles selbst mit größter Phantasie nicht mehr zu erklären und zusammenzubringen ist. Es ist zugleich klar, dass man nicht einfach - wie ad-fontes weiter vorne sagt - vor einen gewissen Punkt zurückgehen kann, was taddeo dann ja auch richtig feststellt.
Und ich habe sofort eingeräumt, dass die beiden Wege, die hier im Titel dieses Stranges aufscheinen, jeder für sich neue Schwierigkeiten theologischer Natur aufwirft. Klar ist, dass keines davon eine Ideallösung darstellt.
Wer nun befürchtet, ich sei verzweifelt, verzagt oder würde aus akuter Not heraus zu irgendwelchen ekklesiologischen Schnellschüssen neigen, sei beruhigt: ich sehe die Probleme, und ich habe auch betont, dass sich viele Fragen unter dem amtierenden Papst nicht stellen, auch, wenn ich mir von diesem Pontifikat deutlich mehr erwartet hätte. Sollte es nach den wenigen und kurzen Lichtblicken des Pontifikats Benedikts XVI. allerdings zu einer erneuten drastischen Verschlechterung ungefähr auf dem Niveau eines Johannes Pauls II., weiss ich offengestanden nicht, ob mein Glaube dann noch ausreicht. Die Frage, wie man es vom Papst abgesehen ertragen soll, dass es in - fast - sämtlichen Diözesen der Umgebung mit Riesenschritten immer weiter bergab geht und offensiv an einer ganz neuen Kirche gearbeitet wird, die mit Roberts Anmerkungen gar nichts zu tun hat, sondern offener Protestantismus oder gar Apostasie ist, ist damit noch nicht einmal angesprochen. An diesem Punkt hat sich nichts geändert. Es ist sogar eher noch schlimmer geworden, und ich sehe keinerlei Ansätze für eine Besserung. Insofern stimme ich Robert zu, dass die römische Kirche aus sich keine Kehrtwende mehr schaffen wird. Ohne den Heiligen Geist läuft ohnehin nichts mehr, und da man dessen Wirken weitestgehend ausschließt und auf Menschenwerk vertraut - wie bei den "Strukturreformen" und "Dialogprozessen" gar nicht mehr zu übersehen - sehe ich da ein ganz und gar unkatholisches Schwarz auf uns zukommen.
Solange die Not noch nicht akut und endgültig unüberwindbar ist - auch da stimme ich Roberts Analyse zu - haben wir Zeit, über verschiedene Dinge nachzudenken. Aber auch die Anmerkung, dass die guten Kräfte aufgrund der drastischen Veränderungen gar nicht mehr in Leitungspositionen gelangen können und sogar verhindert wird, dass sie eine Sperrminorität bilden könnten (auch da ist der "Dialogprozess" ein hervorragendes Beispiel), sollte uns in der Beurteilung der Lage zu denken geben. Nach menschlichem Ermessen ist - zumindest in unseren Landen - der Rubicon in der Tat überschritten.
Wie gesagt, ohne jeglichen Pessimismus oder Verlust des Vertrauens in den Heiligen Geist, sondern nüchtern analysiert, ich sehe keine Möglichkeit einer echten Verbesserung mehr. Auf den Geist zu vertrauen, ist notwendig. Allerdings muss dieser auch wirken können, was ja durchaus auch bewusst verhindert wird.