Karl Rahner

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Das ist billige Polemik

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Edi
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Beitrag von Edi »

Wieso Polemik, das sind Fakten, wenn er nachgewiesenermaßen das Opfer Jesu nicht richtig einordnet bzw. den Wert gar bezweifelt. Die Zitate sind doch hier gemacht worden aus den Rahner-Texten und niemand hat belegt, dass sie nicht zutreffen.
Daselbe findet man beispielsweise auch bei gewissen Sekten, die zwar immer auf den Wert der Sühne für alle Menschen hinweisen, jedoch niemals anerkennen, dass diese Sühne für jeden Einzelnen nur dann Wert hat und erlösen kann, wenn er sie ganz persönlich in Anspruch nimmt und nicht nur davon redet. Komischerweise, oder besser verständlicherweise findet das hier kaum eine tiefere Erörterung und man schreitet schnell zu etwas anderem bei Rahner über. Verständlich deswegen, da manche selber kaum einen rechten Bezug dazu haben, sonst werden sie es schnell erkennen und sich dementsprechend auch sonst hier äussern.
Die rechte Theologie findet man nicht allein in Studierzimmern, sondern auf den Knien und erst von daher kann sie fruchtbar werden. Die grossen Theologen der Kirche haben nach meiner Kenntnis das Gebet sehr gepflegt und sind von daher sicher auch mitinspiriert worden.

Leider ist es in der Kirche heute soweit gekommen, dass die meisten das selber bezweifeln oder nicht verstehen und somit nicht mehr merken, wo es in der Kirche lang geht.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Eine interessante Einschätzung zu Karl Rahner äußerte der Präfekt der Glaubenskongregation:
„Man muss Rahner in der Ganzheit seines Wollens und Denkens begreifen und schlichtweg erkennen, dass es sein Wille war, nicht gegen den Glauben der Kirche zu verstoßen.“ Das erklärte Kurienkardinal Joseph Ratzinger im Gespräch mit "Radio Stephansdom". Er sei „kein direkter ,Rahnerianer’“, Rahner sei jedoch „eine große Gestalt der katholischen Theologie“.
(Quelle)

GsJC
Raphael

P.S. Aber vielleicht war diese Meldung ja auch ein Aprilscherz von kath.net! :roll:

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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Die Tatsache, daß jemand Rahnertexte aus dem Kontext reißen kann und sich keiner ernsthaft die Mühe macht, dazu etwas zu schreiben, heißt gar nichts.
Daraus ließe sich allenfalls schließen, wie sehr momentan hier die Bereitschaft steht, sich auf wirklich schwierige und vor allem langwierige Diskussionen einzulassen. Da scheuen viele den Aufwand.

Peter
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Beitrag von Peter »

(Lieber Steffen, ich würde an dieser Stelle nicht unterschätzen, daß einige, die nicht so viel von Rahner gelesen haben, vielleicht nur einfach gespannt mitlesen. Wenn der Thread nicht in Polemik versinken soll, bitte ich euch alle, polemische Äußerungen einfach zu ignorieren.

Seitenweise mitzuverfolgen, ob Edi sich zum Thema qualifiziert oder unqualifiziert äußert, bringt nix.

Ist sich Läser nix so dumm, daß ärr nix selber märrkt, was ist sich Sachäää. Eure anderen Beiträge waren sehr gut. Bitte weiter so.)

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Edi
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Beitrag von Edi »

Der Theologe Hans Urs von Balthasar, der sich gewiss viel mehr mit Rahner befasst hat als wir hier alle, kommt hinsichtlich der Undeutlichkeit der Rahnertexte bezogen auf die erlösende Kraft des Kreuzopfers ebenfalls zu einer scharfen Kritik an Rahners Aussagen diesen Punkt betreffend. Das haben sogar manche Rahnerbefürworter angemerkt.

Es ist aber immer einfach andern vorzuwerfen den Kontext nicht zu beachten. Da müsste jemand schon nachweisen, dass Rahner an anderer Stelle eindeutige Aussagen zu diesem Punkt gemacht hätte. Ist aber wohl nichts damit. Und selbst wenn es diese gäbe, würden sie den hier zitierten widersprechen. Was also gälte dann?

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Es gibt nicht nur den schwierigen und daher für viele so missverständlichen Karl Rahner, über den wir hier offensichtlich nicht adäquat diskutieren können, sondern auch leichter lesbare spirituelle Aufsätze Rahners.
Hier z. B. ein Aufsatz Rahners zur Eucharistischen Anbetung (1981):
http://www.ewige-anbetung.de/Lehre/Rahner/rahner.html

Auch von Bischöfen und Seelsorgern empfohlen werden:
Karl Rahner, Von der Not und dem Segen des Gebetes, (mehrere Auflagen seit den 40-er Jahren)
Karl Rahner, Gott ist Mensch geworden. Meditationen, Freiburg 1975

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Samuel
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Beitrag von Samuel »

Edi, ich kann dir sagen, dass ich erst durch Rahner zu einer Deutung des Erlösungstodes Jesu gekommen bin, die mich intellektuell zufriedengestellt hat. (N.B. Kennst du die Erlösungslehre Rahners? Und wenn ja: Was genau hast du daran auszusetzen?)
Übrigens bin ich (wie Rahner) weit davon entfernt zu glauben, ich könne mich selbst erlösen und Jesus sehr dankbar, dass er für mich gestorben ist.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Roncalli hat geschrieben:»Es gibt nicht nur den schwierigen und daher für viele so mißverständlichen Karl Rahner, über den wir hier offensichtlich nicht adäquat diskutieren können.«
Solcher Hochmut ist durchaus unangebracht, und zwar um so mehr, als du außer der Betätigung dieser Gebetsmühle vom großen Rahner und dem kleingeistigen Kreuzgang wenig zur Sache beiträgst.

Mir scheint, Rahner ist gar nicht so schwer zu verstehen – und zu entzaubern. Es ist bloß mühsam, überaus mühsam, seine spekulativen Texte zu lesen. Es besteht aber auch offenkundig eine große Gefahr: daß nämlich die scheinbare intellektuelle Sublimität den Stolz des Lesers kitzelt. Vielen ist es verlockend, solch vermeinte Höhen der Erkenntnis zu erklimmen. Mit jeder geistig durchmessenen Periode Rahners wächst der Stolz. (Das ist zugleich, Mr 94, die Antwort auf deine Frage, warum ich von der Lektüre Rahners abrate.)

Gegen die Gefahr der Stolzesblähung hilft nur große Nüchternheit. Gewinn aber zieht auch der Nüchterne kaum aus seiner Rahner-Lektüre, außer daß er besser gewappnet ist, wenn ihm in gemeinkatholischer Flur Rahnerzitate um die Ohren fliegen.

Daß Karl Rahner auch solche Texte wie den geschrieben hat, auf welchen du zuletzt hingewiesen hast, Roncalli, ist ja kein Geheimnis. Gegen diesen konkreten Text ist auch – abgesehen von einem einzigen, irreführenden Begriff – gar nichts einzuwenden, im Gegenteil. Ist es aber nicht merkwürdig, wenn einer solche traditionell scheinenden Texte für das einfache, gläubige Volk schreibt, andererseits jedoch hochtrabend Theologisches, das denselben Glauben unterminiert?

Ähnlichen Hochmut solcher, die sich für höherer Erkenntnis teilhaftig halten, findet man auf die eine oder andere Weise immer wieder bei herausragend begabten Gestalten, so etwa bei Nikolaus von Kues oder Origenes. Ich fühle mich allerdings besonders an den Philosophen Porphyrius erinnert, der einerseits die theurgischen Praktiken seiner Zeit als nutzlos, ja schädlich verurteilte, andererseits und in andern Schriften aber dieselben Beschwörungsmethoden fürs gemeine Volk durchaus gelten ließ und den philosophischen Aufstieg zur Einung durch aszetische Reinigung und Erkenntnis wenigen Auserwählten vorbehielt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Samuel
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Beitrag von Samuel »

@Robert

Ich fürchte, ich habe nicht die Zeit, auf alle deine Einwände ausführlich einzugehen, auch habe ich den Eindruck, dass sich die Diskussion (etwa inwiefern Rahner unnötigerweise kompliziert/undeutlich ist) oft auf ermüdende Weise wiederholt.
Zwei Punkte scheinen mir beachtenswert.

1. Ich bleibe bei der Überzeugung, dass Jesus in erster Linie für seinen Vater gelebt hat; z.B. Mk 1,35-38, wo er sich von den Menschen zurückzieht um zu beten oder besonders Mt 26,39: "Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst."
Für Rahner besteht die Gottheit Jesu gerade darin, dass er der Mensch ist, der sich Gott so vollständig übereignet, dass Gott selbst sein innerstes Wesenskonstitutivum ist.

2. Rahner legt sicherlich größeren Akzent auf Schöpfung und Menschwerdung denn auf Kreuz und Erlösung. Ist das unkatholisch? Die Rede von der restlosen Sündenverfallenheit der Welt ist doch eher protestantischer Provenienz, während die katholische Lehre i.a. optimistischer war.

Insbesondere bei 2. kann man sicherlich anderer Meinung sein und damit ebenfalls auf dem Boden der katholischen Orthodoxie bleiben - was nichts daran ändert, dass Rahners Positionen auch katholisch sind.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Samuel hat geschrieben:»Für Rahner besteht die Gottheit Jesu gerade darin, daß er der Mensch ist, der sich Gott so vollständig übereignet, daß Gott selbst sein innerstes Wesenskonstitutivum ist.«
Die Gottheit entsteht doch nicht aus einem Akt des Menschen. Das ist doch reiner Adoptianismus.

– – –

Aber ich will es noch einmal auf den Punkt bringen, in den traditionellen Begriffen. Karl Rahner stellt die traditionelle Christologie, namentlich die chalcedonensische Lehre von der hypostatischen Union, unter den Verdacht des Monophysitismus (was absurd ist – schon darum, daß die Monophysiten genau Chalcedon nicht mehr mitvollzogen). Um der vermeintlichen Gefahr des Monophysitismus zu entgehen, meint er, die „wahre“ Interpretation der Formel von Chalcedon geben zu müssen. Tatsächlich fällt er damit in den vorephesinischen Nestorianismus zurück.

Anders gesagt: Er hält die Mitte für links, schreitet darum, um in die vermeinte Mitte zugelangen, nach rechts und stürzt dort in die rechte Tiefe.
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Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Samuel
Samuel hat geschrieben:1. Ich bleibe bei der Überzeugung, dass Jesus in erster Linie für seinen Vater gelebt hat; z.B. Mk 1,35-38, wo er sich von den Menschen zurückzieht um zu beten oder besonders Mt 26,39: "Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst."
Für Rahner besteht die Gottheit Jesu gerade darin, dass er der Mensch ist, der sich Gott so vollständig übereignet, dass Gott selbst sein innerstes Wesenskonstitutivum ist.
Wie willst Du diese Aussage mit dem Glauben in Übereinstimmung bringen, daß JESUS CHRISTUS der inkarnierte LOGOS ist? :shock:
Wohlgemerkt ist, nicht wird oder wurde weil, .....

Aus meiner Sicht kann man eine solche Aussage nur tätigen, wenn man die hypostatische Union auseinanderreißt. Damit verläßt man aber den Boden der katholischen Glaubenslehre. :cry:

GsJC
Raphael

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Samuel
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Beitrag von Samuel »

@Robert u. Raphael

Ich hatte mich extra bemüht, sorgfältig zu formulieren und "ist" und nicht "wurde" zu sagen, was natürlich adoptionistisch wäre.
Siehe dazu Rahner:
Karl Rahner (Gk 296) hat geschrieben:Der Mensch Jesus steht in einer seine ganze Wirklichkeit von vornherein und total durchherrschenden Willenseinheit mit dem Vater, in einem "Gehorsam", aus dem er seine ganze menschliche Wirklichkeit bezieht; er ist schlechthin der, der sich dauernd vom Vater her empfängt und der sich immer in allen Dimensionen seiner Existenz dem Vater restlos übergeben hat; er vermag in dieser Übergabe das wirklich von Gott her zu leisten, was wir gar nicht können; er ist der, dessen "Grundbefindlichkeit" (als ursprüngliche Einheit von Sein und Bewußtsein) die radikal vollendete Herkünftigkeit von Gott und Übereignetheit an Gott ist usw.
Natürlich tendiert ein aszendenzchristologischer Ansatz immer zum Adoptionismus/Nestorianismus, genauso wie ein deszendenzchistologischer Ansatz zum Monophysitismus tendiert. Dennoch meine ich nicht, dass Rahner "abgestürzt" ist. Immerhin hat er ja das deszendenzchristologische Grundschema eines unverfügbar Vorgegebenen insofern akzeptiert, als er (anders als andere Theologen) immer innerhalb der katholischen Kirche geblieben ist.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ihr Lieben,
vielleicht interessant in diesem Zusammenhang?

http://www.kreuzgang.org/cms/index.php?id=117

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Samuel
Samuel hat geschrieben:Natürlich tendiert ein aszendenzchristologischer Ansatz immer zum Adoptionismus/Nestorianismus, genauso wie ein deszendenzchistologischer Ansatz zum Monophysitismus tendiert. Dennoch meine ich nicht, dass Rahner "abgestürzt" ist. Immerhin hat er ja das deszendenzchristologische Grundschema eines unverfügbar Vorgegebenen insofern akzeptiert, als er (anders als andere Theologen) immer innerhalb der katholischen Kirche geblieben ist.
Als erstes drängt sich mir die Frage auf, ob Du vorhast, den Leser mit Deinen Fremdworten zu erschlagen? ;)
Aber dies wäre sicherlich etwas impertinent, angesichts solch sprachlicher Gelehrsamkeit diese hyperkritische Frage zu stellen. :roll:

Deshalb stelle ich nur die folgende Frage:
Wieso muß die Rahner'sche Theologie mit solchen Begriffen verteidigt werden, wenn es doch die wahre katholische Lehre aus der historischen Entwicklung von Bethlehem über Nazareth, Golgatha, Ephesus und Chalcedon bis heute schon gibt? :kratz:

Im Hinterkopf höre ich bei diesen Gelegenheiten ein Paulus-Wort:
Ruf ihnen das ins Gedächtnis und beschwöre sie bei Gott, sich nicht um Worte zu streiten; das ist unnütz und führt die Zuhörer nur ins Verderben.
(2 Timotheus 2, 14)

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Raphael

Biggi
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Beitrag von Biggi »

Raphael hat geschrieben: Als erstes drängt sich mir die Frage auf, ob Du vorhast, den Leser mit Deinen Fremdworten zu erschlagen? ;)
Aber dies wäre sicherlich etwas impertinent, angesichts solch sprachlicher Gelehrsamkeit diese hyperkritische Frage zu stellen. :roll:
Nun, ich denke, dass die Theologie dasselbe Recht wie jede andere Wissenschaft hat, eine gewisse Fachterminologie zu entwickeln. Dass die mehr für den "Insider-Gebrauch" dient, ist bei Chemikern, Informatikern, Philosophen etc. etc. ja auch nicht anders. Aber für diese Insider hat sie halt den Vorteil, mit einem Schlagwort gleich ein ganzes Denkgebäude vor Augen zu haben.

Dass solches Theologen-Fachchinesisch beispielsweise nicht in eine Predigt gehört, ist auch klar. Aber hier sind wir schließlich im Theologie-Board, und da soll sowas - zumindest gelegentlich - schon erlaubt sein. Finde ich zumindest. Es gibt genügend andere Boards, wo sowas nichts zu suchen hätte.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll.
(Adolph Kolping, Patron des XX. Weltjugendtags 2005)

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Biggi
Biggi hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben: Als erstes drängt sich mir die Frage auf, ob Du vorhast, den Leser mit Deinen Fremdworten zu erschlagen? ;)
Aber dies wäre sicherlich etwas impertinent, angesichts solch sprachlicher Gelehrsamkeit diese hyperkritische Frage zu stellen. :roll:
Nun, ich denke, dass die Theologie dasselbe Recht wie jede andere Wissenschaft hat, eine gewisse Fachterminologie zu entwickeln. Dass die mehr für den "Insider-Gebrauch" dient, ist bei Chemikern, Informatikern, Philosophen etc. etc. ja auch nicht anders. Aber für diese Insider hat sie halt den Vorteil, mit einem Schlagwort gleich ein ganzes Denkgebäude vor Augen zu haben.

Dass solches Theologen-Fachchinesisch beispielsweise nicht in eine Predigt gehört, ist auch klar. Aber hier sind wir schließlich im Theologie-Board, und da soll sowas - zumindest gelegentlich - schon erlaubt sein. Finde ich zumindest. Es gibt genügend andere Boards, wo sowas nichts zu suchen hätte.
Das kann ich wohl nachvollziehen, nichtsdestoweniger zitiere ich in diesem Zusammenhang Manfred Lütz:
Und übrigens auch mehr als jeder Theologe. Schon der heilige Thomas von Aquin der brillanteste Denker des Mittelalters hat seine höchsten theologischen Spekulationen am Ende daraufhin geprüft, ob die vetula, das alte Mütterchen, nach dem Ergebnis dieser Überlegungen leben würde - und wenn das nicht zutraf, hat er diese Überlegungen verworfen. Die größte Aufgabe aller Theologie ist es, dem gelebten tiefen Glauben der ganz normalen Christen zu dienen. Und das Lehramt der Kirche achtet darauf, daß die Theologie diesen Dienst auch leistet. Seriöse Theologie ist eine Theologie, die dem Glauben dient. (Quelle)

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Edi
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Beitrag von Edi »

Hi Samuel,

es ist ja hier mehrfach erwähnt worden wie Rahner das Opfer Jesu einordnet und dazu wurden auch Zitate gebracht, die m.E. deutlich sind.
Dass jemand möglicherweise auch durch falsche Texte zum Nachdenken gelangt, ist wohl auch eine persönliche Sache.

Aber es ist Rahner mit seiner Sprache durchaus zuzutrauen, dass er an anderer Stelle das wieder anders sieht, d.h. so formuliert, dass es wieder richtig aussieht und mit der kirchlichen Lehre übereinstimmt. Dabei wäre aber trotzdem die Frage zu stellen, warum jemand so verklausuliert schreiben muss.

Gruss Edi

P.S: Übrigens hätte man hier keinen neuen Strang machen müssen. ich räume zwar ein, dass ich auch polemisch geschrieben habe, aber nicht nur. Zum angesprochenen Thema Rahner und die Frage der Erlösung durch das Opfer Jesu ist kaum eine keine Antwort gekommen, was mit ein Grund für die eine oder andere polemische Äusserung meinerseits war.
Zuletzt geändert von Edi am Montag 27. September 2004, 22:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Samuel
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Beitrag von Samuel »

@Raphael

Immerhin scheine ich ja in deiner Achtung gestiegen zu sein: Vom Häretiker zum unnötig kompliziert Schreibenden. Mit letzterem kann ich leben. Wenn du also keine inhaltlichen Einwände mehr hast, würde ich es dabei bewenden lassen.

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Samuel
Samuel hat geschrieben:@Raphael

Immerhin scheine ich ja in deiner Achtung gestiegen zu sein:
Wenn Du das für Deine Selbstachtung brauchst, bitteschön!
Samuel hat geschrieben:Vom Häretiker zum unnötig kompliziert Schreibenden.
Zunächst einmal habe ich Dich nirgendwo zum Häretiker erklärt, aber nichtsdestoweniger meine ich, da unterschätzt Du die Härte des Verdiktes! ;)

Unnötig komplizierend formulierende Theologie wird unseriös, weil sie dem Glauben des einfachen Christen nicht nützt, sondern seine Verwirrung so steigern kann, daß er in die Irre geführt wird.
JESUS findet dafür deutliche Worte:
Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde.
(Matthäus 18, 6)
Samuel hat geschrieben:Mit letzterem kann ich leben.
Ich konnte auch eine Zeitlang mit einem Karl Rahner SJ leben ....... bis ich seine Texte gelesen habe! ;)
Samuel hat geschrieben:Wenn du also keine inhaltlichen Einwände mehr hast, würde ich es dabei bewenden lassen.
Es verwundert immer wieder, daß viele Rahner-Apologeten meinen, daß sie mit einer Flucht in theologische Fachtermini die Richtigkeit der Rahner'schen Theologie nachweisen können! 8)

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Raphael

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Edi
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Beitrag von Edi »

Jesus Christus ist ganz einfach Gott im Fleische wie es auch im Evangelium heisst: "Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit ..."
Damit ist auch alle Willenseinheit mit Gott dem Vater und seinem Sohn Jesus erklärt.

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mr94
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Beitrag von mr94 »

Kurzer Zwischenruf: Der Grundkurs des Glaubens, von Robert liebevoll Konkurs des Glaubens genannt, ist heute eingetroffen. Der erste Eindruck ist positiv. Mehr vielleicht später.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sturkopp!
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mr94
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Beitrag von mr94 »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Sturkopp!
In der Tat. Du weißt doch: Jeder muss seine Fehler schön selbst machen.

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mr94
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Beitrag von mr94 »

Ralf hat geschrieben:Was ich auf jeden Fall Rahner anlaste, der ich nur mal ein paar (die ersten wenigen) Seiten aus seinem "Grundkurs des Glaubens" gelesen habe, ist seine absolut verklausulierte und für den Allgemeinbürger unverständliche Sprache.
Bin jetzt auf Seite 24 und kann dieses Verdikt nicht unterschreiben. Bin aber wohl kein Allgemeinbürger in Deinem Sinne. Aha, der Stolz...

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Gib mal bei Seite 32 die nächste Zwischenmeldung!

(Hast du zufällig sowas wie eine „Web-Camera“? :lol:)
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mr94
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Beitrag von mr94 »

Mach ich. (Es wird mir jetzt natürlich schwerfallen, nicht einfach weiterzublättern...)

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mr94
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Beitrag von mr94 »

Bin gestern Nacht noch bis etwa S. 36 gekommen. Der Teil ab S. 26 war etwas zäh, aber jetzt bin ich bei der Anthropologie, und die liest sich ganz flüssig.

Heute Abend passiert nicht viel. Mal schauen, was ich in den nächsten Tagen so schaffe.

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Samuel
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Beitrag von Samuel »

@mr94

kleiner Tip:

Ich habe, als ich den Grundkurs gelesen habe, zu jedem Absatz ein paar Stichpunkte notiert - ist etwas langwieriger, aber man hat eine bessere Kontrolle, ob man etwas verstanden hat.
Wenn du mir deine e-mail mitteilst schicke ich dir auch gerne meine (gekürzte) Zusammenfassung.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Ich merke heute bei vielen Menschen, besonders Theologen, dass sie nur noch wenig damit anfangen können, dass Jesus nicht nur Mensch, sondern auch Gott war. Alles, was Jesus getan hat, wird nur noch aus menschlicher Perspektive interpretiert. Der Gottmensch ist bei vielen zu einem reinen Menschen geworden, mit allen Konsequenzen, die daraus für das Glaubensleben folgen. Kann man diese Fehlentwicklung eigentlich auf Rahner mit seiner anthropozentrischen Wende zurückführen?

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Dirk
Dirk hat geschrieben:Kann man diese Fehlentwicklung eigentlich auf Rahner mit seiner anthropozentrischen Wende zurückführen?
Ja!

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mr94
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Beitrag von mr94 »

Sorry, aber mehr als Kopfschütteln fällt mir dazu nicht ein... Hier findet wohl jede noch so absurde These ihre Claqueure.

Was kommt als nächstes? Verschwörungstheorien? (Es gibt ja die Behauptung, Rahner habe das II. Vaticanum manipuliert.)
Zuletzt geändert von mr94 am Samstag 2. Oktober 2004, 14:50, insgesamt 1-mal geändert.

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