Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.

Was ist der Sinn des Lebens?

Glück und Zufriedenheit
3
9%
Materielle Dinge
0
Keine Stimmen
!GOTT! oder etwas Übernatürliches (wer weiss)
16
50%
Ein langes Leben
0
Keine Stimmen
Etwas anderes
13
41%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 32

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Sempre
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Sempre »

Melody hat geschrieben:Was ist Eurer Meinung nach der Sinn des Lebens?

Im Katechismus steht: "Gott zu erkennen, Ihm zu dienen, Ihn zu lieben und dereinst in den Himmel zu gelangen".

Ich muss gestehen, dass das für mich wenig greifbar ist. Müsste mein Leben nicht einen greifbareren Sinn haben? Einen konkreten Sinn?
Schmeiß den Fernseher raus und zieh aufs Land. Da hast Du bessere Chancen, den Sinn zu erkennen. Alles, was ist, ist nur, weil Gott es so wollte oder weil Gott es zulässt. Wir dienen Gott, indem wir dafür sorgen, dass weniger nur so ist, weil Gott es zulässt, und mehr, weil Gott es so wollte.

Melody hat geschrieben:Ich finde immer, wer z. B. auch nur ein Menschenleben gerettet oder ein Kind gezeugt hat, der hatte einen greifbaren tatsächlichen Sinn. Aber was ist mit den anderen?
Was das Menschenleben angeht, so kommt es auf das ewige Leben an. Wer auch nur einem Menschen geholfen hat, sein ewiges Leben zu retten, der hat getan, was Gott will. Ein Kind zeugen nutzt dagegen gar nichts, wenn man es nicht auch tauft und ihm nicht auch vermittelt, Gott zu dienen, wenn man ihm nicht auch auf den Weg zum ewigen Leben hilft.

Melody hat geschrieben:Grundsätzlich ist mir zwar auch klar, dass sich der liebe Gott schon irgendetwas gedacht haben wird und dass ich das wohl erst erkenne, wenn ich bereits gestorben bin und von einem anderen Blickwinkel aus mein Leben betrachten kann, aber so konkret im täglichen Kampf hilft mir dieses Wissen nicht wirklich weiter. :/
Nein, Gott hat es durchaus so eingerichtet, dass Du grundsätzlich in der Lage bist, vor Deinem irdischen Tod zu erkennen, was er sich für Dich so gedacht hat. Wenn es Schwierigkeiten bereitet, das zu erkennen, dann nimm einfach den gesunden Menschenverstand, Deine Fähigkeiten und die Umstände, in denen Du lebst, und mach Deinem an der Kirche geschulten Gewissen folgend das Beste daraus. Im Zweifelsfall beten und warten, bis Du Dich gerufen fühlst, hier oder dort dies oder jenes zu tun.

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Peti
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Peti »

P.Rupert Mayer SJ hat die Lebensaufgabe des Menschen so beschrieben:

"Ist das denn die Hauptsache, dass es einem gut geht, dass man viel verdient, angesehen ist, das Leben sich recht gemütlich machen kann, möglichst keinen Verdruss hat, dass einem die Menschen auf Händen tragen, mit einem Wort, dass man in der Welt Glück hat?-Nein-
Vom christlichen Standpunkt ist die Hauptsache, dass man Gottes Willen erfüllt, ihm dient und so sein ewiges Ziel erreicht hat.
Darin besteht die Lebensaufgabe des Menschen, alles andere muss Nebensache bleiben."
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Melody
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Melody »

Peti hat geschrieben:...Vom christlichen Standpunkt ist die Hauptsache, dass man Gottes Willen erfüllt, ihm dient und so sein ewiges Ziel erreicht hat.
Darin besteht die Lebensaufgabe des Menschen, alles andere muss Nebensache bleiben."
Das Problem ist aber, wenn man Gottes Willen nicht erkennt und ein Tag (scheinbar) so sinnlos ist wie der andere...
Ewa Kopacz: «Für mich ist Demokratie die Herrschaft der Mehrheit bei Achtung der Minderheitenrechte, aber nicht die Diktatur der Minderheit»

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Christoph95
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Christoph95 »

Ich würde sagen der Sinn des Lebens ist Jesus Christus. Der Papst schreibt es schön in „Einführung in das Christentum“. Denn Joh. 1 sagt Christus ist der Logos und Logos kann nicht nur mit Wort, sondern auch mit Sinn übersetzt werden. Der Logos ist als Sinn auch die Wahrheit.

Der ganze Christliche Glaube ist ja auf eine Person ausgerichtet. Wir bekennen ja nicht eine Sammlung an Lehren, sondern eine Person. Die Apostel und Märtyrer sind nicht für ein Idee (wie eine politische Ideologie) gestorben, sondern für eine Person.

Zu sagen Ziel sei es in den Himmel zu kommen ist natürlich richtig, aber die Frage ist ja warum man dort hin will. Die Antwort kann ja nicht der Wunsch nach Belohnung sein im pharisäischen Sinne, also die Vorstellung reiner materieller Freuden. Das Ziel muss ja sein in Kommunion mit Christus zu sein und ihm ähnlicher zu werden.

Die Idee man könne sich den Sinn selber machen (nach dem Motto: der Sinn des Lebens ist dem Leben Sinn zu geben) ist irrational. Denn alle Menschen die einen, nichtreligiösen, Sinn im Leben haben (z.B. soziale Arbeit) haben den Sinn ja nicht gemacht, sondern ihn schlicht vorgefunden. Darum scheitern alle Ideologien die einen neuen Sinn bauen wollen. Entweder wurzeln sie im Alten oder bauen Un-Sinn.
„Herr, erneuere deine Kirche und fang bei mir an!“ Sl. John Henry Newman

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lifestylekatholik
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von lifestylekatholik »

Melody hat geschrieben:Das Problem ist aber, wenn man Gottes Willen nicht erkennt und ein Tag (scheinbar) so sinnlos ist wie der andere...
Der hl. Philipp Neri sagt:

»Das beste Heilmittel gegen geistige Trockenheit besteht darin, uns wie Bettler in die Gegenwart Gottes und der Heiligen zu stellen. Und wie ein Bettler von einem Heiligen zum anderen zu gehen und um ein geistliches Almosen zu bitten, mit der selben Zudringlichkeit, wie ein Armer auf der Straße um Almosen bitten würde.«

»Wir müssen Widerwärtigkeiten, die uns Gott schickt, annehmen, ohne viel darüber nachzugrübeln. Und wir dürfen es als gewiss annehmen, dass es das Beste ist, was uns begegnen könnte.«

»Wenn wir Trübsale aus Liebe zu Gott geduldig ertragen, so scheinen sie zwar anfangs bitter, aber sie werden süß, wenn man sich an den Geschmack gewöhnt hat.«

»Wir dürfen nicht von unserem Gebet lassen wegen Zerstreuung und Unruhe des Geistes, auch wenn es unnütz erscheint, damit fortzufahren. Wer seine gewohnte Zeit ausharrt und dabei seinen Geist ruhig zum Gegenstand seines Gebetes hinlenkt, erwirbt sich dadurch großes Verdienst.«

»Gott schlägt niemanden ganz und gar zu Boden, er lässt jedem noch einen Knochen zum Nagen.«
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Peti
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Peti »

Melody hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:...Vom christlichen Standpunkt ist die Hauptsache, dass man Gottes Willen erfüllt, ihm dient und so sein ewiges Ziel erreicht hat.
Darin besteht die Lebensaufgabe des Menschen, alles andere muss Nebensache bleiben."
Das Problem ist aber, wenn man Gottes Willen nicht erkennt und ein Tag (scheinbar) so sinnlos ist wie der andere...
Wenn man auf Jesus Christus schaut und auf die Nöte der Menschen in unserer Umgebung, wird man viele Aufgaben erkennen.
Bei P. Rupert Mayer begann das oft schon um 4 Uhr früh und zog sich durch den ganzen Tag.
"Der liebe Gott muß hinter unserer Arbeit stehen. Er ist es, um dessentwillen wir schließlich arbeiten. Da bekommt dann die Arbeit ein ganz anderes Gesicht."
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Pilgerer
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Pilgerer »

Christoph95 hat geschrieben:Ich würde sagen der Sinn des Lebens ist Jesus Christus. Der Papst schreibt es schön in „Einführung in das Christentum“. Denn Joh. 1 sagt Christus ist der Logos und Logos kann nicht nur mit Wort, sondern auch mit Sinn übersetzt werden. Der Logos ist als Sinn auch die Wahrheit.

Der ganze Christliche Glaube ist ja auf eine Person ausgerichtet. Wir bekennen ja nicht eine Sammlung an Lehren, sondern eine Person. Die Apostel und Märtyrer sind nicht für ein Idee (wie eine politische Ideologie) gestorben, sondern für eine Person.

Zu sagen Ziel sei es in den Himmel zu kommen ist natürlich richtig, aber die Frage ist ja warum man dort hin will. Die Antwort kann ja nicht der Wunsch nach Belohnung sein im pharisäischen Sinne, also die Vorstellung reiner materieller Freuden. Das Ziel muss ja sein in Kommunion mit Christus zu sein und ihm ähnlicher zu werden.

Die Idee man könne sich den Sinn selber machen (nach dem Motto: der Sinn des Lebens ist dem Leben Sinn zu geben) ist irrational. Denn alle Menschen die einen, nichtreligiösen, Sinn im Leben haben (z.B. soziale Arbeit) haben den Sinn ja nicht gemacht, sondern ihn schlicht vorgefunden. Darum scheitern alle Ideologien die einen neuen Sinn bauen wollen. Entweder wurzeln sie im Alten oder bauen Un-Sinn.
:klatsch:

Es lässt sich auch so formulieren: Jesus Christus ist der Himmel. Denn Himmel ist die Gemeinschaft mit Gott. Weil Jesus in sich bereits die perfekte Gott-Mensch- wie auch die perfekte Gott-Gott-Beziehung trägt, kann das Andocken an ihn den Weg in den Himmel bereiten. Es ist nötig, jetzt schon den echten Jesus (und damit Gott) kennen zu lernen, um sich auf die Ewigkeit vorzubereiten. Das hilft auch, von der Krankheit des Misstrauens geheilt zu werden, unter der die Menschen (inkl. Christen) aufgrund der Trennung von Gott leiden.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Tipheret
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Tipheret »

Darf ich auf einen im Thread liegenden Widerspruch hinweisen?

Der Titel lautet: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?
Die Befragung dagegen lautet: Was ist der Sinn des Lebens?

Die Thread-Aussage unterstellt, dass der Sinn den Menschen bekannt (gewesen)sein müsste, und die Frage nur dadurch beantwortet werden kann, dass man die Ursachen kennt und ggf. abstellt.

Die Befragung ist eine grundsätzliche Frage, und die bisher gegebenen Antworten zeigen, dass es mindestens zwei große Richtungen zu geben scheint.

Glück und Zufriedenheit ist für mich kein Sinn-Inhalt sondern das Ergebnis, wenn ich den Sinn erkannt habe.
Reinhard hat geschrieben: Diesen Auftrag, sich fortzupflanzen, hat der Mensch gemeinsam mit den Tieren bekommen, um die Welt zu gestalten und zu dem zu machen was sie ist.
OK, das sehe ich auch so – aber warum tut Gott das?

Er ist so groß und (all)mächtig, dass er unserer mickrigen Anwesenheit überhaupt nicht bedarf. Wir sind, schaut man sich die Größe und Gewaltigkeit der Schöpfung an, noch nicht einmal der Hauch eines Staubkorns in der Ewigkeit.
Christoph95 hat geschrieben:....... Der Papst schreibt es schön in „Einführung in das Christentum“. Denn Joh. 1 sagt Christus ist der Logos und Logos kann nicht nur mit Wort, sondern auch mit Sinn übersetzt werden. Der Logos ist als Sinn auch die Wahrheit.
Dieses Wort, dessen Inhalt als Sinn und allgemeines Prinzip der Weltvernunft und Wirklichkeit verstanden sein will, bezeichnet man im hebräischen als davar, im lateinischen als verbum, im griechischen als logos.
Die deutsche Übersetzung des logos mit „Wort“ gibt den Inhalt dieses Begriffes nur mangelhaft wieder, weil es ein Prinzip bezeichnet, dass sich sowohl im griechisch/hellenistischen, dem jüdischen aber auch christlichen Philosophieverständnis als etwas viel weitergehendes wiederfindet.

Alten jüdische Schriften bezeichnen LOGOS als die allmächtige schöpferische Kraft Gottes.

Die Inder bezeichnen dieses Ur-Wort = Matrika-Shakti als die ursprüngliche und unbekannte Ursache aller Prinzipien und Ideen.

Auch im Sanskrit, eine der ältesten Sprachen findet dieses Wort = Paravak als Bezeichnung Eingang für den Ursprung und als Gesetz des Lebens Verwendung.

Die Stoa empfand im LOGOS ein Vernunftprinzip des Kosmos, einen in sich ruhender Ursprung, aus dem alles hervorgegangen ist.

LOGOS war stoischer Auffassung nach Grund und Ursache alles entstandenen und in jedem vernunftbegabten Wesen – dem Menschen - sei der „logos spermatikos“ der Vernunftkeim zu finden.
Christliche Theologen nannten das später den „göttlichen Funken“ in jedem Menschen.

Im „alten, ursprünglichen“Judentum wurde die Schöpfung nach Jesaja 45,18 so beschrieben:
„Denn so spricht der HERR, der den Himmel geschaffen hat – er ist Gott; der die Erde bereitet und gemacht hat – er hat sie gegründet; er hat sie nicht geschaffen, dass sie leer sein soll, sondern sie bereitet, dass man auf ihr wohnen solle: Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr.“
Auch hier liegt, wie bei der ägyptischen Mythologie die Betonung auf dem gesprochenen Wort, als Ursache allen Entstehens!

Im späteren hellenistischen Judentum bezeichnet logos das ewige Denken des einen Gottes.

Der göttliche Logos – also das Wort - trete bei der Schöpfung aus Gott heraus.

Der Ausdruck logos wird im Prolog des Johannesevangeliums als „Wort Gottes“ verwendet.
Das Johannesevangelium (Joh 1,1) beginnt mit den Worten:

Lateinische Vulgata-Übersetzung: in principio erat Verbum et Verbum erat apud Deum et Deus erat Verbum
Deutsche Einheitsübersetzung: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“

Welche Kraft dem Wort innewohnt, welche Kraft man dem Wort zutraut ergibt sich z. B. aus dem Dialog des Hauptmannes von Kapernaum mit Christus, von dem es bei Mt. 8, Vers. 5-10 u. a. heißt:
„Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund."

Daher scheint mir das Wort ein Symbol für die Suche des Menschen nach dem EINEN REINEN LICHT DER WAHRHEIT zu sein
und ich persönlich glaube, das könnte der Sinn des Lebens sein.

Diese Suche, diese Frage nach dem Sinn unseres Hierseins ist, liest man die vorchristlichen Schriften,
im Menschen offenbar schon immer vorhanden.

Es ist die Frage nach Ursache und Grund der Schöpfung, zu wissen und zu erkennen wer oder was die Kraft ist,
am Ende der Wunsch Gott zu erkennen, Gott schauen zu können.

Tipheret
Was Du auch tust, handele klug und bedenke das Ende
quidquid agis, prudenter agas et respice finem

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Melody
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Melody »

Reinhard hat geschrieben:Ich glaube, Gottes ganz persönliche Berufung für mich (und für Dich !) hat in sich einen tieferen Sinn (den wir noch gar nicht ermessen können !), und davon leitet sich dann auch der Sinn für mein Leben ab. Das äußert sich oft auch nur in kleinen Dingen des Alltags, wenn ich mal wieder "Salz" oder "Botschafter an Christi Statt" bin.
Bin ich aber nicht.
Ich pflege zu sagen, dass Gott mich nicht gefragt hat, ob ich dieses Leben überhaupt haben möchte.
Mir kann man eh schlecht Geschenke machen, denn meistens gefallen mir diese nicht...
Sempre hat geschrieben:1. Was das Menschenleben angeht, so kommt es auf das ewige Leben an. Wer auch nur einem Menschen geholfen hat, sein ewiges Leben zu retten, der hat getan, was Gott will.

2. Nein, Gott hat es durchaus so eingerichtet, dass Du grundsätzlich in der Lage bist, vor Deinem irdischen Tod zu erkennen, was er sich für Dich so gedacht hat. Wenn es Schwierigkeiten bereitet, das zu erkennen, dann nimm einfach den gesunden Menschenverstand, Deine Fähigkeiten und die Umstände, in denen Du lebst, und mach Deinem an der Kirche geschulten Gewissen folgend das Beste daraus. Im Zweifelsfall beten und warten, bis Du Dich gerufen fühlst, hier oder dort dies oder jenes zu tun.
Zu 1) Da hast Du natürlich Recht.
Das habe ich aber erst recht nicht.

Zu 2) Ich habe keine Fähigkeiten, die ich irgendwie gewinnbringend einsetzen könnte.
Und ich höre keinen Ruf von Gott.


@Tipheret

Ich finde Umfrage und Threadtitel auch nicht gelungen.
Wie ich sagte, war dies ein alter Thread, und ich wollte keinen neuen erstellen.
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Peti
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Peti »

Melody hat geschrieben: Zu 2) Ich habe keine Fähigkeiten, die ich irgendwie gewinnbringend einsetzen könnte.
Und ich höre keinen Ruf von Gott.
Könntest du zum Beispiel Altenheimbewohner im Rollstuhl in den Gottesdienst fahren, mit ihnen beten. Oder ihnen vorlesen?
Wenn ja könntest du das für diese Menschen und für dich gewinnbringend machen.
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Reinhard
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Reinhard »

Melody hat geschrieben:
Reinhard hat geschrieben:Ich glaube, Gottes ganz persönliche Berufung für mich (und für Dich !) hat in sich einen tieferen Sinn (den wir noch gar nicht ermessen können !), und davon leitet sich dann auch der Sinn für mein Leben ab. Das äußert sich oft auch nur in kleinen Dingen des Alltags, wenn ich mal wieder "Salz" oder "Botschafter an Christi Statt" bin.
Bin ich aber nicht.
Ich pflege zu sagen, dass Gott mich nicht gefragt hat, ob ich dieses Leben überhaupt haben möchte.
1. Quatsch ! - Du bist im Moment in einer "Trostlosigkeit", wie St. Ignatius es nennt, aber davon solltest Du Dich nicht beeindrucken lassen !
(Lies dazu bitte unbedingt die 4. Regel und folgende aus seiner "Unterscheidung der Geister" !! -> http://www.priesternetzwerk.net/gfx/pdf ... eister.pdf )
In diesem Zustand sieht man nämlich nicht klar. Natürlich gehst Du als Christ durchs Leben, und handelst auch danach. Selbst wenn Du das nicht immer merkst, und im Moment vielleicht schon gar nicht.
Jesus drückt es in bildlicher Sprache so aus:
"Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben?
Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben?
Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?
Darauf wird der König (= Gott) ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan.
"
(Mt. 25:4)
Lass Dich von der Trostlosigkeit nicht irre machen !

2. Nein, Gott hat Dich nicht gefragt, aber Er liebt Dich trotzdem !
Gewöhn Dich einfach daran, dass Du nicht Herr Deines Lebens bist (wie es die "Aufklärung" Dir einflüstert), sonder Ihm gehörst. Und dann darf Er auch mit Dir machen, was Er gut findet. Du wirst im Laufe der Zeit merken, wie gut der Ewige mit Dir ist !

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Christoph95
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Christoph95 »

Hder Mensch den Sinn verloren?

Ich denke das Problem ist Relativismus. Der Mensch wird getrennt von seiner Natur zu einem reinen Geist, der sich über all hin entwickeln kann. Falsches Geschlecht? Hin zum Menschgeschlecht. Keinen Sinn? Los wir bauen einen. Gesetze und Schranken? Nein, die überspringen wir!
Da aber menschliche Natur und Würde zusammenhängen, muss man sich nicht wundern, dass einerseits falsche Menschenrechte erfunden werden (z.B. Recht auf Abtreibung) und dass einerseits die Medizin Hybris und Ersatzreligion ist. Die Idee der Züchtung des Menschen ist aktueller denn je. Die Hybris des Menschen ist stärker als je.

Aber es ist, wie ich finde, unmöglich einen Sinn zu bauen. Daher bleibt dem Menschen nichts anderes übrig als im Lustprinzip zu verharren oder eben in die relativistische Philosophie, die ja auch nichts anderes ist.

Da das Christentum als geistige Bürokratie wahrgenommen wird, flüchtet man sich in Esoterik und „ausländische Religionen“ wie Islam oder Buddhismus, wobei der Buddhismus im Westen vor allem als eine freiheitliche Religion verstanden wird, d.h. ohne Gebote oder einen Richtergott usw.
Das zeigt schon das Bedürfnis des Menschen nach einem höheren, einem weiteren oder anders ausgedrückt: ein Bedürfnis in eine andere Welt.

Insofern hat der Mensch den Sinn verloren und das zeigt sich darin, dass alles Sinn stiften soll (Politik, Sport, Medizin usw.), was sie aber, Kraft Natur der Sache, nicht können.
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cantus planus
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von cantus planus »

Wenn das Leben einen Sinn hat - und irgendeinen muss es logischerweise haben - ist die Threadfrage unlogisch und falsch. Wie soll man den Sinn des Lebens verlieren? Man kann ich bestenfalls nicht erkennen oder ignorieren, etc.

Dann fremdle ich etwas bei der Umfrage: Wie bereits angemerkt, wird dort eine andere Frage gestellt. Die Antworten sind mir jedoch zu allgemein, als dass die wirklich ankreuzbar wären. So wäre m. E. die pauschale Antwort "Gott" zu präzisieren. Inwiefern gibt Gott meinem Leben Sinn, und was bedeutet diese Erkenntnis für mich?
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lifestylekatholik
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von lifestylekatholik »

cantus planus hat geschrieben:Wenn das Leben einen Sinn hat - und irgendeinen muss es logischerweise haben
Ah? Wieso? Und wieso »logischerweise«? Unter welchen Voraussetzungen?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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cantus planus
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von cantus planus »

Ich halte es für ausgeschlossen, dass etwas ist, ohne Sinn zu haben.
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Melody
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Melody »

Reinhard hat geschrieben:Natürlich gehst Du als Christ durchs Leben, und handelst auch danach. Selbst wenn Du das nicht immer merkst, und im Moment vielleicht schon gar nicht.
Da denkst Du aber sehr positiv...

Gerade ich habe hier im Forum ja schon mehrfach mein Befremden darüber ausgedrückt, wenn Katholiken - und gerade auch scheinbar fromme - sich gänzlich unchristlich verhalten.

Meine größte Angst ist immer, dass ich selbst auch so sein könnte. Man merkt es bei sich selbst ja nicht... :(
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Christoph95
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Christoph95 »

cantus planus hat geschrieben:Wenn das Leben einen Sinn hat - und irgendeinen muss es logischerweise haben - ist die Threadfrage unlogisch und falsch. Wie soll man den Sinn des Lebens verlieren? Man kann ich bestenfalls nicht erkennen oder ignorieren, etc.

Dann fremdle ich etwas bei der Umfrage: Wie bereits angemerkt, wird dort eine andere Frage gestellt. Die Antworten sind mir jedoch zu allgemein, als dass die wirklich ankreuzbar wären. So wäre m. E. die pauschale Antwort "Gott" zu präzisieren. Inwiefern gibt Gott meinem Leben Sinn, und was bedeutet diese Erkenntnis für mich?
Das Wort "verloren" ist undeutlich. Denn man müsse ihn mal gehabt haben. Und es stellt sich die Frage ob die Menschen früher wussten, was der Sinn ist.

Die Antwort "Gott" halte ich auch für ungenau. Aber auch die christliche Antwort "Jesus Christus" muss erklärt werden. Ich würde daher sagen, dass es bedeutet, an Christus zu glauben (nicht nur im Sinne von: "für-wahr-halten",), ihn zu lieben, ihm nachzufolgen und ihm ähnlicher zu werden. Wobei die Buße immer dazu gehört, da das christliche Leben ein Leben des Scheiterns ist.

Und zur Frage was die Erkenntnis bedeutet, würde ich sagen, dass die Erkenntnis dass Christus der Sinn ist (was logischerweise gleichbedeutend mit der Erkenntnis ist, dass er der Herr und Heiland ist), heißt, dass man sich aufmacht den langen Weg des Christseins zu gehen.
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Juergen
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Juergen »

Melody hat geschrieben:Zu 2) Ich habe keine Fähigkeiten, die ich irgendwie gewinnbringend einsetzen könnte.
Und ich höre keinen Ruf von Gott.
Wie wäre es, wenn Du erstmal den Scheffel von Deinem Licht wegnimmst…

Mt 5 hat geschrieben:14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
15 Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.
16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Gruß Jürgen

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lifestylekatholik
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von lifestylekatholik »

Juergen hat geschrieben:Wie wäre es, wenn Du erstmal den Scheffel von Deinem Licht wegnimmst…
:ja:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Reinhard
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Reinhard »

Melody hat geschrieben:... mein Befremden darüber ausgedrückt, wenn Katholiken - und gerade auch scheinbar fromme - sich gänzlich unchristlich verhalten.

Meine größte Angst ist immer, dass ich selbst auch so sein könnte. Man merkt es bei sich selbst ja nicht... :(
Teils - teils. Man merkt sowas nur dann nicht, wenn man es verdrängt. Wenn es einem also so unangenehm ist, dass man es vor sich selbst leugnet.
Aber in besseren Zeiten siehst Du Dich doch als einen eher grundehrlichen Menschen !? - wieso sollte das jetzt auf einmal alles nicht mehr wahr sein ??

Im Zweifel ist die Rückmeldung durch Freunde oder gute Bekannte eine gute Korrektur. Die sagen Dir dann schon (oder deuten es wenigstens an), wenn etwas so gar nicht passt.

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Juergen
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Juergen »

Reinhard hat geschrieben:Im Zweifel ist die Rückmeldung durch Freunde oder gute Bekannte eine gute Korrektur. Die sagen Dir dann schon (oder deuten es wenigstens an), wenn etwas so gar nicht passt.
Eigentlich sollte es so sein, allerdings gibt es auch manchmal Freunde, die solche "Hardcore-Gutmenschen" sind, daß sie niemals irgendwas sagen würden.
Gruß Jürgen

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ChrisCross
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von ChrisCross »

Eigentlich ist es ganz einfach: Gott ist die erste Ursache und der letzte und höchste Sinn aller Dinge. Nichts hätte er geschaffen, wenn nicht zu seiner Ehre, denn etwas für etwas außer ihm allein zu schaffen, hieße das weniger Gute entgegen dem höchsten Gut zu wählen und das ist Gottes vollkommenem Wissen, Wesen und Wollen so fremd, dass es ihm unmöglich ist.
Der höchste und letzte Sinn und Zweck ist also Gott selbst. Nun können wir freilich wenig damit anfangen, wenn wir einfach nur Gott als Sinn haben, sondern müssen uns sinnvoll einordnen, um möglichst Gott auf Gott als höchsten Sinn hinzustreben. Wie aber ordnen wir uns ein? Auch das kann uns die Scholastik beantworten: Da in Gott Wesen, Erkenntnis und Wollen ineinander fallen, gilt es also, da er höchster Sinn und Zweck ist, seinem Willen zu erfüllen. Und was könnte das anderes sein, als heilig zu werden und somit Gott, der uns wegen unserer Ähnlichkeit zu ihm liebt, noch ähnlicher zu werden.
Ganz allgemein möchte ich also formulieren, dass es Pflicht und Aufgabe eines jeden Christen sei, möglichst gut die Tugenden zu erfüllen, um den Willen Gottes zu tun. Solange du dich dann keiner Berufung verweigerst, kann nichts mehr schiefgehen, auf dem Weg in den Himmel zur Ehre Gottes. Was die berufung angeht, kennt der Herr sicher seine Mittel und Wege, seinen Willen kundzutun und geht dabei auch vielleicht den ein oder anderen Weg, der dir vielleicht eher als Flüstern denn als Ruf vorkommt. Sollte ich morgen Zeit finden, werde ich mich noch einmal ein bischen nach Texten besserer Qualität zur Berufung umschauen, damit du vielleicht eher erkennst, was der Herr mit dir vorhat. Und solange du die Berufung icht verweigerst, wird der Herr es dir auch nicht übel anrechnen, wenn du auf die dir am betsen erscheinende Weise seinen Willen zu tun versuchst.
Tu excitas, ut laudare te delectet, quia fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.
Augustinus Conf. I. 1

azs
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von azs »

Sinn macht man sich nicht selbst, sondern er wird von außen gegeben. Ein "selbst gegebener Sinn" ist kein Sinn. Niemand kann sich selbst ein tröstendes Wort zusprechen.
ad te suspiramus in hac lacrimarum valle

Pilgerer
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Pilgerer »

ChrisCross hat geschrieben:Ganz allgemein möchte ich also formulieren, dass es Pflicht und Aufgabe eines jeden Christen sei, möglichst gut die Tugenden zu erfüllen, um den Willen Gottes zu tun.
Nun sind die Prinzipien, nach denen diese Tugenden gelebt werden können, in Jesus Christus Mensch geworden. Er ist die fleischgewordene Torah. So wie der Jude sich von Gottes Wort an Hand (Herz) und Stirn (Verstand) leiten lässt, kann sich der Christ von Jesus in seinem Herz und Verstand leiten lassen. Warum Jesus? Weil Er Gesetz und Sinn der göttlichen Schöpfung inkl. der Menschen ist. Um es modern auszudrücken ist Jesus der Programmcode aller Dinge bis hin zum Menschen. Der Mensch hat die Wahl, sich von diesem leiten zu lassen und glücklich zu werden oder im "Zorn Gottes" zu bleiben.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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lifestylekatholik
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von lifestylekatholik »

Melody hat geschrieben:Also: Was ist Eurer Meinung nach der Sinn des Lebens?

Im Katechismus steht: "Gott zu erkennen, Ihm zu dienen, Ihn zu lieben und dereinst in den Himmel zu gelangen".

Ich muss gestehen, dass das für mich wenig greifbar ist. Müsste mein Leben nicht einen greifbareren Sinn haben? Einen konkreten Sinn?
Ich habe mal längere Zeit probiert, ohne Gott zu leben. Also so, als gebe es Gott nicht und die Religionen wären nur Vereine von Hirngeschädigten. Ich hatte zwar hinterher ziemlich viel zu beichten, aber interessant war: Es hat nicht geklappt. Es funzt nicht. Hinterher war mir ziemlich klar, was Gott von mir will: Ich soll einfach mein Leben leben. Ich muss gar nichts Besonderes machen. Ich soll einfach nur mein täglich Brot verdienen und fromm sein, die Prüfungen der täglichen Angriffe des Teufels parieren und guten Mutes sein. Das isset. Wenn Gott irgendwas Spezifisches von mir will, dann wird er mich schon immer wieder mit der Nase drauf stupsen, sodass sogar ich Tölpel es schließlich erkenne. Gott weiß nämlich, dass ich manchmal schwer von Begriff bin.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Linus
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Linus »

Melody hat geschrieben: Zu 2) Ich habe keine Fähigkeiten, die ich irgendwie gewinnbringend einsetzen könnte.
Und ich höre keinen Ruf von Gott.
Das klingt für mich allzu bequem. Pass auf, daß es dir nicht wie dem ergeht, der aus Angst sein Talent vergraben hat...

Der Ruf ist in aller Regel in deinen konkreten Lebensumständen zu finden: Noch ein Tick freundlicher zu Freunden, Feinden Arbeitskollegen und Familie sein. Oder noch aufmerksamer auf die Hilfe, die man von dir erwartet sein... Eigentlich ist es nichts großes. Aber das durchhalten ist bisweilen schwer und mühsam.

Im Grunde das, was lsk oben sagt.
Gerade ich habe hier im Forum ja schon mehrfach mein Befremden darüber ausgedrückt, wenn Katholiken - und gerade auch scheinbar fromme - sich gänzlich unchristlich verhalten.

Meine größte Angst ist immer, dass ich selbst auch so sein könnte. Man merkt es bei sich selbst ja nicht..
man merkt es nicht? Normalerweise merke immer an der Reaktion der Gegenseite, daß ich jetzt zu unhöflich, harsch, .... war.
Das kommt dann auch in die Beichte.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Tipheret
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Tipheret »

Deiner Aussage kann ich folgen:
chriscross hat geschrieben: „Gott ist die erste Ursache und der letzte und höchste Sinn aller Dinge“
Mit Deiner Folgerung:
chriscross hat geschrieben:„Nichts hätte er geschaffen, wenn nicht zu seiner Ehre, denn etwas für etwas außer ihm allein zu schaffen, hieße das weniger Gute entgegen dem höchsten Gut zu wählen und das ist Gottes vollkommenem Wissen, Wesen und Wollen so fremd, dass es ihm unmöglich ist“
habe ich Probleme, weil ich glaube, dass Gott es überhaupt nicht nötig hat,etwas „zu seiner Ehre“ zuschaffen.
Ich stimme Dir gerne zu, dass Gott der höchste und letzte Sinn ist.

Nur, was mache ich, unvollkommener Mensch mit diesem hohen Anspruch?

Gott hat mich mit einer Aufgabe in diese Welt gestellt.
Wenn ich Deinen Ausführungen folge, bleibt wirklich nur eines,nämlich alles aufzugeben, und nur und ausschließlich einLeben für Gott zu führen – z. B. alsMönch, der sich ausschließlich Gott widmet und mit der Welt NICHTS zu schaffen hat.

Kann das wirklich sein????

Müssten wir dann nicht alle Mönche,Nonnen sein und die Welt vergessen?

Wenn das zuträfe, stellt sich die Fage, wozu die Welt geschaffen wurde?

Das hätte Gott doch in der ewigen Verbundenheit mit allen Geschöpfen in der Einheit mit IHM einfacher haben können!

Deshalb glaube ich, wenn ich nach einemSinn suche, dass ich erst meineAufgabe erkennen und erfüllen müsste.

Das wäre dann die Erfüllung der ersten und Ursache und der wichtigste Sinn.

Deshalb : Was Du auch tust, handele klug und bedenke das Ende
quidquid agis, prudenter ages et respice finem


Tipheret
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taddeo
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von taddeo »

Tipheret hat geschrieben:Deshalb : Was Du auch tust, handele klug und bedenke das Ende
quidquid agis, prudenter ages et respice finem


Tipheret
Diesem Wahlspruch (in dem es übrigens agas heißt, nicht ages) scheinst Du selber aber nicht recht zu folgen.
"Finis" heißt nicht "Ende" im Sinn von "Lebensende", sondern "Ziel" bzw. "Zweck". Man müßte also sinnwahrend übersetzen
"und überleg dir vorher, was dabei rauskommt" bzw. "und behalte das Ziel (deines Handelns) im Auge".
Daß Deine ganze Sophistik hier dem letzten Ziel eines jeden Menschen dienen würde, ist bisher kaum erkennbar.

Pilgerer
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Pilgerer »

Tipheret hat geschrieben:Nur, was mache ich, unvollkommener Mensch mit diesem hohen Anspruch?
Du kannst die Erleuchtung in Jesus Christus suchen und erkennen, zu welchem Zweck Gott dich erschaffen hat. Solange wir die Begegnung mit dem lebendigen Gott nicht hinbekommen, bleibt die wahre Erkenntnis aus und wir bleiben gefangen in Lüge, Sünde, Leidenschaften, Schuldgefühlen und Tod.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Tipheret
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von Tipheret »

taddeo,
Danke für den Hinweis auf den Fehler, werde ich natürlich umgehend korrigieren.

Du irrst, mit Deiner Annahme - ich VERSUCHE diesem Wahlspruch zu folgen.

Hätte ich in meinem Leben häufiger Ziele und Zwecke durchschaut, wäre ich um manche "unnötige Erfahrung" ärmer.

Dein zweiter Irrtum ist,dass ich nicht für "jeden Menschen" sprechen kann, das auch nicht will.
Ich habe genug mit mir selbst zu tun, als dass ich mir anmaßen möchte, anderen Menschen Ratschläge zu erteilen.
So lange ich lebe, werde ich lernen und vielleicht gelingt mir das hier, wie an anderen Stellen.

Hab' einen schönen Tag und ein gutes Wochenende!

Tipheret

btw: MUSICA PRAELUDIUM VITAE AETERNAE
Nur was von Herzen kommt, gibt Gott zurück. ?????????????
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taddeo
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von taddeo »

Tipheret hat geschrieben:btw: MUSICA PRAELUDIUM VITAE AETERNAE
Nur was von Herzen kommt, gibt Gott zurück. ?????????????
Die beiden Sätze haben nichts miteinander zu tun. Ich hab es noch nicht geschafft, sie graphisch besser auseinanderzuhalten.

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incarnata
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Re: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?

Beitrag von incarnata »

Der Sinn des Lebens besteht darin ,die unbegreifliche Liebe Gottes zu uns Menschen dankbar wahrzunehmen,Ihn dafür zu preisen und diese Liebe so gut es mit unseren begrenzten Kräften möglich ist in unserem Alltag sichtbar zu machen:
dazu gibt es täglich tausend Gelegenheiten indem wir offen für die Anliegen der Mitmenschen sind,unsere Aufgaben mit Freude erfüllen,uns von Mißerfolgen nicht niederdrücken lassen sondern sie dem Herrn in Demut und Hoffnung vorstellen;
indem wir uns dankbar an all den kleinen Dingen freuen,die uns beflügeln können(ein schönes Lied,der Sang der Vögel,die Schönheit der Natur,ein Schmerz,der schwindet,ein liebes Wort....) und so die Liebe Gottes auf unsere Umgebung abstrahlen.Dann finden wir das versprochene "Leben in Fülle",können selbst Schmerz und Leid fruchtbar machen zur Rettung der Seelen und auch die eigenen Scwächen in der Hoffnung auf Seine Barmherzigkeit zugeben und ertragen. So können wir unser irdisches Leben zuletzt in freudiger Erwartung der Vollendung in Seine Hände zurücklegen-denn unser ganzes Leben ist so zum Gebet geworden.Oder wie der Apostel Paulus sagte: in IHM leben wir,bewegen wir uns und sind wir !Der Sinn des Lebens besteht darin auf Gottes Liebe zu antworten mit allen Kräften unseres Herzens unserer Seele und unseres Leibes !
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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