Darf ich auf einen im Thread liegenden Widerspruch hinweisen?
Der Titel lautet: Hat der Mensch den Sinn des Lebens verloren?
Die Befragung dagegen lautet: Was ist der Sinn des Lebens?
Die Thread-Aussage unterstellt, dass der Sinn den Menschen bekannt (gewesen)sein müsste, und die Frage nur dadurch beantwortet werden kann, dass man die Ursachen kennt und ggf. abstellt.
Die Befragung ist eine grundsätzliche Frage, und die bisher gegebenen Antworten zeigen, dass es mindestens zwei große Richtungen zu geben scheint.
Glück und Zufriedenheit ist für mich kein Sinn-Inhalt sondern das Ergebnis, wenn ich den Sinn erkannt habe.
Reinhard hat geschrieben: Diesen Auftrag, sich fortzupflanzen, hat der Mensch gemeinsam mit den Tieren bekommen, um die Welt zu gestalten und zu dem zu machen was sie ist.
OK, das sehe ich auch so – aber warum tut Gott das?
Er ist so groß und (all)mächtig, dass er unserer mickrigen Anwesenheit überhaupt nicht bedarf. Wir sind, schaut man sich die Größe und Gewaltigkeit der Schöpfung an, noch nicht einmal der Hauch eines Staubkorns in der Ewigkeit.
Christoph95 hat geschrieben:....... Der Papst schreibt es schön in „Einführung in das Christentum“. Denn Joh. 1 sagt Christus ist der Logos und Logos kann nicht nur mit Wort, sondern auch mit Sinn übersetzt werden. Der Logos ist als Sinn auch die Wahrheit.
Dieses Wort, dessen Inhalt als Sinn und allgemeines Prinzip der Weltvernunft und Wirklichkeit verstanden sein will, bezeichnet man im hebräischen als
davar, im lateinischen als
verbum, im griechischen als
logos.
Die deutsche Übersetzung des logos mit „Wort“ gibt den Inhalt dieses Begriffes nur mangelhaft wieder, weil es ein Prinzip bezeichnet, dass sich sowohl im griechisch/hellenistischen, dem jüdischen aber auch christlichen Philosophieverständnis als etwas viel weitergehendes wiederfindet.
Alten jüdische Schriften bezeichnen LOGOS als die allmächtige schöpferische Kraft Gottes.
Die Inder bezeichnen dieses Ur-Wort = Matrika-Shakti als die ursprüngliche und unbekannte Ursache aller Prinzipien und Ideen.
Auch im Sanskrit, eine der ältesten Sprachen findet dieses Wort = Paravak als Bezeichnung Eingang für den Ursprung und als Gesetz des Lebens Verwendung.
Die Stoa empfand im LOGOS ein Vernunftprinzip des Kosmos, einen in sich ruhender Ursprung, aus dem alles hervorgegangen ist.
LOGOS war stoischer Auffassung nach Grund und Ursache alles entstandenen und in jedem vernunftbegabten Wesen – dem Menschen - sei der „logos spermatikos“ der Vernunftkeim zu finden.
Christliche Theologen nannten das später den „göttlichen Funken“ in jedem Menschen.
Im „alten, ursprünglichen“Judentum wurde die Schöpfung nach Jesaja 45,18 so beschrieben:
„Denn so spricht der HERR, der den Himmel geschaffen hat – er ist Gott; der die Erde bereitet und gemacht hat – er hat sie gegründet; er hat sie nicht geschaffen, dass sie leer sein soll, sondern sie bereitet, dass man auf ihr wohnen solle: Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr.“
Auch hier liegt, wie bei der ägyptischen Mythologie die Betonung auf dem gesprochenen Wort, als Ursache allen Entstehens!
Im späteren hellenistischen Judentum bezeichnet logos das ewige Denken des einen Gottes.
Der göttliche Logos – also das Wort - trete bei der Schöpfung aus Gott heraus.
Der Ausdruck logos wird im Prolog des Johannesevangeliums als „Wort Gottes“ verwendet.
Das Johannesevangelium (Joh 1,1) beginnt mit den Worten:
Lateinische Vulgata-Übersetzung: in principio erat Verbum et Verbum erat apud Deum et Deus erat Verbum
Deutsche Einheitsübersetzung: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“
Welche Kraft dem Wort innewohnt, welche Kraft man dem Wort zutraut ergibt sich z. B. aus dem Dialog des Hauptmannes von Kapernaum mit Christus, von dem es bei Mt. 8, Vers. 5-10 u. a. heißt:
„Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund."
Daher scheint mir das Wort ein Symbol für die Suche des Menschen nach dem EINEN REINEN LICHT DER WAHRHEIT zu sein
und ich persönlich glaube, das könnte der Sinn des Lebens sein.
Diese Suche, diese Frage nach dem Sinn unseres Hierseins ist, liest man die vorchristlichen Schriften,
im Menschen offenbar schon immer vorhanden.
Es ist die Frage nach Ursache und Grund der Schöpfung, zu wissen und zu erkennen wer oder was die Kraft ist,
am Ende der Wunsch Gott zu erkennen, Gott schauen zu können.
Tipheret