Lieber Roncalli,
die genannte Stelle aus Basilius von Caesarea kenne ich, und ich halte sie für höchst beachtenswert:
„Denn wir sind nicht beschränkt auf das, was der Apostel oder das Evangelium aufzeichnete, sondern sowohl davor als auch danach gebrauchen wir zusätzlich Worte, die von großer Bedeutung für das Sakrament (
mysterion) sind – Worte, die wir der ungeschriebenen Lehre entnehmen“ (
De Spiritu Sancto 27,66).
Zum einen ist für Basilius doch selbstverständlich und bedarf keiner weiteren Begründung, daß das Hochgebet
die von Paulus und den Evangelien überlieferten Worte enthält, womit ohne Zweifel der
Einsetzungsbericht gemeint ist. Dieses Zeugnis ist umso gewichtiger, als Basilius, der in Kappadozien und Konstantinopel lebte sowie Syrien, Palästina und Ägypten bereiste, mit den Gepflogenheiten in weiten Teilen der christlichen Welt vertraut war.
Zum anderen betont er, daß sich die Feier der Eucharistie auch aus der ungeschriebenen Lehre- der Apostel speist und die Kirche somit
nicht nur durch die
Herrenworte,
sondern auch durch die überlieferten liturgischen Formen gebunden ist.
Mir scheint es eine Frage des
common sense (ob katholisch, orthodox oder protestantisch), daß die Herrenworte wesentlich zur Feier des Sakraments gehören, unabhängig davon, welche Funktion man ihnen theologisch zuweist.
Davon abgesehen zeigen David Berger und Thomas Marschler im
Divinitas-Sonderheft, daß die konsekratorische Wirkung der Einsetzungsworte die einhellige und verbindliche Lehre der lateinischen Kirche gewesen ist. Die Väterzeugnisse dafür sind schon im vierten Jahrhundert klar, vor allem bei Ambrosius von Mailand,
De sacramentis. Auch aus dem Osten gibt es Zeugnisse für diese Lehre, etwa die Predigt des Johannes Chrysostomus
Über den Verrat des Judas.
Die Konsequenzen des von P. Taft SJ und anderen so vehement vertretenen neuen Paradigmas sind weitreichend. Wenn das, was die klassische Sakramententheologie mit „Form“ und „Materie“ bezeichnet, für obsolet erklärt und damit zur Disposition gestellt wird, so kann eine Reihe von Fragen nochmals aufgerollt werden, die nach dem lehramtlichen Dokument "Ad tuendam fidem", das vor ein paar Jahren erschienen ist, bindend sind, vor allem die der anglikanischen Weihen und der Frauenordination.
Um es überspitzt zu formulieren, wenn das kirchliche Lehramt entscheiden kann, daß die Messe auch ohne Einsetzungsworte gültig gefeiert werden kann (der Stiftung des Herrn
in specie - das gibt sogar Karl Rahner zu - zum Trotz), dann ist nicht einzusehen, wieso es nicht auch Frauen zur Priesterweihe zulassen kann. Mir scheint, daß es im eigentlichen wohl um solche Fragen geht, und ich hege den Verdacht, daß man das Anliegen, den bedrängten Christen im Irak zu helfen, nur als willkommenen Anlaß nimmt, diese Agenda voranzutreiben.
Der Ökumene erweist man dabei keinen wirklichen Dienst.