Rund um das Bischofsamt

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Maurus
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Maurus »

umusungu hat geschrieben:
Quelle hat geschrieben:1715 erhielt Clemens August seine erste Tonsur und wurde Koadjutor des Bistums Regensburg und der Fürstpropstei Berchtesgaden. 1716 bis 1719 war er dann Bischof von Regensburg. Im Jahr 1718 wurde er Propst des Stifts Altötting. Dieses Amt behielt er bis 1721. Im Jahr 1719 erhielt er auch eine Domherrenstellen in Köln, die er bis 1723 behielt und eine weitere Domherrenstelle in Lüttich, die er erst 1757 aufgab.
Clemens August als Hochmeister des deutschen Ordens (Porträt auf der Burg Meersburg)
Von 1717 bis 1719 ging er, zusammen mit seinem Bruder Philipp Moritz, zur Vertiefung seiner theologischen Studien nach Rom.
1719 wurde er .....Fürstbischof von Münster und Paderborn. Das Bistum Regensburg hatte er dafür aufgeben müssen.
Schon 1723 mit dem Tod seines Onkels Joseph Clemens von Bayern konnte er dessen Nachfolge in Köln antreten.
Papst Benedikt XIII. zögerte daher lange mit der Bestätigung der Bischofswürde. Nachdem sich Clemens August dazu endlich entschlossen hatte, wurde er 1725 im Schloss Schwaben bei München zum Priester geweiht...... Ein Jahr später wurde Clemens August von Papst Benedikt XIII. persönlich zum Bischof geweiht.
Er ist aber halt auch ein spezieller Fall...

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Niels
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Niels »

Stimmt, aber der Umu ebenso... ;D
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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umusungu
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von umusungu »

Niels hat geschrieben:Stimmt, aber der Umu ebenso... ;D
wer ist "Umu"?

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umusungu
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von umusungu »

Wikipedia,[b]Maximilian Franz von Österreich[/b] hat geschrieben: Am 9. Juli 1780 erteilte ihm der Wiener Nuntius Garampi in der Wiener Hofkapelle die Tonsur und am 1. August 1780 auch die niederen Weihen. Vom Empfang der höheren Weihen hatte ihn der Papst für die folgenden fünf Jahre zunächst dispensiert.
Am 7. August 1780 wurde er einstimmig zum Koadjutor in Köln und am 16. August 1780 zum Koadjutor in Münster gewählt.
Er wurde durch den Tod des regierenden Bischofs am 21. April 1784 neuer Kurfürst-Erzbischof von Köln und Fürstbischof von Münster.
Nachdem er sich im November für drei Wochen in das Kölner Priesterseminar zurückgezogen hatte, empfing er am 8. Dezember 1784 durch den Kölner Nuntius Bellisomi die Weihe zum Subdiakon, am 16. Dezember die Weihe zum Diakon und am 21. Dezember die Priesterweihe. Nachdem er in der Weihnacht 1784 seine Primizmesse gefeiert hatte, wurde er am 8. Mai 1785 im Bonner Münster durch den Erzbischof von Trier, Clemens Wenzeslaus von Sachsen, zum Bischof geweiht.
Zuletzt geändert von Hubertus am Sonntag 3. März 2013, 21:09, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Quote repariert.

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umusungu
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von umusungu »

Wikipedia hat geschrieben: Joseph Clemens Kajetan von Bayern (* 5. Dezember 1671 in München; † 12. November 1723 in Bonn) war von 1688 bis 1723 Erzbischof von Köln,
Joseph Clemens hatte drei uneheliche Kinder. Er zeugte mit Konstanze de Grousselier einen Sohn und eine Tochter, Comte Jean Baptiste Victor de Grosberg-Bavière (1706–1768) und Comtesse Antoine Levin de Grosberg-Bavière (1710–1757). Außerdem zeugte er noch einen zweiten Sohn, Emanuel de Bavière, mit Anna Franziska de Louchier.
Der tatsächliche Eintritt in den geistlichen Stand wurde von seinem Bruder Max Emanuel veranlasst und geschah gegen den Willen von Joseph Clemens, der lieber Soldat geworden wäre. 1683 erhielt er die erste Tonsur und wurde Koadjutor für das Bistum Regensburg. 1684 wurde er Koadjutor des Bistums Freising, 1685 Koadjutor, 1688 Fürstpropst der Fürstpropstei Berchtesgaden. Obwohl noch minderjährig wurde er 1685 nach dem Tod seines Cousins Fürstbischof Albert Sigmund zudem als dessen Nachfolger im Amt des Bischofs von Regensburg und Freising von Papst Innozenz XI. bestätigt. Auf die höheren Weihen hat er jedoch zunächst verzichtet. Dies war damals nicht unüblich, auch hielt er sich damit die Option auf die Nachfolge seines Bruders Max Emanuel offen, sollte dieser keine Nachkommen haben.
Bereits 1694 wurde Joseph Clemens auch zum Koadjutor des Bistums Hildesheim gewählt worden. Bischof wurde er dort 1702. Nach schweren Wahlauseinandersetzungen wurde er 1694 auch Fürstbischof von Lüttich. Er erhielt zwar vom Papst Innozenz XII. die Bestätigung dieses Amtes, doch nannte der Papst seine Anhäufung von Bischofswürden nicht zulässig und verlangte die Aufgabe der Bischofsämter in Regensburg und Freising. Joseph Clemens legte die Bischofsämter von Freising und Regensburg nieder, wurde aber 1695 durch das Domkapitel von Regensburg erneut zum Bischof gewählt.
1714 empfing er die bislang vermiedene Priester- und Bischofsweihe. Bei seiner Rückkehr 1715 nach Bonn brachte er auch seine Geliebte Konstanze de Grousselier mit. Er erklärte zwar, seit seinen Bischofsweihen keine intime Beziehung mehr zu ihr zu unterhalten, was aber nach den Geburtstagen seiner Kinder nicht stimmen konnte.
Zuletzt geändert von Hubertus am Sonntag 3. März 2013, 21:42, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Quote repariert.

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Maurus
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Maurus »

Dass es mit niederen Weihen ging, wusste ich (auch für Domkapitulare, weswegen dort später spezielle Priesterkanonikate geschaffen wurden, die zwingend mit Priestern zu besetzen waren). Dass die Bayern das immer für bloß Tonsurierte durchbekommen haben,...naja. OK. In diesem Sinne wieder etwas gelernt. Schon diese Ämterkumulation war ja formell nicht rechtmäßig. Das war wohl der Preis für die katholische Bastion im Reich.

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umusungu
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von umusungu »

Er ist aber halt auch ein spezieller Fall...
so speziell also doch nicht.

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Maurus
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Maurus »

umusungu hat geschrieben:
Er ist aber halt auch ein spezieller Fall...
so speziell also doch nicht.
Bei den anderen liegt eine ähnliche Situation vor. Es handelt sich um Protégés der wichtigesten katholischen Mächte in Mitteleuropa.

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umusungu
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von umusungu »

Maurus hat geschrieben:Bei den anderen liegt eine ähnliche Situation vor. Es handelt sich um Protégés der wichtigesten katholischen Mächte in Mitteleuropa.
in der guten alten Zeit der Kirche konnten Männer Bischöfe ohne Priester-oder Bischofsweihe werden.

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Protasius
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Protasius »

umusungu hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Bei den anderen liegt eine ähnliche Situation vor. Es handelt sich um Protégés der wichtigesten katholischen Mächte in Mitteleuropa.
in der guten alten Zeit der Kirche konnten Männer Bischöfe ohne Priester-oder Bischofsweihe werden.
Klar, wenn man beim ersten Pfingsten im Obergemach war, ging das ganz gut.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Maurus
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Maurus »

umusungu hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Bei den anderen liegt eine ähnliche Situation vor. Es handelt sich um Protégés der wichtigesten katholischen Mächte in Mitteleuropa.
in der guten alten Zeit der Kirche konnten Männer Bischöfe ohne Priester-oder Bischofsweihe werden.
Ich habe keine Ahnung, was du damit andeuten willst. Ich glaube, du missverstehst meine Position. Ich behaupte gar nicht, dass früher alles Gold war. Ich kannte nur keine Fälle, in denen der Bischof bloß die Tonsur empfangen hatte. In meinen Breiten war es schon wenigstens die Subdiakonenweihe, auch für Kapitulare. Dass es in den Ländern der wichtigen katholischen Fürsten Ausnahmen gab (zumal wenn Zöglinge des Herrscherhauses betroffen waren) wundert mich allerdings nicht, denn zumindest die einmalige Ämterhäufung des zuerst genannten Wittelsbachers war mir bekannt.

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umusungu
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von umusungu »

aus Wikipedia
Johann Theodor von Bayern
(* 3. September 1703 in München; † 27. Januar 1763 in Lüttich) war Kardinal und Bischof von Regensburg seit 1719 und Freising seit 1727 sowie Fürstbischof von Lüttich seit 1744.
Am 9. September 1743 nahm ihn Papst Benedikt XIV. als Kardinal in pectore in das Kardinalskollegium auf. Er erhielt die Titelkirche San Lorenzo in Lucina. Seit 1744 war er außerdem Bischof von Lüttich.
Papst Clemens XIII. verweigerte am 11. März 1761 seine Zustimmung zur Wahl Johann Theodors zum Kölner Erzbischof und begründete dies mit skandalösem, ungeistlichen Lebenswandel.

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taddeo
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von taddeo »

Was willst Du mit dieser Kuriositätensammlung denn erreichen? :hmm:
Deine eigene Qualifikation zum Bischof nachweisen oder wie? :achselzuck:

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umusungu
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von umusungu »

taddeo hat geschrieben:Deine eigene Qualifikation zum Bischof nachweisen oder wie? :achselzuck:
Ja klar................

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Robert Ketelhohn
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich glaube, niemand, der ein wenig historische Kenntnis besitzt und halbwegs bei Sinnen ist, wird ausgerechnet das 18. Jht. als kirchlich „gute, alte Zeit“ ansehen. Natürlich ist das gerade Gegenteil der Fall.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Pit
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Pit »

Robert, hier im Westmünsterland war das 18. Jahrhundert kirchlich betrachtet so "gut",dass sogar der Freiherr vom Stein forderte, dass die Priester endlich wieder theologisch fundiert ausgebildet werden sollten,denn damals konnten hier die meisten Priester gerade mal soviel Latein, dass sie die Messe lesen konnten.
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Protasius
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Protasius »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ich glaube, niemand, der ein wenig historische Kenntnis besitzt und halbwegs bei Sinnen ist, wird ausgerechnet das 18. Jht. als kirchlich „gute, alte Zeit“ ansehen. Natürlich ist das gerade Gegenteil der Fall.
Gibt es denn irgendeine Zeit, bei der man mit gutem Gewissen kirchlich von der «guten, alten Zeit» sprechen kann? Im 16. Jahrhundert hatten wir die Mißstände, wegen derer das Konzil von Trient einberufen wurde, im 15. Jahrhundert liefen große Teile auf die Reformation zu, im 14. Jhdt. das Avignonesische Exil ... Außer Gegenreformation oder der Anfangszeit der Liturgischen Bewegung (da allerdings bei weitem nicht flächendeckend) bleibt da nicht viel übrig.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Peregrin
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Peregrin »

Protasius hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ich glaube, niemand, der ein wenig historische Kenntnis besitzt und halbwegs bei Sinnen ist, wird ausgerechnet das 18. Jht. als kirchlich „gute, alte Zeit“ ansehen. Natürlich ist das gerade Gegenteil der Fall.
Gibt es denn irgendeine Zeit, bei der man mit gutem Gewissen kirchlich von der «guten, alten Zeit» sprechen kann? ...
Perfekt wars nie, aber Robert hat völlig recht. Es geht ja im 18. Jhd. nicht nur um diverse Ereignisse, die das Bild stören, sondern auf politischer Ebene um den Siegeszug des völlig unchristlichen "aufgeklärten Absolutismus", der einem Rückfall in die heidnische Kaiserzeit gleichkam (und dessen Anmaßung noch heute den Anspruch der Politik bestimmt); auf privater um ein weitgehendes Austrocknen eigentlicher Christlichkeit in den oberen Schichten und ihren Ersatz durch einen Kuddelmuddel aus Aberglauben, Okkultismus, Alchimismus, heidnischen Gebräuchen, esoterischen Lehren, auch frühwissenschaftlicher Weltbetrachtung usw. Das war der Nährboden, auf dem dann Freimaurerei und verwandte Bestrebungen erwuchsen, die seitdem die Welt verheeren.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Pilgerer
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Pilgerer »

Protasius hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ich glaube, niemand, der ein wenig historische Kenntnis besitzt und halbwegs bei Sinnen ist, wird ausgerechnet das 18. Jht. als kirchlich „gute, alte Zeit“ ansehen. Natürlich ist das gerade Gegenteil der Fall.
Gibt es denn irgendeine Zeit, bei der man mit gutem Gewissen kirchlich von der «guten, alten Zeit» sprechen kann?
Zweifelsfrei zunächst in der Zeit der Apostel und ihrer Nachfolger (z.B. Timotheus) bis hin zu den letzten Kirchenvätern.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Protasius
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Protasius »

Pilgerer hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ich glaube, niemand, der ein wenig historische Kenntnis besitzt und halbwegs bei Sinnen ist, wird ausgerechnet das 18. Jht. als kirchlich „gute, alte Zeit“ ansehen. Natürlich ist das gerade Gegenteil der Fall.
Gibt es denn irgendeine Zeit, bei der man mit gutem Gewissen kirchlich von der «guten, alten Zeit» sprechen kann?
Zweifelsfrei zunächst in der Zeit der Apostel und ihrer Nachfolger (z.B. Timotheus) bis hin zu den letzten Kirchenvätern.
Klar, was haben wir nur die ganzen Jahrhunderte danach ohne systematische Christenverfolgung durch die römischen Kaiser gemacht?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Pilgerer
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Pilgerer »

Protasius hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ich glaube, niemand, der ein wenig historische Kenntnis besitzt und halbwegs bei Sinnen ist, wird ausgerechnet das 18. Jht. als kirchlich „gute, alte Zeit“ ansehen. Natürlich ist das gerade Gegenteil der Fall.
Gibt es denn irgendeine Zeit, bei der man mit gutem Gewissen kirchlich von der «guten, alten Zeit» sprechen kann?
Zweifelsfrei zunächst in der Zeit der Apostel und ihrer Nachfolger (z.B. Timotheus) bis hin zu den letzten Kirchenvätern.
Klar, was haben wir nur die ganzen Jahrhunderte danach ohne systematische Christenverfolgung durch die römischen Kaiser gemacht?
War die Kirche denn jemals reiner und unbestechlicher als in der vorkonstantinischen Zeit? Das Staatskirchensystem hatte einerseits den Segen, den Anteil der Christen an der Bevölkerung von 10% auf 99% hoch zu schrauben. Andererseits kam es seitdem zum "bürgerlichen Christentum", wo viele nicht mehr lebendig glaubten, sondern aufgrund von persönlichen Vorteilen und gesellschaftlichen Konformitätszwängen. Dazu bedeutete die politische Rolle der Religion eine Versuchung des Klerus zur eigenen Verweltlichung und zum Missbrauch der Kirche für machtpolitische Neigungen. Politik ist ein große Gefahr für die, die sie ausüben. Denn sie verführt leicht zur Machtgier, die mit dem Heiligen Geist nicht kompatibel ist. Christliche Selbstverleugnung (d.h. nicht als Individuum, sondern als Glied Christi zu handeln) ist das einzige Mittel gegen diese Versuchung.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von taddeo »

Pilgerer hat geschrieben:War die Kirche denn jemals reiner und unbestechlicher als in der vorkonstantinischen Zeit?
Freund, Du solltest dringend mal das Neue Testament lesen. Evangelien, Apostelgeschichte, Paulusbriefe.
Die Kirche war niemals so "rein" und "unbestechlich", wie Du Dir das auszumalen scheinst. Von den zwölf Aposteln waren zwei Leugner und Verräter, man zoffte sich gar mit Mamas Hilfe um die besten Plätze im Himmel; in der Urchristengemeinde in Jerusalem wurde gelogen und betrogen (siehe Hananias und Saphira), in den paulinischen Gemeinden gab es alles an Eitelkeit, wozu Menschen fähig sind.
Diese Phänomene waren also sogar zu Jesu Lebzeiten schon da, und sie sind es bis heute. Ne "reine" Kirche gab und gibt es nicht.

Raphael

Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Raphael »

Manche frühstücken halt gerne ein bißchen Donatismus und geben das dann als dringend erforderliche Reformation aus! :pfeif:

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Hubertus
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Hubertus »

taddeo hat geschrieben:Ne "reine" Kirche gab und gibt es nicht.
Doch, doch! Als geliebte Braut Christi ist die Kirche natürlich rein und makellos:
Eph 5, 25-27 hat geschrieben:[...] wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.
Man darf nur nicht den Fehler machen, die Kirche mit ihren Mitgliedern zu verwechseln. :blinker:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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taddeo
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von taddeo »

Hubertus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Ne "reine" Kirche gab und gibt es nicht.
Doch, doch! Als geliebte Braut Christi ist die Kirche natürlich rein und makellos:
Eph 5, 25-27 hat geschrieben:[...] wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.
Man darf nur nicht den Fehler machen, die Kirche mit ihren Mitgliedern zu verwechseln. :blinker:
Hubertus, aus Pilgerers Frage geht eindeutig hervor, daß er die sichtbar verfaßte Kirche meinte, als er von der "Kirche der vorkonstantinischen Zeit" schrieb. Und da kannst Du Dich auf den Kopf stellen und mit den Zehen wackeln:
Du wirst kein Jahr der Kirchengeschichte finden, wo es auf Erden eine "reine" Kirche gab. ;D

Pilgerer
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Re: Rund um das Bischofsamt

Beitrag von Pilgerer »

taddeo hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:War die Kirche denn jemals reiner und unbestechlicher als in der vorkonstantinischen Zeit?
Freund, Du solltest dringend mal das Neue Testament lesen. Evangelien, Apostelgeschichte, Paulusbriefe.
Die Kirche war niemals so "rein" und "unbestechlich", wie Du Dir das auszumalen scheinst. Von den zwölf Aposteln waren zwei Leugner und Verräter, man zoffte sich gar mit Mamas Hilfe um die besten Plätze im Himmel; in der Urchristengemeinde in Jerusalem wurde gelogen und betrogen (siehe Hananias und Saphira), in den paulinischen Gemeinden gab es alles an Eitelkeit, wozu Menschen fähig sind.
Diese Phänomene waren also sogar zu Jesu Lebzeiten schon da, und sie sind es bis heute. Ne "reine" Kirche gab und gibt es nicht.
11 Liebe Brüder, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilger: Enthaltet euch von fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten,
12 und führt ein rechtschaffenes Leben unter den Heiden, damit die, die euch verleumden als Übeltäter, eure guten Werke sehen und Gott preisen am Tag der Heimsuchung. ... 9 Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt. (1. Petrus)

Damit die Kirche das "Licht der Welt" ist, als das der Herr sie in der Predigt bezeichnete, muss sie sich von den Heiden unterscheiden. Nicht bloß im symbolischen Glauben, sondern auch in der Lebensweise. Dazu gehört insbesondere die Feindesliebe, die Christen gegenüber Heiden auszeichnet, die sogar einen großen Teil der Anziehungskraft des Evangeliums ausmacht. Es war meiner Ansicht nach ein Fehler, im Lauf der Kirchengeschichte in der bedingungslosen Liebe (die zur Feindesliebe werden kann) nachzulassen. Die himmlische Ethik vermag die Heiden und Christenheiden vom übernatürlichen Charakter des Evangeliums wie auch der Kirche zu überzeugen, während die Nutzenethik langfristig keinen geistlichen Erfolg hat.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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