Leidenstheologie bzw. Aufopferung

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Edi
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Re: Leidenstheologie

Beitrag von Edi »

Amandus2 hat geschrieben:Was ist die theologische Grundlage dafür?
Z.B. Kol. 1, 24: Nun freue ich mich in meinem Leiden, das ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was noch mangelt an Trübsalen in Christo, für seinen Leib, welcher ist die Gemeinde.
In seiner Enzyklika Mystici Corporis schrieb Papst Pius XII: «Es ist ein wahrhaft schaudererregendes Geheimnis, das man niemals genug betrachten kann, daß nämlich das Heil vieler abhängig ist von den Gebeten und freiwilligen Bußübungen der Glieder des geheimnisvollen Leibes Jesu Christi, die sie zu diesem Zweck auf sich nehmen».

Ich habe nur mal schnell etwas herausgesucht. Es gibt sicherlich auch ausführliche theologische Betrachtungen zu diesem Thema.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Clemens
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Re: Leidenstheologie

Beitrag von Clemens »

Ich verstehe unter Leidenstheologie, die theologische Reflexion des Leidens der Christen um Christi willen.
Dieses geschieht in erster Linie durch das Martyrium mit allen seinen Abstufungen und Vorstufen (angefangen beim Außenseiter sein oder nicht Mitmachen können, was alle tun und was Vorteile brächte).
Soweit ist Leidenstheologie auch gut evangelisch und muss besonders heutzutage, da der Wellness-Kult zum weitestverbreiteten Aberglauben geworden ist, immer wieder deutlich gelehrt werden: Christen haben keinen Anspruch darauf, hier in Herrlichkeit und Problemfreiheit zu leben, sondern folgen ihrem Herrn gerade auch durchs Leiden nach!

Primär - wie gesagt - durchs Martyrium.
Sekundär aber auch durch das freiwillige Ertragen von Leiden im bewussten Gedenken an Christus (ich glaube, die Katholiken nennen das "Aufopferung").

Mit dem sich selbst mutwillig zugefügten Leiden kann ich aber ehrlich gesagt (sind das protestantische Eierschalen?) gar nichts anfangen.
Von allen Gottesgaben ist die Intelligenz am gerechtesten verteilt. Jeder ist zufrieden mit dem, was er hat und freut sich sogar, dass er mehr hat, als die anderen.

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Marion
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Re: Leidenstheologie

Beitrag von Marion »

Clemens hat geschrieben:Mit dem sich selbst mutwillig zugefügten Leiden kann ich aber ehrlich gesagt (sind das protestantische Eierschalen?) gar nichts anfangen.
Ich vermute daß das daran liegt, daß heute Gewalt immer als schlecht angesehen ist. Kinder züchtigen (den Arsch versohlen oder mit dem Stecken auf die Finger hauen - Das hab ich selber noch in der ersten Klasse erlebt) ist heute ein Verbrechen. Verbrecher zu peitschen ist heute auch ein Verbrechen ... Es gibt sie aber wohl, die "gute" und "schlechte" Gewalt. Wir haben das Gefühl dafür verloren. Und es darf wohl auch keiner lehren. Das ist bestimmt verboten und würde unter Hetze oder Gefahr für den Frieden laufen.
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Edi
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Re: Leidenstheologie

Beitrag von Edi »

Clemens hat geschrieben:Mit dem sich selbst mutwillig zugefügten Leiden kann ich aber ehrlich gesagt (sind das protestantische Eierschalen?) gar nichts anfangen.
Hast du noch nie etwas vom Fasten für andere gehört? Bestimmt doch. Das ist ja auch schon ein Verzicht, wozu man sich überwinden muss.
Denk doch mal an die Fürbitte, diese kann so intensiv sein, dass man auch leidet.
Es muss auch nicht jeder sich hart kasteien, es reichen oft kleine Opfer und Verzichte, sei es im Essen oder sonstwie.
Harte Bußübungen wie sie Pater Pio oder der Pfarrer von Ars durchgeführt haben, sind nicht für jeden. Pater Pio hat mal jemand gesagt, der es übertreiben wollte, das sei nichts für ihn, man müsse bei der Buße auch immer Vernunft walten lassen.
Natürlich kann man auch ein Leiden, das einem auferlegt wird, für andere aufopfern, d.h. Jesus bitten, dass er dadurch anderen eine Gnade gewähre. Der verstorbene Papst hat das gemacht, als er im Krankenhaus war, weil er ein Attentat erlitten hatte.
Früher war die sog. Disziplin in manchen Klöstern (wahrscheinlich abhängig vom jeweiligen Orden) üblich.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
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der Irrtum findet immer freie Bahn,
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Amandus2
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Re: Leidenstheologie

Beitrag von Amandus2 »

Edi:

Kann man die zukünftigen Leiden im Purgatorium/Fegefeur dadurch abkürzen, dass man schon im jetzigen Leben freiwillig Leiden auf sich nimmt?

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Edi
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Re: Leidenstheologie

Beitrag von Edi »

Amandus2 hat geschrieben:Edi:
Kann man die zukünftigen Leiden im Purgatorium/Fegefeur dadurch abkürzen, dass man schon im jetzigen Leben freiwillig Leiden auf sich nimmt?
Keine Ahnung.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

ad_hoc
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Re: Leidenstheologie

Beitrag von ad_hoc »

Edi hat geschrieben:
Amandus2 hat geschrieben:Edi:
Kann man die zukünftigen Leiden im Purgatorium/Fegefeur dadurch abkürzen, dass man schon im jetzigen Leben freiwillig Leiden auf sich nimmt?
Keine Ahnung.
Im Prinzip: Ja.
Beim Leiden muß man unterscheiden in
1.:
selbstverschuldete Leiden, die zunächst keinen Nutzen bringen, außer der leidvollen Erfahrung natürlich;
---Das erklärt sich eigentlich von selbst: Leiden als Strafe falschen Verhaltens oder Handelns. Dies kann allerdings bei entsprechender Einstellung zur Reue, Buße, Läuterung und Wiedergutmachung führen und sollte dann ganz sicher auch seine Bewertung im Jenseits finden.

2.:
bewußt herbeigeführte Leiden, z. B. Erbsen in Schuhen bei Wallfahrten, oder auch die sehr beschwerliche Fortbewegung im Knien um das Santuário in Fátima ect.
---Die Intention ist wichtig. Dieses Leiden darf kein Selbstzweck (Stolz) sein, keine Schau, keine Vorbildfunktion besitzen. Es muß mit einer Aufopferung verbunden sein, zur Einlösung eines Versprechens, zur Sühne, oder auch zur Erreichung eines gottgefälligen persönlichen Ziels (selbstverständlich auch zur Linderung des Leidens im Purgatorium, oder für einen bestimmten Menschen oder eine unbestimmte Anzahl von Menschen.

3.:
Bewußte Aufsichnahme fremdverursachten Leidens, auch einer schweren Erkrankung.
---Die bewußte Akzeptanz dieser Art eines Leidens besteht immer in der besonderen Hinwendung zu Gott, verbunden mit der Aufopferung für die Anliegen Gottes, für Angehörige oder für andere Menschen, aber auch für die Armen Seelen.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Re: Leidenstheologie

Beitrag von Amandus2 »

ad_hoc hat geschrieben:
Edi hat geschrieben:
Amandus2 hat geschrieben:Edi:
Kann man die zukünftigen Leiden im Purgatorium/Fegefeur dadurch abkürzen, dass man schon im jetzigen Leben freiwillig Leiden auf sich nimmt?
Keine Ahnung.
Im Prinzip: Ja.
Beim Leiden muß man unterscheiden in
1.:
selbstverschuldete Leiden, die zunächst keinen Nutzen bringen, außer der leidvollen Erfahrung natürlich;
---Das erklärt sich eigentlich von selbst: Leiden als Strafe falschen Verhaltens oder Handelns. Dies kann allerdings bei entsprechender Einstellung zur Reue, Buße, Läuterung und Wiedergutmachung führen und sollte dann ganz sicher auch seine Bewertung im Jenseits finden.

2.:
bewußt herbeigeführte Leiden, z. B. Erbsen in Schuhen bei Wallfahrten, oder auch die sehr beschwerliche Fortbewegung im Knien um das Santuário in Fátima ect.
---Die Intention ist wichtig. Dieses Leiden darf kein Selbstzweck (Stolz) sein, keine Schau, keine Vorbildfunktion besitzen. Es muß mit einer Aufopferung verbunden sein, zur Einlösung eines Versprechens, zur Sühne, oder auch zur Erreichung eines gottgefälligen persönlichen Ziels (selbstverständlich auch zur Linderung des Leidens im Purgatorium, oder für einen bestimmten Menschen oder eine unbestimmte Anzahl von Menschen.

3.:
Bewußte Aufsichnahme fremdverursachten Leidens, auch einer schweren Erkrankung.
---Die bewußte Akzeptanz dieser Art eines Leidens besteht immer in der besonderen Hinwendung zu Gott, verbunden mit der Aufopferung für die Anliegen Gottes, für Angehörige oder für andere Menschen, aber auch für die Armen Seelen.

Gruß, ad_hoc


ad-hoc:


Herzlichen Dank für deinen Beitrag. Genau eine solche umfassende Antwort hatte ich gesucht!

Nochmals vielen Dank!

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holzi
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Re: Leidenstheologie

Beitrag von holzi »

ad_hoc hat geschrieben: Im Prinzip: Ja.
Beim Leiden muß man unterscheiden in
[...]
2.:
bewußt herbeigeführte Leiden, z. B. Erbsen in Schuhen bei Wallfahrten, oder auch die sehr beschwerliche Fortbewegung im Knien um das Santuário in Fátima ect.
[...]
Oder auch das bewusste Aufrufen von Internetforen. Manchmal zumindest! ;D

ad_hoc
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Re: Leidenstheologie

Beitrag von ad_hoc »

Hierbei handelt es sich dann offenbar doch eher um Masochismus. 8)

Gruß, ad_hoc
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Samuel
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Re: Leidenstheologie

Beitrag von Samuel »

Grundsätzlich halte ich es für problematisch, sich selbst Leid zuzufügen.
Es gibt ja auf unserer Erde schon Leid genug.
Der christliche Weg scheint mir eher darin zu bestehen, um anderer Menschen willen Leid auszuhalten oder auf sich zu nehmen
(z.B. die kranke Großmutter zu besuchen, obwohl man selbst Erfreulicheres zu tun hätte)

Aber ganz ausschließen will ich es auch nicht. Von Benedikt und Franziskus etwa wird berichtet, sie hätten sich in Brennesseln bzw. Dornen gewälzt - sexuelles Verlangen lässt sich halt nicht so einfach wegbeten.

Ich selbst habe schon mal bei einem Kreuzweg im Freien darauf verzichtet, die Mücken, die es zuhauf gab, zu vertreiben, um so wenigstens ein klein wenig zu spüren, wie viel Christus für uns gelitten hat. Aber aktiv Schmerz zufügen würde ich mir nicht.
Wer einen Menschen verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, irrt nie. (Heinrich Waggerl)

Dieter
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Aufopferung

Beitrag von Dieter »

Ein Theologe erzählte in einem Vortrag von seiner Mutter, die blind sei. Trotz ihrer Blindheit habe sie sich jahrzehntelang um ihre Familie, ihre Kinder und um den Haushalt gekümmert. Dabei habe sie einen starken Gottesglauben, der sie durchs Leben getragen habe.

Er habe sie einmal gefragt, wie sie das alles aushalte. Ihre Antwort: Ich opfere meine Arbeit/meine Mühsale/mein Leiden für meine Kinder und Enkelkinder auf.

Frage: Es handelt sich ja wohl um Aufopferung. Wie aber ist das theologisch zu werten?

Ist Aufopferung theologisch "Werkerei"? (evangelisch)?

oder

Ist Aufopferung ein "Gutes Werk", das uns nähe zu Gott bringt (katholisch)?

CIC_Fan

Re: Aufopferung

Beitrag von CIC_Fan »

es gibt 2 Dinge die mir in den letzten Jahrzehnten kein Theologe erklären konnte
1.) wie opfert man auf
2.) Wie macht man betrachtung
In sämtlichen Tradi Seminaren in denen ich in den letzten 25 Jahren war
diente die Betrachtung vor der Messe in der Früh dazu noch ein wenig zu schlummern :pfeif: :pfeif:

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Amanda
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Re: Aufopferung

Beitrag von Amanda »

Ob meine Antwort jetzt theologisch korrekt ist, mag einer der Moderatoren beurteilen; da ich persönlich jemand bin, der viel aufopfert, möchte ich gern dazu folgendes sagen:

Für mich ist jede Aufopferung etwas, das ich meinem Herrn schenken kann, und zwar aus Liebe. Besonders die Dinge, die mir schwer fallen oder unter denen ich zu leiden habe, kann ich Ihm hinschenken und erlebe dann oft, dass sie verwandelt werden: das Schwere wird leicht, das Bittere süß.

Auch opfere ich alles auf, weil ich weiß, dass es "rechtmäßig" Gott gehört, so wie Ihm alles hier auf Erden gehört. Wenn ich Ihm sonst nichts Großartiges zu geben habe, so kann ich Ihm doch immer das geben, was gerade in mir ist - auch das Zerbrochene, Unreife, Fehlerhafte. Indem ich es vertrauensvoll Ihm gebe, wird es vervollkommnet. Und Er freut sich über alles, was wir Ihm in liebendem Gehorsam zur Opfergabe bringen, mag es auch noch so winzig und unscheinbar sein.

So, wie die Opfergabe eine Verwandlung erfährt, wird auch der Opfernde verwandelt. Und diese Verwandlung bleibt nicht auf ihn selbst beschränkt - Stichwort "stellvertretendes Opfern". In mein Opfer kann und darf ich alle hinein nehmen, die der Erlösung bedürftig sind. Im Übrigen ist ja auch das Gebet bereits ein Opfer.

Hilft Dir das weiter, Dieter?
"Die Kirche scheint immer der Zeit hinterher zu sein,
obwohl sie doch in Wirklichkeit jenseits der Zeit ist;
sie wartet, bis der letzte Tick seinen letzten Sommer gehabt hat."
Gilbert Keith Chesterton

Salmantizenser
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Re: Aufopferung

Beitrag von Salmantizenser »

CIC_Fan hat geschrieben:es gibt 2 Dinge die mir in den letzten Jahrzehnten kein Theologe erklären konnte
1.) wie opfert man auf
2.) Wie macht man betrachtung
In sämtlichen Tradi Seminaren in denen ich in den letzten 25 Jahren war
diente die Betrachtung vor der Messe in der Früh dazu noch ein wenig zu schlummern :pfeif: :pfeif:
Das dürfte zu den blödesten Sachen gehören, die Du hier je geschrieben hast.

CIC_Fan

Re: Aufopferung

Beitrag von CIC_Fan »

es ist erfahrung

Tinius
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Re: Aufopferung

Beitrag von Tinius »

Dieter hat geschrieben:
Er habe sie einmal gefragt, wie sie das alles aushalte. Ihre Antwort: Ich opfere meine Arbeit/meine Mühsale/mein Leiden für meine Kinder und Enkelkinder auf.

Frage: Es handelt sich ja wohl um Aufopferung. Wie aber ist das theologisch zu werten?

Ist Aufopferung theologisch "Werkerei"? (evangelisch)?

oder

Ist Aufopferung ein "Gutes Werk", das uns nähe zu Gott bringt (katholisch)?
Ich habe gerade darüber mit einem extrem Sehbehinderten darüber gesprochen, der seit früher Kindheit an nur noch leichte Schemen sieht. Er meinte, dass sei einfach Geschwätz. Er müsse mit seinen 55 Jahren öfters solche Fragen hören. Das sei aber eine Fehleinschätzung, weil sein Leben seit über 50 Jahren eben sein Leben sei.

Um deine Frage zu beantworten: eine solche "Aufopferung" dient niemandem. Auch dem Enkelkind nicht.

CIC_Fan

Re: Aufopferung

Beitrag von CIC_Fan »

stimmt im Prinzip ich werde auch immer wieder von frommen Seelen aufgefordert "mein Leiden"(meine Behinderung) aufzuopfern wenn ich dann sage ich liebe mein Leben und Leide absolut nicht sind sie am ende Ihrer Weisheit
Ich darf hier verraten sämtliche behinderten mit denen ich zu tun habe und hatte kotzen sollche sprüche echt an entsprechend patzig fällt die Antwort dann aus

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Amanda
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Re: Aufopferung

Beitrag von Amanda »

CIC_Fan hat geschrieben:stimmt im Prinzip ich werde auch immer wieder von frommen Seelen aufgefordert "mein Leiden"(meine Behinderung) aufzuopfern wenn ich dann sage ich liebe mein Leben und Leide absolut nicht sind sie am ende Ihrer Weisheit
Ich darf hier verraten sämtliche behinderten mit denen ich zu tun habe und hatte kotzen sollche sprüche echt an entsprechend patzig fällt die Antwort dann aus
So, wie Du es beschreibst, ist es auch absolut taktlos. Der Wunsch zum Aufopfern muss aus der eigenen Seele und dem eigenen Herzen kommen. Man kann es niemandem raten, außer vielleicht man kennt diejenige Person so gut, dass man weiß, dieser Rat wird recht verstanden. Alles andere ist grenzüberschreitend.
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obwohl sie doch in Wirklichkeit jenseits der Zeit ist;
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CIC_Fan

Re: Aufopferung

Beitrag von CIC_Fan »

wie kommt man auf die Idee das man Behinderung als Leiden empfindet

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Amanda
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Re: Aufopferung

Beitrag von Amanda »

CIC_Fan hat geschrieben:wie kommt man auf die Idee das man Behinderung als Leiden empfindet
Tja... wenn man unsensibel genug ist, geht das. Konsequenterweise müssten diese Leute (bösartig gesprochen) dann ja auch für Euthanasie stimmen - aber man ist ja katholisch, da gehört sich das nicht. Was für ein Widerspruch...

Naja, das war jetzt etwas OT 8)
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obwohl sie doch in Wirklichkeit jenseits der Zeit ist;
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Edi
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Re: Aufopferung

Beitrag von Edi »

Kol. 1,24: Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde.

Papst Pius XII. in seiner Enzyklika Mystici corporis: Ein wahrhaft schaudererregendes Mysterium, das man niemals genug betrachten kann: dass nämlich das Heil vieler abhängig ist von den Gebeten und freiwilligen Bußübungen der Glieder des Geheimnisvollen Leibes Jesu Christi, die sie zu diesem Zweck auf sich nehmen.

Vor kurzem habe ich ein Video von Karl Wallner gesehen, da ist einiges gut erklärt.

https://www.kirche-in-not.de/app/mediat ... 32234


Die Kinder von Fatima, ganz besonders Jacinta Marto, haben das Sühnen, das Opfern verstanden und andere Kinder wie Anne de Guigné und etliche andere Kinder auch.

Hier kann man ein bißchen nachlesen über Jacinta:
http://www.pastorinhos.com/_wp/wp-conte ... asI_de.pdf

Vor kurzem wollte ich mit einem Freikirchler Kol.1,24 etwas erörtern, aber der wollte das nicht hören.
Das Opfern ist immer auf die Verdienste, also die Leiden Jesu bezogen. Es ist keine Werkgerechtigkeit.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
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die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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martin v. tours
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Re: Aufopferung

Beitrag von martin v. tours »

Amanda :daumen-rauf:
Ich verstehe sehr gut was Du schilderst.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

maliems
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Re: Aufopferung

Beitrag von maliems »

Amanda hat geschrieben:
CIC_Fan hat geschrieben:wie kommt man auf die Idee das man Behinderung als Leiden empfindet
Tja... wenn man unsensibel genug ist, geht das. Konsequenterweise müssten diese Leute (bösartig gesprochen) dann ja auch für Euthanasie stimmen - aber man ist ja katholisch, da gehört sich das nicht. Was für ein Widerspruch...

Naja, das war jetzt etwas OT 8)
Verstehe ich genauswo wenig wie CIC.

Behinderung ist nicht automatisch Leiden.

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Sempre
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Re: Aufopferung

Beitrag von Sempre »

Dieter hat geschrieben:Frage: Es handelt sich ja wohl um Aufopferung. Wie aber ist das theologisch zu werten?

[...]

Ist Aufopferung ein "Gutes Werk", das uns nähe zu Gott bringt?
Ja. Aufopfern ist so etwas wie eine Alternative zum Gebet bzw. zu anderen Bußwerken (Fasten, Almosengeben). Es gibt eine Intention oder eine implizite Intention dafür, nur anstelle der Worte beim Gebet kommen Taten bzw. das Erleiden von Verlust, Nachteil, Krankheit, Ungerechtigkeit usf. Wie beim Gebet kann man etwas für einen Zweck aufopfern. Für die armen Seelen im Fegefeuer, für die Bekehrung des Nachbarn, zur Sühne für eigene oder fremde Sünden usf. bzw. im Zweifelsfall für die leidende und die militante Kirche.

Genau wie das Gebet bringt das Aufopfern den Christen im Stand der Gnade Gott näher.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Tinius
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Re: Aufopferung

Beitrag von Tinius »

Sempre hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Frage: Es handelt sich ja wohl um Aufopferung. Wie aber ist das theologisch zu werten?

[...]

I

Genau wie das Gebet bringt das Aufopfern den Christen im Stand der Gnade Gott näher.
Das tut ja schon weh.....Wenn schon selbst betroffene Schwerbehinderte die Geschichte am Anfang für unpassend halten, sollte man sich vom Denken irgendwelcher naiven Zeiten lösen.
Ich habe vorhin noch einen Rollstuhlfahrer angerufen der seit dem 8. Lebensjahr betroffen ist.
Das Kopfschütteln war durchs Telefon zu hören.

Da opfert sich eine Blinde für Enkelkinder auf....ja ...was soll den dieser Unsinn in der Formulierung?

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Sempre
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Re: Aufopferung

Beitrag von Sempre »

Tinius hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Frage: Es handelt sich ja wohl um Aufopferung. Wie aber ist das theologisch zu werten?

[...]
[...]
Genau wie das Gebet bringt das Aufopfern den Christen im Stand der Gnade Gott näher.
Das tut ja schon weh.....Wenn schon selbst betroffene Schwerbehinderte die Geschichte am Anfang für unpassend halten, sollte man sich vom Denken irgendwelcher naiven Zeiten lösen.
Ich habe vorhin noch einen Rollstuhlfahrer angerufen der seit dem 8. Lebensjahr betroffen ist.
Das Kopfschütteln war durchs Telefon zu hören.

Da opfert sich eine Blinde für Enkelkinder auf....ja ...was soll den dieser Unsinn in der Formulierung?
Krüppel, die damit glücklich und zufrieden sind, Krüppel zu sein, sind natürlich nicht gerufen, ihre natürliche Glückseligkeit zu bestreiten. Das war aber doch bereits weiter oben im Strang hinreichend erläutert worden?!

Wer aber unter Behinderungen leidet, oder auch sonst unter Krankheiten, Ungerechtigkeiten u.a.m., der kann das eben sehr wohl etwa zum Nutzen seiner Nachkommen oder der Kirche aufopfern. Dass Naturalisten das nicht verstehen wollen, steht dem Sachverhalt nicht entgegen.

Naiv sind übrigens die ganzen Deppen der heutigen Zeit, die sich seit gut 500 Jahren von allerlei neuen Ideen einlullen lassen, die allesamt logisch in sich widersprüchlich sind und die Realität leugnen.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Raphael

Re: Aufopferung

Beitrag von Raphael »

CIC_Fan hat geschrieben:wie kommt man auf die Idee das man Behinderung als Leiden empfindet
Gesundheit ist ein hohes Gut! :doktor:

Viele Kranke leiden unter ihrer Krankheit und wünschen sich nichts sehnlicher als Gesundheit. Behinderung und Krankheit sind nun schon definitorisch nicht so weit voneinander entfernt als das man da jegliche Parallele negieren könnte.
Dieser Umstand wiederum läßt den Schluß zu, daß Behinderte Ähnliches empfinden wie Kranke.

Raphael

Re: Aufopferung

Beitrag von Raphael »

Amanda hat geschrieben:Ob meine Antwort jetzt theologisch korrekt ist, mag einer der Moderatoren beurteilen; da ich persönlich jemand bin, der viel aufopfert, möchte ich gern dazu folgendes sagen:

Für mich ist jede Aufopferung etwas, das ich meinem Herrn schenken kann, und zwar aus Liebe. Besonders die Dinge, die mir schwer fallen oder unter denen ich zu leiden habe, kann ich Ihm hinschenken und erlebe dann oft, dass sie verwandelt werden: das Schwere wird leicht, das Bittere süß.

Auch opfere ich alles auf, weil ich weiß, dass es "rechtmäßig" Gott gehört, so wie Ihm alles hier auf Erden gehört. Wenn ich Ihm sonst nichts Großartiges zu geben habe, so kann ich Ihm doch immer das geben, was gerade in mir ist - auch das Zerbrochene, Unreife, Fehlerhafte. Indem ich es vertrauensvoll Ihm gebe, wird es vervollkommnet. Und Er freut sich über alles, was wir Ihm in liebendem Gehorsam zur Opfergabe bringen, mag es auch noch so winzig und unscheinbar sein.

So, wie die Opfergabe eine Verwandlung erfährt, wird auch der Opfernde verwandelt. Und diese Verwandlung bleibt nicht auf ihn selbst beschränkt - Stichwort "stellvertretendes Opfern". In mein Opfer kann und darf ich alle hinein nehmen, die der Erlösung bedürftig sind. Im Übrigen ist ja auch das Gebet bereits ein Opfer.
...........
:daumen-rauf:

Die Schwieriegkeit des Begriffes Aufopferung liegt wohl darin begründet, daß man heutzutage ganz allgemein wenig mit dem Begriff Opfer anfangen kann. Der vormals klar erkannte Sinn eines Opfers ist dem aktuellen Zeitgeist folgend nicht mehr erkennbar.

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Protasius
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Re: Aufopferung

Beitrag von Protasius »

Raphael hat geschrieben:
CIC_Fan hat geschrieben:wie kommt man auf die Idee das man Behinderung als Leiden empfindet
Gesundheit ist ein hohes Gut! :doktor:

Viele Kranke leiden unter ihrer Krankheit und wünschen sich nichts sehnlicher als Gesundheit. Behinderung und Krankheit sind nun schon definitorisch nicht so weit voneinander entfernt als das man da jegliche Parallele negieren könnte.
Dieser Umstand wiederum läßt den Schluß zu, daß Behinderte Ähnliches empfinden wie Kranke.
Zwingend ist dieser Schluß aber nicht, wie CIC_Fan herausgestellt und Sempre bestätigt hat.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Raphael

Re: Aufopferung

Beitrag von Raphael »

Protasius hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
CIC_Fan hat geschrieben:wie kommt man auf die Idee das man Behinderung als Leiden empfindet
Gesundheit ist ein hohes Gut! :doktor:

Viele Kranke leiden unter ihrer Krankheit und wünschen sich nichts sehnlicher als Gesundheit. Behinderung und Krankheit sind nun schon definitorisch nicht so weit voneinander entfernt als das man da jegliche Parallele negieren könnte.
Dieser Umstand wiederum läßt den Schluß zu, daß Behinderte Ähnliches empfinden wie Kranke.
Zwingend ist dieser Schluß aber nicht, wie CIC_Fan herausgestellt und Sempre bestätigt hat.
Es ist eben ein Unterschied, ob man sich in der logisch-abstrakten Sphäre bewegt oder in der empirisch-subjektiven! :ja:

Wenn man eine Krankheit als Leiden empfindet, hat dies viele Elemente, die auf eine persönliche Disposition rückführbar sind. Viele Mystiker bspw. bedanken sich bei Gott dafür, daß sie am Leiden Christi teilhaben dürfen. Ähnlich wie es der bereits zitierte Völkerapostel in der Hl. Schrift tat.

CIC_Fan

Re: Aufopferung

Beitrag von CIC_Fan »

Sempre hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Frage: Es handelt sich ja wohl um Aufopferung. Wie aber ist das theologisch zu werten?

[...]
[...]
Genau wie das Gebet bringt das Aufopfern den Christen im Stand der Gnade Gott näher.
Das tut ja schon weh.....Wenn schon selbst betroffene Schwerbehinderte die Geschichte am Anfang für unpassend halten, sollte man sich vom Denken irgendwelcher naiven Zeiten lösen.
Ich habe vorhin noch einen Rollstuhlfahrer angerufen der seit dem 8. Lebensjahr betroffen ist.
Das Kopfschütteln war durchs Telefon zu hören.

Da opfert sich eine Blinde für Enkelkinder auf....ja ...was soll den dieser Unsinn in der Formulierung?
Krüppel, die damit glücklich und zufrieden sind, Krüppel zu sein, sind natürlich nicht gerufen, ihre natürliche Glückseligkeit zu bestreiten. Das war aber doch bereits weiter oben im Strang hinreichend erläutert worden?!

Wer aber unter Behinderungen leidet, oder auch sonst unter Krankheiten, Ungerechtigkeiten u.a.m., der kann das eben sehr wohl etwa zum Nutzen seiner Nachkommen oder der Kirche aufopfern. Dass Naturalisten das nicht verstehen wollen, steht dem Sachverhalt nicht entgegen.

Naiv sind übrigens die ganzen Deppen der heutigen Zeit, die sich seit gut 500 Jahren von allerlei neuen Ideen einlullen lassen, die allesamt logisch in sich widersprüchlich sind und die Realität leugnen.
Der Ausdruck "Krüppel" disqualifiziert die Äusserung bereits

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