Als Beispiel möchte ich gleich etwas zum Wesen Gottes und eine Seiner Eigenschaften skizzieren:
Von Boëthius aus dem "Traktat über die Trinität" (III, erster Satz) stammt Folgendes:
Dazu:Deus vero a deo nullo differt, ne vel accidentibus vel substantialibus differentiis in subjecto positis distent. Ubi vero nulla est differentia, nulla est omnino pluralitas, quare nec numerus; igitur unitas tantum.
i. Gott ist einheitlich.
ii. Gott ist mit sich selbst identisch (und das vollkommen).
iii. Die Liebe ist aber etwas anderes als Gott, sie ist von Ihm unterschieden (das sollte eigentlich schon rein sprachlich offen zu Tage liegen: Das Wort Gott ist kein Homonym für den Begriff Gott und den Begriff Liebe; ich kann nicht sinnvoll sagen, ich bin "vergottet", wenn ich verliebt bin o. ä.; der Begriff "Liebe" bezieht sich auf eine völlig andere Bestimmung, als der Begriff "Gott" usw. usf.).
iv. Wenn Gott wesentlich (auch) die Liebe ist, ist eine Differenz in Gott.
v. Eine Differenz in Gott würde Gottes Einheitlichkeit aufheben.
Das widerspricht aber den ersten beiden Prämissen:
Die Liebe kann also nicht wesentlich Gott sein.
Außerdem:
i. Gottes Wesen zu begreifen, ist unmöglich (vgl. diverse Kirchenväter, St. Thomas in der "Summe" I, q. 12, a. 7 etc.).
ii. Das Wesen der Liebe zu begreifen ist möglich.
iii. Wenn Gott wesentlich (auch) die Liebe ist, ist es gleichzeitig möglich und unmöglich Gottes Wesen zu begreifen.
Das ist nun aber offensichtlich widersprüchlich:
Die Liebe kann also nicht wesentlich Gott sein.