Thomismus

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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cathol01
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Thomismus

Beitrag von cathol01 »

Ich frage mich manchmal, wie thomistisch bzw. thomasisch der "Thomismus" ist... Geht es jemandem hier genau so?
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(Diogenes Laërcius)

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Godjonga
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Beitrag von Godjonga »

Grüß Dich Cathol !

Was hast Du denn für Kritikpunkte, oder wo denkst Du, der Thomismus, wäre nicht mehr mit der Lehre des Thomas zu identifizieren ... ??

Also was ich weiß und sehe:
Thomas wollte die "natürliche Wahrheit" mit der Vernunft begründen und dies dann auch mit der Theologie als Wissenschaft, also nach Kriterien und Ordnungmöglichkeiten ...
1879 wird der Thomismus Philosophie der Kirche und man sieht es wohl deutlich bspw. im KKK, wo es immer die "Qeuverweise" und Belege gibt, die darauf hindeuten auf was man nun Bezug nimmt und dies fundieren sollen; auch in den Enzykliken etc. wird ja so vorgegangen ...

Herzliche Grüße

Mathias
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Niels
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Beitrag von Niels »

Mir ist Deine Frage auch nicht ganz klar... Meinst Du, im Neuthomismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts könne man die "klassische" Lehre des Hl. Thomas nicht mehr wiederfinden?

Übrigens: Wer sich über Thomas von Aquin informieren möchte, ist hier richtig:
www.doctor-angelicus.de
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Niels hat geschrieben:Übrigens: Wer sich über Thomas von Aquin informieren möchte, ist hier richtig: www.doctor-angelicus.de
Das frage ich mich eben.
Niels hat geschrieben:Mir ist Deine Frage auch nicht ganz klar... Meinst Du, im Neuthomismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts könne man die "klassische" Lehre des Hl. Thomas nicht mehr wiederfinden?
Genau. Ich habe den Eindruck, dass man sich in der Neuscholastik immer mehr von Thomas entfernt hat, vor allem im Bereich der Ethik. In der ST nimmt der Traktat De beatitudine (von der Glückseligkeit) einen zentralen Platz ein. Hier ist die Frage nach dem Glück wichtiger als die Frage nach den Pflichten, so wie auch für die Ältesten (Aristoteles, Kirchenväter) die Frage nach einem glücklichen Leben die Hauptfrage in der Ethik war (cf. Nikomakische Ethik; Augustinus' Traktat über das Gebet: "Um was soll ich Gott bitten? Ora beatam vitam!"). Für die frühen Christen (und Heiden) war die Frage nach dem Glück also wesentlich - und übrigens am Ursprung der Philosophie. Nun ist aber meines Empfindens die Frage nach dem Glück zu einem gewissen Punkt aus der Ethik herausgedrängt worden. An die Stelle einer "Glücks-Ethik" ist eine "Ethik der Pflichten" getreten. Es wird sich natürlich immer mehr von der Hl. Schrift entfernt; die Vertreter der zweiten Richtung stützen sich sehr wenig auf die Schrift, weil es darin wenige Texte gibt, die eine Pflichtenmoral unterstreichen. Der Dekalog wird Ausdruck des natürlichen Gesetzes einer gewissen menschlichen Weisheit.

Die ST des Thomas v. Aquin hat bekanntlich erst im 16. Jh. ihren Durchbruch erlebt. Die Ia IIae hat als Grundlage für die Erstellung der ersten Lehrbücher der Moraltheologie im 17. Jh. gedient. Jedoch hat man sich meines Erachtens hier in vielen Punkten von der thomasischen Moraltheologie entfernt:

1. Der Traktat "De Beatitudine", der bei Thomas eine Schlüsselrolle spielt, wird totgeschwiegen. Er wird als zu spekulativ abgelehnt. Die Frage der Pflichten wird prädominant. An die Stelle der Tugenden treten die Gesetze und die Sünden.

2. Der Traktat über die Sünden erhält einen sehr wichtigen Platz. Das Gesetz wird alleinige Quelle der Moralität und wird so der Freiheit gegenübergestellt.

3. Das moralische Gesetz ist nicht mehr Ausdruck der göttlichen Weisheit, sondern konzentriert sich in dem Naturgesetz (Dekalog) und im positiven Gesetz (durch die Kirche usw.)

4. Der Traktat über die Gnade wird ebenfalls eliminiert und der Dogmatik anvertraut (weil zu spekulativ).

Das Werk des hl. Thomas hat bekanntlich eine Schule gegründet, die noch heute präsent ist. Allerdings stellt sich ein gewisses Problem der Treue, insbesondere für die Moraltheologie. Ist die Ethik verschiedener Moraltheologien, die im Geist des heiligen Thomas verfasst worden sind, wirklich thomistische Ethik?
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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

He, Leute, wo sind die Antworten?
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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Hallo cathol,

finde ich interessant, kann leider nicht viel dazu sagen, da ich theologisch sehr ungebildet bin. Kann nur allgemein was dazu sagen.

Auf mich macht die christliche Lehre der letzten Jahrhunderte schon einen sehr moralisch orientierten Eindruck und zur Zeit einen sehr Diesseits-orientierten. Jenseits kommt vor allem als angedrohtes Gericht vor, aber kaum als zu erhoffende Seligkeit.

Konsequenz daraus ist natürlich, dass man in diesem Leben alles richtig und gut machen muss, oder, wenn man weniger moralisch denkt, alles rausholen muss, was rauszuholen ist.

Es fehlt die Gelassenheit in irdischen Dingen. Die Welt muss hier und jetzt verbessert oder mit allen Zügen erlebt werden. Die stille Hoffnung auf das Licht der Ewigkeit wird kaum mehr thematisiert.

Die Erde ist ein Jammertal, das wußte früher das Christentum, heute scheint es vor allem noch der Buddhismus zu wissen. Ist es da ein Wunder, dass die Menschen die Religion wechseln? Sie erleben, dass unser Dasein immer leidvoll sein wird, egal, wieviel verbessernde Erfindungen der Mensch macht oder wie viele Pschotherapien oder esoterische Maßnahmen. Der Buddhismus zeigt einen geistigen Weg aus dieser Spirale auf.

Und das Christentum? Vermittelt es wirklich noch die Hoffnung auf eine andere, wunderbare, selige Welt? Oder vermittelt es das Gefühl, wir müssen uns nur noch mehr anstrengen, dann wird unsere Welt hier besser werden?

Ich weiß nicht, ob das zu dem passt, was Du mit dem falsch verstandenen Thomismus meinst. Aber es ist mir eben dazu eingefallen.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
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T. Boesche-Zacharow

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Grundsätzlich stimme ich dir zu, Julia. Zweierlei möchte ich allerdings einwenden. Eine gewisse moralistische Einseitigkeit sehe ich zwar auch, sie scheint mir jedoch nicht ganz so alt zu sein, und mit Thomas hat sie gar nichts zu tun. Ich würde ihre Entstehung eher ins neunzehnte Jahrhundert datieren, wobei ich protestantisch-puritanischer Einfluß vermute.

Heute beobachtete ich verbreitet geradezu extremen Moralismus, wobei freilich die Vorzeichen sich geändert haben. Der heutige innerkirchliche Moralismus ist betont politically correct.

Die zweite Anmerkung betrifft den Buddhismus. Richtig ist, daß der Buddhismus das prinzipielle Ungenügen der irdischen Dinge wahrnimmt, vielleicht klarer als viele Gläubige. Doch er verkennt die Ursache und kann darum auch keinen Weg aus dem Elend bieten. Als Christen wissen wir dagegen – oder könnten und sollten wissen –, daß es keine Erlösung durch Ablösung vom Stofflichen gibt. Uns ist nicht nur Erlösung der Seele – und zwar der individuellen Einzelseelen! – verheißen, sondern ebenso die Erlösung des Leibes. Das Fleisch wird auferstehen.
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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Ich vermute, dass der Buddhismus die Ursachen gar nicht so viel anders sieht, wie das Christentum. Der Unterschied liegt meiner Ansicht mehr im Weg zur Erleuchtung bzw. zur Erlösung. Dort gibt es deutliche Unterschiede.

Das Christentum, wenn ich es richtig verstehe, sieht die Ursache in der Schuld des Menschen, der wie Gott sein wollte.
Der Buddhismus sieht die Ursache in der Unwissenheit des Menschen, der denkt, dass getrennte Dinge und Wesen aus sich heraus für immer Bestand haben können.


Aber auch im Christentum ist eine gewisse Art der Unwissenheit zu erkennen, denn Adam und Eva waren sich wohl nicht bewußt, was ihre Sünde für Folgen haben würde. Sie haben dem Trugbild der Schlange geglaubt. Und noch heute glaubt der Mensch den Trugbildern der materiellen Welt, glaubt unbewußt, sie hätte ewig Bestand und der Tod wäre vielleicht doch besiegbar (oder er wird verdrängt).

Die größte Sünde des Menschen im Christentum ist die superbia, der Hochmut. Hochmut bedeutet auch, zu meinen, ohne Gott bestehen zu können, Hochmut ist auch zu meinen, dass man die anderen Menschen nicht braucht, um zu existieren, und alles selbst bestimmen zu können, getrennt und besser zu sein wie die anderen, Hochmut, der sich auf sich selbst bezieht.

Der Irrtum, den die Buddhisten erkennen, scheint mir gar nicht so unähnlich. Der Mensch meint, aus sich allein heraus Bestand haben zu können, nicht in Zusammenhang stehen zu müssen mit allem anderen, frei und unabhängig und getrennt von allem anderen sein zu können. Er pflegt sein Ego und sieht nicht, dass er nur wurde durch alles was sonst noch ist und nicht aus sich allein heraus Bestand hat. Er verdrängt seine Sterblichkeit.

Im Christentum wird der Hochmut und die Getrenntheit durch die Liebe überwunden, Liebe zu Gott und Liebe zu dem Nächsten.

Im Buddhismus wird der Irrtum der Getrenntheit überwunden durch das Erkennen, dass letzten Endes alles verbunden ist, dass letzten Endes jedes Wesen mir gleich ist in seinen Hoffnungen und Wünschen und daher mein Mitgefühl hat.

Die ewige Seligkeit ist zeitlos und ohne Leid. Das heißt aber auch, es gibt keinen Tod und keine schmerzhafte Trennung mehr.

Der erleuchtete Buddhist erkennt, dass alles eins ist. Hier wird in der westlichen Welt wohl manches mißverstanden. Das bedeutet nicht, dass auf allen Ebenen alles nichts ist. Die relative Welt (Samsara) gehört genauso in dieses Eine mit hinein wie die ungetrennte nicht-relative Welt (Nirvana) - sie sind nur nicht mehr getrennt (so wie der Christ in der Ewigkeit nicht mehr von Gott getrennt ist). Ich vermute sehr stark, dass die buddhistische Vorstellung von erleuchteter Glückseligkeit gar nicht sehr von der christlichen Ewigkeit sich unterscheidet. Genau könnte ich das aber erst sagen, wenn ich erleuchtet wäre.


Ich sehe aber einen großen Unterschied, in der Art und Weise, wie man Seligkeit erlangt.

Im Buddhismus sind dazu sehr lange Praxis und Geistestraining nötig, vom Buddhismus her gesehen sogar meist nach buddhistischer Sicht über viele viele Leben lang hinweg. Ob sie erreicht werden kann auf diesem Weg oder nicht, das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann.

Das Christentum kommt ohne diese lange Vorbereitung aus. Gott hat sie uns zugesichert. Voraussetzung ist, dass sich der Mensch beschenken läßt. Mehr ist nicht nötig (und doch ist gerade dies auch sehr schwierig, da der Hochmut uns das Gefühl gibt, wir bräuchten uns nicht beschenken zu lassen).

Auch im Buddhismus ist zwar eigentlich alles bereits da, was der Mensch zur Erleuchtung braucht, die wahre Natur des Geistes ist bereits in dieser Glückseligkeit - aber der Mensch erkennt es nicht. Auch hier wäre nur ein Bejahen nötig - und doch ist es so schwer.

Aber im Christentum habe ich ein menschliches Gegenüber in Jesus Christus (der ja die Vereinigung der relativen Menschenwelt und der absoluten Welt Gottes ist), der mir diese Seligkeit zusagt, der mich bejaht, der mich mit hineinnimmt. Im Buddhismus ist es abstrakter und schwerer zu begreifen.


Indem das Christentum immer mehr die Moral und immer weniger das Beschenkt-sein betont, wird es dem Buddhismus viel ähnlicher.

Was ich vom Buddhismus, zumindest dem tibetischen, mitbekomme, ist er noch viel anspruchsvoller, was das rechte Leben angeht. Allerdings ist er geduldiger mit den Menschen (sie haben ja viele Leben lang Zeit). Während im Christentum mehr die äußerlich sichtbaren Verhaltensweisen beurteilt werden (Scheidung, Verhütung, Kirchenbesuch usw.), betont der Buddhismus viel mehr die innere geistige Einstellung, wie Gedanken und Gefühle des Hasses, des Neides usw. Sie werden viel mehr beobachtet, als das im Christentum der Fall ist.

Dass ein Christentum, das das Beschenktsein und die ewige Seligkeit vernachlässigt, die Menschen zum Buddhismus führt, erscheint mir sehr logisch. Denn im moralischen und im Versuch, der Glückseligkeit bereits im Irdischen nahe zu kommen, bietet der Buddhismus heute mehr Techniken und mehr Erfahrungen an.

Für mich könnten sich die Erfahrungen beider Religionen wunderbar ergänzen.
Allerdings, wenn das Christentum sich wieder mehr des Beschenktseins und der ewigen Seligkeit bewußt würde, dann würden die Lehren des Buddhismus auch nicht mehr so wichtig für uns.

Aber vielleicht ist es Gottes Weg mit uns, dass viele von uns einen Umweg über den Buddhismus machen, um so das Besondere des Christentums deutlicher wahrzunehmen (und außerdem durch den Buddhismus in manchen Aspekten bereichert zu werden). Wir denken meist in wenigen Jahren, Gott sicher in ganz großen Zeiträumen.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
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T. Boesche-Zacharow

Biggi
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Beitrag von Biggi »

Julia Wolf hat geschrieben: Die größte Sünde des Menschen im Christentum ist die superbia, der Hochmut. (...)
Während im Christentum mehr die äußerlich sichtbaren Verhaltensweisen beurteilt werden (Scheidung, Verhütung, Kirchenbesuch usw.), betont der Buddhismus viel mehr die innere geistige Einstellung, wie Gedanken und Gefühle des Hasses, des Neides usw. Sie werden viel mehr beobachtet, als das im Christentum der Fall ist.
Der erste Satz des zitierten Auszugs - dem ich ganz und gar zustimme - widerspricht imho dem zweiten Abschnitt - dem ich genau deswegen nicht zustimme. ;D
Die übermäßige Betonung des äußeren Verhaltens ist eine einseitige und damit verfälschende Sicht des Christentums. Genau dies wirft cathol01 ja dem "Thomismus" im Unterschied zum "Original-Thomas" vor. Vermutlich hat er Recht; ich traue mir diesbezüglich allerdings kein fundiertes Urteil zu.
Auf jeden Fall ist diese einseitige Sicht aber nicht evangeliumsgemäß. Wenn wir uns bspw. die Bergpredigt bei Mt anschauen, wird überdeutlich, dass es Jesus mehr um das "Herz" des Menschen als (bloß) um sein äußeres Verhalten geht. Es wäre sicher kein Problem, mit einer Bibel-Suchmaschine über 100 NT-Zitate anzuführen, die diese Behauptung belegen. Hab aber weder Zeit noch Lust, das jetzt zu tun... :P - Es versteht sich allerdings von selbst, dass ein "gutes Herz" mehr oder weniger unausweichlich auch zu "gutem Handeln" führt. Umgekehrt ist das keineswegs gesichert.

LG
Biggi

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Stimme Dir voll zu Biggi, ich hätte schreiben sollen, die heute gängige Praxis des Christentums.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Edith
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Beitrag von Edith »

Julia Wolf hat geschrieben: Auch im Buddhismus ist zwar eigentlich alles bereits da, was der Mensch zur Erleuchtung braucht, .....
kennt der Buddhismus einen GOTT ?

florian3
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Beitrag von florian3 »

Thomas der Aquinat ist sicherlich keine einfache Lektüre. Ich denke mir, wenn man sich "nur" für Glauben bzw. Theologie interessiert und das Philosophische nicht mitbringt, ist es zu komplex und fällt wohl eher nicht in die Kategorie Erbauliches für den Glauben. Was mich an Thomas so fasziniert ist diese klare Gleichberechtigung von Offenbarungswahrheit und Vernunftwahrheit, welche beide, da aus gleicher Quelle, sich nicht widersprechen können (ähnlich ja auch Bonaventura, obwohl der den Schwerpunkt klar auf die Theologie richtet). Dazu muß ich sagen, daß ich aus der Philosophie komme und dafür von Theologie wenig Ahnung habe.

Allerdings ist grad der Aquinat sehr beliebt auch bei Philosophen. Wobei da ja auch keine so klare Abgrenzung möglich ist, denn gerade die Metaphysik ist ja bei Aristoteles "Erste Philosophie", also Onto-theologie, und ist es in der Geschichte des metahpysischen Denkens ja auch mehr oder weniger geblieben. Das stellt also so etwas wie den (kleinsten?) gemeinsamen Nenner dar.

Natürlich stellt sich die Frage, inwiefern Gotteserkenntnis aus Vernunft in vollem Umfang tatsächlich möglich ist. Bei Platon ist es ja durchaus möglich, und sogar das Hauptthema der ganzen Geschichte der Akademie (der platonischen), hindurch, bis zum Neuplatonismus, nämlich der (dialektische) Aufstieg zum Einen, zum Absoluten, das bei Platon das Gute ist und noch jenseits des Seins ist. Da ist von Mystik natürlich wenig zu finden, die sich dann in der christlichen Rezeption des Platonismus findet. Insofern stellt die Erfahrbarkeit des Göttlichen wohl doch eine ganz eigene Kategorie dar.

anselm
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Beitrag von anselm »

Edith hat geschrieben:
Julia Wolf hat geschrieben: Auch im Buddhismus ist zwar eigentlich alles bereits da, was der Mensch zur Erleuchtung braucht, .....
kennt der Buddhismus einen GOTT ?
Vielleicht sollte der von Julia Wolf zitierte Satz so lauten:
"Obwohl der Buddhismus keinen Gott kennt, ist eigenlich alles bereit,...."

oder etwa:
"Gerade weil der Buddhismus ...."

Ich präferiere die zweite Variante, da ich die Vorstellung eine Gottes, wie sie Judentum, Christentum und Islan haben, als wiedersprüchlich empfinde (Stichwort z.B. Theodizee) und daher nicht akzeptieren kann.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Ich finde, und dafür kann man diesen Thread gut verwenden, die grundsätzliche Frage interessant, was die scholastische Theologie uns heute überhaupt noch sagen kann.
Dazu ist der Weg zurück zu den Ursprungsquellen sicherlich vonnöten, also bspw. der Summa des Hl. Thomas. Oder auch eher einführend das Breviloquium des Hl. Bonaventura (auf dt. im Johannes-Verlag).

Wichtig finde ich auch Thierrys Hinweis auf eine komplett andere Gewichtung, wenn Thomas die Glückseligkeit so sehr in den Vordergrund stellt, was in der heutigen Rezeption im Neo-Thomismus nicht stattfinde (man könnte da ja mal bei Dr. David Berger anfragen, ob der da eine Meinung hier präsentieren könnte).

Bisher aus Zeitgründen noch nicht durchgearbeitet, steht bei mir im Regal das neue "Manual de la teología franciscana", das erste Kompendium franziskanischer Theologie der Frühzeit. neben den klass. Themen wie Ekklesiologie, Christologie, Trinitätstheologie etc. wird dort auch das Thema der Ästhetik behandelt, was mich zuerst überraschte, im nachhinein aber dann wieder gar nicht, weil das tief in der franzisk. Spiritualität verankert ist.

Was kann uns überhaupt die Beschäftigung mit solch einer Theologie bringen ("bringen" im Sinne für unser heutiges Leben des 21. Jh.)?

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Jarom1
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Re: Thomismus

Beitrag von Jarom1 »

Welche Rolle spielt der Thomismus/Neuthomismus in der Kirche des 21. Jahrhunderts?
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overkott
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Re: Thomismus

Beitrag von overkott »

Er ist ein theologischer Sandkasten für eine kleine Schar Historiker und Romantiker.

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Jarom1
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Re: Thomismus

Beitrag von Jarom1 »

overkott hat geschrieben:Er ist ein theologischer Sandkasten für eine kleine Schar Historiker und Romantiker.
Dies verlangt nach einer Erläuterung ...
Consciousness of sin, certainty of faith, and the testimony of the Holy Spirit

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overkott
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Re: Thomismus

Beitrag von overkott »

Jarom1 hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Er ist ein theologischer Sandkasten für eine kleine Schar Historiker und Romantiker.
Dies verlangt nach einer Erläuterung ...
Von den Th/NTh hört man seltener etwas.

Ansonsten gilt jedoch:

Der mittelalterliche Versuch, Theologie und Philosophie miteinander ins Gespräch zu bringen, um die vernünftigen Grundideen der Bibelgeschichten auch philosophisch-abstrakt einmal auszudrücken, ist im Hinblick auf das Verständnis des menschlichen und zwischenmenschlichen Zusammenlebens von bleibendem Wert.

Beim Thomismus bleiben die Bibelgeschichten leider etwas auf der Strecke.

Hans Küng hat aber offensichtlich mit seinem Gottesbeweis aus der Wirklichkeit weder das eine, noch das andere verstanden.

Isidor_von_Sevilla
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Re: Thomismus

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

Jarom1 hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Er ist ein theologischer Sandkasten für eine kleine Schar Historiker und Romantiker.
Dies verlangt nach einer Erläuterung ...
Die sollte aber ein Sachverständiger geben und kein Tourist in Sachen Theologie! 8)
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

Isidor_von_Sevilla
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Re: Thomismus

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:
Jarom1 hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Er ist ein theologischer Sandkasten für eine kleine Schar Historiker und Romantiker.
Dies verlangt nach einer Erläuterung ...
Die sollte aber ein Sachverständiger geben und kein Tourist in Sachen Theologie! 8)
Nachtrag:
Einen ersten Hinweis auf die Stellung des Thomismus
im Lehrgebäude des katholischen Glaubens findet man hier => Aeterni Patris!
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

Tinius
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Re: Thomismus

Beitrag von Tinius »

Zumindest braucht der Thomismus keine Bibel.

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Protasius
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Re: Thomismus

Beitrag von Protasius »

Tinius hat geschrieben:Zumindest braucht der Thomismus keine Bibel.
Wie kommst du denn auf diese steile These? Theologie ohne Bibel zu treiben stelle ich mir sehr schwierig vor, da dann nur natürliche Theologie übrig bleibt. Außerdem sind die meisten mir bekannten Werke von Thomisten, wie Thomas von Aquins Summa Theologiae, mit reichlich Bibelstellen angefüllt.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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overkott
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Re: Thomismus

Beitrag von overkott »

Protasius hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Zumindest braucht der Thomismus keine Bibel.
Wie kommst du denn auf diese steile These? Theologie ohne Bibel zu treiben stelle ich mir sehr schwierig vor, da dann nur natürliche Theologie übrig bleibt. Außerdem sind die meisten mir bekannten Werke von Thomisten, wie Thomas von Aquins Summa Theologiae, mit reichlich Bibelstellen angefüllt.
Steht Thomas vor dem himmlischen Thron. Sagt der Herr: Du hast dir viel Mühe gegeben. Und noch manche ruhen darauf, was du letztlich als Stroh erachtet hast. Aber erklär mir doch bitte noch einmal die Transsubstantiation. Das war mir in Emmaus noch gar nicht so klar gewesen.

Tinius
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Re: Thomismus

Beitrag von Tinius »

Protasius hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Zumindest braucht der Thomismus keine Bibel.
Wie kommst du denn auf diese steile These? Theologie ohne Bibel zu treiben stelle ich mir sehr schwierig vor, da dann nur natürliche Theologie übrig bleibt. Außerdem sind die meisten mir bekannten Werke von Thomisten, wie Thomas von Aquins Summa Theologiae, mit reichlich Bibelstellen angefüllt.

Ich muss mal die berühmte Stelle suchen, wo der Aquinat schreibt, dass für seine Arbeiten keine Bibel erforderlich sei. Vielleicht hilft mir jemand.

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Protasius
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Re: Thomismus

Beitrag von Protasius »

Tinius hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Zumindest braucht der Thomismus keine Bibel.
Wie kommst du denn auf diese steile These? Theologie ohne Bibel zu treiben stelle ich mir sehr schwierig vor, da dann nur natürliche Theologie übrig bleibt. Außerdem sind die meisten mir bekannten Werke von Thomisten, wie Thomas von Aquins Summa Theologiae, mit reichlich Bibelstellen angefüllt.

Ich muss mal die berühmte Stelle suchen, wo der Aquinat schreibt, dass für seine Arbeiten keine Bibel erforderlich sei. Vielleicht hilft mir jemand.
Wenn er die entsprechenden Bibelstellen angibt, ist das ja auch nicht ganz falsch. Die Stellen, die ich nachgesehen hatte, geben die jeweiligen Stellen an, auf die Thomas Bezug nimmt.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Isidor_von_Sevilla
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Re: Thomismus

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

Tinius hat geschrieben:Zumindest braucht der Thomismus keine Bibel.
Das ist blanke Polemik! :daumen-runter:
Die theologischen Ausarbeitungen des Aquinaten belegen das glatte Gegenteil. :doktor:
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

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overkott
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Re: Thomismus

Beitrag von overkott »

Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Zumindest braucht der Thomismus keine Bibel.
Das ist blanke Polemik! :daumen-runter:
Die theologischen Ausarbeitungen des Aquinaten belegen das glatte Gegenteil. :doktor:
Reden sie doch kein dummes Zeug. Thomas war kein Thomist. Und Ausarbeitungen des Aquinaten standen auf der Liste verurteilter Sätze. Thomisten hat es noch nie geschadet, die Bibel zu lesen.

Isidor_von_Sevilla
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Re: Thomismus

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

overkott hat geschrieben:Reden sie doch kein dummes Zeug.
Das überlasse ich schon seit längerer Zeit Ihnen! :unbeteiligttu:
overkott hat geschrieben:Thomas war kein Thomist.
Ohne den Aquinaten kein Thomismus. Daß theologische Weiterentwicklungen der von ihm vorgelegten Lehre angebracht waren, tut seiner nahezu uneinholbaren Leistung keinen Abbruch! :)
overkott hat geschrieben:Und Ausarbeitungen des Aquinaten standen auf der Liste verurteilter Sätze.
:gaehn:
overkott hat geschrieben:Thomisten hat es noch nie geschadet, die Bibel zu lesen.
:patsch:
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

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overkott
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Re: Thomismus

Beitrag von overkott »

Das war mal wieder nix, Raphael. Nur Behauptungen und Smilies sind einfach nicht genug.

Isidor_von_Sevilla
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Re: Thomismus

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

Für Sie wäre es besser, wenn sie die o.a. Enzyklika von Leo XIII. durcharbeiten würden ............
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

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