asderrix hat geschrieben:Vor einem Monat hätte ich das noch voll unterschrieben, allerdings wurde ich durch eine Predigt über Hebräer 5 hörte zum Nachdenken gekommen.
Wie wurde dieser Vers in der Predigt denn ausgelegt ?
asderrix hat geschrieben:Wie würdest du die Vers 8 verstehen?
Fakt ist, das der Mensch gewordene Gott etwas lernen musste was er in der Herrlichkeit beim Vater so noch nicht kannte, ..
Ich habe dazu bei den Kirchenvätern noch nicht nachgeforscht, aber von meinem eigenen Überblick her würde ich grundsätzlich Heb. 5:7 und 8 zusammen sehen, und das dann vor allem als Zusammenfassung und Deutung der menschlichen und geistlichen Wachstumsgeschichte Jesu verstehen.
Angefangen von der Wüsten- und Versuchungserfahrung (Mk. 1:12-13, Lk. 4:1-13) über die Erfahrung der Erschöpfung (Lk. 4:42, vergl. Lk. 5:15-16, Joh. 6:15) bis hin zu dem verzweifelten Gebet vor der Gefangennahme (Mk. 14:32-42, Lk. 22:39-46) und der Gottverlassenheit am Kreuz (Mt. 26:47-50).
Auch die Bemerkung über die Kindheit (Lk. 2:40), die Episode mit dem pubertierenden Jesus im Tempel (Lk. 2:41-46) und Seine Taufe (Mt. 3:13-17) würde ich in diese Linie einordnen.
Man darf sich dieses Geheimnis, dass Jesus zugleich ganz Gott und ganz Mensch war, allerdings nicht wie ein "verkapptes Genie" vorstellen, quasi als das Göttliche im Tarnmantel des Menschlichen, sondern man muss beide Eigenschaften (oder: Gestalten ?) unvermischt miteinander stehen lassen. So, dass jede dieser beiden Linien wirklich jeweils ganz und gar vorhanden und ausgeprägt war. (Wie ? - das ist mit unserer Logik wohl nicht fassbar, sondern tatsächlich geheimnisvoll !)
(Ich würde es ja fast wie eine Art Schizophrenie beschreiben, wo auch mehrere "Personen" in einem Menschen isoliert nebeneinander existieren ... - als Denkmodell natürlich, nicht als Diagnose )
Zum Menschsein gehört auch die Erfahrung des Lernens, der Hilflosigkeit, und alles, was uns oft Mühe macht. Und offenbar wollte Gott Jesus diese Erfahrung, einmal ganz und gar authentisch in Menschenschuhen zu gehen, mit allem Wachsen und Werden, und all den Schwachheiten, wie eine Art "Menschseins-Praktikum".
Erst dadurch konnte Jesus wirklich nachvollziehen, wie das so ist, Mensch zu sein, mit all seinen Tücken. (-> Hebr. 4:15 !)
Paulus nimmt diese Linie in Phil. 2:6-8 auf und betont dabei, wie viel Selbsterniedrigung Gottes darin liegt. - dieser zweite Punkt gehört untrennbar dazu: die irrsinnige Selbsterniedrigung Gottes, sich komplett in die Haut und das Leben seines Geschöpfs zu begeben, mit allem was daran hängt.