mk hat geschrieben:Ich frage mich schon länger, ob, und wenn ja, was, es aus katholischer Sicht gegen diesen Basissatz der evangelischen Rechtfertigungslehre einzuwenden gibt, und hoffe, daß mir hier jemand kompetent weiterhelfen kann!
Den Satz kann man als Katholik auch unterschreiben,
aber man kann nicht das ev. Verständnis des Satzes unterschreiben!
Denn was besagt er?
Er besagt, daß der Mensch sündig ist; aber in dem Augenblick, wenn er auf das Kreuz blickt und beschämt und zerknirscht sein Sündhaftsein erkennt, gerechtfertigt ist; sobald er sich aber wieder den Dingen der Welt zuwendet, wieder Sünder ist. Er ist mal Sünder, mal Gerechter, mal beides zugleich - ein "Wechselbad der Gefühle".
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Ich will hier drei Sichtweisen in der Gnadenlehre herausgreifen:
Paulus (im Jakobusbrief);
Augustinus (und
Trient);
Luther.
Bei Paulus stehen sich Gott und das Menschengeschlecht gegenüber. Stellvertretend im Judentum aber auch im Gewissen der Menschen hat Gott zu den Menschen gesprochen. Aber nur Gott selbst konnte in Christus tun, was vernünftigerweise der Mensch auch von sich selbst fordern muß. Insofern der Einzelne auch Teil hat an der Menschennatur, tut er auch die Werke, wie der Jakobusbrief betont. Dominant aber nicht erdrückend ist das Handeln Gottes in Jesus Christus.
Bei Augustinus setzt sich das Individuum stärker vom Menschengeschlecht ab und steht ihm gegenüber. Gott wirkt auf das Menschengeschlecht: in Adam, dem "alten Sünder"
und in Christus als Heilsbringer. Aber auch direkt wirkt Gott auf den Menschen durch die aktuelle Gnade. Trient betont nun auch die Rückwendung des einzelnen Menschen zu Gott durch die Werke und betont auch ihren Lohn und Verdienst.
Bei Luther gibt es keine Vermittlung mehr. Der Mensch steht Gott allein gegenüber. Gottes Gnade wirkt direkt. Dabei hat das Ich eine so isolierte Position, wie es in keiner alten Gnadenlehre zu finden war. Die endliche Energie, wei sie nicht (bewußt) auf Gott gerichtet ist, wird freigesetzt und säkularisiert. Die Werke sind nur nach Dinge der Welt und haben mit Gott nichts zu tun.
Zur Verdeutlichung ein Schaubild:
Man möge die schlechte Qualität entschuldigen, aber mit Grafikprogrammen stehe ich immer etwas auf Kriegsfuß.