Genesis und Dinosaurier...

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Edith
Beiträge: 2544
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:38

Genesis und Dinosaurier...

Beitrag von Edith »


Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Ich habe jetzt den richtigen «-ismus» nicht zur Hand. Also nenne ich die Sache mal «platten Bibelfundamentalismus». Sehr nett die Vorstellung, wie Noah einen Apatosaurus unter Zuhilfenahme eines Hanfseils in die Arche zu zerren versucht.

«Ne Paps, den müssen wir hier lassen. Der ist zu dick!» meint Sem.

«Wer ist hier dick?» entfährt es Noah, während ihm die ersten Tropfen auf die Stirn klatschen und es vin ferne zu donnern beginnt.

Aber der hier ist gut:
answersingenesis hat geschrieben:Ein Hauch des Mystischen umgibt die Dinosaurier.
Da haben wir doch glatt eine Frage beantwortet, die sich andernorts stellte.

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

answersingenesis hat geschrieben:Die Bibel, Gottes besonderes Buch (oder Kollektion von Büchern), bestätigt, daß jeder Schreiber übernatürlich inspiriert wurde, genau das zu schreiben, was der Schöpfer aller Dinge für uns niederschreiben lassen wollte, so daß wir wissen können, woher wir (und die Dinosaurier) stammen, warum wir hier sind und wie sich unsere Zukunft gestalten wird.
Mal abgesehen von der Irrlehre bezüglich der Verbalinspiration würde ich sagen, dass ich für die Zukunftsgestaltung der Dinos keinen getrockneten Deinonychus geben würde.

Bild

Edith
Beiträge: 2544
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:38

Re: Genesis und Dinosaurier...

Beitrag von Edith »

Edith hat geschrieben:http://www.answersingenesis.org/Deutsch/dinosaurier.htm

Was sagt Ihr denn dazu?
nun ich frage... weil dieser Sender "revelation TV" den ich neuerdings reinbekomme... die Vorträge dieses Mannes dauernd bringt... und ich mit einem sich ständig weiter öffnenden Mund dasitze.... und es nicht fasse...
ich dachte... nur die Zeugen Jehoves ticken so?

Benutzeravatar
beatrice
Beiträge: 126
Registriert: Sonntag 13. Juni 2004, 16:56

Beitrag von beatrice »

Nö, nicht nur die Zeugen Jehovas. Ich hatte einen Studienkollegen, der auch daran geglaubt hat. Ich habe leider vergessen, welcher Glaubensgemeinschaft er angehörte. Ich glaube irgendetwas "pfingstlerisches", bin mir aber nicht sicher. In den USA stolpert man auch öfters über Gemeinschaften, die die Bibel wortwörtlich nehmen.

@Peter: Ist der echt???

Beatrice

Biggi
Beiträge: 820
Registriert: Donnerstag 11. Dezember 2003, 16:46

Beitrag von Biggi »

Peter hat geschrieben:Ich habe jetzt den richtigen «-ismus» nicht zur Hand.
Kreationismus

Edith
Beiträge: 2544
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:38

Beitrag von Edith »

Biggi hat geschrieben:
Peter hat geschrieben:Ich habe jetzt den richtigen «-ismus» nicht zur Hand.
Kreationismus
äh... jetzt mal ganz dumm gefragt.... sagt die Kirche da irgendwas zu....?

Cicero
Beiträge: 979
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26

Beitrag von Cicero »

Edith hat geschrieben:
Biggi hat geschrieben:
Peter hat geschrieben:Ich habe jetzt den richtigen «-ismus» nicht zur Hand.
Kreationismus
äh... jetzt mal ganz dumm gefragt.... sagt die Kirche da irgendwas zu....?
Bild

Biggi
Beiträge: 820
Registriert: Donnerstag 11. Dezember 2003, 16:46

Beitrag von Biggi »

Cicero hat geschrieben:
Edith hat geschrieben:
Biggi hat geschrieben:
Peter hat geschrieben:Ich habe jetzt den richtigen «-ismus» nicht zur Hand.
Kreationismus
äh... jetzt mal ganz dumm gefragt.... sagt die Kirche da irgendwas zu....?
Bild
"Muss" der Arme mal..... ganz, ganz dringend.....? Zweite Tür rechts ist für Herren! :P

Zu Ediths Frage: Kreationismus ist überwiegend im amerikanischen Protestantismus zu Hause (was nicht heißt, dass alle amerik. Protestanten Kreationisten sind!). Was die kath. Kirche zu Evolution und Schöpfung sagt (denn um dieses Thema geht es ja hier), kann ich vielleicht die nächsten Tage mal raussuchen - wenn Robert oder Jürgen oder.... das bis dahin nicht lääängst gemacht haben. Momentan keine Zeit.

LG
Biggi

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

beatrice hat geschrieben:Nö, nicht nur die Zeugen Jehovas. Ich hatte einen Studienkollegen, der auch daran geglaubt hat. Ich habe leider vergessen, welcher Glaubensgemeinschaft er angehörte. Ich glaube irgendetwas "pfingstlerisches", bin mir aber nicht sicher. In den USA stolpert man auch öfters über Gemeinschaften, die die Bibel wortwörtlich nehmen.

@Peter: Ist der echt???

Beatrice
Aber Beatrice! ;)

Zu Noahs Zeiten gab es doch noch keinen Photoapparat!

Ich dachte übrigens, mit Kreatinismus sei allgemein die Lehre von der Schöpfung durch Gott gemeint.

Allerdings ist dieser Bibelfundamentalismus in evangelikalen Kreisen weit verbreitet. Zur Nennung der Dinos im AT wird gerne auf den «Behemot» verwiesen, ein rätselhaftes Tier, in Ijob 40, 10-13 beschrieben und in vielen Übersetzungen als «Nilpferd» übersetzt.

«Sieh doch das Nilpferd [den Behemoth], das ich wie dich erschuf. / Gras frisst es wie ein Rind. Sieh doch die Kraft in seinen Lenden / und die Stärke in den Muskeln seines Leibs! Wie eine Zeder lässt es hängen seinen Schwanz; / straff sind verflochten seiner Schenkel Sehnen. Seine Knochen sind Röhren von Erz, / wie Eisenstangen sein Gebein. Es ist der Anfang der Wege Gottes; / der es gemacht hat, gab ihm sein Schwert. Doch die Berge tragen ihm Futter zu / und alle Tiere des Feldes spielen dort. Es lagert unter Kreuzdornbüschen, / in dem Versteck von Schilf und Sumpf. Kreuzdornbüsche decken es mit Schatten, / die Pappeln am Fluss umgeben es. Schwillt auch der Fluss, es zittert nicht, / bleibt ruhig, wenn auch die Flut ihm ins Maul dringt. Kann man an den Augen es fassen, / mit Haken ihm die Nase durchbohren?» Ijob 40,15ff

Cicero
Beiträge: 979
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26

Beitrag von Cicero »

So ganz auf die Schnelle:
KKK hat geschrieben: 283 Die Frage nach den Ursprüngen der Welt und des Menschen ist Gegenstand zahlreicher wissenschaft-licher Forschungen, die unsere Kenntnis über das Alter und die Ausmaße des Universums, über das Werden der Lebensformen und das Auftreten des Menschen unerhört bereichert haben. Diese Entdeckungen sollten uns anregen, erst recht die Größe des Schöpfers zu bewundern, ihm für all seine Werke und für die Einsicht und Weisheit zu danken, die er den Gelehrten und Forschern gibt. Mit Salomo können diese sagen: „Er ver-lieh mir untrügliche Kenntnis der Dinge, so daß ich den Aufbau der Welt und das Wirken der Elemente ver-stehe ..., denn es lehrte mich die Weisheit, die Meisterin aller Dinge“ (Weish 7,17.21) (Vgl. dazu auch 159, 341).

289 Unter allen Aussagen der Heiligen Schrift über die Schöpfung nehmen die drei ersten Kapitel des Buches Genesis einen einzigartigen Platz ein. Literarisch können diese Texte verschiedene Quellen haben. Die inspirierten Autoren haben sie an den Anfang der Schrift gestellt. In ihrer feier-lichen Sprache bringen sie so die Wahrheit über die Schöpfung, deren Ursprung und Ziel in Gott, deren Ordnung und Gutsein, über die Berufung des Menschen und schließlich über das Drama der Sünde und über die Hoffnung auf Heil zum Ausdruck. Im Lichte Christi, in der Einheit der Heiligen Schrift und in der lebendigen Überlieferung der Kirche gelesen, bleiben diese Aussagen die Haupt-quelle für die Katechese über die Mysterien des „Anfangs“: Schöpfung, Sündenfall, Heilsverhei-ßung (Vgl. dazu auch 390, 111).

Micha

Beitrag von Micha »

leer
Zuletzt geändert von Micha am Freitag 4. Februar 2005, 16:02, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
cathol01
Beiträge: 1562
Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2003, 14:38
Wohnort: Archidioecesis Luxemburgensis
Kontaktdaten:

Beitrag von cathol01 »

Peter hat geschrieben:Ich dachte übrigens, mit Kreationismus sei allgemein die Lehre von der Schöpfung durch Gott gemeint.
Nein!
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Dr. Dirk
Beiträge: 1433
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

Ernst Mayr hat geschrieben:Während Physik und Chemie vorwiegend von Naturgesetzen bestimmt würden, gelte es in der Biologie immer noch einen zweiten Faktor zu berücksichtigen: den Einfluss des genetischen Programms, das jedem Organismus zu Grunde liegt. Außerdem spiele insbesondere in der Evolutionsbiologie der Zufall eine viel entscheidendere Rolle als in den anderen Wissenschaftsdisziplinen. Darum müsse man, so fordert Mayr, sich von den philosophischen Gedankenansätzen lösen, die auf den Grundfesten der exakten Wissenschaften ruhen, und eine eigene biologische Philosphie entwickeln.
Das ist genau das Problem, das die Evolutiontheorie hat. Sie ist mehr ein philosophisches Gedankengebäude auf sehr wackligem Boden denn eine naturwissenschaftliche Theorie. Ich glaube nicht, dass sie im naturwissenschaftlichen Sinne haltbar ist. Schade, dass das nicht so ins öffentliche Bewusstsein (v.a. Schule) gelangt ist...
Zuletzt geändert von Dr. Dirk am Dienstag 6. Juli 2004, 21:32, insgesamt 1-mal geändert.

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Ist ja auch so’n –imus.

Aber hier finde ich einen anderen Definitionsansatz. Es geht mir nicht um die Wörtlichnahme des Sechstagewerks, sondern um eine Klärung des Begriffs Kreationismus.
Wikipedia hat geschrieben:Kreationismus (v. lat. creare, erschaffen), auch Schöpfungsglaube oder Schöpfungslehre, bezeichnet die religiöse These, dass das Universum von einer Instanz, die außerhalb des Universums steht (einem Schöpfer) erschaffen wurde. Kreationismus ist somit auch Teil diverser Religionen. Die Naturwissenschaften befassen sich nicht mit dieser These und benötigen sie auch nicht als Voraussetzung ihrer Arbeit - sie wird weder bejaht noch verneint.

Auch die weitere Entwicklung des Universums verlangt nach der Auffassung vieler Ausrichtungen des Kreationismus den fortgesetzten Eingriff dieser höheren Instanz. Damit stellt der Kreationismus sich gegen das moderne Weltbild, nach dem allein naturwissenschaftlich erfassbare Vorgänge zur Erklärung der Welt und des Weltalls ausreichen. Weltanschaulich gesehen handelt es sich bei den Kreationisten im Normalfall um Theisten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreationismus

Für das «Nein» finde ich hier jedenfalls keine Berechtigung. Nach der Deutung in Wikipedia ist jede Kosmogonie, die einen Schöpfer voraussetzt, «kreationistisch» … Hmmm.


So recht vermag mich die Tabelle weiter unten auf der Seite auch nicht zubefriedigen. Die Katholische Kirche, heißt es da, setzt für die Erschaffung der Welt «ein bis drei Wunder (Universum, Leben, Seele)» an. Nun ja; das finde ich eher erheiternd. Entweder erhält Gott alles im Sein, dann ist alles «Wunder» im Sinne der Ursächlichkeit Gottes – oder eben nicht. Dann isses aber auch nicht Schöpfung.

Edith
Beiträge: 2544
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:38

Beitrag von Edith »

Cicero hat geschrieben: Bild


Bild

Micha

Beitrag von Micha »

leer
Zuletzt geändert von Micha am Freitag 4. Februar 2005, 16:02, insgesamt 1-mal geändert.

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Das ist schon klar, Micha …

Aber wohl dennoch gut, dass wir darüber gesprochen haben.

Bild

Mist, ich muss unseren Triceratops noch ums Haus führen. Der guckt schon wieder so gläsern …

Micha

Beitrag von Micha »

leer
Zuletzt geändert von Micha am Freitag 4. Februar 2005, 16:01, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
beatrice
Beiträge: 126
Registriert: Sonntag 13. Juni 2004, 16:56

Beitrag von beatrice »

Nein, Peter, ich frage Dich jetzt nicht ob der echt ist ... :roll:

Beatrice

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Micha hat geschrieben:
---das fällt bestimmt einem Moderator zum Opfer ---
(Mod on - Nur die Größe :mrgreen: -mod off)

Geronimo

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Dann bin ich wieder brav und danke dir, Geronimo, dass du Trixi nicht geschlachtet hast.

Ich denke, diese Form des Biblizismus zeigt ein typisch neuzeitliches Problem. Um etwas auszuholen: ich habe eine Zeitlang für das «Idea Spektrum» gezeichnet und bezog daher diese Zeitung der Evangelischen Allianz, also ein Sprachrohr der evangelikalen Christen in deutschsprachigen Ländern. Natürlich bezog auch der Informatiker Werner Gitt in dieser Zeitung Stellung zur Debatte um Schöpfung oder Evolution.

Wenn ich das richtig wiedergebe, war sein Kernpunkt: Entweder ist die Bibel Gottes Wort, dann ist sie irrtumslos, oder «sie» enthält Irrtümer: Dann ist sie aber auch nicht Gottes Wort. Meiner Ansicht nach bedeutet das: Ein ganz neuzeitliches Problem – die Verabsolutierung der Naturwissenschaften – wird auf die Hermeneutik (Auslegung) der Bibel übertragen. Seltsamerweise wäre der Biblizismus nicht ein Relikt aus vor-aufklärerischen Zeiten, sondern ein typisch moderner Lösungsansatz; ein Modernismus im schlechtesten Sinn.

Ich kenne einen praktizierenden Arzt, der darauf besteht, das hohe Lebensalter der Patriarchen wörtlich zu nehmen. Und anscheinden scheint das kein Widerspruch zwischen seiner Bibelauslegung und seiner Profession zu sein.

Auch in «Idea Spektrum» entbrannte im Anschluss an die Stellungnahme Werner Gitts eine heftige Debatte. Es ist wohl nicht so, dass man verallgemeindernd alle Evangelikalen in die «kreationistische Ecke» schieben kann.

Benutzeravatar
mr94
Beiträge: 259
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 22:43
Wohnort: Steinkirchen Kr Stade
Kontaktdaten:

Beitrag von mr94 »

Peter hat geschrieben:Meiner Ansicht nach bedeutet das: Ein ganz neuzeitliches Problem – die Verabsolutierung der Naturwissenschaften – wird auf die Hermeneutik (Auslegung) der Bibel übertragen. Seltsamerweise wäre der Biblizismus nicht ein Relikt aus vor-aufklärerischen Zeiten, sondern ein typisch moderner Lösungsansatz; ein Modernismus im schlechtesten Sinn.
Das halte ich für eine sehr plausible These. Die meisten -ismen sind keine Relikte aus der Zeit vor der Aufklärung, sondern moderne Phänomene. Lässt sich sehr deutlich am Beispiel des Nationalismus zeigen. Da die Nation eine moderne Idee ist, kann der Nationalismus kein vormoderner Atavismus sein. (Dass der Nationalismus auch im Namen der Moderne bekämpft wird, ist kein Widerspruch. Ulrich Beck würde das reflexive Modernisierung nennen.)

Natürlich hat es vermutlich immer Leute gegeben, die die Bibel wortwörtlich als wahr verstanden haben, weil sie sie so verstehen (oder gar nicht erst lesen) wollten. Aber der Biblizismus ist ja eine Theologie, also Resultat einer intellektuellen Tätigkeit. Wenn auch einer reaktionären. Und als solche ein ziemlich junges Phänomen.
Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem mortuorum, et vitam venturi saeculi. Amen.

Cicero
Beiträge: 979
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26

Beitrag von Cicero »

Peter hat geschrieben: Ich kenne einen praktizierenden Arzt, der darauf besteht, das hohe Lebensalter der Patriarchen wörtlich zu nehmen. Und anscheinden scheint das kein Widerspruch zwischen seiner Bibelauslegung und seiner Profession zu sein.
:nein:
Da setzt bei mir das Verständnis aus

Credo quia absurdum ???

max72
Beiträge: 1032
Registriert: Montag 10. November 2003, 16:42

Beitrag von max72 »

Peter hat geschrieben:
Ich dachte übrigens, mit Kreationismus sei allgemein die Lehre von der Schöpfung durch Gott gemeint.
Ne, gar nicht. Wenn man in den USA gelebt hat sieht man, dass das eine Bewegung ist, die behauptet die Erde sei vor 6000 Jahren um 9 Uhr morgens erschaffen worden. Weil das irgendein Bischof mal so ausgerechnet hat anhand der Altersdaten aller Generation in der Bibel.

Die haben Schriften und Buecher, die extrem wissenschaftlich tun und belegen wollen dass ihre Theorie richtig ist und die Erde gar nicht aelter sein kann. In den Schulen wollen sie eben das auch durchsetzen.

Ich war 94-97 in den USA, und da gab es zu diesen Kreationismussachen noch "Weltuntergangsseminare", soviele gerade in den evangelikalen "biblechannels" auf dem Fernsehen waren ueberzeugt, dass jetzt die Endzeit ist. Weil die Erde eben 6000 Jahre alt ist und am 7bten Tag (7000 Jahre) Schluss ist. Da wurde die Offenbarung auf die heutige Zeit interpretiert, Europa war zusammen mit der UN das Ungeheuer, das die USA unterwerfen will (hab ich echt so gehoert), der Papst war eh der Antichrist...

Na ja...

Max

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Ich mutmaße, dass diese Auffassung die notwendige Folge aus einem Dilemma ist, das gerade aus der Verabsolutierung der Naturwissenschaft entsteht. Nicht als wollte ich jetzt die Naturwissenschaft für den Biblizismus verantwortlich machen. Aber das Dilemma hat Werner Gitt ja gut auf den Punkt gebracht:

Entweder ist die Bibel wahr – dann ist sie es auch im naturwissenschaftlichen Sinne; oder sie ist nicht wahr – und dann ist sie nicht Gottes Wort.

Es scheint mir so, als würden Gott da Bedingungen gestellt, wie er sich zu offenbaren habe. Und gleichzeitig die, wie ich meine, fundamentalistische Krankheit, die Bibel als «Papiernen Papst» zu sehen, zutage gebracht. Es wra sehr schwer, mit diesem Bekannten über das Thema zu diskutieren, denn jeder Verweis darauf, die biblischen Berichte vielleicht auch in ihrem Bedeutungs- und Zeitzusammenhang zu lesen, galt ja bereits als unzulässiges Abweichen von der Bibeltreue – wie er sie verstand.

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Hallo Max,

uiuiuiuiuihh. (Mehr fällt mir dazu gerade nicht ein.)

Benutzeravatar
mr94
Beiträge: 259
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 22:43
Wohnort: Steinkirchen Kr Stade
Kontaktdaten:

Beitrag von mr94 »

Übrigens verstehen offenbar islamische Gelehrte den Koran genau so. Ein sehr aufschlussreicher Artikel dazu stand im Mai in der FAZ. (Hier ein Auszug.)

anselm
Beiträge: 370
Registriert: Samstag 1. November 2003, 17:53

Beitrag von anselm »

Peter hat geschrieben:... Es wra sehr schwer, mit diesem Bekannten über das Thema zu diskutieren, denn jeder Verweis darauf, die biblischen Berichte vielleicht auch in ihrem Bedeutungs- und Zeitzusammenhang zu lesen, galt ja bereits als unzulässiges Abweichen von der Bibeltreue – wie er sie verstand.
Dein Bekannter wird wohl generell größere Probleme mit dem Verständnis von Texten und sogar zwischenmenschlicher Kommunikation haben. Oder bezieht sich diese "Anomalie" bei ihm nur auf die Interpretation der Bibel?

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Tja … gute Frage. Ich sage mal, leichte Ansätze einer gewissen Sturheit scheinen hin und wieder durch … 8)

Aber auch abgesehen von dem Charakter meines Bekannten bewegt mich die Frage schon, welche Wurzeln das Phänomen des Biblizismus hat. Es ist für mich ein Phänomen, dass ich diese theologische Deutung nicht unbedingt nur bei Ungebildeten (wie man vielleicht meinen könnte) angetroffen habe, sondern auch bei Menschen mit Hochschulbildung. Ich bitte allerdings, den Punkt mit der Bildung nicht misszuverstehen, als wollte ich akademische Bildung über Gebühr loben.

Benutzeravatar
mr94
Beiträge: 259
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 22:43
Wohnort: Steinkirchen Kr Stade
Kontaktdaten:

Beitrag von mr94 »

Da habe ich doch noch was Interessantes gefunden.
Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem mortuorum, et vitam venturi saeculi. Amen.

max72
Beiträge: 1032
Registriert: Montag 10. November 2003, 16:42

Beitrag von max72 »

mr94 hat geschrieben:Da habe ich doch noch was Interessantes gefunden.
Super, danke, das sieht interessant aus. Muss ich heut abend mal naeher ansehen.

Das Problem ist ja, dass die Grenzen sehr fliessend sind als was man Fundamentalismus definiert. Hier im liberalen Norwegen bezeichnen protestantische Pfarrer gerne diejenigen als Fundamentalisten, die aktive Homosexuelle nicht als Pfarrer haben wollen oder keine Frauen als Pfarrer. In so einer Weise waere ja dann die ganze katholische Kirche fundamentalistisch...

Gruss

Max

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema