Kreuzgang

Hallo zusammen!
Wir haben hier zwar schon einen Engel und Dämonen Thread gehabt, aber da der schon etwas älter war und die Diskussion dort auch etwas vom Thema abgekommen war, wollte ich nochmal kurz das Thema ansprechen, hauptsächlich, um euch nach Literatur dazu zu fragen. Da das Thema eine größere "Schnittmenge" mit Esoterik/New-Age Kram aufweist als andere Themenbereiche des Theologie, kann man dabei schnell an Schund geraten. Deswegen wollte ich fragen, welche namhaften Personen sich in den letzten Jahrzehnten sowohl historisch-exegetisch als auch systematisch-theologisch mit dem Thema befasst haben. Weiß da jemand bescheid? Mich würde unter anderem vor allem Ratzinger interessieren, ob er etwas zu dem Thema verlauten ließ, aber auch über andere Empfehlungen würde ich mich freuen.
Viele Grüße
coturnix

Ich habe jüngst eine Angelologie aus dem 19. Jh. gefunden, falls das nicht zu altbacken ist und du Fraktur lesen kannst: Angelologie, das ist die Lehre von den guten und bösen Engeln im Sinne der katholischen Kirche

Als allerersten Einstige würde ich das Buch von Francois Fejto empfehlen: Gott, der Mensch und sein Teufel

http://www.matthes-seitz-berlin.de/buch ... eufel.html

Ein gutes Essay zum Bösen in der Geschichte. BEVOR man in die theologische Sphäre eindringt...

Egon von Petersdorff: Dämonologie (2 Bd.)

azs hat geschrieben:Egon von Petersdorff: Dämonologie (2 Bd.)

Die würde ich auch empfehlen.

Das Werk von Von Petersdorff ist natürlich ein ganz schöner Schinken - sicher sehr interessant, aber mir geht es zunächst wirklich primär um die Frage, wie man die Idee des "personhaften" Bösen sinnvoll mit Inhalt füllen kann. Dabei geht es auch um die Frage, in weit eine "Pluralität" innerhalb des Bösen angenommen werden muss - also eine Vielzahl von Dämonen - oder ob nicht eigentlich der "Glaube" an einen Satan nicht schon "reichen" würde.

In den neueren theologischen Werken, die ich bisher las, kommt dies Thema halt überhaupt nicht vor, deswegen würde es mich halt interessieren, wie es zeitgenössische Theologen angehen.

Coturnix hat geschrieben:Dabei geht es auch um die Frage, in weit eine "Pluralität" innerhalb des Bösen angenommen werden muss - also eine Vielzahl von Dämonen - oder ob nicht eigentlich der "Glaube" an einen Satan nicht schon "reichen" würde.

Ich denke, man sollte nicht davon sprechen, dass der Glaube an die Existenz des Satans "reicht". Letztlich wissen wir nur durch die Offenbarung sowohl von seiner Existenz, als auch die Existenz der Dämonen, seiner Engel. Notwendig in einer Art gnostischem Verständnis ist der Teufel nämlich nicht.

Salmantizenser hat geschrieben:Ich denke, man sollte nicht davon sprechen, dass der Glaube an die Existenz des Satans "reicht". Letztlich wissen wir nur durch die Offenbarung sowohl von seiner Existenz, als auch die Existenz der Dämonen, seiner Engel. Notwendig in einer Art gnostischem Verständnis ist der Teufel nämlich nicht.

Guter Punkt den du da ansprichst, vielleicht tue ich mich ja gerade damit schwer, dass der Glaube an Dämonen weder für das System notwendig erscheint, noch ohne weiteres evident ist - klar, es gibt Leute, die davon berichten, schon einer Vielzahl von Dämonen begegnet zu sein, aber ich muss eben sagen, dass ich mich mit so etwas ein bisschen schwer tue und solchen Erzählungen oft etwas von Hokuspokus anhaftet.
Dass es Satan gibt, sehe ich ein. Auch wenn er nicht für das System notwendig sein mag, ist seine Existenz mir als Gläubigem in so fern evident, als dass man im Bösen oft etwas personhaftes zu erkennen meint, gerade etwa in Versuchungen.
Wozu Satan jetzt allerdings noch einen Hofstaat an Dämonen braucht, sehe ich nicht unbedingt ein und es ist aus meiner Glaubenserfahrung heraus auch nicht unbeding nachvollziehbar. Zudem bietet es Atheisten eine willkommene Angriffsfläche, wo sich das Christentum mit einem breiten Dämonenpantheon auf eine Stufe mit der Mythologie zu stellen droht.

Der Haken an diesem Themenbereich ist, dass es in den letzten Jahrzehnten im Zuge der real existierenden Entmythologisierung in der Theologie praktisch völlig brach liegt, ja sogar unter Theologen verpönt ist.

Daher gibt es, soweit ich sehe, keinerlei systematisches Werk dazu.

Das einzige einigermaßen solide dazu sind nach meiner Kenntnis verschiedene Bücher von P. Gabriele Amorth (aus den 80-er Jahren), und die orientieren sich an seiner Praxis als Exorzist. Methodisch legt er sehr großen Wert auf die Differentialdiagnose, um psychische und okkulte Probleme sauberst zu trennen. Er drängt geradezu darauf, dass dazu endlich einmal theologische Forschungen angestellt werden sollen, damit diese Fragen endlich wieder theologisch ernst genommen werden.

Eigentlich hatte ich gehofft, dass irgend jemand noch einen besseren Tip hätte, - aber dies wäre wenigstens etwas, womit Du diesem Thema näher kommen könntest, wenn auch von seiner negativen Seite.
Allerdings: Lass Dich bitte nicht von der schaurigen Faszination des Themas verleiten, sondern behalte immer im Blick:
Christus ist der Stärkere, ER ist Sieger über alle Dämonen. Das ist absolut das Wichtigste dabei !

Coturnix hat geschrieben:Dabei geht es auch um die Frage, in weit eine "Pluralität" innerhalb des Bösen angenommen werden muss - also eine Vielzahl von Dämonen - oder ob nicht eigentlich der "Glaube" an einen Satan nicht schon "reichen" würde.

Biblisch ist das doch sehr klar (etwa Mk. 5 parr.)

Der Christiana-Verlag hatte einige solide Publikationen zu diesem Themenbereich im Programm. Der fe-Medienverlag bietet weiterhin an, was noch lieferbar ist. Es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen.

In eben diesem Verlag beziehbar,aktuell zum Ausverkaufspreis: Dr. Friedrich Oberkofler(Pfarrer von St. Bernhard in München): der Antichrist: der Mythos des Abschieds vom Teufel. Ein durchaus fundiertes,nicht
reisserisches und erfreulich unzeitgemässes Buch !

Reinhard hat geschrieben:Der Haken an diesem Themenbereich ist, dass es in den letzten Jahrzehnten im Zuge der real existierenden Entmythologisierung in der Theologie praktisch völlig brach liegt, ja sogar unter Theologen verpönt ist.Daher gibt es, soweit ich sehe, keinerlei systematisches Werk dazu.

Das Werk von Petersdorff ist genau deshalb geschrieben: ausdrücklich, um diese Lücke in der Theologie zu füllen. Es ist ein systematisches Werk mit einer ziemlich beeindruckenden Übersicht über die katholische Theologie. Selten etwas so gutes gelesen

Hmmm... - den "v. Petersdorff" habe ich nicht gelesen, aber wenn ich sehe, dass das Werk bereits von 1952 ist, so ist das doch schon einige Zeit her.

Konkret: es ist schlichtweg vor der Breitenwirkung der Entmythologisierung und den verschiedenenen Erneuerungsbewegungen geschrieben, die doch einiges an praktischer Erfahrung mit Befreiungsgebeten haben und auch ihren Teil am Wiederaufleben der Exorzismen. (ab den 70-er Jahren ...)

Es wird vermutlich die traditionelle Sichtweise der Kirche hervorragend darstellen, aber eben nicht die neuere Diskussion mir den Bultmann- Schülern, Rahner usw., und auch nicht jene Erfahrungen aus der Erneuerung berücksichtigen, nehme ich an ?

Schließlich sagt P. Gabriele Amorth (± 1985, wohl in Kenntnis dieses Werkes), dass "es nichts gescheites systematisches" gebe ...
Er vermisst eine sorgfältige Forschung, die eben nicht nur die "traditionelle" Sicht der Kirche kennt, sondern die Auseinandersetzung mit der neueren Theologie leistet, UND die praktischen Erfahrungen mit einbezieht.

Oder ist das alles im "v. Petersdorff" im Grunde doch mit enthalten ? Wenn ja: wie geht er an diese Aspekte heran ? - kannst Du ein bisschen beschreiben, was und wie er schreibt ?

Reinhard hat geschrieben: Es wird vermutlich die traditionelle Sichtweise der Kirche hervorragend darstellen, aber eben nicht die neuere Diskussion mir den Bultmann- Schülern, Rahner usw., und auch nicht jene Erfahrungen aus der Erneuerung berücksichtigen, nehme ich an ? [...]
Er vermisst eine sorgfältige Forschung, die eben nicht nur die "traditionelle" Sicht der Kirche kennt, sondern die Auseinandersetzung mit der neueren Theologie leistet, UND die praktischen Erfahrungen mit einbezieht.

Genau das meinte ich, treffender kann man es wohl kaum formulieren. Mir ging es bei der Frage nicht um eine dämonologische Darstellungen, die mir lediglich alle Dämonen aufzählt und beschreibt, sondern um eine systematisch-theologische Darstellung, wie man den Glauben an Dämonen und Engel in der Sprache der Theologie sinnvoll formulieren und gleichzeitig gegen Banalisierungen und Enthmythologisierungen verteidigen kann.

Sehr interessante Ausführungen gibt es auch in der Spiritualität von Teresa von Avila - gefunden in "Ich will Gott schauen" von P. Eugene Grialou. Ein eigenes Kapitel über den Widersacher.

Habe gerade folgenden literarischen Hinweis gefunden:

http://shop.echter-verlag.de/studien/bo ... oesen.html
(Eine Theologie des Teufels)

Vielleicht hilft Ihnen das weiter.


Ich selber bin da eher skeptisch, nachdem ich die Besprechung gelesen habe, aber zu Informationszwecken könnte diese Literatur interessant sein.