Der Glaube der Exegeten

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Robert Ketelhohn
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Der Glaube der Exegeten

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Kürzlich habe ich irgendwo im Internet folgenden Text Rudolf Schnackenburgs gefunden, eines der namhaftesten katholischen Schriftexegeten. Ich kommentiere das mal noch nicht, sondern bitte um eure Meinungen.
Rudolf Schnackenburg hat geschrieben:Es war für katholische Bibelleser und -leserinnen nicht leicht, sich aus den gewohnten Denkgleisen zu lösen und zu begreifen, daß sich das Gotteswort ganz und gar in das Menschenwort herabgelassen und eingelassen hat. Schwierigkeiten verursachte zunächst die Lehre von der Irrtumslosigkeit der Bibel. Wie oft wurde man bei kritischen Gesprächen über geschichtliche Angaben, Infragestellungen, ob ein Text einen originalen Ausspruch Jesu wiedergebe oder ob Wundererzählungen den historischen Vorgang zutreffend beschreiben, gefragt: Wie verträgt sich das mit der Irrtumslosigkeit der Schrift? Diese Schwierigkeit wurde nun durch den fundamentalen Satz von Dei Verbum entschärft, daß die Bücher der Schrift „sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte“ (DV 12). Das wirkte auf viele Bibelleser geradezu befreiend. Man begann zu verstehen, daß man den sensus divinus, die göttliche Absicht, nur im sensus humanus, in der eigentlichen Aussageabsicht des menschlichen Autors finden kann […] Dadurch wurde vielen Christen ein Zugang zur Heiligen Schrift erschlossen, der sie mit intellektueller Redlichkeit und doch ohne Beeinträchtigung des Glaubens an die Texte herangehen ließ […]

Allerdings mache ich noch immer und immer wieder die Erfahrung, daß Christen mit solcher geläuterten Auslegung nicht Schritt halten können. Der Satz von der Wahrheit, die Gott uns um unseres Heiles willen in der Bibel offenbaren will, wird zwar theoretisch angenommen, aber in der konkreten Auslegung mißachtet oder überspielt. So hatte ich mit einem Akademiker eine lange Auseinandersetzung, ob und wie man es verstehen könne, daß der Auferstandene vor den Augen der Jünger nach Lk 24,43 ein Stück gebratenen Fisch gegessen habe. Meine Auskunft, daß es eine Veranschaulichung der Wirklichkeit und Leibhaftigkeit des Auferstandenen sei, ließ er nicht gelten. Man müsse fragen, ob der Auferstandene nun gegessen habe oder nicht; ein übertragenes Verständnis sei nicht möglich, hier gehe es um ein hartes Entweder-Oder. Wenn Jesus nicht gegessen habe, sei das eine Leugnung der Auferstehungswirklichkeit. Überhaupt vermag man zwischen der eigentlichen theologischen Aussageabsicht und der narrativen, symbolhaften Einkleidung nicht zu unterscheiden. Bei der Besprechung des Seewandels Jesu begreift man nicht die Gattung der Epiphaniegeschichte, sondern möchte Jesus wie im Film über die Wogen stapfen sehen […]

So ist die Neigung zu einer fundamentalistischen Lesung der Evangelien noch immer groß. Das ist verständlich in einer Zeit, da die Menschen von den Massenmedien her an eine Hör- und Bildgenauigkeit gewöhnt sind. Man strebt nach einem wortwörtlichen Verständnis der Texte, die dadurch ihren theologischen und religiösen Sinn oft nicht aufdecken können.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Die Schwierigkeit ist, daß man von beiden Seiten vom Pferd fallen kann.

Die Versuchung ist große, daß alles nur noch symbolisch gedeutet wird; Namen der Vertreter erspare ich mir hier zu nenne, sie sind hinlänglich bekannt; ihr Ziel war eine "Entmytologisierung der Schrift". Alles, was man vermeintlich nicht verstehen konnte, weil es den Alltagserfahrungen widerspricht, wurde als symbolische oder symbolhafte Erzählung gedeutet, die auf keinerlei historischer Grundlage beruht.
Ein Name sei vielleicht doch exemplarisch genannt: Rudolf Bultmann. Er schreibt in seinem Buch Neues Testament und Mythologie (S. 16):
Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben.
Auf der anderen Seite steht das Wort für Wort nehmen der Schrift z.B. auch ungeachtet ihrer gattungsgeschichtlichen Einordnung.
Ein Priester erzählte aus seiner Zeit im Seminar, wo der Regens mal sagte: "Und wenn Du nicht glaubst, daß Jona drei Tage im Bauch eines Walfisches war, kannst Du nicht geweiht werden."

Zwischen diesen beiden Punkten bewegt sich die Exegese; der eine tendiert mehr zu dieser, der andere mehr zu jener Sichtweise. Beide Extreme scheinen mir aber unangemessen zu sein.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich bin doch recht erschüttert, daß keine weiteren Reaktionen kommen.
Denn diese Worte Schnackenburgs, der ja nicht nur als einer der renom-
miertesten Exegeten gilt, sondern auch als einer der noch kirchlich ge-
sinnten, nicht allesauflösenden, sind mir, auf der Zunge zergangen, un-
erträglich bitter. Tödlich, wenn du das schluckst.

Zweierlei fällt auf – um es zusammengefaßt auf den Punkt zu bringen –:
1. Schnackenburg glaubt nichts, was die Kirche immer geglaubt hat.
    Er sublimiert alles nach Art der Gnosis in pseudospirituelle Nebel.
2. Schnackenburg fühlt sich als „Wissender“, als „Eingeweihter“, und
    schaut und speit mit turmhohem Hochmut auf den noch kirchlich
    Gläubigen herab, eingeschlossen die ganze Schar der Heiligen samt
    allen Kirchenvätern und -lehrern.

Die Kasper-Lehmann-Schiene.

Das ist reine Gnosis.
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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Joseph Cardinal Ratzinger - Die Christenheit,
die Entmythologisierung
und der Sieg der Wahrheit über die Religionen
...Der Versuch, in dieser Krise der Menschheit dem Begriff des Christentums als religio vera wieder einen einsichtigen Sinn zu geben, muß sozusagen auf Orthopraxie und Orthodoxie gleichermaßen setzen. Sein Inhalt wird heute – letztlich wie damals – im Tiefsten darin bestehen müssen, daß Liebe und Vernunft als die eigentlichen Grundpfeiler des Wirklichen zusammenfallen: Die wahre Vernunft ist die Liebe, und die Liebe ist die wahre Vernunft. In ihrer Einheit sind sie der wahre Grund und das Ziel alles Wirklichen.

Die Beziehung zwischen Lehramt der Kirche und Exegese
Der Glaube ist selbst eine Weise des Erkennens; ihn ausschalten zu wollen produziert nicht die reine Sachlichkeit, sondern ist die Setzung eines Erkenntnisstandortes, der eine bestimmte Perspektive ausblendet und die zufälligen Bedingungen der gewählten Sicht nicht mehr wahrhaben will. Wenn man dagegen wahrnimmt, daß die Heiligen Schriften von einem Subjekt stammen, das auch heute lebt – vom wandernden Gottesvolk –, dann ist auch rational klar, daß dieses Subjekt beim Verstehen des Buches etwas zu sagen hat.
Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen. - Kurt Tucholsky

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Benedictus
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Beitrag von Benedictus »

Nun, ich selbst stehe der Exegese mehr als kritisch gegenüber. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bibel für den heutigen Menschen erklärbar und verständlich zu machen, beraubt darin aber auch den Glauben jeglicher Mystik.

Die Gefahr sehe ich vor allen Dingen darin, dass alles, was in der Bibel steht, relativiert wird und nachher nichts mehr vom Glauben übrig bleibt als ein wertloses Gerüst, das beim leisesten Windhauch in sich zusammenfällt. Ich erinnere mich da an ein Buch, das ich vor Jahren einmal gelesen habe, mit dem Titel: "Was die Bibel Wunder nennt" (Autor ist mir im moment entfallen). Darin wurden die Wunder Jesu Stück für Stück auseinander genommen mit ähnlichen heidnischen Erzählungen verglichen und es kam dabei heraus, dass die Art der Erzählung, der Ablauf immer gleich seien, egal ob heidnische Erzählung oder Geschichte aus der Bibel. Schlussfolgerung war: "Ob Tatsachenbericht oder nicht, darauf kommt es nicht an, der Erzähler will damit ja nur sagen dass Jesus..."

Ich muss sagen, dass ich nach der Lektüre dieses Buches entsetzt war und ernsthafte Glaubensschwierigkeiten hatte. Denn wenn die ganzen Berichte über die Wunder Jesu nur erfunden waren, um dem Leser einen tieferen Sinn zu erschließen, dann vielleicht auch alles andere, die Auferstehung, die Verheißungen Jesu. Und dann wäre der Glaube in letzter Konsequenz wertlos, etwas, mit dem wir uns über das irdische Dasein hinwegtrösten können, der aber letztendlich nur Selbstbetrug ist.

Von daher lehne ich diese Form der Exegese ab.

Benedictus

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Edi
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Beitrag von Edi »

Benedictus hat geschrieben:Nun, ich selbst stehe der Exegese mehr als kritisch gegenüber. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bibel für den heutigen Menschen erklärbar und verständlich zu machen, beraubt darin aber auch den Glauben jeglicher Mystik.

Die Gefahr sehe ich vor allen Dingen darin, dass alles, was in der Bibel steht, relativiert wird und nachher nichts mehr vom Glauben übrig bleibt als ein wertloses Gerüst, das beim leisesten Windhauch in sich zusammenfällt. Ich erinnere mich da an ein Buch, das ich vor Jahren einmal gelesen habe, mit dem Titel: "Was die Bibel Wunder nennt" (Autor ist mir im moment entfallen). Darin wurden die Wunder Jesu Stück für Stück auseinander genommen mit ähnlichen heidnischen Erzählungen verglichen und es kam dabei heraus, dass die Art der Erzählung, der Ablauf immer gleich seien, egal ob heidnische Erzählung oder Geschichte aus der Bibel. Schlussfolgerung war: "Ob Tatsachenbericht oder nicht, darauf kommt es nicht an, der Erzähler will damit ja nur sagen dass Jesus..."

Ich muss sagen, dass ich nach der Lektüre dieses Buches entsetzt war und ernsthafte Glaubensschwierigkeiten hatte. Denn wenn die ganzen Berichte über die Wunder Jesu nur erfunden waren, um dem Leser einen tieferen Sinn zu erschließen, dann vielleicht auch alles andere, die Auferstehung, die Verheißungen Jesu. Und dann wäre der Glaube in letzter Konsequenz wertlos, etwas, mit dem wir uns über das irdische Dasein hinwegtrösten können, der aber letztendlich nur Selbstbetrug ist.

Von daher lehne ich diese Form der Exegese ab.

Benedictus
Wunder gibt es heute noch und gab es zu allen Zeiten, Punkt. Die Exegeten sollten nur mal aus ihrem Elfenbeinturm herausgehen ins Leben hinein, dann kämen sie zu andern Aussagen. Gerade im kath. Bereich wurden und werden zu allen Zeiten Wunder berichtet. Wer diese nicht zur Kenntnis nehmen will, der ist für einen Exegeten ohnehin unbrauchbar und sollte sich sein Lehrgeld wieder zurückzahlen lassen. Ich habe keinerlei Verständnis für derart "Theologen" und mir haben sie auch nichts zu sagen.
Die Kirche lässt ja da und dort z.B. in Lourdes Wunderheilungen durch Ärztekommissionen überprüfen, ob sie auch eine natürliche Ursache haben könnten, bevor sie anerkannt werden und das alles weiß ein solcher Theologe nicht.
Gottes Wirken hat eine andere, nämlich übernatürliche Dimension eben eine göttliche. Natürliche Erklärungen versagen hierbei. Das bestätigt schon der heilige Paulus, wenn er sagt, dass der natürliche Mensch nichts vom Geist Gottes vernimmt:
1.Kor.2,14-16: "Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt werden. Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch selber von niemandem beurteilt. Denn «wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer will ihn unterweisen» (Jesaja 40,13)?"


Aus http://www.herzmariens.de/heilige/pio/pur.htm

"Eine der bekanntesten durch Pater Pio erwirkten Heilungen ist die des sizilianischen Mädchens Gemma di Giorgi. Diese Heilung gilt als anhaltendes Wunder. Das Kind wurde ohne Pupillen geboren und konnte so nie sehen. In ihrer Verzweiflung fuhr die Großmutter mit dem Kind zu Pater Pio. Und der versprach: "Ich sage Dir, Deine Enkelin wird wieder sehen!" Seither kann Gemma die Giorgio aus Ribera (Agrigento) sehen, obwohl sie nach wie vor keine Pupillen besitzt und es unter diesen Voraussetzungen eigentlich absolut unmöglich ist."


http://www.drevermann.de/deutsch/cms/te ... =45&s=read

Poliven
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Registriert: Mittwoch 24. Dezember 2003, 16:09

Beitrag von Poliven »

Wunder gibt es heute noch und gab es zu allen Zeiten, Punkt.
gerade das will aber heute keiner mehr wirklich wahrhaben. Ich kenne beispielsweise Fälle von Krebskranken die als Unheilbar galten die daraufhin nach Lordes fuhren und geheilt wurden. Es gibt doch unzählige solcher Fälle...

Unsere Modernen Christen mögen darin vielleicht den Zufall sehen. Ich tus nicht.

Dr. Dirk
Beiträge: 1433
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

Das ist doch heute normal.
Ich vermute mal, dass das die Folge des Verlustes an Frömmigkeit in den letzten Jahrzehnten ist. Man erfährt Gott nicht mehr persönlich, weil man kaum noch betet. Folglich traut man Gott auch nichts mehr zu.

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Beitrag von Tacitus »

Aus welcher Zeit stammt denn der Text Schnackenburgs, Robert?

Bultmann ist in der protestantischen Exegese schon länger sozusagen "überholt" und nur ein paar zentrale Dinge sind modifiziert noch im Schwange, z.B. der Begriff Kerygma. Kerygma ist die Botschaft des Textes, auf das kommt es an, alles andere ist für Bultmann sozusagen Zusatz und muss bei der Exegese "weggeschält" werden.

Das Problem dabei ist nur, dass wir uns dann in einem denkerischen Zirkel befinden: Ich hole mir aus der Schrift das zentrale Kerygma heraus und gehe mit diesem Kerygma wieder zur Schrift zurück und eliminiere alles , was nicht dem von mir erhobenen Kerygma entspricht.

Die andere Seite - Juergen hat es schon angesprochen - ist natürlich die absolute Gültigkeit jedes einzelnen Wortes der Schrift: dann müsste ich aber auch glauben, dass die Welt an sechs Tagen erschaffen wurde. Na gut, kann man ja auch tun.

Ich meine, man sollte unterscheiden zwischen Historizität und Offenbarung.
Historizität - nach menschlichem Verständnis - ist gekennzeichnet durch Analogie, Kausalität, Koheränz.
Mit der göttlichen Offenbarung verhält es sich ja genau andersrum: sie ist nicht analog sonder einmalig, nicht kausal sondern - für die Menschen - kontingent, nicht koheränt sondern kommt "senkrecht von oben".

Wenn ich Theologie und Exegese nach unserem gegenwärtigen Wissenschaftsbegriff betreibe, dann kann dies a) jeder tun (auch der Nichtglaubende) und b) es muss nach den Prinzipien der Historizität gearbeitet werden (was z.B. heißt, dass es die Auferstehung Jesu nicht geben kann, da es dafür keine Analogie gibt, ...)
Wer aber geistliche Schriftlesung betreibt, der muss die Schrift wörtlich nehmen, denn gerade im Fremden, im Nicht-Analogen ... begegnet mir ja Gottes Wort, wenn es wirklich ein "Gott" ist, der da zu mir spricht.

Was ist nun realer: die historische Wirklichkeit oder die göttliche Realität? Für den Glaubenden liegt die Priorität sicher auf der göttlichen Realität.

Aber die zentrale Frage ist doch: Was ist Realität?

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Erich
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Beitrag von Erich »

Bei der Besprechung des Seewandels Jesu begreift man nicht die Gattung der Epiphaniegeschichte, sondern möchte Jesus wie im Film über die Wogen stapfen sehen
Ich bekenne: Ich bin auch einer von jenen dummen Menschen, die das mit der Gattung nicht begreifen und Jesus auf dem Wasser laufen sehen, wie auf Land.

*tiefzerknirschtbinichobmeinerDummheit* :(
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

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Erich
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Beitrag von Erich »

Historizität - nach menschlichem Verständnis - ist gekennzeichnet durch Analogie, Kausalität, Koheränz.
erklär einem dummen Menschen mal, was das bedeutet.
Am besten am Beispiel meiner Urlaubsreise. Was ist an dieser Reise Analogie, Kausalität, Koheränz??? :shock:
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Erich hat geschrieben:
Tacitus hat geschrieben:Historizität - nach menschlichem Verständnis - ist gekennzeichnet durch Analogie, Kausalität, Koheränz.
erklär einem dummen Menschen mal, was das bedeutet.
Am besten am Beispiel meiner Urlaubsreise. Was ist an dieser Reise Analogie, Kausalität, Koheränz???
Da kann ich mich Erich nur anschließen, Tacitus.
Abgesehen davon, daß ich „Kohærenz“ buchstabiere.
Geschichte ist, was geschieht. Ereignisse. Ursachen
und Folgen.

Tacitus hat geschrieben:Mit der göttlichen Offenbarung verhält es sich ja genau andersrum: sie ist nicht analog sonder einmalig, nicht kausal sondern - für die Menschen - kontingent, nicht koheränt sondern kommt "senkrecht von oben".
Wenn ick dir plötzlich een’n uff de Neese jebe, denn
kommt dit ßwar nich senkrecht von o’m, sonnern
frontal von vorne, jedoch absolut kontingent und
beeinträchtigt unter Umständen sogar die Kontinenz.

O Tacite, major rerum causa voluntas ipsius hominis.
Eine Hauptursache der Dinge ist der Wille des Men-
schen selber. Nicht anders ist’s mit Gottes Willen.
Natürlich auch in noch weit höherem Maß, denn Gott
ist der Ursprung von Allem. Er bleibt auch als tran-
szendenter Gott der Herr seines Geschöpfs und damit
Herr der Geschichte.

Nun ist aber noch mehr geschehen. Denn Gott ist ein-
gefleischt
. Mensch geworden, kleines Kind, geboren
aus einer Frau. Das ist wirklich geschehen. Ereignisse,
mitten in unserer Geschichte! Keine erbaulichen Fabeln.
Das ist der Witz an der Sache.

Ebenso wirklich hat Jesus von Nazareth am Kreuze
gehangen, ebenso wirklich ist sein toter Leib wieder
lebendig geworden, auferstanden – wahrhaftig! –, ist
den Jüngern begegnet, hat mit ihnen geredet und ge-
speist und ist schließlich vor ihren Augen in den Him-
mel aufgefahren.

Konkrete historische Fakten. Das macht die Kirche aus:
ein Volk, vom Herrn durch die Geschichte geführt. Keine
Gesamtheit von Anhängern einer Lehre, eines Buchs,
keine Gnosis, kein Islam und kein verdorrtes Synagogen-
judentum. Des Herrn eigenes, geschichtliches Volk, die
Stadt Gottes.
Tacitus hat geschrieben:… was z.B. heißt, daß es die Auferstehung Jesu nicht geben kann, da es dafür keine Analorgie gibt …
Das muß ja nun auch wirklich nicht sein. Vielleicht lese
ich aber auch mehr hinein, als du meinst.
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