Die Schuld - von Mensch zu Mensch

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Allons
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Die Schuld - von Mensch zu Mensch

Beitrag von Allons »

overkott hat geschrieben:
LePenseur hat geschrieben:@Overkott:
Das Wortspiel mit der Doppeldeutigkeit von "Gläubiger" ist wirklich elegant! Aber eben nur ein Wortspiel ...
Überhaupt nicht nur ein Wortspiel: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir (Gläubiger) vergeben unsern Schuldnern.

Mt 5,26 Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.
Liebe K-Gangster,

ich nehme das Thema hier mal aus der alten Strang heraus, weil ich den Gedanken interessant finde, wie es sich mit der Schuld unter uns Menschen bzw. zu Gott verhält:

Ist der Begriff der "Schuld", das ist ~ "Gottesferne" , überhaupt auf das zwischenmenschliche Verhältnis übertragbar?

Kann eine "Schuld" gedacht werden, für deren Vergebung wir zuständig sind? Und wie verhält sich diese zu unserer eigenen Schuld den Menschen/Gott gegenüber?

Bedeutet eine solche Vergebung von Mensch zu Mensch etwas im Verhältnis zu Gott? Vergeben wir sozusagen "mit befreiender Wirkung für Dritte" ?

Vielleicht geht ja auch nur gerade der Jurist in mir durch :breitgrins:

Grüße, Allons!

Raphael

Re: Die Schuld - von Mensch zu Mensch

Beitrag von Raphael »

Allons hat geschrieben:Ist der Begriff der "Schuld", das ist ~ "Gottesferne" , überhaupt auf das zwischenmenschliche Verhältnis übertragbar?
Ja, und zwar sowohl in juristischem als auch in theologischem Sinne.
Allons hat geschrieben:Kann eine "Schuld" gedacht werden, für deren Vergebung wir zuständig sind?
Die entsprechende Stelle aus dem Pater noster hatte ovi doch schon zitiert.
Meinst Du etwa Jesus beauftragt uns, etwas Unsinniges zu beten und dies auch noch in DEM Gebet der Christenheit?

Außerdem steht doch in Johannes 20, 23:
Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Wenn also die Sünden vergeben werden können, dann doch wohl auch die Schuld, die ja "nur" eine Folge dieser Sünde ist, oder?
Allons hat geschrieben:Und wie verhält sich diese zu unserer eigenen Schuld den Menschen/Gott gegenüber?
Juristisch gesprochen: Aus der Vergebung der Schuld, die Andere auf sich geladen haben, erwächst dem Vergebenden kein Anspruch darauf, daß auch ihm selber vergeben werden muß.
Vergebung bleibt ein Akt der Gnade!
Allons hat geschrieben:Bedeutet eine solche Vergebung von Mensch zu Mensch etwas im Verhältnis zu Gott?
Gott wird dies zu berücksichtigen wissen!
Jesus schildert dies auch höchstpersönlich im Gleichnis vom unbarmherzigen Gläubiger (Matthäus 18, 23 ff.)
Allons hat geschrieben:Vergeben wir sozusagen "mit befreiender Wirkung für Dritte" ?
Wenn man als Priester der katholischen Kirche nach einer Beichte dem Pönitenten die Absolution erteilt, dann geschieht dies im direkten Auftrage Gottes und daher mit bindender Wirkung auch für Gott!
Allons hat geschrieben:Vielleicht geht ja auch nur gerade der Jurist in mir durch :breitgrins:
Solange der Jurist nicht zum Rechtspositivisten mutiert, ist noch nicht Hopfen und Malz verloren ................

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overkott
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Re: Die Schuld - von Mensch zu Mensch

Beitrag von overkott »

Allons hat geschrieben:Ist der Begriff der "Schuld", das ist ~ "Gottesferne" , überhaupt auf das zwischenmenschliche Verhältnis übertragbar?
Schuld ist eine Pflicht zur Leistung oder Abgabe: Gott gegenüber eine Pflicht zu Lob, Dank und Opfer, Menschen gegenüber eine Pflicht zur Leistung, Zahlung oder Wiedergutmachung. Anders als Schuld ist Strafe die Pflicht zu einer Zusatz- oder Ersatzleistung. Im Verhältnis zu Gott zeigt sich im Schulderlass der Unterschied zwischen Knechtschaft und Sohnschaft. Der Knecht ist verpflichtet, die Schuld zu begleichen, dem Sohn wird die Schuld erlassen. Der Knecht begleicht die Schuld aus Furcht vor Strafe, der Sohn antwortet mit einer freiwilligen Leistung aus Liebe.

LePenseur
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Re: Die Schuld - von Mensch zu Mensch

Beitrag von LePenseur »

@Overkott:
Ihren vorstehenden Ausführungen kann ich (vielleicht mit Ausnahme der Pflicht zum "Opfer", die ich so nicht sehe) zustimmen.

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