Junia - Apostolin?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Johaennschen
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Beitrag von Johaennschen »

Nietenolaf hat geschrieben:Ich glaube, ihr seid mit euren sakralen Hierarchiebezeichnungen zu starr.
Was bedeutet das konkret? Koennte Junia tatsaechlich ein "echter" weiblicher Apostel gewesen sein? Oder sollte man das Ehe(?)-Paar Andronikus und Junia irgendwie als Apostelpaar verstehen und die zwei gar nicht getrennt voneinander betrachten?
Im Ernst: ich versteh's nicht. :kratz:
Wahrscheinlich denke ich zu westlich, stimmts? :mrgreen:
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

jockelomat hat geschrieben:... ich versteh's nicht. :kratz:
Ist der hl. Paulus, der Tarser, ein Apostel? Ist die hl. Nina die Apostolin der Georgier? Die hll. Kyrill und Method - sind sie "Slawenapostel"? Inwieweit sind das echte oder "unechte" Apostel?

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overkott
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Beitrag von overkott »

Für die Vulgata war das überhaupt kein Problem:

salutate Andronicum et Iuniam cognatos et concaptivos meos qui sunt nobiles in apostolis qui et ante me fuerunt in Christo

Dort steht nämlich anders als in der liturgischen Übersetzung nicht: "sie sind angesehene Apostel", sondern "die bei den Aposteln angesehen sind". Damit ist es gleich gültig, ob Iunia nun Iunias hieß und welches Geschlecht sie hatte.

Johaennschen
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Beitrag von Johaennschen »

Nietenolaf hat geschrieben:
jockelomat hat geschrieben:... ich versteh's nicht. :kratz:
Ist der hl. Paulus, der Tarser, ein Apostel? Ist die hl. Nina die Apostolin der Georgier? Die hll. Kyrill und Method - sind sie "Slawenapostel"? Inwieweit sind das echte oder "unechte" Apostel?
Jaja, danke. Ich zitiere mich mal selbst:
Wahrscheinlich denke ich zu westlich, stimmts? :mrgreen:
und bleibe ratlos mit meinem scholastisch vergifteten (Un-)Verstand zurueck. :cry:
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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Apostel heißt doch einfach nur "Gesandter". Dieses ganze mechanische Weihedenken, das in Teilen der Westkirche vertreten wird und auf die Apostel zurückgeführt wird, hat damit nichts zu tun.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

jockelomat hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Was wollt ihr denn damit beweisen?
Dass daraus, dass es in der Kirche aktive Frauen gab und gibt, nicht geschlossen werden kann, dass sie auch das sakramentale Amt innehaben koennen muessen.
Ähm, heißt das bei uns nicht Predigtamt?
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Johaennschen
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Beitrag von Johaennschen »

Lutheraner hat geschrieben:Ähm, heißt das bei uns nicht Predigtamt?
Das ist mir zu einseitig. "Amt der Verkuendigung des Evangeliums und der Verwaltung der Sakramente" heissts doch vollstaendig, oder?
Wenns um die FO geht, finde ich die Sache mit der Predigt nicht so entscheidend, wie die mit den Sakramenten. Mehr als schlecht kann ne Predigt naemlich nicht sein, ein u. U. nur vermeintlich gespendetes heilsnotwendiges Sakrament kann sich da schon drastischer auswirken, denk ich. Daher hatte ich so den Fokus darauf gelegt, verstehst?
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overkott
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Beitrag von overkott »

Offenbar hat Dr. Luther bei der Übersetzung geschlampt.

In den englischen Übersetzungen steht stets among the apostels, in den französischen parmi les apôtres, in den spanischen entre los apóstoles.

Jedenfalls gehen die meisten Übersetzungen nicht davon aus, dass es sich bei den beiden um Apostel handelte.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Bei alledem ist es aber keine Frage, daß die Zwölf schon noch etwas besonderes sind. Die ersten Bischöfe? Oder mehr als das, vielleicht galten sie im Verhältnis zu den von ihnen eingesetzten Bischöfen etwa das, was bei den Lateinern heute der Papst ist, der irgendwie über den Bischöfen steht? Was genau, könnte man ja gesondert diskutieren.

Johaennschen
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Beitrag von Johaennschen »

overkott hat geschrieben:Offenbar hat Dr. Luther bei der Übersetzung geschlampt.
Johannes Chrysostomos kannte Dr. Luther aber gar nicht (sie waeren aber ohnehin keine guten Freunde geworden, denke ich :mrgreen:).
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Johaennschen
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Beitrag von Johaennschen »

Lieber Nietenolaf,

Du bist doch aber auch der Meinung, dass Junia keiner Eucharistiefeier vorgestanden hat, oder? Ich weiss, man sollte den Apostelbegriff nicht darauf verengen, aber in der Frage der FO ist dieser Aspekt doch entscheidend.
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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Maria Magdalena wurde von der Alten Kirche zutreffenderweise auch als "Apostelin der Apostel" bezeichnet.
Vielen herzlichen Dank für diese Aussage. Hatte es die ganze Zeit bereits "im Kopf" gehabt, aber mich nicht mehr gewagt es auszusprechen.

Warum wurde sie als "Apostelin der Apostel" bezeichnet? Man sollte es einmal klar erwähnen.
Sie war diejenige die "Jesus den Auferstandenen" als erstes begegnet ist. Jesus hat sie ausgewählt seinen Jüngern seine "Auferstehung" mitzuteilen usw. Die Geschichte kennt ihr sicherlich.
Nun sie erfüllte den Auftrag. Sie war die erste! Augenzeugin gewesen und somit eine "Verkünderin", sie teilte es anderen Menschen mit und somit kann sie als Apostelin durchaus auch"anerkannt" werden.
Denn:
1. Sie wurde von Jesus persönlich ausgewählt. Er hätte auch einen "männlichen" Jünger auswählen können.
2. Sie hatte einen direkten Auftrag erhalten
3. Diese Botschaft kam nicht nur von Jesus, es ging auch um Jesus
4. Und sicherlich verkündigte sie weiterhin die Worte und die Botschaft von Jesus

Ich habe dazu ein schönes Bild gefunden
Maria Magdalena verkündet den Jüngern die Auferstehung
Albanispsalter, 12. Jahrhundert, Hildesheim
(Im übrigen bis zum Mittelater, wurde Maria Magdalena als Apostelin durchaus anerkannt, bis das mit der "Hexenverfolgung" begann...
Bild

Johaennschen
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Beitrag von Johaennschen »

Im übrigen bis zum Mittelater, wurde Maria Magdalena als Apostelin durchaus anerkannt, bis das mit der "Hexenverfolgung" begann...
Wo hast Du sowas nur immer her? :nein:
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Ich habe den Eindruck, dass Staubkorn hier Spielchen treibt.
Zuletzt geändert von Gerhard am Dienstag 11. November 2008, 13:33, insgesamt 1-mal geändert.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Magnifikat
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Beitrag von Magnifikat »

Staubkorn hat geschrieben:Er hätte auch einen "männlichen" Jünger auswählen können.
Nein, hätte er nicht.
Nur bei einer Frau konnte Jesus sicher sein, dass sie das nicht für sich behalten kann. ;D

Johaennschen
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Beitrag von Johaennschen »

Lass sie doch, Gerhard. Wenn man die feministischen Verschwoerungstheorien ausser Acht laesst, sind ihre Fragen zu Maria Magdalena doch eigentlich bedenkenswert.
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Sollten wir uns nicht noch ein bißchen mit Martha beschäftigen?
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Nein, hätte er nicht.
Nur bei einer Frau konnte Jesus sicher sein, dass sie das nicht für sich behalten kann. happy
Den Witz kenne ich bereits "ätsch". ;)
Ich habe den Eindruck, dass Staubkorn hier Spielchen treibt.
So? Tut sie das?
Lass sie doch, Gerhard. Wenn man die feministischen Verschwoerungstheorien ausser Acht laesst, sind ihre Fragen zu Maria Magdalena doch eigentlich bedenkenswert.
Und das noch dazu? Donnerwetter!
Sollten wir uns nicht noch ein bißchen mit Martha beschäftigen?
Nein, wir bleiben noch bei Maria Magdalena. Oder wurde Martha auch als "Apostelin der Apostel" bezeichnet? Wäre mir neu...

Warum habe ich das Bild hier eingegeben? Ich finde es interssant das bis ca. 12-14. Jahrhundert (Sorry, so genau weiß ich es nicht mehr, mein Kunstinteresse liegt etwas weiter zurück) Maria Magdalena in der "Bilderwelt" vermehrt als "Apostelin der Aposteln" gemalt worden ist, später dann mehr als die "Büßerin". Aber ich möchte hier keine der Herren "überforden", das Thema Maria Magdalena wäre auch ein anderes.
Aber trotzalledem finde ich es durchaus interessant das es kein Problem darstellte Maria Magdalena als Apostelin zu bezeichnen. Könnt ihr das akzeptieren?

Magnifikat
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Beitrag von Magnifikat »

Staubkorn hat geschrieben:
Magnifikat hat geschrieben:Nein, hätte er nicht.
Nur bei einer Frau konnte Jesus sicher sein, dass sie das nicht für sich behalten kann.
Den Witz kenne ich bereits "ätsch". ;)
Das ist kein Witz!
Ich gehe selbstverständlich davon aus, dass Jesus nicht zufällig eine Frau ausgewählt hat, sondern dass dies - genau wie alles andere, was er sagte und tat - einen tiefen Sinn hat.

Was natürlich nicht bedeutet, dass nun nur Frauen die Botschaft von der Auferstehung verkünden dürfen. ;-)

Magnifikat

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

jockelomat hat geschrieben:Du bist doch aber auch der Meinung, dass Junia keiner Eucharistiefeier vorgestanden hat, oder?
Ich gebe zu, auf einen solchen schrägen Gedanken bin ich nicht gekommen. Natürlich tat sie das nicht, insoweit Du damit eine priesterliche Funktion meinst. Bild

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Das ist kein Witz!
Ich gehe selbstverständlich davon aus, dass Jesus nicht zufällig eine Frau ausgewählt hat, sondern dass dies - genau wie alles andere, was er sagte und tat - einen tiefen Sinn hat.
Ich kenne aber so einen Witz, aber nicht in Bezug auf Maria Magdalena. Den würde ich auch gar nicht wissen wollen.
Du, den tiefen Sinn, WARUM er ausgerechnet eine FRAU dazu ausgewählt hat, würde ich schon gerne wissen. Allein weil er doch soviele Männer zur Auswahl hatte.
Was natürlich nicht bedeutet, dass nun nur Frauen die Botschaft von der Auferstehung verkünden dürfen. wink
Natürlich nicht! Männer sollten nicht ausgeschlossen werden, nur weil Maria Magdalena den Auftrag erhalten hat, eine "Auferstehung" zu verkünden. Wo kämen wir denn dahin?;D

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Magnifikat hat geschrieben:
Staubkorn hat geschrieben:Er hätte auch einen "männlichen" Jünger auswählen können.
Nein, hätte er nicht.
Nur bei einer Frau konnte Jesus sicher sein, dass sie das nicht für sich behalten kann. ;D
Frauen galten damals gesellschaftlich und auch offiziell vor Gericht als unglaubwürdiger als Männer. Insofern ist es in der Tat bezeichnend, dass er mit Maria Magdalena eine Frau und vor allem eine gesellschaftlich geächtete Frau (Hure oder Epileptikerin oder...) ausgewählt hatte: Allein aufgrund ihres Glaubens und ihrer Treue zum HErrn.
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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Frauen galten damals gesellschaftlich und auch offiziell vor Gericht als unglaubwürdiger als Männer. Insofern ist es in der Tat bezeichnend, dass er mit Maria Magdalena eine Frau und vor allem eine gesellschaftlich geächtete Frau (Hure oder Epileptikerin oder...) ausgewählt hatte: Allein aufgrund ihres Glaubens und ihrer Treue zum HErrn.
Dann "könnte" das doch durchaus ausreichen, ebenfalls die Botschaft von Jesus zu verkünden? Es kommt nicht auf den Körper an, noch nicht einmal was man "damals" einmal getan hat (Maria Magdalena wurde auch...ihr wisst, was ich meine- ich möchte es nur nicht aussprechen), sondern auf den Glauben, die Treue und die Hingabe?!?

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Staubkorn hat geschrieben:Warum wurde sie als "Apostelin der Apostel" bezeichnet? Man sollte es einmal klar erwähnen.
Sie war diejenige die "Jesus den Auferstandenen" als erstes begegnet ist. Jesus hat sie ausgewählt seinen Jüngern seine "Auferstehung" mitzuteilen usw.
Zunächst einmal bleibt festzuhalten, daß der Topos von der "Apostelin der Apostel"
1. nicht dem biblischen Sprachgebrauch entspricht, also in der - laut Staubkorn durch männliche Machtansprüche verderbten - Zeit nach dem irdischen Wirken Jesu geprägt worden ist, und daß er
2. eine Differenz zwischen ihr und dem Zwölferkreis markiert. Sonst würde sie ja einfach als "eine der Apostel" bezeichnet.

Was ist mit dieser Differenz gemeint? Sie könnte zu verstehen im Sinne eines Amtes, das dem der übrigen Apostelnachfolger übergeordnet ist. Daß das Papstamt - meinetwegen in der Zeit vor den Hexenverfolgungen, hüstel - jemals statt von Petrus von Maria Magdelana abgeleitet worden sei, ist mir persönlich bislang allerdings bislang nicht bekannt geworden.

Bleibt daher nur die Deutung im Sinne eines Wortspieles zwischen "Apostel" im Sinne eines klar definierten Amtsbegriffs einerseits und der allgemeinen Wortbedeutung "Gesandter" andererseits. "Apostelin der Apostel" heißt: Maria Magdalena ist zur Gesandten (allgemeine Wortbedeutung) für die Apostel (klar definierter Amtsbegriff) geworden.

Damit will ich nicht leugen, daß die entsprechende Ostererzählung eine klar herausgehobene Stellung der Magdalena begründet. Aber, wie gesagt: Weder die biblische Geschichte selbst noch der davon abgeleitete Apostolin-der-Apostel-Topos wolllen Maria zum Teil des Zwölferkreises machen.

Diese Ostererzählung bleibt damit eine Mahnung an die geweihten Amtsträger: Ihr Amt alleine sorgt nicht automatisch immer für den rechten Durchblick. Laien - und gerade auch Frauen - können eine wichtige Botschaft an ihre Hirten haben. Mehr steckt in der Maria-Magdalena-Geschichte nicht drin. Aber auch nicht weniger.

Ähnlich differenzierend ist ja übrigens auch die in Joh unmittelbar vorangehende Erzählung vom Wettlauf Petri und des Lieblingsjüngers zum Grab: Der Lieblingsjünger ist schneller als Petrus, und: Im Gegensatz zu Petrus erkennt er, was geschehen ist. Und doch stellt der Lieblingsjünger den Vorrang Petri nicht infrage, obwohl letzterer (mal wieder) die schwächere Figur macht.

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Staubkorn hat geschrieben:Es kommt nicht auf den Körper an, noch nicht einmal was man "damals" einmal getan hat (Maria Magdalena wurde auch...ihr wisst, was ich meine- ich möchte es nur nicht aussprechen), sondern auf den Glauben, die Treue und die Hingabe?!?
In Bezug auf persönliche Heiligkeit gebe ich Dir recht. Aber wir reden hier doch über die Amtsfrage. Und, zum x-ten Mal: Nein, es ist nicht so, daß das Weiheamt die "Belohnung" für die "besseren" Christen ist. Wäre es so, dann hätte der Herr wohl in der Tat gesagt: "Maria Magdalena, Du bist Petra, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich..."

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Ja, die Amtsfrage. Ich kann Eure Einwände durchaus verstehen. Aber warum hat Jesus dann das Amt der Aposteln übergangen? Warum hat er keinen aus dem Zwölferkreis erwählt, auch weiterhin seine Botschaft weiterzugeben? Warum richtet er sich dann trotzdem an eine Frau? Er hat SIE aufgerufen, sein Wort zu verkünden?
Wie erklärt ihr Euch das?

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Beitrag von cantus planus »

Staubkorn hat geschrieben:Warum hat er keinen aus dem Zwölferkreis erwählt, auch weiterhin seine Botschaft weiterzugeben?
Wie bitte? Das glaubst du doch nicht ernsthaft?
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Staubkorn hat geschrieben:Ja, die Amtsfrage. Ich kann Eure Einwände durchaus verstehen. Aber warum hat Jesus dann das Amt der Aposteln übergangen? Warum hat er keinen aus dem Zwölferkreis erwählt, auch weiterhin seine Botschaft weiterzugeben? Warum richtet er sich dann trotzdem an eine Frau? Er hat SIE aufgerufen, sein Wort zu verkünden?
Wie erklärt ihr Euch das?
Den bei Cantus ungläubiges Entsetzen hervorrufenden Satz buche ich jetzt mal unter unglücklich forumliert. Ansonsten:

1. ALLE Christen (m/w) sind dazu aufgerufen, das Evangelium zu verkünden. Stichwort: Allgemeines Priestertum, weitere Ausführunge sollte ich mir schenken könne.
2. Unbeschadet dessen hat Jesus innerhalb des Kreises seiner Jünger (m/w) eine besondere Gruppe geschaffen und mit besonderer Autorität ausgestattet: den Zwölferkreis der Apostel.
3. Dies hat er vor allem mit Blick auf die Zeit nach der Zeit seines irdischen Wirkens getan; so lange er im physischen Sinn "da" war, brauchte es neben ihm ja gar keine besonderen Autoritäten. Es entspricht daher dem Willen des Herrn, daß es bis heute Nachfolger der Apostel (geweihte Amtsträger, die Bischöfe und ihre Mitarbeiter) gibt.
4. Die vom Herrn erwählten Zwölf, insbesondere und allen voran Petrus, waren laut biblischem Zeugnis keine christlichen Superhelden. Eher im Gegenteil. Andererseits gibt es außerhalb des Zwölferkreises Menschen, vor allem Frauen, die sehr viel eher dem Idealbild eines Jüngers (m/w) entsprechen.
5. Damit ist auch für die Nachfolger der Apostel klar: Sie können sich nicht darauf verlassen, die "Besten" zu sein und qua Amt immer recht und die nötige Erkenntnis zu haben. Denn: Sie bleiben Menschen, mit allen Schwächen. So wünschenswert es ist, daß die Amtsträger auch in persönlicher Heiligkeit ein Vorbild seien: Eine Garantie dafür gibt es nicht.
6. Warum sich der Herr nicht doch für ein Modell entschieden hat, das garantiert, daß nur religiöse Superhelden ins geweihte Amt kommen, wissen wir nicht. Vielleicht soll uns so bewußt gehalten werden, daß wir nicht Jünger Johannes Pauls II., Mutter Theresas, Bonaventuras, Benedikts XVI., Erzbischofs Lefebvres, Pfarrer Breitenbachs oder Mariae Magdalenae sind - sondern Jünger Christi.
Zuletzt geändert von Kilianus am Dienstag 11. November 2008, 15:09, insgesamt 1-mal geändert.

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Staubkorn hat folgendes geschrieben:
Warum hat er keinen aus dem Zwölferkreis erwählt, auch weiterhin seine Botschaft weiterzugeben?

Wie bitte? Das glaubst du doch nicht ernsthaft?
Was hat das mit dem Glauben zu tun? Was glaube ich? Verstehe ich jetzt nicht.

Meine Frage an die beiden war, warum Jesus ihres ausgerechnet Maria Magdalena erwählt hat? Da er doch vorher das "Apostelamt" "eingeführt" hat, indem lediglich Männer "untergebracht" worden sind. Unter diesen 12 Aposteln hätte doch dann der EINE sein können?

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Staubkorn hat geschrieben:
Frauen galten damals gesellschaftlich und auch offiziell vor Gericht als unglaubwürdiger als Männer. Insofern ist es in der Tat bezeichnend, dass er mit Maria Magdalena eine Frau und vor allem eine gesellschaftlich geächtete Frau (Hure oder Epileptikerin oder...) ausgewählt hatte: Allein aufgrund ihres Glaubens und ihrer Treue zum HErrn.
Dann "könnte" das doch durchaus ausreichen, ebenfalls die Botschaft von Jesus zu verkünden? Es kommt nicht auf den Körper an, noch nicht einmal was man "damals" einmal getan hat (Maria Magdalena wurde auch...ihr wisst, was ich meine- ich möchte es nur nicht aussprechen), sondern auf den Glauben, die Treue und die Hingabe?!?
Natürlich darf jeder Christ das Evangelium verkündigen - ihr Frauen tut es doch auch als eifrigste Gottesdienstbesucherinnen,Religionslehrerinnen und primäre Erzieher der Kinder, etc., viel mehr als die Männer.

Man könnte als römischer Katholik sogar von Maria Magdalena einen Bogen nach Fatima oder Lourdes schlagen (wenn man von diesen Erscheinungen etwas hält, was ich nicht tue). Auch dort wurden angeblich einfache Mädchen zur Verkündigung von Botschaften auserwählt und gesandt.
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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

4. Die vom Herrn erwählten Zwölf, insbesondere und allen voran Petrus, waren laut biblischem Zeugnis keine christlichen Superhelden. Eher im Gegenteil. Andererseits gibt es außerhalb des Zwölferkreises Menschen, vor allem Frauen, die sehr viel eher dem Idealbild eines Jüngers (m/w) entsprechen.
Ja, dass weiß ich. Deshalb habe ich in einem andere Forumsbeitrag aus Stellen aus der Bibel zitiert. Mir dann aber daraufhin gesagt worden ist, das man diese kenne. Aber ok.
5. Damit ist auch für die Nachfolger der Apostel klar: Sie können sich nicht darauf verlassen, die "Besten" zu sein und qua Amt immer recht und die nötige Erkenntnis zu haben. Denn: Sie bleiben Menschen, mit allen Schwächen. So wünschenswert es ist, daß die Amtsträger auch in persönlicher Heiligkeit ein Vorbild seien: Eine Garantie dafür gibt es nicht.
siehe oben
6. Warum sich der Herr nicht doch für ein Modell entschieden hat, das garantiert, daß nur religiöse Superhelden ins geweihte Amt kommen, wissen wir nicht. Vielleicht soll uns so bewußt gehalten werden, daß wir nicht Jünger Johannes Pauls II., Mutter Theresas, Bonaventuras, Benedikts XVI., Erzbischofs Lefebvres, Pfarrer Breitenbachs oder Mariae Magdalenae sind - sondern Jünger Christi.
Ich weiß nicht, ob wir das wirklich sind, denn auch diese wurden von Jesus "gerufen".
Natürlich darf jeder Christ das Evangelium verkündigen - ihr Frauen tut es doch auch als eifrigste Gottesdienstbesucherinnen,Religionslehrerinnen und primäre Erzieher der Kinder, etc., viel mehr als die Männer.
Aber warum dann primär in der Kirche nicht? Beziehungsweise warum ist dann wiederum das "Apostelamt" so sehr wichtig? Wenn Maria Magdalena das "Evangelium" verkündet hat, bzw. die Botschaft von Jesus, aber sie kein "Apostelamt" inne hatte? Anscheinend war es dann Jesus doch nicht so wichtig, wie es wohl heute wichtig zu sein hat?!

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Wenn Du in einem Post auf mehrere Diskutanten antwortest, zitiere bitte so, daß klar wird, wen Du zitierst. Du hast mir jetzt schon mehrfach Zitate anderer Leute zugeschoben - mal mit ausdrücklich falscher Zuordnung, und jetzt, indem Du hinter mehrere Zitate von mir noch eines von Lutheraner setzt, den ich sehr schätze, dessen Ansichten in der Amtsfrage ich aber wohl nicht in jedem Punkt teilen können werde.

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