http://ef-magazin.de/214/3/21/598-ba ... ht-sich-zuEs geht um viel Geld. Letzte Woche habe ich hier an dieser Stelle über die Schuldensituation der spanischen Banken im Zuge der dortigen Immobilienkrise geschrieben. Danach stehen rund 17 Prozent des Kreditvolumens – rund 25 Milliarden Euro – an den Privatsektor im Feuer. Hohe Wertberichtigungen für den spanischen Bankensektor sind unausweichlich, die deren Eigenkapital im Winde verwehen lassen. In den anderen Krisenländern sieht es nicht viel besser oder sogar schlimmer aus. In Zypern wird jeder zweite Kredit (!) nicht ordnungsgemäß zurückgezahlt.
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Glaubten die Volks- und Raiffeisenbanken noch, ihr seit dem 19. Jahrhundert stolzes Modell der Selbstorganisation und der gegenseitigen Notfallhilfe im Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken würde sie vor dem Zugriff eines paternalistischen Europas schützen, sind sie seit gestern eines Besseren belehrt. Ebenso geht es den Sparkassen. Auch sie dachten, dass sie nicht für Bankenschieflagen in Europa zur Kasse gebeten werden. Jetzt geht es viel schneller. Ein Fonds, der in den ersten acht Jahren mindestens 55 Milliarden Euro von allen Banken in Europa einsammeln wird, soll bereits in den ersten zwei Jahren mit 33 Milliarden Euro befüllt werden. Er soll auch kapitalmarktfähig werden, das heißt, er kann sich verschulden. Vielleicht bekommt er auch noch eine eigene Banklizenz und damit die Eintrittskarte, um sich bei der EZB frisches Geld durch die Teilnahme an sogenannten Tendergeschäften zu besorgen. Dann könnte der Abwicklungsfonds Anleihen begeben, um frisches Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen, aber sich gleichzeitig auch direkt bei der EZB frisches Geld besorgen.
Ich gehe davon aus, dass es im zweiten Halbjahr sehr schnell gehen wird. Erst stellt die EZB per Beschluss fest (im Zweifel per Mehrheit), dass eine Bank abgewickelt beziehungsweise mit frischem Eigenkapital ausgestattet werden muss, und anschließend stellt der Ausschuss des einheitlichen Abwicklungsmechanismus die notwendigen Mittel aus dem Abwicklungsfonds (im Zweifel per Mehrheit) bereit. Wenn jetzt noch die direkte Hilfe für Banken aus dem Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM möglich wird, dann hat sich die Schlinge endgültig zugezogen.
Ergänzend dazu berichtet heute die FAZ, daß die Bank of Cyprus Außenstände iHv knapp 19 Mrden € hat; die Jahreswirtschaftsleistung des Landes beträgt rd. 16 Mrden € (das Land ist für die EU [Punkt]). Die Hälfte der Kredite wird nicht ordentlich bedient und die zwei Dutzend größten zyprischen Unternehmen schulden der Bank rd. sechs Mrden €. Da diese Unternehmen auch vielfach große Arbeitgeber sind, wird die Schuldeneintreibung bei einer Arbeitslosenrate von 19% zum Politikum.
Verständlich, daß man dann nach den Geldern der sog. "reichen" Länder verlangt (und sich für den Einnahmeausfall bei Sanktionen gg. Rußland wg. der Krim großzügig entschädigen lassen will).
Die Bankschulden im Euroraum übersteigen die Staatsschulden. Dadurch wird deutlich, um welches Volumen es sich handelt. Während der ESM von der Bevölkerung noch zur Kenntnis genommen wurde, kennt man die Bankenunion kaum, ihre Auswirkungen sind unbekannt. Dabei werden die Sparer mit (noch) niedrigeren Zinsen, die Kreditnehmer mit höheren Zinsen und die Aktionäre mit geringerer Dividende die Einzahlung in den Bankenfond bezahlen.
Wenn dann die Einlagensicherung sozialisiert (sorry: "vergemeinschaftet") wird, können endlich die Zombiebanken des Südens mit Hilfe deutscher Spargelder aufgepäppelt werden.