taddeo hat geschrieben:Mich beeindruckt jedes Jahr wieder zutiefst ein Satz aus dem Martyrologium Romanum, der vor der Christmette verlesen wird:
... im 42. Jahr der Regierung des Oktavianus Augustus, da auf der ganzen Erde Friede war,
Man kann über Kaiser Augustus ja wahrlich geteilter Meinung sein, und den Wahrheitsgehalt der oben zitierte Legende möchte ich gar nicht genau wissen. Aber es schaudert mich bei dem Gedanken, daß kein einziger heute lebender Mensch während seines bisherigen Lebens eine auch noch so kurze Zeitspanne erlebt hat, "da auf der ganzen Erde Friede war". Selbst wenn es damals nur ein "gefühlter" Friede gewesen sein mag: welchen anderen Zeitpunkt in der Weltgeschichte hätte der Friedensfürst wählen können für seine Menschwerdung?
So sehr ich den Gedanken und den darin enthaltenen Wunsch teile, taddeo, eigentlich ist die Aussage des genannten Satzes auch anders lesbar.
Zum einen, hatte man überhaupt keine Ahnung wie es gerade in China oder Zentralafrika zuging (es hätte die Römer allerdings auch überhaupt nicht interessiert)...heute schon. Du würdest heute auch erfahren, wenn auf dem Bikini-Atoll ein Aufstand stattfände. Zum anderen führte ja die Eroberungsweltmacht Rom ihre Feldzüge...und musste dann eben anschließend diese verteidigen. Selbst Amerika hat Jahre ohne eigene unmittelbare Kriegsführung erlebt (um im Bild der Weltmacht zu bleiben).
Und zum anderen lese ich den Satz eher so: Es war mal
ausnahmsweise ein Jahr ohne Krieg/Feldzug des Römischen Reiches mit einem anderen Staat/Land/Volk. Das war so außergewöhnlich, dass dies zu erwähnen war. Ansonsten gab es nämlich permament Krieg und der galt ja damals auch keineswegs als verwerflich.
Deshalb dürfen wir in Europa eigentlich feiern, eine so lange Periode ohne Krieg auf diesem Kontinent erlebt zu haben.
P.S.: Aber ganz grundsätzlich teile ich natürlich deinen Wunsch. Die Vorstellung, dass mal 1 Jahr Ruhe auf der Erde wäre...das wäre wahrlich himmlisch.