Hubertus hat geschrieben: ↑Samstag 16. März 2019, 12:26
Mit anderen Worten: nichts ist gewiß.
Besser wäre wohl "nicht alles ist gewiss". Denn zB das Waldsterben "an sich" - also die beobachtbare fortschreitende Schwächung der Robustheit der Waldbestände gegenüber Schädlingen und Umwelteinflüssen (Trockenheit etc.) und damit verbunden mehr "frühzeitige Baumtode" - ist durchaus gewiss und wird in dieser Bedeutung ja auch in dem von dir zitierten Absatz impliziert. Ebenso gewiss ist, dass menschliche Einflüsse für eine chemische Veränderung vulgo Verunreinigung der Niederschläge (Regen, Schnee, Nebel) maßgeblich relevant sind. Und statistisch erwiesen ist auch, dass diese beiden Effekte - Schwächung der Waldgesundheit und Stärke der Verunreinigung der Niederschläge - korrelieren.
Ja, damit ist noch keine eindeutige und quantifizierbare Kausalkette "Mensch erzeugt Emissionen -> Regen wird giftig -> Wald stirbt" bewiesen; es sind auch nicht alle Komponenten bestimmt, die da noch mitspielen. Wissenschaftlich bzw. dokumentarisch gewiss ist aber schon einiges. Es macht nunmal einen großen Unterschied, ob man zu einem Thema...
* noch keine relevanten Informationen und Fakten kennt, sondern nur mal Mutmaßungen hat - also "nichts ist gewiss" - oder aber ob
* ob eine Menge Informationen über einen langen Zeitraum gesammelt und auch relevante Korrelationen entdeckt wurden, aber auch noch signifikante Fragezeichen existieren - also "eine Menge ist bekannt; es gibt noch Ungewissheiten, deren Ausräumung eventuell die ganze Erkenntniskette zu Fall bringen könnten, aber Stand heute ist vieles ziemlich gut verstanden und kann durchaus als gewiss gelten".
Um aber die lapidare Meldung von Caviteño nicht unter den Tisch fallen zulassen, möchte ich auch Gewissheiten der beiden anderen Umwelt-Problematiken (obwohl von Hubertus nicht genannt, sinnvollerweise, weil sie ziemlich eindeutig sind) als Exempel bringen. Denn vielleicht lassen sich auch Beispiele finden, wo tatsächlich nur Umwelt-Alarmismus betrieben wurde, aber aus einzelnen Beispielen kann nicht abgeleitet werden, dass _alles_ Alarmismus ist, sofern hinreichend viele echte Fälle gezeigt werden können. Und das sind echte Fälle:
Starke Gewissheiten zum Ozonloch:
- Es wurde eine Abnahme der Ozonkonzentration in der Stratosphäre gemessen
- Ozon absorbiert UV-Strahlung
- Zunahme der UV-Strahlungsintensität auf der Erdoberfläche korrelierte mit Anstieg von Erblindungen und Krebserkrankungen bei Lebewesen
- FCKW reduzieren (=zerstören) Ozon
- Zunahme von FCKW-Emissionen stand in Korrelation mit Reduktion der Ozonkonzentration
- Maßnahmen zur Vermeidung von FCKW-Ausstoß wurden von Politik getroffen und der Wirtschaft umgesetzt
- Abnahme der FCKW-Konzentration korrelierte längerfristig mit Regeneration der Ozonkonzentration und diese mit Abnahme der UV-Strahlungsintensität
Ergo: Ist ist nicht bewiesen, dass das Ozonloch ausschließlich von Menschen gemacht wurde, und es ist auch nicht bewiesen, dass die FCKW-Sperre die Hauptursache dafür ist, dass das stratosphärische Ozon sich regenerieren konnte, aber "nichts ist gewiss" wäre hier nicht zu behaupten und hat Hubertus auch nicht); die Zusammenhänge sind plausibel, gut nachvollziehbar und höchst wahrscheinlich.
Starke Gewissheiten zur Überdüngung:
- Die Nitratkonzentration im Grundwasser ist sehr gut meßbar, ein Anstieg daher bei längerfristigen Beobachtungen ebenso.
- Andere Quellen für ansteigenden Nitrateintrag als die landwirtschaftliche Düngung sind nicht bekannt.
- Die Festlegung von Grenzwerten ist zwar in gewissem Grad willkürlich, aber dennoch gibt es einen breiten Konsens, dass zu viel Nitrat im Trinkwasser für den Menschen schädlich ist.
- Die Zahl der Fälle, wo diese Grenzwerte überschritten wurden, lässt den Schluss zu, dass die Überdüngung durch industrielle Landwirtschaft die einzige maßgeblich Ursache für die inzwischen vielerorts meßbaren Grenzwertüberschreitungen von Nitraten im Grundwasser ist.
"nichts ist gewiss" wäre auch hier nicht zu halten (und hat Hubertus auch nicht behauptet); die Zusammenhänge sind plausibel, gut nachvollziehbar und höchst wahrscheinlich.