ChrisCross hat geschrieben:Maurus hat geschrieben:
Ich frage nochmals, wo die Pfeiler der Erde aus Ps 104 sind und was die Väter dazu schreiben.
Zum einen fragst du meines Wissen zum ersten mal und außerdem hängt das ganze nicht von einer einzigen Schriftstelle ab, die man vielleicht auch anders deuten könnte. Da aber gleich auf die Schriftstellen die Väterzitate folgen, ist es auch unsinnig, die selben hier durch eventuelles Schweigen als Zeugen für die Nichtaussage bezüglich der Erdruhe zu bemühen.
Meines Erachtens weichst du hier aus. Es gibt - das weißt du als Schriftkundiger genau - nicht bloß eine Stelle, die sich auch anders deuten ließe, sondern etliche.
Gehen wir doch mal exemplarisch einige Stellen durch:
1 Sam 2,8: "Pfeiler der Erde"
2 Sam 22,16: "Grundfesten der Erde"
1 Chr 16,30: "den Erdkreis hat er gegründet, so daß er nicht wankt" vgl dazu Ps 24,2: "denn er hat ihn
auf Meere gegründet
Hiob 38, 4: "als ich die Erde gegründet", vgl Hiob 38,6 "wo sind ihre Pfeiler eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt?"
Jesaja 48,13: "meine Hand hat die Fundamente der Erde gelegt"
So. Wo sind nun diese Fundamente, auf die das alles gegründet ist. Auch die Stellen, die nicht von Pfeilern reden, gehen offenbar von einer Gründung auf Fundamenten aus, außer Ps 24, der noch die Tradition der auf dem Meer aufschwimmenden Landmasse beinhaltet.
Es handelt sich bei diesen Beschreibungen ganz offensichtlich nicht um geologische oder astronomische Aussagen. Falls doch, dann wären diese Aussagen
falsch, denn es gibt offensichtlich keine Pfeiler, auf denen die Erde ruht. Zu Ps 93 wäre außerdem zu sagen, dass der Erdkreis keineswegs "nie" wanken wird, denn: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen." (Mt 24,35)
Des Weiteren ist festzuhalten, dass die Schrift an keiner Stelle von einer Kugelgestalt der Welt spricht. Dennoch sind die Kirchenväter - ausgenommen den bereits genannten Lactantius - von dieser Vorstellung ausgegangen. Die Kirchenväter haben also schlichtweg die damals herrschende Theorie des Ptolemäus übernommen. Mit göttlicher Offenbarung hat das also nichts zu tun.
ChrisCross hat geschrieben:
Bilder stehen aber nicht zum Spaß da, sondern verweisen auf die Wirklichkeit.
Das kann man so allgemein nicht behaupten. Bilder können auch übertragen verstanden werden. Bei Habakuk steht "Er macht meine Füße so schnell wie die Füße der Hirsche" (Hab 3,19). Dieses Bild verweist keineswegs auf die Wirklichkeit, denn die Füße eines Menschen sind nicht so schnell wie die eines Hirschen. Das ließe sich beliebig fortsetzen.
ChrisCross hat geschrieben:Dass der Himmel nun wirklich ab einer bestimmten Höhe über der Erde ist und diese überspannt, ist nun wohl unstrittig, und dass er unbedingt zweidiemensional sein müsste, wie du es hier zu Ungunsten der Schrift darstellen willst
Ich stelle das keineswegs so dar. Ich stelle dar, dass diese Beschreibungen keine für ein astronomisches Fachblatt sind. Wer die Bibel so liest, der stolpert - s.o. - über zahllose Inkohärenzen.
ChrisCross hat geschrieben:Insofern kann ich ruhigen Gewissens statt vom All außerhalb der Erde auch gerne vom Himmelsgewölbe sprechen.
Sicher, aber tust auch du dies offenbar nur in einem übertragenen Sinn.
ChrisCross hat geschrieben:Dass es in ihr gewisse Stoßprozesse gibt, bringt sie aber noch nicht aus der Ruhe, sondern einzelne Teile von ihr bewegen sich voneinander fort.
Von "Ruhe" hat niemand etwas gesagt. Da steht "fest". Die Kontinentalplatten sind aber nicht fest, sie bewegen sich. Wissenschaftlich gesehen ist die Aussage also falsch, aber es soll gar keine wissenschaftliche Aussage sein. Der Erdkreis ist selbstverständlich fest, denn wankte er, so fielen wir durch die Gegend. Irgendein geophysikalisches Phänomen braucht uns dabei nicht zu interessieren.
ChrisCross hat geschrieben:Maurus hat geschrieben:
Die Drehung der Erde um eine Achse und die Umkreisung der Sonne durch diesen Planeten sind das Ergebnis astronomischer Beobachtungen. Die Beobachtungen gelten, auch wenn hier etwas anderes behauptet wird, als allgemein anerkannt. Wenn das alles falsch ist, dann hängen wir offenbar Trugbildern an und können unsere Realität nicht entschlüsseln.
Die Beobachtungen sind nicht falsch, sondern einfach auf ein bestimmtes Bezugssystem bezogen formuliert, das hier die Sonne ist. Damit lässt es sich eben einfacher rechnen.
Das bleibt sich gleich. Dann ist unsere Wahrnehmung eben relativ. Folglich müssen wir uns dem relativistischen Weltbild zuwenden.
ChrisCross hat geschrieben:Leider scheint es mir der Fall zu sein, dass hier einige lieber annehmen möchten, die Erde wäre nicht ein mögliches Zentrum der Welt und sogar das vom Glauben der Kirche gelehrte und dabei die ART verwerfen, anstatt einfach zu akzeptieren, dass die Physik sich nunmal nicht für ein bestimmtes Bezugssystem aussprechen kann, und damit auch den Glauben der Kirche zu teilen.
Ich bezweifle bereits, dass die ein Glaubensbestandteil der Kirche ist. Es handelt sich um eine von einem griechischen Astronomen übernommene Theorie. Der Katechismus lehrt das nicht, kein Konzil lehrt es. Es mag ein päpstliches Gutachten und Dekret geben, es gibt noch ganz andere päpstliche Gutachten und Dekrete, die niemals Bestandteil der kirchlichen Lehre geworden sind.