Ahmadineschad

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nun, das ist durchaus interessant, was er da sagt. »Es seien die Europäer gewesen, die Verbrechen gegen die Juden begangen hätten und deswegen sollten sie, die USA oder Kanada den Juden für die Errichtung eines Staates einen Teil ihres Territoriums abtreten. Es könne nicht sein, daß die Palästinenser den Preis für in Europa begangene Verbrechen gegen die Juden zahlten.«

Er stellt also erst einmal klar, wer eigentlich die Verbrechen an den europäischen Juden begangen hat und beklagt, daß die unbeteiligten Palästinenser unter den Folgen leiden müßten. Eine durchaus nachvollziehbare Position, wiewohl auch Achmedi-Nedschad weiß, daß eine Forderung nach „Verlegung“ Israels ganz irreal ist. Ihm geht es wohl eher um den psychologischen, den „Aha!“-Effekt bei vielen Europäern.

Nebenbei bemerkt verkennte eine ernsthaft erhobene Forderung nach „Verlegung“ Israels auch, daß zwar Ben Gurions Staatsgründung in Palästina erst durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs und des nationalsozialistischen Judenmordes möglich wurde, ihrerseits aber eine deutlich ältere Idee ist, die bekanntlich weit ins 19. Jht. zurückreicht und mit einem Staat anderswo als in Palästina nicht zu befriedigen wäre.

Daß der zionistische Weg zur Staatsgründung ideologisch begründetes Unrecht und vielfache Gewalttat war, wird ehrlicherweise keiner bestreiten können, der sich nicht selber den Zionismus zu eigen macht. Andererseits besteht das Faktum nun einmal. Neue Generationen von nunmehr autochthonen Juden als Nachfahren der Zugewanderten leben dort. Sie zu vertreiben wäre ebensolches Unrecht, wie einst ihre Vorfahren an palästinensischen Arabern begangen haben oder wie es wäre, wollte ich heute die Polen wieder aus der geraubten Heimat meiner neumärkischen Vorfahren vertreiben.

Es kann also nicht darum gehen, ein „Existenzrecht des Staates Israel“ im Sinne des Zionismus anzuerkennen, also als höheres, absolutes oder göttliches Recht eines auserwählten Volkes, als ideologisch-religiös begründetes Recht. Das ist völlig inakzeptabel. Was aber zu achten ist, sind die Menschen. Millionen von Juden, die längst neben den arabischen und übrigen Palästinensern im Heiligen Land leben.

So viel hierzu. – Was Achmedi-Nedschads Wort von der Mythisierung des nationalsozialistischen Judenmordes als „Holocaust“ betrifft, so hat er in der Tat völlig Recht, falls er das – wie es mir scheint – so meint, wie Ernst Nolte es einst geprägt hat, als er vom »negativen Mythos« sprach. Mittlerweile ist längst nicht nur in Deutschland, sondern weit darüber hinaus der nationalsozialistische Judenmord zum obersten Kultur- und Staatsmythus erhoben worden.

Es beginnt mit dem Sakralbegriff „Holocaust“ selbst. Dann Kultstätten, staatliche Feste bzw. Tage des kultischen Vollzugs, gesetzliche Schutzvorschriften, die den Mythus und seinen Kult unter harter Strafdrohung vor Entweihung schützen. (Die Mechanismen, die hinter den Kulissen des öffentlich zelebriertes Kults ablaufen, kann man in vielen Details bei Norman Finkelstein nachlesen.)

Wohl gemerkt: Mit solcher Charakterisierung eines Mythus vom „Holocaust“ und seinem öffentlichen Kult ist ausschließlich über unsere Gegenwart und ihre geistige Konfiguration etwas ausgesagt, und zwar formal, in keiner Weise dagegen eine Sachaussage über jene Geschichte getroffen, in welcher der beschriebene Mythus seine sachliche Grundlage hat. Die Sachaussagen trifft der Mythus, was jede weitere Erörterung erübrigt, solange der Mythus wirksam ist.
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Ich glaube nicht, dass Du Achmedinedschad gerecht wirst, wenn Du seine Aussagen als Beiträge zu einem Diskurs über Zionismus und Holocaust begreifst.
Bei seinem Vorschlag der Verlegung Israels war dieser von Dir so bezeichnete "Aha"-Effekt als diskursiver Kollateralschaden vielleicht noch eingeplant. Aber auch hier befindet er sich in der Tradition antisemitischer Topoi: Da, wo der Jude grade ist, soll er nicht bleiben. Früher hieß es: Juden raus nach Palästina. Heute: Juden raus aus Palästina.
Ebensowenig folgen kann man dem Präsidenten bei seiner Bestreitung des Holocaust. In einem Nebensatz bestreitet er nämlich diesen selbst und nicht irgendeinen "Holocaust-Mythos" - was auch immer Du darunter verstehst.
Seine Adressaten waren zunächst die Iraner. Und es ist wohl anzunehmen, dass sie Achmedinedschads Worte nicht als Diskussionsbeitrag, sondern als hasserfüllte Aufforderung zur Vernichtung Israels verstanden haben. Und so war es m.E. auch gemeint.

Man mag sich Atomwaffen in der Hand solcher Personen nicht vorstellen. Vermutlich wird Israel das Problem wieder auf seine Weise lösen und so sich und uns vor einem Krieg bewahren.

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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Tacitus hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass Du Achmedinedschad gerecht wirst, wenn Du seine Aussagen als Beiträge zu einem Diskurs über Zionismus und Holocaust begreifst.
Bei seinem Vorschlag der Verlegung Israels war dieser von Dir so bezeichnete "Aha"-Effekt als diskursiver Kollateralschaden vielleicht noch eingeplant.
Sehe ich genauso.
Tacitus hat geschrieben:Aber auch hier befindet er sich in der Tradition antisemitischer Topoi: Da, wo der Jude grade ist, soll er nicht bleiben. Früher hieß es: Juden raus nach Palästina. Heute: Juden raus aus Palästina.
Auf den iranischen Präsidenten bezogen, magst du wohl recht haben, aber ansonsten ist so ein Diskurs durchaus interessant und sollte geführt werden. Schließlich wurde auch in Vergangenheit oft diskutiert, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn man Israel wo anders gegründet hätte.
Tacitus hat geschrieben:Ebensowenig folgen kann man dem Präsidenten bei seiner Bestreitung des Holocaust. In einem Nebensatz bestreitet er nämlich diesen selbst und nicht irgendeinen "Holocaust-Mythos" - was auch immer Du darunter verstehst.
Seine Adressaten waren zunächst die Iraner. Und es ist wohl anzunehmen, dass sie Achmedinedschads Worte nicht als Diskussionsbeitrag, sondern als hasserfüllte Aufforderung zur Vernichtung Israels verstanden haben. Und so war es m.E. auch gemeint.
Genau, mit Mythos meinte er die Leugnung des Holocaustes. Und nicht wie Robert es wohlwollen interpretiert hat. Wobei ich auch im Text von Robert einiges problematisch finde.
Tacitus hat geschrieben:Man mag sich Atomwaffen in der Hand solcher Personen nicht vorstellen. Vermutlich wird Israel das Problem wieder auf seine Weise lösen und so sich und uns vor einem Krieg bewahren.
Das glaub ich eben nicht. Der Iran ist nicht der Irak. Dieses Land würde sich verteidigen. Außerdem glaub ich nicht das eine Atombombe irgendeine Lösung mit sich bringt, außer vielen Toten.
Übrigens find ich die Atombombe auch in Händen Israels für sehr problematisch, um es gelinde auszudrücken.
Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen. - Kurt Tucholsky

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:Es dürfte heutzutage jedem klar sein, daß es sowohl deutsche als auch österreichische, italienische und französische Juden gibt. Sowie Juden (besser: Bürger jüdischen Glaubens) diverser anderer Nationalitäten. Oder unterscheidest Du auch zwischen Deutschen und Katholiken?
Ist zwar wieder mal abseits des Themas, aber daß du damit
das jüdische Selbstverständnis völlig verfehlst, das weißt du
doch, nicht wahr?
Das weiß er sicher nicht, aber ihm ist alles "klar". Er ist daher entschuldigt.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

nemesis hat geschrieben:
Tacitus hat geschrieben:Man mag sich Atomwaffen in der Hand solcher Personen nicht vorstellen. Vermutlich wird Israel das Problem wieder auf seine Weise lösen und so sich und uns vor einem Krieg bewahren.
Übrigens find ich die Atombombe auch in Händen Israels für sehr problematisch, um es gelinde auszudrücken.
Dazu ein Auszug aus einem Artikel des Handelsblattes. Danach könnte Iran mit seinen Raketen bald Berlin erreichen. Ich mag mir garnicht ausmalen, welche Auswirkungen dies auf den Weiterbetrieb unseres Forums haben könnte!
Demnach kaufte die Regierung in Teheran von Nordkorea 18 Raketen-Bausätze des mobilen Typs BM-25 mit einer Reichweite von 2500 Kilometern, schrieb die "Bild"-Zeitung mit Berufung auf einen neuen Bericht des Bundesnachrichtendienstes. Diese könnten auf Basis einer russischen U-Boot-Rakete auf 3500 Kilometer Reichweite aufgerüstet werden. Das entspreche genau der Entfernung Teheran-Berlin. Der Bericht stützt damit die Verdächtigungen der westlichen Staatengemeinschaft, dass der Iran Atomwaffen herstellen will.


Herzlichen Glückwunsch, Machmud Achmedi-Nedschad!

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Ich mache mir viel mehr Sorgen um die israelitischen Atombomben, die mit den geschenkten U-Booten aus Deutschland abgefeuert werden können.

Der Herr Scharon ist (und nicht nur er) im Grunde genommen genauso meschugge wie die Typen im Iran.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Ich mache mir Sorgen, dass eine iranische Atombombe auf Berlin-Mitte mir einen neugewonnenen virtuellen Freund mitsamt seiner Familie rauben würde!

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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo Ewald,

es gibt auch jüdische Atheisten.
Und das ist keineswegs ein Widerspruch.
Ein jüdischer Bürger, der z.B. in der Bundesrepublik Deutschland lebt, gehört zum Volk Israel auf Grund seiner Religionszugehörigkeit (der Kantor der hiesigen Jüdischen Gemeinde sprach mal von der "jüdischen Schicksalsgemeinschaft") Trotzdem kann er persönlich Atheist sein. Außerdem ist er - wenn er über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügt - deutscher Bürger.

Gruß, Pit
Ewald Mrnka hat geschrieben:
Tacitus hat geschrieben:Hier wird nicht geleugnet, hier wird nur gratuliert!
Und wenn der Junge trotzdem Mist baut? Was interessiert mich meine Gratulation von gestern?
Es gibt sogar jüdische Holocaustleugner; ist das nicht schrecklich?!
carpe diem - Nutze den Tag !

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Angesichts solch billiger Kriegshetze möchte ich versuchen, einmal ein paar
nüchterne Informationen zusammenzustellen. Zunächst dies: Iran ist ein gro-
ßes Land, mit einer – immer noch relativ schnell wachsenden – Bevölkerung
von über 70 Mio. Menschen, also nicht viel weniger als Deutschland hat, und
einer Fläche, die etwa viereinhalb mal so groß ist wie die heutige Bundesre-
publik Deutschland.

Die geographische Lage, verbunden auch mit dem Ölreichtum, ebenso jedoch
auch mit der Lage im Schnittpunkt verschiedenster Verkehrs- und Handels-
wege prädestinieren das Land für eine Rolle als regionaler Hegemon.

Das persische Militär dürfte insgesamt eine Mannstärke von rund einer Drei-
viertelmillion haben. Das Schwergewicht liegt auf den Landstreitkräften. Die
Marine und auch die Luftwaffe hinken wohl noch etwas hinterher. Allerdings
hat der Iran in jüngerer Zeit insbesondere die Luftabwehr durch modernste
Boden-Luft-Systeme russischer Bauart erheblich verstärkt (bisher überwogen
veraltete amerikanische Systeme).

Die ballistischen Boden-Boden-Kapazitäten sind eher begrenzt und überwie-
gend auf den Kurz- und Mittelstreckenbereich beschränkt. Im Langstrecken-
bereich hat Persien in den letzten Jahren maximal einige Dutzend nordkorea-
nische Nodong-Raketen sowie ukrainische Marschflugkörper gekauft, die je-
doch so von Experten als nicht einsatzfähig angesehen werden. Es wird aller-
dings mit Hilfe angeworbener russischer Wissenschaftler an der Weiterent-
wicklung dieser Systeme geforscht.

Militärisch sinnvoll erscheinen solche Systeme zum Einsatz gegen entfernte
Luftwaffen- und Raketenbasen, von denen aus Iran erreicht werden kann. Zu
denken ist dabei neben israelischen Basen, von denen aus Angriffe geflogen
werden können, vor allem an seegestützte amerikanische Basen, also Flug-
zeugträger und sonstige Kampfschiffe. Dies liegt besonders darum nahe, weil
die iranische Marine und Luftwaffe im Kriegsfall nicht in der Lage sein wer-
den, eine amerikanische Blockade des Persischen Golfs und damit eine wirt-
schaftliche Strangulation des Iran zu verhindern.

Die von interessierten Kreisen immer wieder einmal gestreute Behauptung,
der Iran könne bezwecken, mit Langstreckenraketen europäische Ziele anzu-
greifen, womöglich gar mit atomar bestückten, ist aus mehrerlei Gründen ab-
surd. Zunächst ist das iranische Militär seiner Struktur nach defensiv. Die
defensive Stärke ist allerdings beträchtlich. Es ist langfristig kein potentieller
Angreifer in Sicht, der zu einer militärischen Besetzung oder auch nur zur
Annexion von Teilen des Territoriums in der Lage sein könnte. Die Gefahr
für den Iran liegt vor allem in einer wirtschaftlich motivierten Zerstörung
des Landes durch überlegene Luftstreitkräfte sowie ballistische Systeme auch
konventioneller, vor allem aber atomarer Art. Genau dagegen richten sich die
jüngeren Rüstungsinitiativem.

Der zweite Grund, die oben angeführte Behauptung als absurd einzuschät-
zen, ist in den Interessen des Landes zu suchen. Die Wirtschaft hat zwar ein
beträchtliches Maß an Modernisierung und Diversifizierung erfahren, ist aber
trotzdem immer noch in hohem Maß vom Erlös der Erdöl- und -gasexporte
abhängig. Diese Branche ist ausgesprochen kriegsanfällig. Persien hat darum
keinerlei Interesse, sich in einen Krieg verwickeln zu lassen, und hat dies in
den vergangenen Jahrzehnten unter Beweis gestellt. Man hat sich unter hohem
Blutzoll erfolgreich gegen den von den Vereinigten Staaten ideell, materiell
und logistisch massiv unterstützten irakischen Angriff Saddam Husseins ver-
teidigt. Im übrigen beschränkte man sich auf die Wahrung eigener Einfluß-
sphären durch Unterstützung schiitischer Bevölkerungsteile vor allem in Af-
ghanistan und im Libanon, wobei man die dortigen Konflikte einzudämmen
bemüht war. Dasselbe ist hinsichtlich des Kurdenproblem zu sagen, wo man
zu diesem Zweck mit Syrien und der Türkei kooperiert.

Darüberhinaus ist hier die besonders in jüngerer Zeit immer stärker ausgebau-
te wirtschaftliche Kooperation mit China, Indien, Rußland und den zentral-
asiatischen Ländern zu nennen. Das ist der Weg, auf den die iranische Politik
setzt und in dem sie die Zukunft des Landes sieht – was offenbar anderen,
die in der Tradition des Great Game des 19. Jahrhunderts stehen, ein Dorn
im Auge ist.

Der dritte Grund schließlich liegt darin, daß der Iran über keine atomare Be-
waffnung verfügt und eine solche erklärtermaßen auch nicht anstrebt. Im
Gegenteil, die Perser haben sich im Atomwaffensperrvertrag verpflichtet,
auf solche Waffen zu verzichten. In den jüngsten Auseinandersetzungen um
dies Thema haben sie immer wieder ihre Bereitschaft erklärt, entsprechende
Garantien zu geben und internationale Kontrollen zu ermöglichen.

Weshalb der Konflikt um diese Frage fortbesteht, liegt daran, daß die Verei-
nigten Staaten vom Iran verlangen, auch auf die Anreicherung von Uran zu
Zwecken friedlicher Nutzung zu verzichten, ein Recht, das jedoch derselbe
Atomwaffensperrvertrag jedem Unterzeichner (obwohl er es sowieso als sou-
veräner Staat hat) ausdrücklich zubilligt. Kein Wunder also, daß der Iran
sich dem Druck zur partiellen Aufgabe seiner Souveränität nicht zu beugen
bereit ist. Würde man die iranische Souveränität anerkennen und sich auf
die Forderung nach Sicherheiten für die Einhaltung des Atomwaffensperrver-
trags beschränken, wäre das Problem längst gelöst.

Statt dessen muß man fragen, ob nicht umgekehrt der Iran durch auswärtige
Mächte bedroht ist, wie ja oben bereits angedeutet. Die Kriegsrhetorik ge-
wisser Kreise, die sehr an die Vorbereitung des amerikanischen Angriffs auf
den Irak erinnert, läßt darauf schließen. Aber mehr noch kann man sagen. Es
gibt sehr konkrete Vorbereitungen. Israel bereitet derzeit für März kommen-
den Jahres Luftschläge gegen iranische Ziele vor, möglicherweise sogar unter
Beteiligung von am Boden operierenden Einheiten; so jedenfalls melden es
britische Medien.

Das gewünschte Szenario könnte dann darin bestehen – wenn die israelischen
Angriffe eher erfolglos bleiben oder die Iraner gar zurückzuschlagen wagen –,
daß der große amerikanische Bruder dann zwar die Hände in Unschuld wäscht
– die eigentlichen Aggressoren waren dann ja du um ihren Ruf ohnehin nicht
mehr sorgenden Israelis –, dann aber doch „gezwungenermaßen“ in edler
Treue dem kleinen Verbündeten mit der großen Keule zu Hilfe eilt.

Es gibt allerdings in Amerika gegenläufige Tendenzen. Nicht alle wollen solch
einen Krieg. Ein deutliches Zeichen unter andern war es, als im August vori-
gen Jahres vernünftigere Kräfte im amerikanischen Establishment, namentlich
im FBI, Ende August eine wichtige Figur in diesem Spiel hinter Schloß und
Riegel steckten: Larry Franklin, zunächst Abteilungsleiter für Iranfragen im
US-Kriegsministerium und dann in dessen »Büro für Sonderpläne« (OSP) tä-
tig, das den Irakkrieg vorbereitete. Auch die gegenwärtige Anklage gegen
Lewis Libby, eine noch größere Nummer im selben Spiel, dürfte mit dem Tau-
ziehen im Hintergrund zu tun haben.

Aber lassen wir die amerikanische Politik beiseite – obgleich dazu noch viel
zu sagen wäre – und kehren abschließen noch einmal zum Iran zurück. Ver-
borgenes Tauziehen gibt es dort nämlich auch, oder besser gar nicht einmal
mehr so verborgen. Präsident Achmedi-Nedschad gehört offenbar einer Art
schiitischer Bruderschaft an – und versucht konsequent, aber mit wechseln-
dem Erfolg, Leute dieser Bruderschaft auf alle einflußreichen Posten zu bug-
sieren.

Neben dem aufs Ausland zielenden Zweck seiner derzeit so heftig umstritte-
nen Äußerungen ist darum auch ein innenpolitischer Zweck unübersehbar.
Hier wie dort appelliert Achmedi-Nedschad eher an die Völker, ein die unte-
ren Schichten, als an die Regierenden und die oberen Zehntausend. Innen-
politisch setzt er dabei ohne Frage auf den Solidarisierungseffekt im Volk
angesichts äußeren Drucks. Das kann schiefgehen, aber wahrscheinlicher ist,
daß er damit gegenüber den pragmatischen Kräften – wie Rafsandschani –
und den konservativen – wie Chamenei – Punkte machen kann.

Was schließlich bedeutet des Präsidenten Herkunft aus jener Bruderschaft?
Eine gesteigerte Aggressivität kann ich nicht ausmachen. Eher war es sogar
so, daß Aussagen, die in der ganzen islamischen Welt sozusagen Konsens
sind und bei entsprechenden Gelegenheiten regelmäßig zu erwarten sind,
diesmal aufgespießt und international breitgetreten, oder vielmehr: erst noch
zugespitzt (und teilweise verfälscht) wurden.

Freilich war die Aufmerksamkeit auch nicht ganz unberechtigt, denn zumin-
dest amtierende Staatspräsidenten pflegten bisher auch im islamischen Raum
eine gewisse Diplomatie. Achmedi-Nedschad ist offenkundig kein Diplomat.
Dies aber scheint durchaus mit jener Bruderschaft zusammenzuhängen, deren
Geist anscheinend weniger aggressiv – wie manche meinen – ist, sondern
eher „fatalistisch“. Was bedeutet, daß Achmedi-Nedschad niemanden angrei-
fen wird. Aber er wird unbeirrt an seiner Linie festhalten, an dem, was er für
richtig erkannt zu haben meint, und keine Kompromisse um des Friedens
willen schließen. Wenn Israel oder die Amerikaner den Iran angreifen sollten,
dann wird ihn das nicht freuen, aber er wird es, so schätze ich die Lage ein,
als gottgegebenes Schicksal annehmen.

Darin vor allem liegt seine Gefährlichkeit. Die freilich nicht die weitaus
größere Gefährlichkeit jener übersehen lassen darf, die bereits lauernd in
Wartestellung liegen und den Angriff vorbereiten.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Dichtung und Wahrheit, Robert, viel Dichtung, wenig Wahrheit. Unwidersprochen darf Dein Beitrag hier nicht lange stehen bleiben und viel Zeit zum weiteren Recherchieren habe ich nicht. Deshalb eine kurze, prompte Antwort.

Deine Ausführungen zur iranischen Armee beruhigen nicht und unverständlich bleibt Deine Aussage, sie verfüge über eine beträchtliche defensive Stärke. Grundsätzlich sind Waffensysteme - bis auf wenige Ausnahmen - defensiv und offensiv zu nutzen. Das war bereits bei der alten Stella Matutina so und ist bei modernen Waffen nicht anders. Nachdenklich stimmen die Erkenntnisse des BND, wonach der Iran von Nordkorea 18 Raketen-Bausätze des mobilen Typs BM-25 gekauft habe. Diese Raketen haben eine Reichweite von 2500 km. Achmedinedschad lässt diese auf Basis der russischen U-Boot-Rakete SS-N-6 auf 3500 km ausbauen. Um die defensive Schlagkraft zu erhöhen und den Iran schon in Berlin zu verteidigen? Nein. Doch wohl eher, um die offensive Kraft seiner Armee zu erweitern.

Du behauptest, Iran habe auf Grund seiner wirtschaftlichen Entwicklung kein Interesse, sich in einen Krieg verwickeln zu lassen. Das spricht für Dich, aber es kommt auf die Parameter an, die man an die Entwicklung eines Landes anlegt und auf die Zielvorgaben der Staatsführung. Und die sind im Falle des aktuellen iranischen Präsidenten wohl klar. Nach seinem Wahlsieg machte er seinen Anhängern deutlich, wofür seine Präsidentschaft stehen wird: „Wir haben die islamische Revolution nicht gemacht, um die Demokratie einzuführen.“ - „Ich bin ein reiner Fundamentalist.“ Der entscheidende Satz (lies jetzt bitte genau, Robert!): „Unsere Revolution versucht eine weltweite Herrschaft zu erreichen.“ Für den Fall, dass Du überlesen haben solltest, nochmal: „Unsere Revolution versucht eine weltweite Herrschaft zu erreichen.“ In einem derart rigiden Denksystem haben alle staatlichen Organe und Belange nur insoweit Platz und Bedeutung, als sie der Erlangung der klar vorgegebenen Ziele dienen. Dies gilt auch für die Wirtschaft.

Beinahe rührend muten Deine Aussagen über die atomare Bewaffnung des Iran an. Der Iran verfüge über keine solche und strebe sie erklärtermaßen auch nicht an. Die Perser hätten sich ja im Atomwaffensperrvertrag verpflichtet, auf derartige Waffen zu verzichten. Weshalb nur taucht in mir das Bild Chamberlains auf, der auf dem Londoner Flughafen von München kommend ein wertloses Stück Papier gen Himmel streckte und allen die es hören wollten Frieden für „unsere Generation“ versprach? Nur wegen Hitlers lumpiger Unterschrift unter das Münchner Abkommen? Lächerlich. Grotesk!
Das Problem dieser Causa liegt in der Tatsache, dass Urananreicherung zu friedlicher Nutzung erlaubt ist. Noch mehr Sinn allerdings macht sie, wenn eine kriegerische Nutzung angestrebt wird. Man sollte nicht den Fehler begehen, das Atomprogramm des Iran isoliert zu betrachten, sondern es in Beziehung zum Mittelstreckenraketenprogramm des Landes setzen. Rufen wir einen neutralen Dritten in den Zeugenstand, die IAEA. Diese Organisation ist einer wie auch immer gearteten Amerika- oder Israelfreundlichkeit gänzlich unverdächtig. Dafür steht schon ihr Vorsitzender El Baradei, wofür er auch den Nobelpreis erhielt. Einer ihrer Inspektoren meinte: „Wenn ich mir alles auf den Tisch lege, was wir an Erkenntnissen über das iranische Nuklearprogramm besitzen, sowie sämtliche Informationen, die wir über das iranische Mittelstreckenraketenprogramm besitzen, dann lautet meine Antwort auf die Frage, ob Iran die Bombe baut, folgendermaßen: Es sieht aus wie eine Ente, es watschelt wie eine Ente und es macht quack quack. Was, bitte, glauben Sie, was das ist?“

Ein zusätzlich, von Dir, lieber Robert, nicht erwähntes Problem ist der Ausbau Irans zu einem Zentrum terroristischer Aktivitäten. In einer großen Zeitungsannonce stand im August in der iranischen Zeitung Partow-e Sokhan zu lesen: “Märtyrerattacken sind die höchste Tugend und der höchste Mut.“ Verantwortlich hierfür war die radikalste Todesschwadron Ansar Hisbollah. Ihr Führer Maham-madresa Jafari übertreibt wohl, wenn er behauptet, 50000 Selbstmordattentäter stünden bereit. Geheimdienste entwerfen ein Szenario, wonach Iran Al Qaida und anderen Radikalen chemische und biologische Kampfstoffe bereitstellen könnte.

Dein Beitrag, Robert, erweckt den Eindruck als habest Du mit Achmedinedschad neulich Falafel gegessen. Hat er bei diesem Treffen nicht erwähnt, was er bei anderer Gelegenheit schon gesagt hat: „Die Welle der islamischen Revolution wird bald die ganze Welt erreichen.“?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Lieber Tacitus, ich habe mir nicht ernsthaft eingebildet, dich überzeugen
zu können. Die übrigen Leser mögen sich selbst ein Bild machen. Jetzt
bloß nur eine kurze Erwiderung und ein Nachtrag.

Zu Achmedi-Nedschads Zitat von der »weltweiten Herrschaft der (isla-
mischen) Revolution« darf ich an George Bush jun. erinnern, der in einer
Rede vom 6. November 2003 sagte: »The establishment of a free Iraq in
the heart of the Middle East will be a watershed event in the global de-
mocratic revolution.«

Die „Weltrevolution“: Der eine ist längst dabei und watet zur Not in
Blut, wenn’s mit Geld allein nicht klappt, der andere führt orientalisch-
großspurige Reden. Dem einen wirft man (ohne jeden Beleg, sondern
gegen die Evidenz) vor, nach Atomwaffen zu streben, der andere hat sie
– und hat sie auch längst eingesetzt, und überdies neuerdings eine Dok-
trin zum nuklearen Erstschlag beschlossen.

Damit will ich nicht sagen, daß Achmedi-Nedschad die islamische Revo-
lution nicht ausbreiten wolle. Natürlich will er. Die iranische Politik hier-
zu besteht aber nicht in Angriffskriegen – das wäre auch absurd, weil
nicht zielführend –, sondern in der mehr oder auch weniger diskreten Un-
terstützung entsprechender Gruppen in potentiellen Zielländern.

Neben Libanon und Palästina kommt da aktuell besonders ein weiteres
Beispiel in Betracht, und dahin gehört auch mein angekündigter Nachtrag.
Ich hatte das vorhin ob der Länge meines Beitrags am Ende doch verges-
sen. Es handelt sich um den pikanten Umstand, daß die schiitischen, ira-
nisch unterstützten und zum guten Teil auch gelenkten Badr-Brigaden,
vor welchen die Amerikaner mindestens Anfang 2003 noch öffentlich
warnten, mittlerweile die offizielle irakischen Polizei und das im Aufbau
befindliche Militär unterwandert haben, wesentliche Führungspositionen
besetzen und Eliteeinheiten stellen. Dies ganz offensichtlich mit Wissen
und Willen der amerikanischen Besatzungsmacht.

Es häufen sich Berichte, nach denen nächtlich Wohnungen vermuteter
sunnitischer Aktivisten und alter oder neuer Baathisten von solchen aus
den Badr-Brigaden rekrutierten Sonderkommandos gestürmt werden, die
stets schwarz maskiert auftreten, ausgerüstet mit Nachtsichtgeräten ame-
rikanischer Bauart. Üblicherweise werden die männlichen Bewohner
mitgenommen, am nächsten Tag werden sie irgendwo gefesselt und er-
schossen aufgefunden.

Über das Kalkül hinter dieser Taktik der Amerikaner bin ich mir noch
nicht völlig im klaren. Es scheint, als habe man jede Hoffnung auf Befrie-
dung des Irak aufgegeben – so man sie je wirklich hatte – und setze auf
Bürgerkrieg und Zersplitterung des Landes. Was im übrigen auch die ein-
zige möglicherweise erfolgversprechende Strategie in einem Krieg gegen
den Iran wäre.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Auch mir war natürlich klar, dass Du Dich nicht würdest überzeugen lassen. Möge der geneigte Leser sich seine Meinung bilden.
Zwei Elemente Deines letzten Beitrages möchte ich doch noch kritisieren, es handelt sich eigentlich um argumentative Formalia:

1. Die "moralische" Gleichsetzung von demokratischer und islamistischer Revolution.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Zu Achmedi-Nedschads Zitat von der »weltweiten Herrschaft der (isla-
mischen) Revolution« darf ich an George Bush jun. erinnern, der in einer
Rede vom 6. November 2003 sagte: »The establishment of a free Iraq in
the heart of the Middle East will be a watershed event in the global de-
mocratic revolution.«
Es sollte auch für Dich ein qualitativer Unterschied bestehen zwischen einer demokratischen Gesellschaft, in der man sich mindestens bemüht, etwas wie Menschenrechte, Freiheit et al. einigemaßen zu verwirklichen, und einer islamistischen Gesellschaft, die sich nach der Scharia zurechtschlachtet (was z.Zt. im Iran geschieht!).

2. Deine Obsession, sobald aus den USA auch nur die Nachttöpfe geliefert werden, eine amerikanische Verschwörung und Taktik zu wittern.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Es handelt sich um den pikanten Umstand, daß die schiitischen, ira-
nisch unterstützten und zum guten Teil auch gelenkten Badr-Brigaden,
vor welchen die Amerikaner mindestens Anfang 2003 noch öffentlich
warnten, mittlerweile die offizielle irakischen Polizei und das im Aufbau
befindliche Militär unterwandert haben, wesentliche Führungspositionen
besetzen und Eliteeinheiten stellen. Dies ganz offensichtlich mit Wissen
und Willen der amerikanischen Besatzungsmacht. ...
Über das Kalkül hinter dieser Taktik der Amerikaner bin ich mir noch
nicht völlig im klaren.
Weshalb kommt Dir eigentlich nicht in den Sinn, dass die Schiitten im Auftrag Irans und von dort gesteuert die irakische Sicherheitskräfte unterwandern? Aber sobald die Nachtsichtgeräte aus den USA sind, handelt es sich um amerikanische Taktik. Ich kann das von Dir genannte Problem von Bayreuth aus nicht abschließend beurteilen. Du von Mitte aus aber auch nicht.
Solange dies aber der Fall ist, solltest Du Dich nicht dem süßen Gift der Verschwörungstheorien hingeben. Begegne bitte der amerikanischen Regierung mit der gleichen Sympathie wie den Schlächtern im Iran. Oder nein, besser noch: begegne den Teheraner Blutsäufern mit der gleichen Kritikwut, mit der Du die Amis überziehst!

Salam aleikum, Shalom, Peace.
Tacitus

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Ewald Mrnka
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Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Tacitus hat geschrieben:Ich mache mir Sorgen, dass eine iranische Atombombe auf Berlin-Mitte mir einen neugewonnenen virtuellen Freund mitsamt seiner Familie rauben würde!
Don´t worry, und nur keine Panik auf der Titanic; ich kann Dich beruhigen:

Aus dem Iran käme diese Bombe gewiß nicht. Mit dem Iran haben wir nämlich keine Probleme und noch nicht einmal eine "jüngste Vergangeheit" aus dem vergangenen Jahrhundert zu "bewältigen"; außerdem haben Iraner in den letzten vergangenen zwei tausend Jahren bis in die Gegenwart hinein überhaupt keine Weltmachtsphantasien gepflegt.

Tipp: Wenn man sich von der USraelischen Propaganda nicht beeindrucken läßt, schläft man ruhiger.

Wo sind denn, bitteschön, die "Massenvernichtungswaffen" vom bösen Väterchen Saddam?!

Die einzige Macht, die im Nahen Osten über Massungsvernichtungswaffen verfügen, ist Israel, das wahre Reich des Friedens, der Moral & der Demokratie. Halleluja.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Tacitus hat geschrieben:Ich kann das von Dir genannte Problem von Bayreuth aus nicht abschließend beurteilen.
Die Franken, die Franken, die tun gern einen tanken! :mrgreen:

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Nietenolaf
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Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2003, 14:26
Wohnort: Blasegast

Beitrag von Nietenolaf »

Tacitus hat geschrieben:...ein qualitativer Unterschied [soll] bestehen zwischen einer demokratischen Gesellschaft, in der man sich mindestens bemüht, etwas wie Menschenrechte, Freiheit et al. einigemaßen zu verwirklichen, und einer islamistischen Gesellschaft, die sich nach der Scharia zurechtschlachtet...
Immer diese Besserwessis. "Zurechtgeschlachtet"... geht's noch billiger? Tacite, Du wirst entsetzt sein, daß in meinen Augen eine "islamistische" Revolution nicht schlimmer ist, als eine "weltweite demokratische". Die letztere ist in ihren Grundzügen sehr, sehr biblisch - im negativen Sinn. Und in der Praxis ist sie es, die sich die Völker "zurechtschlachtet". Die erstere dagegen ist als Ideal bestenfalls ein Heldenmythos aus grauer Vorzeit: der Mahdi wird erstehen und Millionen Ungläubiger werden vor ihm im Staube kriechen... Wir können ja mal die "Zurechtgeschlachteten" der jeweiligen Revolution zusammenzählen.

PS: Was meinst Du mit "Menschenrechten"? Was mit "Freiheit"?

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Einige Politiker im Iran kämmen arg gegen den Strich. Die lassen kein Tabu & Dogma aus - und liefern sich selbst ans Messer (oder an den Galgen). Wirklich greulich & abscheulich.

Man wird diese Politiker umbringen müssen und einen Krieg gegen den Iran vom Zaune brechen. Das ist diesmal sogar auch ganz im Interesse unserer deutschen Nomenklatura. Dafür sollte man auch deutsche SoldatInnen hinschicken.

Und wie das wieder einmal haargenau ins geostrategische Konzept der einzigen Weltmacht paßt!

USrael finden stets einen casus belli für ihre gerechten und stets sieg- und erfolgreichen Kreuz- und Eroberungskriege.

Das hat der Herr Zebaoth wieder mal schän arrangiert.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

DieWelt hat geschrieben:Er erneuerte seine Forderung, den Staat Israel in den Westen zu verlegen.
Aber Israel gehört doch zu Europa - oder? Die machen doch schließlich auch beim "Eurovision Song Contest" mit... :hmm:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Juergen hat geschrieben:
DieWelt hat geschrieben:Er erneuerte seine Forderung, den Staat Israel in den Westen zu verlegen.
Aber Israel gehört doch zu Europa - oder? Die machen doch schließlich auch beim "Eurovision Song Contest" mit... :hmm:
Russland spielt auch Fussball im Europa Cup

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Juergen hat geschrieben:
DieWelt hat geschrieben:Er erneuerte seine Forderung, den Staat Israel in den Westen zu verlegen.
Aber Israel gehört doch zu Europa - oder? Die machen doch schließlich auch beim "Eurovision Song Contest" mit... :hmm:
Israel ist überall; die gehören nach Europa, wie die Türken?!

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Beim Eurovision Song-Contest werden die Iraner wohl nie mitmachen, mindestens solange Achmadinedschad (hurra, ich kann seinen Namen auswendig schreiben!) il presidente del governo ist. Er lässt nämlich das Abspielen westlicher Musik im Rundfunk verbieten. Nachlesen kann man's hier im Spiegel.
Welch innovative Idee, Machmud!

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Cosimo
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Beitrag von Cosimo »

Ein taktisch eher unkluger Schritt von Ahmadī Nežād aber doch in irgend einer Weise nachvollziehbar wenn man darin sein unermüdliches und z.T. achtenswerte Bestreben erkennt die IR Iran wieder zu den Idealen der Revolution zurückzuführen. Das wunderbare Land hat sich in der Tat in den letzten Jahren rasant verändert leider nicht immer zum Besten im Auge der Mullahs. Aber Tacitus Du brauchst Dir keine Sorgen machen die Schickeria von Tehran-Elahiyeh wird weiter ihre Wege finden an die äußerst begehrte westl. Musik zu gelangen :ja: .

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Cosimo hat geschrieben:... achtenswerte Bestreben erkennt die IR Iran wieder zu den Idealen der Revolution zurückzuführen.
?

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Tacitus hat geschrieben:
Cosimo hat geschrieben:... achtenswerte Bestreben erkennt die IR Iran wieder zu den Idealen der Revolution zurückzuführen.
?
Cosimo meint wohl, daß der Koran ehrenhafter ist als Coke und Donald Duck.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Cosimo meint wohl, daß der Koran ehrenhafter ist als Coke und Donald Duck.
Pfuh sogar die Schriften der größten Häretiker sind ehrenhafter als das.
Aber dafür sind sie ja gar nicht da. Coke und donald Duck sind zum konsumieren da. Und beides mache ich damit. Coke weils mir schmeckt. Und Donald Duck weils mich belustigt ohne das ich nachdenken muß (tut manchmal ganz gut).
Wer mehr darin sieht oder nen Lifestyle daraus macht ist selber schuld.

LG
Fiore
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Cosimo
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Beitrag von Cosimo »

Tacitus hat geschrieben:
Cosimo hat geschrieben:... achtenswerte Bestreben erkennt die IR Iran wieder zu den Idealen der Revolution zurückzuführen.
?
Ich wüsste nicht was ich jetzt unklar formuliert hätte.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:
DieWelt hat geschrieben:Er erneuerte seine Forderung, den Staat Israel in den Westen zu verlegen.
Aber Israel gehört doch zu Europa - oder? Die machen doch schließlich auch beim "Eurovision Song Contest" mit... :hmm:
Russland spielt auch Fussball im Europa Cup
Auch die Briten machen mit und die sind schlieslich auch nurmehr Schoßhündchen der Amis. Ich würde da ja vorschlagen das die ihre Armada packen und die Insel in richtung USA versetzen. Ein stern mehr in der AMiflagge.

LG
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Israel nach Deutschland, England nach Amerika, Österreich in die Mülltonne ... Du bist ein gelehriger Schüler Achmadinedschads.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Cosimo hat geschrieben:
Tacitus hat geschrieben:
Cosimo hat geschrieben:... achtenswerte Bestreben erkennt die IR Iran wieder zu den Idealen der Revolution zurückzuführen.
?
Ich wüsste nicht was ich jetzt unklar formuliert hätte.
Garnix, Cosimo. Ich frage mich nur, was an dem Bestreben zu den Idealen der iranischen Revolution zurückzukehren achtenswert sein soll.
Willkommen übrigens im Forum!

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Ewald Mrnka hat geschrieben:USrael finden stets einen casus belli für ihre gerechten und stets sieg- und erfolgreichen Kreuz- und Eroberungskriege.
SI VIS PACEM, PARA BELLUM!
Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor!

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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Tacitus hat geschrieben: SI VIS PACEM, PARA BELLUM!
Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor!
Könnte von den Mullahs stammen :mrgreen:
Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen. - Kurt Tucholsky

Raphael

Beitrag von Raphael »

nemesis hat geschrieben:
Tacitus hat geschrieben: SI VIS PACEM, PARA BELLUM!
Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor!
Könnte von den Mullahs stammen :mrgreen:
Es gibt nicht nur "Schnittmengen" zwischen dem Nominalismus und dem Protestantismus, sondern auch zwischen dem Islam und dem Protestantismus .....

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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