Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

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Caviteño
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Caviteño »

Gallus hat geschrieben:Wenn man die "Daseinsvorsorge" (was immer das sein soll) verstaatlichen will, warum dann eigentlich nicht die gesamte Lebensmittelproduktion? Gibt es etwas, was für das "Dasein" wichtiger ist, als das tägliche Brot?
Ja - Energie in Form von Strom oder Gas, mein Lieblingsbeispiel.

Wie willst Du Brot backen, ohne Energie? :achselzuck: Natürlichkann jetzt wieder das Beispiel eines holzbefeuerten Backofens hervorgekramt werden. Das ist jedoch in unserer Gesellschaft reine Utopie. Ohne Energie in Form von Strom (überwiegend) läuft nichts - kein Wasser, kein Geldautomat, kein Krankenhaus, kein Supermarkt, die meisten Gefängnistüren, keine Tankstelle, keine Heizung - nix, nada, nothing. Ich empfehle jedem das Buch Blackout, in dem ein längerer Stromausfall - natürlich im Winter - in Europa geschildert wird.....

Für eine vollständige Privatisierung der Bahn spricht sich auch Wolfram Weimer aus und verweist auf das Beispiel der Lufthansa. Die war bis 1962 fast vollständig in Staatsbesitz und wurde erst 1997 vollständig privatisiert:
Gäbe es im Schienenverkehr einen offenen Markt, moderne, dezentrale Strukturen, Konkurrenz und mehrere Anbieter, dann wären wir den Weselskys dieser Welt nicht so ausgeliefert. Denn deren Macht lebt nur vom Monopolismus.
Ausgerechnet Deutschlands Lebensader der Mobilität zentral-planwirtschaftlich-autoritär zu organisieren und in die Hände politischer Machthändel zu legen, ist irgendetwas zwischen abstrus, fahrlässig und anachronistisch. Das ist in etwa so klug als ob man über staatliche Internetmonopole mit Web-Beamten E-Mails im Land nach Ministeriums-Fahrplan und Gewerkschaftserlaubnis verteilen würde.
(...)
Am Beispiel der Lufthansa kann man gut nachvollziehen, wie segensreich so eine Privatisierung wirken kann. Die politische Linke und Gewerkschaften wetterten weiland zwar und sagten Apokalyptisches (vom sozialen Kahlschlag über Preiserhöhungen bis zu weniger Sicherheit, ja den unausweichlichen Ruin) voraus.
In Wahrheit passierte das genaue Gegenteil. Die Lufthansa konnte nur dank ihrer Privatisierung zu einer der erfolgreichsten und besten Airlines der Welt aufsteigen. Die Qualität des Fliegens ist für die Menschen gestiegen, das Angebot hat sich vervielfacht, die Preise sind durch Wettbewerb gesunken – selbst die Sicherheits-Standards sind seit der Privatisierung noch einmal verbessert worden.
http://www.handelsblatt.com/politik/deu ... 13516.html

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overkott
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:Für eine vollständige Privatisierung der Bahn spricht sich auch Wolfram Weimer aus und verweist auf das Beispiel der Lufthansa.
Die Privatisierung der Bahn ist vor zwanzig Jahren eingeleitet worden. Sie betrifft nach EU-Recht vor allem die Trennung von Netz und Betrieb. Private Betreiber bewirtschaften vor allem den Personennahverkehr. Dort sind sie im öffentlichen Auftrag tätig und werden entsprechend subventioniert. Auch im Güterverkehr engagieren sich Privatbetreiber. Der Marktanteil wird jedoch nicht in Personen oder in Tonnen beförderter Güter angegeben, auch nicht in Euro, sondern in gefahrenen Kilometern. In dieser Hinsicht hat das Verkehrsaufkommen zugenommen und liegt bei einem guten Viertel.

Eine Privatisierung der Bahn AG ist in der Finanzkrise 2011 auf Eis gelegt worden. Industrie und Handel wiesen in einer Studie darauf hin, dass sich eine Privatisierung [ für sie als Kunden ] nicht rechne und daher die Bahn [ und damit indirekt sie als Kunden ] auch nach einer Privatisierung auf Subventionen angewiesen sei. Gleichwohl können nicht rentable Strecken stillgelegt und die Beförderung durch private Buslinien oder Speditionen ersetzt werden. Dies wird im Fernverkehr ansatzweise praktiziert.

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mensch
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von mensch »

Berliner Morgenpost, 29.07.2015 hat geschrieben:Ein Gewinneinbruch zwingt die Deutsche Bahn zu einem radikalen Konzernumbau. Bahnchef Rüdiger Grube führte den deutlichen Ergebnisrückgang im ersten Halbjahr vor allem auf die Lokführerstreiks und mehrere Unwetter zurück. [...] Die Bahn schloss einen Stellenabbau nicht aus.
Da hat die GDL großes geleistet.

Mauritius
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Mauritius »

Fernbus ist billiger!

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umusungu
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von umusungu »

overkott hat geschrieben:Private Betreiber bewirtschaften vor allem den Personennahverkehr. Dort sind sie im öffentlichen Auftrag tätig und werden entsprechend subventioniert.
Subventioniert werden die Nutzer des Personennahverkehrs durch niedrige Fahrpreise.

Caviteño
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Caviteño »

Mauritius hat geschrieben:Fernbus ist billiger!
Der Flieger häufig auch.

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ziphen
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von ziphen »

Die Hannoversche Allgemeine kündigt Ungemach für berliner Bahnreisende an.
haz.de hat geschrieben:Der Hauptbahnhof muss umfassend saniert und für den Fernverkehr zeitweise komplett gesperrt werden, wie die Bahn dieser Zeitung bestätigte.
Super, noch so eine bauliche Meisterleistung.
Wenn böse Zungen stechen, / mir Glimpf und Namen brechen, / so will ich zähmen mich; /
das Unrecht will ich dulden, / dem Nächsten seine Schulden / verzeihen gern und williglich.

Paul Gerhardt: O Welt, sieh hier dein Leben

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Niels
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Niels »

[Aufgrund der Entferung eines Beitrages konnte dieser ad hominem-Teil entfernt werden. Ecce als Mod.]
In Essen dauerte der Zirkus damals - glaube ich - ungefähr anderthalb Jahre... als das Kulturhauptstadtjahr 2010 endlich vorbei war, war der Hbf wenig später komplett saniert. :narr:

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Niels
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Niels »

"Zug bleibt nach Eröffnung der neuen Bahn-Express-Strecke liegen": https://www.welt.de/vermischtes/article ... iegen.html
Einer der beiden Sonderzüge blieb am Abend auf dem Rückweg nach München liegen (...). Der Zug habe insgesamt rund eine Stunde gestanden, am späten Abend fuhr er zunächst weiter – sollte dann aber einen Sonderhalt in Bamberg einlegen. Grund für die Panne war nach ersten Erkenntnissen eine technische Störung am Fahrzeug. Man arbeite mit Hochdruck daran, das Problem zu beheben, hieß es bei der Bahn.
An Bord waren etwa 150 bis 200 Ehrengäste und Journalisten. Eigentlich hätte der Zug um 23.15 Uhr in München ankommen sollen. (...)
Bild
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Caviteño
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Caviteño »

Wenn wundert das in diesem Land noch, wenn ein Pofalla führend bei der Bahn tätig ist.

In Baden-Württemberg sinken die Schienen ab, Ausweichstrecken und Notfallpläne gibt es nicht, ein Zug bleibt bei der Eröffnungsfahrt liegen, die Bahnhöfe entwickeln sich zu Kriminalitätsschwerpunkten und die verzögerungsfreie Ankunft eines Sonderzuges ist bereits eine Zeitungsmeldung wert.
Zum Höhepunkt des Bahnfesttages waren zwei ICE-Sonderzüge am Freitagnachmittag ohne Verzögerungen im Berliner Hauptbahnhof eingefahren – auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stieg kurz zu.
(Hervorhebung von mir)

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/u ... 32222.html

#fedidwgugl :breitgrins:

Da will man in den Wettbewerb mit China einsteigen, ein Land, das in der Lage ist, innerhalb von fünf Jahren mehr Kilometer Hochgeschwindigkeitsstrecken zu bauen als ganz D. bisher auf die Beine gestellt hat.
Die Gesamtlänge aller Schnellfahrstrecken ab einer Ausbaugeschwindigkeit von 200 km/h beträgt mit Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke Erfurt–Leipzig/Halle seit dem Jahr 2015 2635 Kilometer.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schnellfa ... eutschland

Bauzeit von 1991 - 2015
Im zweiten Halbjahr 2015 wurde die Marke von 20.000 Streckenkilometern überschritten, auf denen Hochgeschwindigkeitszüge unterwegs sind. Davon entfallen rund 11.000 Kilometer, die für Geschwindigkeiten zwischen 200 und 250 km/h trassiert sind, während auf 9.000 Kilometern Länge mit 300 km/h oder gar 350 km/h gefahren wird. Im Jahr 2020 soll das chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz gar auf 25.000 Kilometer angewachsen sein. Dabei gilt zu beachten, dass die schnellen Züge in verschiedenen Klimazonen verkehren. Im Norden Chinas können die Tiefsttemperaturen -40°C erreichen, während im Süden bis zu +45°C herrschen können — eine Herausforderung für die Infrastruktur und das rollende Material.
http://www.hochgeschwindigkeitszuege.co ... -china.php

:D :breitgrins:

Die Pleite des Eröffnungszuges wird den Kunden genüßlich von den Wettbewerbern vorgespielt werden....

Caviteño
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Caviteño »

Zur Baugeschichte der Trasse hier eine Zusammenfassung:

Neue ICE-Strecke: Weltrekord in Irrsinn und Langsambau

Die Kosten sind bei dem häufigen stop-und-go der politischen Entscheidungen kaum noch korrekt zu ermitteln. Als Beispiel dient die Geratalbrücke am Erfurter Kreuz:
Sie hatte bis zu ihrer Fertigstellung 2001 25 Millionen Euro gekostet. Wenn sie jetzt im Dezember 2017 in Betrieb genommen wird, ist sie schon 16 Jahre alt. Für die Abschreibung bedeutet dies: Sie ist bei Inbetriebnahme 2017 nur noch 6,7 Millionen Euro wert. Bei Baubeginn war der Zinssatz bei Bundesanleihen noch 5,5 Prozent. Das heißt: Die Kapitalkosten der einfach so da herumstehenden Brücke belaufen sich auf 40,5 Millionen Euro plus der Abschreibungen in Höhe von 6,7 Millionen Euro. Das sind Kosten, die in keiner Rechnung auftauchen. Kein privates Unternehmen würde so arbeiten – eine Insolvenz wäre unvermeidbar.
Dass dies alles möglich ist, hängt natürlich auch an der Staatsgläubigkeit der Deutschen, die private Infrastrukturprojekte ablehnen. Sie lassen lieber den Staat Milliarden versenken, bevor ein privater Investor und sei es nur eine finanzierende Bank, einen Gewinn kalkulieren kann.

Caviteño
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Caviteño »

Die Geschichte des Pannenunternehmens Deutsche Bahn wird auch heute fortgeschrieben:

Schnellfahrstrecke Berlin-München - Nächste Panne auf der neuen Bahnstrecke
Auf der Schnellfahrstrecke der Bahn zwischen Berlin und München hat es für manche Reisende auch zum Wochenbeginn eine unschöne Überraschung gegeben: Der ICE, der um 7.38 Uhr in Berlin starten sollte, fiel laut Online-Fahrplanauskunft aus. Zu den Gründen konnte eine Bahn-Sprecherin noch keine Angaben geben. Die Züge am früheren Morgen fuhren hier planmäßig.
Aber das ist noch nicht alles. Auch die Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main war am Wochenende wg. des Wintereinbruchs gesperrt.
Am Sonntag hatte die Deutsche Bahn die Trasse wegen des Wintereinbruchs gesperrt und die Fernverkehrszüge umgeleitet, damit sie mögliche witterungsbedingte Schäden beheben kann.
Bemerkenswert: Die Strecke ist doch ziemlich neu und da gibt es schon Schäden bei ein wenig Frost und Schnee? :hmm:

Früher warb die Bahn mal mit solchen Plakaten:

Bild

Die Zeiten sind wohl endgültig vorbei. Vermutlich gab es da auch keinen Schnee im Winter und im Herbst kein aggressives Laub auf den Schienen.

Caviteño
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Caviteño »

Ein Bericht über die Pünktlichkeit der Eisenbahn in Japan:

54 Sekunden zu spät? Eine Schande!
Sobald ein Shinkansen mehr als eine Minute verspätet ist, entschuldigt sich der Kondukteur. Zusammen mit den Autobahn-Staus melden Radio und Fernsehen auch Zugverspätungen, selbst solche, die nicht einmal in der als pünktlich geltenden Schweiz als Verspätungen wahrgenommen würden.
(...)
Es gibt viele Erklärungen für die Pünktlichkeit des Shinkansen, dazu gehören das Pflichtbewusstsein, die Hingabe und Disziplin des Personals – aber auch die Disziplin der Passagiere.
(...)
Allerdings sind in Japan auch die Vorortzüge, die S- und die U-Bahnen trotz einer enormen Verkehrsdichte pünktlich. Ihre häufigste Verspätungsursache sind Suizide. Bahn-Baustellen lassen die Japaner als Ausreden für Unpünktlichkeit nicht gelten. Vorige Woche entschuldigte sich die Tsukuba-Linie in Tokio über die Medien, dass einer ihrer Züge 20 Sekunden zu früh abfuhr.
Im Vergleich dazu ist D. ein Entwicklungsland auf unterer Stufe....

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TeDeum
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von TeDeum »

Wobei man aller berechtigten Kritik zum Trotz auch hinzufügen sollte, dass die Strecken in Japan getrennt sind. Auf der Strecke des Shinkansen verkehrt keine Bimbelbahn und auch kein maroder EC. Das ist quasi ein Bahnnetz im Bahnnetz. Erst diese strikte Streckentrennung ermöglicht die Pünktlichkeit.

Trotzdem oder gerade deshalb ist das japanische Modell imponierend.

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Protasius
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Protasius »

TeDeum hat geschrieben:
Mittwoch 13. Dezember 2017, 17:06
Wobei man aller berechtigten Kritik zum Trotz auch hinzufügen sollte, dass die Strecken in Japan getrennt sind. Auf der Strecke des Shinkansen verkehrt keine Bimbelbahn und auch kein maroder EC. Das ist quasi ein Bahnnetz im Bahnnetz. Erst diese strikte Streckentrennung ermöglicht die Pünktlichkeit.

Trotzdem oder gerade deshalb ist das japanische Modell imponierend.
Aber der Artikel verweist doch darauf, daß auch Vorortzüge und sonstiger Nahverkehr sehr pünktlich unterwegs sind:
Allerdings sind in Japan auch die Vorortzüge, die S- und die U-Bahnen trotz einer enormen Verkehrsdichte pünktlich. Ihre häufigste Verspätungsursache sind Suizide. Bahn-Baustellen lassen die Japaner als Ausreden für Unpünktlichkeit nicht gelten.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

RomanesEuntDomus
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Wie das in Japan funktioniert, sollte eigentlich klar sein. Aus gegebenem Anlaß (ein weiteres schweres Zugunglück wegen überhöhter Geschwindigkeit, weil der Lokführer Angst vor weiteren Demütigungen hatte) erschienen 2005 eine Reihe von Artikeln, unter anderem folgender:

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 33622.html
Die Unpünktlichen werden erniedrigt und bestraft

Auf der Suche nach einer Ursache für das Zugunglück in Japan mit 106 Toten geraten die Eisenbahngesellschaften ins Visier: Denn diese drohen Lokführern schon ab einer Verspätung von 90 Sekunden mit Kündigung oder erniedrigenden Strafen.

Japan ist für seine überaus pünktlichen Züge bekannt, Verspätungen werden hier nicht in Minuten, sondern Sekunden gemessen. Fährt ein Shinkansen-Schnellzug 60 Sekunden nach dem Fahrplan in den Bahnhof ein, wird er schon offiziell als „verspätet“ angezeigt. Lokführer verspäteter Züge müßten eine erniedrigende Prozedur der „Nacherziehung“ erdulden, würden vor Kollegen angeschrien und von Vorgesetzten gedemütigt. Unverhohlen werde ihnen mit Kündigung gedroht, falls ein solcher Fehler nochmals vorkommt, klagen Gewerkschaftler.

Ein Lokführer, der an einer Station vorbeigefahren war, mußte wochenlang sechs- bis achtseitige Entschuldigungsschreiben formulieren, sein Versagen begründen und die Unannehmlichkeiten beschreiben, die er verursacht hatte. Ein anderer Delinquent wurde in seiner Uniform, die ihn für alle erkenntlich als Zugführer auswies, an den Bahnsteig verdammt, er mußte jeden vorbeifahrenden Kollegen grüßen, ihnen eine gute Reise wünschen. ... Dieser disziplinierende psychologische Druck habe schon zu Selbstmorden geführt.

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Niels
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Niels »

Kauf auf dem Weg zum Flugzeug eine Banane - und wundere Dich: https://www.youtube.com/watch?v=Um62_nqccC8
:kugel:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Raphael

Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Raphael »

Ein weiterer Beweis für die Existenz von Absurdistan: :emil:
"Rheinbahn": Für 120 Millionen Euro neue Züge bestellt –
aber ein wichtiges Detail übersehen


Es ist ein Desaster für die Düsseldorfer "Rheinbahn": Das Unternehmen investiert 120 Millionen Euro in neue Stadtbahnzüge, doch dann fällt bei der Jungfernfahrt auf, dass die Züge nicht an alle Bahnsteige passen.

Die Düsseldorfer "Rheinbahn" hat für einen dreistelligen Millionenbetrag neue Stadtbahnzüge bestellt, die zu breit für viele Haltestellen und damit für eine Linie unbrauchbar sind.

Bei der Testfahrt eines Prototyps des neuen Stadtbahnmodells vom Typ HF6 in der vergangenen Woche berührten Teile des Fahrzeugs am Duisburger Bahnhof Duissern die Bahnsteigkante. Das Unternehmen bestätigte dem stern einen entsprechenden "Kölner Express"-Bericht.
(Quelle)

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Juergen
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Juergen »

Kein Zugführer für Hönnetalbahn – Fahrgäste müssen sich Taxi nehmen. – Das ist ÖPNV in ländlichen Gegenden.

Früher hatten Jungens den Wunsch, später mal Lokomotivführer zu werden; daß jemand Triebfahrzeug-Führer werden wollte, habe ich nie gehört.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Niels
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Niels »

Ein so nahezu ziemlich sinnfreier Beitrag, wo auch ein "Freiherr Knigge" zu Wort kommt: https://www.gmx.net/magazine/reise/sitz ... n-33424094

Ich kenne das anders. Gerade den Koffer abgestellt, Jacke/Mantel ausgezogen und hingesetzt, kommt eine ältere Dame und sagt: "Entschuldigung, das ist Nr. 67. Sie sitzen auf meinem Platz." Irgendwann - war schon am Packen - stellte sich heraus, dass Platz 67 stimmte, sie aber im falschen Waggon war. Seitdem - ähnliches ist mir seitdem noch mehrfach passiert - bleibe ich ganz cool sitzen und frage ganz nett: "Welche Wagennummer?" - Dann löst sich das Problem schnell. :anton:
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Siard »

Niels hat geschrieben:
Montag 19. November 2018, 15:53
Ein so nahezu ziemlich sinnfreier Beitrag, wo auch ein "Freiherr Knigge" zu Wort kommt: https://www.gmx.net/magazine/reise/sitz ... n-33424094

Ich kenne das anders. Gerade den Koffer abgestellt, Jacke/Mantel ausgezogen und hingesetzt, kommt eine ältere Dame und sagt: "Entschuldigung, das ist Nr. 67. Sie sitzen auf meinem Platz." Irgendwann - war schon am Packen - stellte sich heraus, dass Platz 67 stimmte, sie aber im falschen Waggon war. Seitdem - ähnliches ist mir seitdem noch mehrfach passiert - bleibe ich ganz cool sitzen und frage ganz nett: "Welche Wagennummer?" - Dann löst sich das Problem schnell. :anton:
:D
Ja, solches ist nicht so ungewöhnlich.
Allerdings hat ein Kinoerlebnis es noch getopt:
Platznummer und Reihe stimmten zwar, sie befanden sich aber im falschen Film.

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Libertas Ecclesiae
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Wie fährt es sich eigentlich mit der Bahn in Coronazeiten? Hat da jemand von euch Erfahrungen?

Vor Corona war ich mehr oder weniger regelmäßig mit dem Zug unterwegs, jetzt seit mehr als zwei Monaten nicht mehr.

Ist es momentan (wieder) ratsam, mit der Bahn zu fahren, sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr?

Oder ist es besser, beim Auto zu bleiben?
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

Sascha B.
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Sascha B. »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Sonntag 17. Mai 2020, 11:14
Wie fährt es sich eigentlich mit der Bahn in Coronazeiten? Hat da jemand von euch Erfahrungen?

Vor Corona war ich mehr oder weniger regelmäßig mit dem Zug unterwegs, jetzt seit mehr als zwei Monaten nicht mehr.

Ist es momentan (wieder) ratsam, mit der Bahn zu fahren, sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr?

Oder ist es besser, beim Auto zu bleiben?
Ich fahre mit der Bahn zur Arbeit. Die Züge sind deutlich leerer als sonst. Während der Fahrt besteht Maskenpflicht. Kann auf längeren Strecken unangenehm sein. Seit einer Woche werden auch wieder Fahrkarten kontrolliert.
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

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Hubertus
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Re: Fahr mal wieder Bahn - und wundere dich

Beitrag von Hubertus »

Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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