Dieser Analyse wird niemand widersprechen. Aber dann fordert man einen Schuldenverzicht, um Griechenland im Euro zu halten:Das Projekt Griechenland-Rettung wird in diesen Tagen schon fünf Jahre alt, und ein Ende ist nicht in Sicht. Um die eigenen Bürger und die reformwilligen Politiker in den anderen Krisenländern dauerhaft bei der Stange zu halten, haben die Euro-Retter um Kanzlerin Angela Merkel eine Fiktion geschaffen: dass nämlich die Griechenland-Hilfe nichts kostet, weil das Land die Rettungskredite auf Heller und Pfennig an seine öffentlichen Gläubiger zurückzahlen wird.
Diese Fiktion wird seit Jahren mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufrechterhalten. Die Zinsen, die Griechenland entrichten muss, wurden Zug um Zug ermäßigt, die Zahlungsziele gestreckt.
Ökonomisch betrachtet sind diese Maßnahmen nichts anderes als lauter kleine Schuldenschnitte, politisch gesehen haben sie jedoch den unschätzbaren Vorteil, dass sie von der Mehrheit der Bürger – und der Mehrheit der Bundestagsabgeordneten – nicht als solche erkannt werden.
Dieses Mittel freilich haben die Europäer ausgeschöpft, noch viel weiter senken lassen sich die Zinsen nicht, und die Tilgungen sind schon größtenteils in die ferne Zukunft verschoben worden.
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Die Realität ist bekanntlich eine andere. Es fehlt in Griechenland an dem Willen und der Fähigkeit, das Nötige zu tun, um das Kartenhaus zu stabilisieren. Und die griechische Wirtschaft steckt womöglich schon wieder in einer Rezession, am Dienstag erst hat die EU-Kommission ihre Wachstumsprognose für 215 drastisch zurückgenommen.
Weitere Kredite an ein Land zu geben, dessen Schulden nicht tragfähig sind, wäre aber so, als würde man Geld in ein Fass ohne Boden schütten. Dem IWF, auch ein schwergewichtiger Kreditgeber Griechenlands, ist derlei fiskalische Unverantwortlichkeit gemäß den eigenen Statuten sogar schlichtweg verboten.
um anschließend wieder die Sachlage richtig zu analysieren:Sich endlich ehrlich zu machen und dem Bürger darzulegen, warum ein großzügiger Forderungsverzicht trotz allen verständlichen Widerwillens eher früher als später nötig wird, ist vor diesem Hintergrund allemal die vorzuziehende Lösung, gerade für die Bundesregierung. Diese Lösung wäre auch vermutlich die langfristig billigste – vor allem, wenn sie mit der glaubwürdigen Ansage verbunden würde, kein weiteres Geld hinterherzuschießen.
http://www.welt.de/wirtschaft/article14 ... loren.htmlAls dritte Alternative bliebe nur, sowohl weitere Kredite als auch einen Schuldenschnitt zu verweigern. Dann wäre ein "Grexit" unausweichlich. Griechenland wäre erst recht außerstande, seine Verbindlichkeiten zu bedienen, zumal eine neue griechische Währung fraglos stark abwerten würde, die Schulden aber weiter in Euro beglichen werden müssten.
Wie kann man nur glauben, daß GR nach einem Schuldenschnitt wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen wird?
Wie der Artikel selbst ausführt, sind Rückzahlungen und Zinszahlungen praktisch auf den St. Nimmerleins-Tag verschoben worden. Welche kassenmäßigen Auswirkungen hätte in solcher Schuldenschnitt, außer dem "guten Gefühl"?