Dunkles Mittelalter?
Verfasst: Mittwoch 2. November 2005, 12:15
Ein interessanter Artikel im Spiegel über die Lügen der frühen Neuzeit und der Aufklärung:
Wie die Erde zur Scheibe wurde
Wie die Erde zur Scheibe wurde
Literaturliste: http://myweb.dal.ca/jpekacz/Manuscripts.htm...
71) Honorius, 1,1: Mundus dicitur quasi undique motus. Est enim in perpetuo motu; Isidor, Etym 3,29: Qui ideo mundus est appellatus, quia semper in motu est.
cuius figura rotunda est ad modum pile (72)
et instar habet oui; elementis distinctus. (73)
Ouum quippe exterius vndique testa circumcluditur.
albumen vero testa circumcluditur
et vitellum albumine.
vitello vero gutta pinguedinis in qua vis germinis consistit.
Sic mundus celo quippe vt testa purus ether. (74)
Puro ethere turbidus aer
turbido aere terra que est materia germinis circumcluditur (75)
Deren Gestalt ist rund, auf die Weise eines Balls; (72)
und sie hat das Aussehen eines Eis, in den Elementen differenziert. (73)
Zumal ja ein Ei außen von allen Seiten von einer Schale umschlossen wird;
genauer: das Eiklar wird von der Schale umschlossen
und der Dotter vom Eiklar;
vom Dotter der Tropfen der Fruchtbarkeit, in dem die Keimkraft besteht.
So wird die Welt vom Himmel, das heißt: wie von einer Schale wird der reine Äther, (74)
vom reinen Äther wird die wirbelnde Luft,
und von der wirbelnden Luft wird die Erde umschlossen, die die Materie des Keimes ist. (75)
...
Quelle
Und Galileo Galilei gab es auch nicht...Dirk hat geschrieben:Ein interessanter Artikel im Spiegel über die Lügen der frühen Neuzeit und der Aufklärung:
Wie die Erde zur Scheibe wurde
jo!Ragnar hat geschrieben:
Und Gallileo Gallilei gab es auch nicht...
Ehrlich gesagt glaube ich diesen Deppem vom Spiegel keine Silbe. Die haben doch vom Mittelalter soviel Ahnung wie Fausts Gretchen von Quantenphysik.Dirk hat geschrieben:Ein interessanter Artikel im Spiegel über die Lügen der frühen Neuzeit und der Aufklärung:
Wie die Erde zur Scheibe wurde
Der Plagiatskünstler? Gibt Kopernikus' Werk als sein Werk aus, der Asch!Ragnar hat geschrieben:Und Galileo Galilei gab es auch nicht...
(zitat aus selbigen Artikel)Bislang sei man davon ausgegangen, dass Jesus Christus das Abendmahl an einem Altar gefeiert habe.
Du überraschst mich etwas. Was der Spiegel-Artikel schreibt, sind in der Forschung eigentlich Binsenweisheiten. Abgesehen von inhaltlich nichts ins Gewicht fallenden Ungenauigkeiten, die dem populärwissenschaftlichen Stil geschuldet sind. Der einzig gravierende Fehler der Artikels ist, daß er das ganze als neue Erkenntnis ausgibt. Neu mag aber immerhin die umfassende Materialsammlung mit diesem thematischen Schwerpunkt sein, die der vom Spiegel-Schreiber vorgestellte Autor veranstaltet hat.Stephen Dedalus hat geschrieben:Ehrlich gesagt glaube ich diesen Deppen vom Spiegel keine Silbe. Die haben doch vom Mittelalter soviel Ahnung wie Fausts Gretchen von Quantenphysik.Dirk hat geschrieben:Ein interessanter Artikel im Spiegel über die Lügen der frühen Neuzeit und der Aufklärung:
Wie die Erde zur Scheibe wurde
Hallo Robert,Robert Ketelhohn hat geschrieben:Stephen Dedalus hat geschrieben:Ehrlich gesagt glaube ich diesen Deppen vom Spiegel keine Silbe. Die haben doch vom Mittelalter soviel Ahnung wie Fausts Gretchen von Quantenphysik.Dirk hat geschrieben:Ein interessanter Artikel im Spiegel über die Lügen der frühen Neuzeit und der Aufklärung:
Wie die Erde zur Scheibe wurdeDu überraschst mich etwas. Was der Spiegel-Artikel schreibt, sind in der Forschung eigentlich Binsenweisheiten. Abgesehen von inhaltlich nichts ins Gewicht fallenden Ungenauigkeiten, die dem populärwissenschaftlichen Stil geschuldet sind. Der einzig gravierende Fehler der Artikels ist, daß er das ganze als neue Erkenntnis ausgibt. Neu mag aber immerhin die umfassende Materialsammlung mit diesem thematischen Schwerpunkt sein, die der vom Spiegel-Schreiber vorgestellte Autor veranstaltet hat.
Und wo so ein Quatsch einfach gedruckt wird, kann ich nur sagen: Diesen "Journalisten" glaube ich nichts mehr. Denn woher weiß ich denn, welcher Artikel verläßlich ist und welcher nicht? Ich selbst kann das nur in den seltensten Fällen beurteilen. Und den Vertrauensvorschuß, den manche Medien bei mir genießen, hat der Spiegel längst verspielt.Was der Spiegel dagegen über das Mittelalter in seiner gedruckten Form abläßt, hört sich so an:
"Roh tritt uns der Homo sapiens jener Zeit entgegen. Fühlte er sich überhaupt schon als Individuum im heutigen Sinne? Spiegel besaß damals kaum jemand. Kein Maler war in der Lage ein wirklichkeitsgetreues Porträt zu entwerfen. Und wo heute alle "ich" schreien, ertönte das Lob auf den Christengott."
"Vor allem ging es den Popen dabei um die Fesselung des Eros.
"In Wahrheit stöhnte das Mitelalter im Würgegriff schwarzberockter Spaßbremsen, die dem großen Mitraträger im Vatikan gehorchten. Und der konnte Sex nicht leiden. Auch der Ort, an dem die größte Anti-Lust-Kampagne ersonnen wurde, läßt sich benennen. Es war der Monte Cassino[...]"
"Wo auch diese Form, sexuelle Begierde zu betäuben, nicht fruchtete, bot der Papst ein anderes Ventil, über das sich die angestauten Emotionen austoben konnten - in Form von Gewalt"
"Nun - endlich - fühlte sich der Stuhl Petri stark genug, auch sein letztes großes Programm zur Volkserziehung zu starten: den breitangelgten Angriff auf den Geschlechtsakt."
usw., usf., ad infinitum.
Stephen Dedalus hat geschrieben:In einem anderen Forum hat jemand freundlicherweise ein paar Zitate aus dem weiteren Artikel zum Thema Mittelalter (der nicht online stand) zusammengestellt. Und da sträubt es einem doch die Haare
Stephen Dedalus hat geschrieben:Denn m. W. gab es die Vorstellung, die Erde sei eine Scheibe, im Mittelalter wirklich. Es war sicher nicht die einzige Überzeugung, aber mittelalterliche Weltkarten (z. B. Ebstorfer) zeigen das imho deutlich
Man muß immer genau hingucken, wofür die Karten hergestellt wurden.Stephen Dedalus hat geschrieben:...das mag im Hinblick auf diesen Artikel und die These "Das Mittelalter glaubte, die Erde sei eine Scheibe" wohl gelten. Aber schon muß ich wieder einschränken. Denn m. W. gab es die Vorstellung, die Erde sei eine Scheibe, im Mittelalter wirklich. Es war sicher nicht die einzige Überzeugung, aber mittelalterliche Weltkarten (z. B. Ebstorfer) zeigen das imho deutlich...
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Keine Frage, dieses Zitat ist Wort für Wort geistiger Dünnschiß der allerdünnsten Sorte. Das gilt aber nicht – überhaupt gar nicht – für die im hier thematisierten Artikel vorgestellte Arbeit von Reinhard Krüger.Stephen Dedalus hat geschrieben:In einem anderen Forum hat jemand freundlicherweise ein paar Zitate aus dem weiteren Artikel zum Thema Mittelalter (der nicht online stand) zusammengestellt. Und da sträubt es einem doch die HaareNein, das ist ein Mißverständnis. Schau mal die Weltkarten in deinem Atlas an. Das Prinzip ist dasselbe, und doch meinst du nicht, da habe jemand eine Scheibe darstellen wollen.Stephen Dedalus hat geschrieben:Denn m. W. gab es die Vorstellung, die Erde sei eine Scheibe, im Mittelalter wirklich. Es war sicher nicht die einzige Überzeugung, aber mittelalterliche Weltkarten (z. B. Ebstorfer) zeigen das imho deutlich
Die alten mappæ mundi wie die Ebstorfer Weltkarte sind als Projektionen gedacht, in der Regel der Nordhalbkugel. Manchmal ist auch die Südhalbkugel mit der vermuteten terra australis noch dargestellt, wie beispielshalber in der folgenden, an Martianus Capella angelehnten Weltkarte aus dem Wolfenbüttler Manuskript des Liber Floridus des Lambert von St. Omer (12. Jht.):
Auf den Seiten von Hans Zimmermann aus Görlitz, von welchen diese Abbildung stammt, findest du noch eine Fülle weiteren Materials zum Thema.
streng genommen hast du ja recht, aber ich denke man kann das wort mittelalter durchaus auch weiter gebrauchen. schließlich sagt man ja auch "die sonne geht unter / auf" was ja astronomische gesehen falsch ist, aber die korrekte formulierung wäre einfach un-praktisch.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich verzichte, wo immer möglich, bewußt auf den Begriff des „Mittelalters“ – obschon er im alltäglichen Sprachgebrauch fest verankert ist
nemesis hat geschrieben:streng genommen hast du ja recht, aber ich denke man kann das wort mittelalter durchaus auch weiter gebrauchen. schließlich sagt man ja auch "die sonne geht unter / auf" was ja astronomische gesehen falsch ist, aber die korrekte formulierung wäre einfach un-praktisch.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich verzichte, wo immer möglich, bewußt auf den Begriff des „Mittelalters“ – obschon er im alltäglichen Sprachgebrauch fest verankert ist