Wahlen in Israel

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Knecht Ruprecht
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Wahlen in Israel

Beitrag von Knecht Ruprecht »

Laut der Phoenixsendung ist eine russische Partei die 3 stärkste Kraft in Isreal geworden und im Gegensatz zur isralischen [araber] Arbeitspartei, ist diese proisraelisch. Vielleicht gibt ja wieder eine proisraelische Politik mit dem Likud, der Shas und den Russen. 8) Die mehr eh lieber als Araber sind.

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Pit
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Re: Wahlen in Israel

Beitrag von Pit »

Proisraelische Politik mit dem Likud-Block ?
Naja, dann sollte man vieleicht fragen, was auf Likudseite unter proisraelisch verstanden wird, oder ?

Und was die Araber betrifft:
Es haben auch Araber gewählt, oder hast Du da evtl. versehentlich israelische Araber mit Palästinensern verwechselt ?

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Laut der Phoenixsendung ist eine russische Partei die 3 stärkste Kraft in Isreal geworden und im Gegensatz zur isralischen [araber] Arbeitspartei, ist diese proisraelisch. Vielleicht gibt ja wieder eine proisraelische Politik mit dem Likud, der Shas und den Russen. 8) Die mehr eh lieber als Araber sind.
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Knecht Ruprecht
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Re: Wahlen in Israel

Beitrag von Knecht Ruprecht »

Pit hat geschrieben:Proisraelische Politik mit dem Likud-Block ?
Naja, dann sollte man vieleicht fragen, was auf Likudseite unter proisraelisch verstanden wird, oder ?

Und was die Araber betrifft:
Es haben auch Araber gewählt, oder hast Du da evtl. versehentlich israelische Araber mit Palästinensern verwechselt ?

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Laut der Phoenixsendung ist eine russische Partei die 3 stärkste Kraft in Isreal geworden und im Gegensatz zur isralischen [araber] Arbeitspartei, ist diese proisraelisch. Vielleicht gibt ja wieder eine proisraelische Politik mit dem Likud, der Shas und den Russen. 8) Die mehr eh lieber als Araber sind.
Israelische Araber fallen dadurch auf, gegen Israel zu sein. Eine vergleichende Parallel dazu wäre der Zustand in der Kirche, in der die homosexuellen Mitglieder dadurch auffallen gegen die Kirche zu sein.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Warum sollten die israelischen Araber gegen den Staat sein, deren Staatsbürger sie sind ?
Ich glaube, Du bist da gerade unbeabsichtigt einem kleinen Denkfehler "auf den Leim" gegangen, denn die israelischen Araber sind - grösstenteils - für (!) die Anerkennung des Staates Israel - verständlicherweise - und werden von radikalen Palästinensern nicht selten sogar als Verräter und dergleichen betrachtet.

Gruß, Pit
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Pit hat geschrieben:Warum sollten die israelischen Araber gegen den Staat sein, deren Staatsbürger sie sind ?
Ich glaube, Du bist da gerade unbeabsichtigt einem kleinen Denkfehler "auf den Leim" gegangen, denn die israelischen Araber sind - grösstenteils - für (!) die Anerkennung des Staates Israel - verständlicherweise - und werden von radikalen Palästinensern nicht selten sogar als Verräter und dergleichen betrachtet.

Gruß, Pit
Ich habe keinerlei Daten darüber, welcge Partei von welcher community gewählt wurde. Ich tippe einfach mal darauf, dass die israelischen Araber, die Arbeiterpartei gewählt haben, die im Vergleich zum Likud, Shas und der russischen Partei, gegen Israel ist und meinet wegen weniger für Isreal ist.
Bezeichnend für die Arbeiterpartei ist auch ihr arabisch ausehender Leader. Diesen Zustand sehe ich dafür verantwortlich, dass die Russenpartei aus dem Nichts ins Parlament kam.

miriam
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wahlen in israel

Beitrag von miriam »

die arabischen parteien haben nie eine rolle in der israelischen politik gespielt
die arabischen waehler haben auch bei diesen wahlen zu 70 % zionistische parteien gewaehlt.
die rechnung ist ganz einfach: die arabische bevoelkerung in israel betraegt 20 %, 20 % der knessetsitze waren24 sitze (20 % von 120 sitzen), soweit ich mich erinnern kann, gab es nie mehr als 11 arabische abgeordnete
bei dieser wahl haben die meisten arabischen parteien es nicht in die knesset geschafft.
wenn ich heute morgen bei den nachrichten richtig hingehoert habe, werden 5 arabische abgeordnete in der knesset sein
die arabischen israelis haben die gleichen probleme wie die juedischen israelis: wirtschaft, sicherheit usw.
arabische parteien, die "virtuelle" friedensvertraege mit nicht vorhandenen palaestinensischen partnern schliessen, ueberzeugen selbst die arabischen waehler nicht
shalom
elad

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ottaviani
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Re: Wahlen in Israel

Beitrag von ottaviani »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Laut der Phoenixsendung ist eine russische Partei die 3 stärkste Kraft in Isreal geworden und im Gegensatz zur isralischen [araber] Arbeitspartei, ist diese proisraelisch. Vielleicht gibt ja wieder eine proisraelische Politik mit dem Likud, der Shas und den Russen. 8) Die mehr eh lieber als Araber sind.
3 ist doch die shas partei oder hab ich mich da verhört dann die russen und dann der likud oder?

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Knecht Ruprecht
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Re: Wahlen in Israel

Beitrag von Knecht Ruprecht »

ottaviani hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Laut der Phoenixsendung ist eine russische Partei die 3 stärkste Kraft in Isreal geworden und im Gegensatz zur isralischen [araber] Arbeitspartei, ist diese proisraelisch. Vielleicht gibt ja wieder eine proisraelische Politik mit dem Likud, der Shas und den Russen. 8) Die mehr eh lieber als Araber sind.
3 ist doch die shas partei oder hab ich mich da verhört dann die russen und dann der likud oder?
Nein, die Russen haben diemal eine Russenpartei ins Parlament gewählt. Der Araber der Arbeiterpartei, hat sie meiner Meinung nach dazu gebracht.

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

aber die shas partei ist platz 3 :mrgreen:

miriam
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wahlen in israel

Beitrag von miriam »

ihr habt wirklich einen salat im kopf
shas ist die drittgroesste partei, amir peretz ist der vorsitzende der arbeiterpartei, er ist nicht araber, sondern ist mit seinen eltern aus marokko eingewandert (wenn ich mich nicht taeusche, war amir damals 2 jahre alt)
die arabischen parteiein werden zusammen 6 sitze in der knesset haben, weit unter ihrem proportionalen bevoelkerungsanteil, d.h. die israelischen araber haben zu 75 % zionistische parteien gewaehlt
shalom
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miriam
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wahlen in israel

Beitrag von miriam »

igor liberman hat eine partei gegruendet, die sich besonders fuer die interessen der russischen einwanderer (1.5 milionen in den letzen 10 jahren) einsetzen wird.
die partei bekam 13 sitze in der knesset, wird sich aber besonders um einwanderer kuemmern, nicht nur um russsische
shalom
elad

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

sag mal elad wie darf man diese pensionistenpartei einschätzen und was ist der unterschied zwischen shas und der partei des thora judentums fragen über fragen
danke für die mühe im voraus

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

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OK, die "Guten" sind in der Minderheit. Aber im Gegensatz zur Bundesrepublik scheint es im israelischen Parlament noch "Gute" zu geben und mit den "Guten" meine ich sicherlich nicht eine Partei die "Merez" heißt.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich fürchte, du bist hierüber völlig desorientiert.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

ottaviani hat geschrieben: was ist der unterschied zwischen shas und der partei des thora judentums fragen über fragen
danke für die mühe im voraus
Ich meine bei Wiki.de gelesen zu haben, dass die orientalischen Juden, den europäischen Juden eine Selbstschuld am Holocaust gegeben haben. Sie seien vom Glauben abgefallen und wurden von bestraft.

Martin O
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Beitrag von Martin O »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben: was ist der unterschied zwischen shas und der partei des thora judentums fragen über fragen
danke für die mühe im voraus
Ich meine bei Wiki.de gelesen zu haben, dass die orientalischen Juden, den europäischen Juden eine Selbstschuld am Holocaust gegeben haben. Sie seien vom Glauben abgefallen und wurden von bestraft.
"Die" orientalischen Juden tun gar nix. Wenn du dir das Wahlergebnis anschaust, siehst du, wie zersplittert die Parteienlandschaft in Israel ist. Da gibt es kein "die Juden".
Demokratie ist die schlechteste Staatsform - abzüglich aller übrigen (Winston Churchill)

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Martin O hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben: was ist der unterschied zwischen shas und der partei des thora judentums fragen über fragen
danke für die mühe im voraus
Ich meine bei Wiki.de gelesen zu haben, dass die orientalischen Juden, den europäischen Juden eine Selbstschuld am Holocaust gegeben haben. Sie seien vom Glauben abgefallen und wurden von bestraft.
"Die" orientalischen Juden tun gar nix. Wenn du dir das Wahlergebnis anschaust, siehst du, wie zersplittert die Parteienlandschaft in Israel ist. Da gibt es kein "die Juden".
Also zersplittert ist wohl das indische Parteiensystem, das israelische sieht recht ordentlich aus. Da ist bestimmt für jeden etwas dabei.

miriam
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wahlen in israel

Beitrag von miriam »

es gibt einen ultraorthodoxen fluegel (satmar und naturei karta), die behaupten, jegliches unglueck das sich hier ereignet (von selbstmordattentaen bis erdbeben) ist die folge der zionistischen untaten
dieser fluegel trifft sich auch mit dem iranischen staatspraesidenten und mit hamas
als arafat im pariser krankenhaus lag, haben uns vertreter der naturei karta beschuldigt arafat vergiftet zu haben usw.
ernst nehmen kann man sie nicht
shas war urspruenglich eine partei, die sich besonders fuer die interessen der sphardischen israelis einsetzte - besonders zwischen einwanderern aus marokko und den weitaus besser ausgebildeten europaeischen, amerikanischen usw. einwanderern
waren die unterschiede riesig
je besser ein einwanderer ausgebildet war, desto eher konnte er die einwandererlager (die bereits 1953 zu einwanderervierteln umgebaut wurden) verlassen und sich eine existenz aufbauen
in den einwanderervierteln blieben die ungelernten einwanderer zurueck, deren lebensstandart natuerlich unter demjenigen der gut ausgebildeten einwanderer lag
1977 wurden die einwandererviertel mit hilfe einer sondersteuer und mit spenden gruendlich saniert, erwachsenenbildung wurde angeboten usw. den anstoss dazu gab die vorlaueferpartei der shas partei (ich habe den namen vergessen)
im allgemeinen verwischen sich die unterschiede zw. "alteingesessenen" und einwanderern in der 2. generation, vorausgesetzt, die 2. generation kann auf dem arbeitsmarkt konkurrieren
die "pensionaerspartei" will sich vorallem fuer die interessen der rentner einsetzten.
jeder rentner hat anspruch auf die minimale sozialrente, auch wenn er nicht hier gearbeitet und eingezahlt hat
aber 1.5 milionen russische einwanderer haben eine menge "renten-probleme" mit sich gebracht: die staaten der ehemaligen udssr zahlen (mit ausnahme der ukraine) naehmlich keine rente an auswanderer nach israel, selbst wenn der auswanderer 40 jahre dort gearbeitet hat.
es muessen jetzt sonderregelungen geschaffen werden: gratis-altersheime, ermaessigungen bei steuern usw.
bis jetzt waren die sonderregelungen regional, die neue regierung muss die gesetze ausarbeiten und verabschieden
shalom

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Also die Sache mit dem Sozialgeld ist wohl überall die gleiche, wo es Sozialgeld gibt. In der DDR hat auch niemand in die Renten-, Kranken- und andere Kassen einbezahlt und bezieht nun Geld.
Zumindest werden die verschiedenen ethnischen Gruppen in Israel durch die Religion zusammengehalten. In Deutschland gibt es nicht mal das.

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Linus
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Re: wahlen in israel

Beitrag von Linus »

miriam hat geschrieben:jeder rentner hat anspruch auf die minimale sozialrente, auch wenn er nicht hier gearbeitet und eingezahlt hat
aber 1.5 milionen russische einwanderer haben eine menge "renten-probleme" mit sich gebracht: die staaten der ehemaligen udssr zahlen (mit ausnahme der ukraine) naehmlich keine rente an auswanderer nach israel, selbst wenn der auswanderer 40 jahre dort gearbeitet hat.
es muessen jetzt sonderregelungen geschaffen werden: gratis-altersheime, ermaessigungen bei steuern usw.
bis jetzt waren die sonderregelungen regional, die neue regierung muss die gesetze ausarbeiten und verabschieden
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ich glaub ich konvertier und geh nach israel :D
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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miriam
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wahlen in israel

Beitrag von miriam »

pass auf mit dem einwandern, unter umstaenden wirst du noch zur armee eingezogen

aber im grossen und ganzen stimmt das schon, wir sind ein einwandererland und werden es noch lange bleiben
und da wir keine einwanderer abweisen (es sei denn, es handle sich um kriminelle), muessen wir uns auch um die einwanderer im rentenalter kuemmern, um die einwanderer ohne ausbildung, um kranke einwanderer usw.

dafuer zahlen wir ja auch sehr hohe steuern
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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Die Wahlmüdigkeit der Israelis
Es kann nicht oft genug gesagt werden, dass Israels Pein darin besteht, dass es verdammt ist, was immer es auch tut: Es befindet sich in schrecklicher Gefahr, wenn es sich aus den Gebieten zurück zieht und (meiner Ansicht nach) in noch größerer Gefahr, weil viel existentieller, wenn es dort bleibt.

Sollte Israel mit der Hamas reden? Natürlich nicht.
Hat es eine andere Wahl, als mit der Hamas zu reden? Natürlich nicht.

Alle Entscheidungen, die Israel zu treffen hat, sind immer schrecklich; alle ziehen eine furchterregende Strafe nach sich, die bezahlt werden muss. Die einzige Frage ist, wie schon immer, welche ist die am wenigsten schlimmste dieser furchtbaren Alternativen.

Politikbesessenheit und aberwitziger Optimismus

Ist dies nicht auch der Grund, warum die israelischen Wähler „apathisch“ sind? Ein politisch weniger apathisches Volk kann man sich nicht vorstellen: Fixiert auf jede politische Entwicklung, jede Stunde an den Nachrichtensendungen hängend, weil Politik für sie sprichwörtlich den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmacht. Ein irrsinnig optimistischeres Volk ist ebenfalls kaum vorstellbar: Sie greifen nach jedem Hoffnungsstrahl auf Frieden, jedem Fitzel einer Friedenshoffnung, wie dürftig er auch sein mag, dass die Araber sie letztendlich doch nicht wirklich umbringen oder den Jüdischen Staat zerstören wollen.

Es ist tatsächlich der Optimismus, der aus der größtmöglichen Verzweiflung geboren wurde, der sich an jeden Strohhalm klammert, um nicht der Möglichkeit ins Auge sehen zu müssen, die einfach zu schrecklich ist, um sie zu erwägen – dass es wirklich kein Ende dieses arabischen Hasses gibt, und dass es kein Ende des Belagerungszustandes gibt, den Israel gezwungener maßen seit seinen Anfängen aushalten muss.

Verteidigung mit allen Mitteln

Israel hat sich durch Kriege verteidigt. Es hat sich durch Friedensverhandlungen verteidigt. Es hat sich durch Dialoge mit reformierten palästinensischen Arabern in diskreten Hinterzimmern verteidigt. Es hat sich durch gezielte Tötungen zum Völkermord entschlossener palästinensischer Araber verteidigt. Es hat sich durch die Wahl kriegerischer rechter Expansionspolitiker verteidigt. Es hat sich durch die Wahl linker „Frieden-um- jeden- Preis“ Politiker verteidigt.

Doch was immer Israel auch tut, nichts bringt seiner Qual ein Ende. Stattdessen hat, zu seiner Verwunderung, die Mehrheit der freien Welt beschlossen, dass es als ein weltweit Ausgestoßener behandelt werden muss, weil es gewagt hat, sich überhaupt zu verteidigen.

Jetzt, wo es übel mitgenommen durch den geopolitischen Ring taumelt, hat das Schicksal ihm einen weiteren grausamen Schlag beigebracht. Kaum wurde Israel ein weiterer möglicher Ausweg aus der Falle geboten – die Araber zu zwingen, Farbe zu bekennen, den Palästinensern den Staat aufzudrücken, der angeblich der Grund für den Konflikt ist und ihnen dann den Rücken zuzukehren, bis sie einsehen, dass das Leben dem Tod und Wohlstand dem Massenmord vorzuziehen sind – da wurde der Architekt dieser Vision gefällt, und das Land blieb ohne Führungsfigur.

Das Ende aller Illusionen

Durch Krieg traumatisiert leidet es jahrzehntelang an ständigen Misshandlungen für das Verbrechen seiner Existenz; Raketen werden täglich aus Hamastan auf Israel abgeschossen und Völkermord wird aus dem Iran angedroht.
Manche Gruppen schreien, dass die Regierung den Weg zur nationalen Auslöschung durch einen Abzug aus den Palästinensergebieten bahnt; andere schreien, dass die Regierung den Weg zur nationalen Auslöschung dadurch ebnet, dass Israel nicht schnell genug aus diesen Gebieten abzieht; die Groß-Israel-Bewegung wurde durch Scharon zerstört; das Friedenslager wurde durch Arafat, Hamas und Islamischer Dschihad vernichtet.

Ältere Menschen suchen in Abfallbergen nach Nahrung (!), die politische Elite lässt Gemeindevorsteher wie Staatsmänner aussehen, und das Wahlsystem ist ein Rezept für eine dauernde politische Lähmung – ist es daher ein Wunder, dass die Israelis, die sich plötzlich durch den Abtritt ihres Kriegervaters als politische Waisenkinder wieder fanden, ihr Vertrauen in einen weiteren Schritt in die bedrohliche Finsternis verloren und stattdessen die Pensionärspartei wählten?

Die Friedensfrage und die Freie Welt

Man fragt: Wird das Wahlergebnis den Frieden mehr oder weniger wahrscheinlich machen? Falsche Frage. Das Wahlergebnis ist irrelevant für die Friedensfrage im Nahen Osten. Was die Israelis tun, kann die Friedensaussichten im Nahen Osten nicht beeinflussen, weil das, was die Israelis tun, nicht der Grund für den Krieg im Nahen Osten ist. Der Grund für den Krieg ist die Tatsache, dass Israel überhaupt existiert und der Wille der Araber, es auszulöschen – und die Tatsache, dass die freie Welt sich geweigert hat, diese einfache Tatsache im letzten halben Jahrhundert anzuerkennen, ist der wichtigste Grund dafür, dass diese mörderische Sackgasse fortbesteht.

Lippenbekenntnisse des so genannten zivilisierten Westens zu Israels Existenzrecht – ein Bekenntnis, welches das Recht schon durch seine Artikulation in Zweifel zieht – hindern ihn nicht daran, Israel hängen zu lassen, während seine Angreifer umschwärmt werden, Handel mit ihnen getrieben wird, sie aufgebaut und gebilligt, befördert, entschuldigt, gerechtfertig und verwöhnt werden.

Was wird eine Friedenslösung wahrscheinlicher machen? Wenn, und nur wenn, die freie Welt ihren ruinierten moralischen Kompass repariert und anfängt, Massenmörder als Außenseiter zu behandeln und ihre Opfer zu verteidigen, statt es umgekehrt zu machen. Die Chancen, dass dies passieren wird, sind, das muss man auch sagen, niedrig. Folglich ist die einzige Frage, die sich aus Israels Wahlergebnis ergibt, diejenige, ob das Ergebnis es für Israel einfacher oder schwieriger machen wird, sich gegen die ständigen Angriffe zu verteidigen; und die Antwort auf diese Frage wird sich schnell genug herausstellen.
Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen. - Kurt Tucholsky

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

[...]Außerdem will Lieberman, dessen Partei stark unter den russischen Einwanderern ist, eine säkulare Eheschließung gesetzlich ermöglichen - was bislang die Ultraorthodoxen zu verhindern wussten.[...]
http://www.ksta.de/html/artikel/1159354647034.shtml
Diese Ungläubigen. :sauer:

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Pit
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Beitrag von Pit »

Wer ?
die russischen Zuwanderer oder die Ultraorthodoxen ?

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:
Diese Ungläubigen. :sauer:
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Pit hat geschrieben:Wer ?
die russischen Zuwanderer oder die Ultraorthodoxen ?

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:
Diese Ungläubigen. :sauer:
Die die die Ehe Säkularisieren möchten. :sauer:
Die Ultraorthodoxen sind die Guten. :ja:

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Pit
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Beitrag von Pit »

Dann zählst Du die im Jerusalemer Stadteil Mea Shearim lebenden Ultra-Orthodoxen Juden also zu den "Guten"?
Warum denn?

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:
Die die die Ehe Säkularisieren möchten. :sauer:
Die Ultraorthodoxen sind die Guten. :ja:
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Hypatia
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Mea Shearim

Beitrag von Hypatia »

Wenn es nach mir ginge, sollten nur Mea Shearim in Israel leben. Sie erkennen den Staat nicht an, denn erst der Messias - in den nächsten 200 Jahren soll er kommen - wird den Staat der Juden errichten. Die Mea Shearim sind vom Wehrdienst befreit und verbrennen am Nationalfeiertag die israelische Staatsflagge. Angefeindet werden sie von den anderen Israelis nicht zuletzt deshalb, weil sie zum überwiegenden Teil von Sozialhilfe leben, aber die Anfeindungen machen auch nicht vor russischen Einwanderern und vor sephardischen (orientalischen) Juden halt.

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Pit
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Re: Mea Shearim

Beitrag von Pit »

Hallo Alexandra,

davon mal abgesehen, daß ich den Sinn des Beitrages nicht so ganz verstehe, gibt es in ihm noch einen kleinen Fehler:

In Israel können keine Mea Shearim leben, da es sich dabei - wie ich auch geschrieben habe- um einen Stadteil Jerusalems handelt.

Gruß, Pit
Alexandra Zayadeh hat geschrieben:
Wenn es nach mir ginge, sollten nur Mea Shearim in Israel leben. Sie erkennen den Staat nicht an, denn erst der Messias - in den nächsten 200 Jahren soll er kommen - wird den Staat der Juden errichten. Die Mea Shearim sind vom Wehrdienst befreit und verbrennen am Nationalfeiertag die israelische Staatsflagge. Angefeindet werden sie von den anderen Israelis nicht zuletzt deshalb, weil sie zum überwiegenden Teil von Sozialhilfe leben, ... .
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miriam
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wahlen in israel

Beitrag von miriam »

und wenn wir dann alle von sozialhilfe leben werden, ist alexandra sicher bereit mehr steuern zu zahlen, damit die "wiedergutmachungszahlungen" aufgestockt werden koennen.
die sozialhilfe muss ja schliesslich von irgendwo her kommen.
bis heute kam sie von leuten wie z.b. mir, die seit ueber 20 jahren jeden tag um 04.15 aufstehen, 1.5 - 2 stunden zur arbeit fahren, 10 stunden arbeiten, 1.5 monate pro jahr reservedienst machen usw.
aber in absehbarer zeit kann ich mich anscheinend endlich mal richtig ausschlafen
was anfeindungen in israel anbetrifft, vor 3 wochen bin ich von stuttgart richtung basel mit der deutschen bahn gefahren
ueber die aeusserungen mehrer fahrgaeste ueber die ossis haette man ein soziologisches seminar abhalten koennen
shalom
miriam

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Adrian Leverkuehn
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@ Vorposter

Beitrag von Adrian Leverkuehn »

Vermutlich meint sie die ultraorthodoxen Juden.
Diese leben im Stadtteil Mea Shearim.
Hier gibts einen Artikel über einen Film der Haredim aus Mea Shearim:
Ein frommes Märchen aus Mea Shearim
und im Gegensatz zur isralischen [araber] Arbeitspartei, ist diese proisraelisch.
Die Arbeitspartei ist nicht arabisch, sondern zionistisch. Sie ist die Sozialdemokratische Partei Israels und wird gern von europäischen Einwanderern gewählt. Zu Anfang (nach der Staatsgründung) hat sie fast immer den Ministerpräsidenten gestellt.
Zu Anfang waren die meisten eingewanderten Juden europäisch, links und säkular.
Die aus arabischen Ländern eingewanderten Juden wählen eher den konservativen Likud.

Hypatia
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Mea Shearim

Beitrag von Hypatia »

Lieber Pit,

der Name des gleichnamigen Stadtteils steht für eben diese ultraorthodoxe Gruppe. Was mich an ihnen fasziniert ist die Konsequenz, mit der sie ihren Glauben leben wollen. Alles Politische und Weltliche läßt sie - scheinbar - "kalt". Mich erinnern diese Menschen an Mitglieder kontemplativer Orden, wie wir sie kennen.

Liebe Grüße

miriam
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wahlen in israel

Beitrag von miriam »

die bevoelkerung von mea shearim ist viel vielfaeltiger als es von aussen aussieht.
die einzigen, die jeden kontakt mit den "verfluchten" zionisten ablehnen sind die mitglieder der naturei karta
die bewohner von mea shearim leben zu 58 % von zionistischer sozialhilfe, zionistischem kindergeld, zionistischer arbeitslosenunterstuetzung usw.
konsequent ist das nicht, selbst die banken, ueber die die sozialleistungen gezahlt werden sind zionistisch
erst informieren, dann begeistert sein
shalom
miriam

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