Geronimo hat geschrieben:So hab ich das auch verstanden, Franziska. Aber das ist eine Auffassung, die ...sorry, einfach hanebüchen ist. Sie ist theologisch völliger Blödsinn. Nicht ich oder du bezeugen, dass Jesus das Heil, sondern er selbst.
Das ist aber eine andere Diskussionsebene. Vielleicht kann man sich da auch gar nicht annähern. Es ist doch eine große Kluft im Denkansatz.
"Theologisch völliger Blödsinn"??? Meinetwegen. Aber diskutieren hier ausschließlich Theologen oder zensieren hier Theologen die Aussagen von Nichttheologen??? Und warum "hanebüchen"???
Klar, Christus selbst bezeugt, dass er das Heil ist. Aber, wer um Himmels willen, soll das im Jahr 2005 vermitteln/bezeugen, und zwar glaubhaft?
Nicht ich oder du bezeugen, dass Jesus das Heil, sondern er selbst...
Ich finde, wir haben einen umfassenden Missionsauftrag von Jesus erhalten.
Wenn ich jedes einzelne Wort auf die Goldwaage lege oder seziere, so wie das hier auch bei beth getan zu werden scheint, dann widersprichst du dir. Wenn Jesus sich als das Heil "selbst bezeugt", ist es müssig, von einem "umfassenden Missionsauftrag" zu reden, den er uns erteilt hätte. Oder er wäre, um es flapsig auszudrücken, schon damit erfüllt, dass wir jemanden das Neue Testament an den Kopf werfen.
Nehmt doch bitte nicht jedes Wort, das hier geschrieben wird, zum Anlass, um jemanden "hanebüchene" Ansichten zu bescheinigen und um eine "große" oder gar unüberwindbare "Kluft im Denkansatz" zu konstruieren.
Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Denkansätze - zwischen Juden und Christen. Kardinal Lustiger hat sie in einem Kapitel seines Buches "die Verheißung" auch ganz gut herausgearbeitet. Ich habe aber keine Lust, das ganze Kapitel hier hereinzutippen. Wer sich dafür interessiert, wird sich schon ein bisschen eingehender damit auseinandersetzen müssen und nicht drum herumkommen, das Buch selber in die Hand zu nehmen (und parallel dazu sowohl das Alte als auch das Neue Testament aufzuschlagen).
Edith Stein sprach einmal - über die Auseinandersetzung mit ihrer Mutter anlässlich ihrer Konversion zum Christentum - von einer "absoluten Grenze des Verstehens": zwischen einer frommen Jüdin und einer Judenchristin, wohlgemerkt.
Ich glaube aber nicht, dass dies für den jüdisch-christlichen Dialog gelten muss, der übrigens aus gutem Grunde nicht unter "Ökumene", sondern unter "interreligiösem Dialog" firmiert. Für mich war (und ist es z.T. noch immer) ungeheuer schwer, mich von meinem "christlichen Denkansatz" wenigstens zeitweise zu lösen und zu versuchen, mich auf den "jüdischen Denkansatz" einzulassen. Wo es mir gelingt, erfahre ich jedesmal eine ungeheure Bereicherung und Vertiefung meines christlichen Glaubens und meiner christlichen Identität. Umgekehrt - "funktioniert" es irgendwie anders, ohne dass ich das im Augenblick auszudrücken imstande wäre. Juden brauchen jedenfalls das Christentum nicht, das Christentum aber braucht das Judentum.
Die einzig erlaubte Form einer "Judenmission" hast du selbst sehr gut beschrieben (und ich schätze mal, ohne beth bevormunden zu wollen, dass sie genau das meinte):
In einem ganz gewissen Punkt hat Beth allerdings recht - auf der Erscheinungsebene wird unser Verhalten von Nichtchristen bewertet - und wie wir uns verhalten, gibt wohl auch den Ausschlag, ob man unseren Glauben für glaubwürdig hält. Man muss ihn ja nicht annehmen - wenn wir ihn wenigstens so durch unser Leben ausdrückten, dass man davon was merkte!
PS: Als ich mich heute früh mal wieder für eine Stunde in Lustiger's Buch vertiefte, musste ich schmunzeln. Eigentlich, eigentlich... dachte ich, steht da, was Meisner in seiner Predigt sagen wollte, die so fürchterlich missverstanden wurde. Aber bei Lustiger steht das eben "anders", angefangen bei Herodes, und Hitler blieb auch nicht ausgespart...