Ich habe mir mal wieder die Freiheit genommen ein bißchen in der Bibel zu lesen und dabei ist mir folgendes augefallen:
(1 Kor 15,51-53)Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit. 51 Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden;52 und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. 53 Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit.
Allein hiermit scheint die Inspiration des hl. Paulus widerlegt. Er verkündet uns ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen. Darin hat er freilich geirrt, denn es sind alle entschlafen - nicht nur zu seiner Zeit, seit zweitausend Jahren schon. Es hilft auch nichts, hier ein editorisches "Wir" zu postulieren; denn das ergäbe keinen Sinn; es ist ja nur natürlich, daß immer welche am Leben sind, wenn JEsus wiederkommt - wo, bitteschön, soll das Geheimnis sein? "Wir werden nicht alle entschlafen" macht also nur Sinn, wenn Paulus mit wir auch wir meint.
Ich habe den Text in dem Sinne bei Luther, in der Einheitsübersetzung, in der Good News Bible, in irgendeiner franz. Übersetzung, und, soweit ich ihn verstehe, im Urtext vorgefunden. In der Vulgata steht allerdings:
Aus dem Zusammenhang geht hervor, daß der Schreiber glsaubt, mit dem Auftreten der Gnosis sei die Zeit der letzten Irrlehrer angebrochen. WIE, frage ich mich, kann dieser Autor inspiriert sein, wo er sich doch offensichtlich irrte?Omnes quidem resurgemus sed non omnes inmutabimur.Das heißt etwa: Wir werden alle auferstehen, aber nicht alle verwandelt werden.
Es würde mich sehr interessieren, zu erfahren, was es mit dieser doch sehr eklatanten Textvariante auf sich hat.
(1 Thess 4,15-18)Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind.16 Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. 17 Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. 18 So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.
Auch hier scheint sehr stark durch, daß PAulus fest davon ausgeht, daß einige seiner Zeitgenossen(wir werden nicht alle entschlafen...) die Wiederkunft Christi erleben. Auch wenn sich ein editorisches Wir(das also synonym für "man" verwendet wird) nicht gänzlich ausschließen läßt, erscheint es im Hinblick darauf, daß Paulus die Worte diekt auf seine Hörer bezieht(tröstes euch damit untereinander) recht unwahrscheinlich. Überhaupt habe ich Probleme mit der These des editorischen Wirs. Hat Paulus jemals in seinen Briefen solch ein editorisches Wir benutzt, also garnicht Wir gemeint wenn er Wir schrieb?
Ich möchte nicht in Abrede stellen, daß PAulus davon ausging, daß einige noch sterben werden(viele waren ja schon tot. Siehe 1 Thess 5,10: ob wir nun wachen oder schlafen). Aber muß fest geglaubt haben, daß die Widerkunft Christi in seiner Generation gescheiht, denn es werden nicht alle entschlafen.
Paulus spricht die Bedrängten direkt an: er wird euch Ruhe schenken, wenn er vom Himmel kommt. PAulus muß also davon ausgehen, daß die Wiederkunft Christi zu Lebzeiten seiner Adressaten geschieht, denn wenn er davon auginge, daß sie alle sterben könnten, und gar noch die Wiederkunft Christi weitere zweitausend JAhre und wer weiß nicht wie lange noch auf sich warten lasse, müßte er dies garnicht erst sagen: denn sie werden ja ohnehin ihre Ruhe haben, wenn sie tot sind.Denn es ist gerecht bei Gott, mit Bedrängnis zu vergelten denen, die euch bedrängen,7 euch aber, die ihr Bedrängnis leidet, Ruhe zu geben mit uns, wenn der Herr Jesus sich offenbaren wird vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht 8 in Feuerflammen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus. 9 Die werden Strafe erleiden, das ewige Verderben, vom Angesicht des Herrn her und von seiner herrlichen Macht, 10 wenn er kommen wird, dass er verherrlicht werde bei seinen Heiligen und wunderbar erscheine bei allen Gläubigen an jenem Tage; denn was wir euch bezeugt haben, das habt ihr geglaubt.
Wer mal in der Offenbarung des johannes liest wird von dieser radikalen Naherwartung fast erschlagen: Siehe, ich komme bald, Komme, o Herr. Die Zeit ist NAH etc.... Ich glaube, der Autor der Offb hätte es garnicht verstanden, hätte man ihm beibringen wollen, daß die Erlösung auch nach ZWEITAUSEND weiteren Jahren nicht geschehen ist. In den Evangelien lesen wir ein Jesuswort: bevor das Ende der Welt kommt - oder so - muß das Evangelium allen Völkern gepredigt worden sein. Aber ist dies nicht schon längst geschehen? Wo gibt es denn noch unberührte Erdflecken, wohin noch nie Zivilisation, und damit, in irgendeiner Gestalt, auch der christliche GLaube durchgedrungen ist? Seit Kolumbus könnne wir dieses JEsuswort eigentlich streichen. Es kann jedenfalls nicht meinen: erst müssen alle an Gott glauben oder so, denn das widerspräche der Lehre des PAulus vom großen Abfall vor der Endzeit.
Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. 2 Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, 3 lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten Feind, 4 Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott; 5 sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide! 6 Zu ihnen gehören auch die, die sich in die Häuser einschleichen und gewisse Frauen einfangen, die mit Sünden beladen sind und von mancherlei Begierden getrieben werden, 7 die immer auf neue Lehren aus sind und nie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können. 8 Wie Jannes und Jambres dem Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit: Es sind Menschen mit zerrütteten Sinnen, untüchtig zum Glauben. 9 Aber sie werden damit nicht weit kommen; denn ihre Torheit wird jedermann offenbar werden, wie es auch bei jenen geschah.
So könnte ich ewig fortfahren. Aber ich denke meine main contention wurde hinreichend dargelegt.
Bitte keine polmeischen Antworten. Nur sachkritische Antworten, keine Sentimentalitäten und Ausflüchte.
Mir geht es um die Wahrheit.
Whim