Funnemann hat geschrieben:Letztendlich ist entscheidend, dass die persönliche Entscheidung für oder gegen die künstliche Empfängnisverhütung die Kirche
ihren Gläubigen nicht abnehmen kann. Diese Enzyklika war und wird immer weltfremd sein, da sie die eigen Verantwortung eines jeden Katholiken und Christen nicht abnehmen kann. Es passt z. Zt. doch alles schön zusammen - Kritik an der "Königsteiner Erklärung", Wiebelebung der lateinischen Messe" etc., also wieder langsam aber sicher zurück in die alten Denkmuster. Die Leidtragenden sind wir vor Ort, die das alles ausbaden müssen. Ich habe das schon an anderer Stelle geschrieben, der Mensch kann ohne Kirche - leider - leben, die Kirche aber nicht ohne aktive Laien! Dies scheint als letzter Kardinal Meißner zu begreifen.
Das ist, wie der Artikel ja andeutet, die Verbitterung der Alt-68-er, die bislang auf Bischofs- und Professorenstühlen ihre Ideologie verkünden und verbreiten konnten. Daß die Kirche kleiner wird, ist vielleicht kein Unglück. Bischof Wanke von Erfurt meinte dazu, daß unsere Zeit nicht unchristlicher, sondern ur-christlicher wird. Man könnte auch sagen, sie "schrumpft" sich gesund. Tatsache ist aber, daß diese Probleme der Kirche genau mit der "Hochphase" der theologischen Alt-68-er begannen. Und das dürfte kein Zufall sein. Wie dem auch sei, diese Generation tritt ab und muß zu ihrem Schmerz erkennen, daß ihnen niemand nachfolgt. Dazu kommt vielleicht der Altersstarrsinn der einstigen Berufsjugendlichen. Aber nach Zollitsch kommt Marx so zuverlässig wie auf den Winter der Frühling folgt. Dumm gelaufen, aber nicht für die Kirche, die hat schon schlimmere Zeiten erlebt. Einige Antworten suggerieren ja, daß die Kirche quasi aufhört zu bestehen, wenn sie nicht auf die Wünsche einer Gruppe eingeht. Das halte ich für ziemlich übertrieben. Als ob jede Gemeinde mehrheitlich aus den Mitgliedern dieser Gruppierung besteht, die die Lehre der Kirche immer dann für eine Einschränkung ihrer Freiheit halten, wenn sie was unbequemes sagt. Als ob der christliche Glaube ein Selbstbedienungsladen wäre. "Wenn ich's von dir nicht bekomme, liebe Kirche, dann geh ich woanders hin". Wie ein trotziges Kind. Dann geh halt. Mein früherer Gemeindepriester sagte mal, die Kirche brauche keine Gremien, Ausschüsse, Workshops (man könnte auch sagen: "aktive" Laien), sondern das Gebet.
Die Empörung von P. Udo Fischer darüber, daß Kardinal Schönborn nicht die Shoah (ich sage bewusst nicht "Holocaust") und die Weltkriege (dann hätte er auch den Stalinismus erwähnen müssen, der 27 Millionen auf dem Kerbholz hat) als die großen Sünden gegen das Leben bezeichnet hat, wirkt etwas betulich. Und die Bemerkungen über den Geburtenrückgang in Italien strotzt schließlich von Unkenntnis. Jeder der eine Weile in Italien gelebt hat weiß, daß in Wahrheit die relativ geringen Löhne und die weit schwierigeren Lebensbedingungen als hierzulande eine große Mitschuld daran tragen. Junge Männer stehen oft vor der Entscheidung, sich entweder eine eigene Wohnung oder ein eigenes Auto zu leisten; ganz besonders gilt das für Mittel- und Süditalien. Oft entscheiden sie sich für ein eigenes Auto und bleiben bei Mama. So ist es natürlich schwierig, der Frau Grundlagen für eine Familie bieten zu können. Am Glauben kann es nicht liegen, der ist in Italien (und meines Wissens auch in Polen) weitaus größer als hierzulande und dies vor allem im Vergleich zu denjenigen, die sich hierzulande als Christen bezeichnen.
Gruß, Yeti