Ein weiterer Grund, der amtskirchlichen Ortskirche ...

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Robert Ketelhohn
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Re: Ein weiterer Grund, der amtskirchlichen Ortskirche ...

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die deutsche Sprache – oder überhaupt Sprache – ist wohl nicht leicht. Oben war behauptet
worden, »wer zur Gemeinschaft der Kirche gehören« wolle, müsse »sich dem Amt unterwer-
fen«. Es geht also um jeden Gläubigen, nicht um den Klerus. Also laßt mal bitte die Priester
stecken. Ich fragte, »worin«. Der Hinweis auf mögliche Häresie des Bischofs geht an der Fra-
ge vorbei. Das gehört zur Beantwortung der Frage, wann, unter welchen Bedingungen etc.
man gehorchen müsse. Ich fragte, »worin«. Welche Materien, welche Regelungsbereiche sind
überhaupt betroffen? Kann mein Bischof mir verbieten, bei Rewe einzukaufen? CDU zu wäh-
len? (Oder umgekehrt mich CDU zu wählen heißen?) Kann er mir verbieten, den »Kreuzgang«
zu betreiben? Offiziell als unecht deklarierte historische Dokumente für echt zu halten? Unter
staatlicher Strafdrohung für echt erklärte Dokumente für getürkt zu halten? Mit Messer und
Gabel zu essen?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Maurus
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Re: Ein weiterer Grund, der amtskirchlichen Ortskirche ...

Beitrag von Maurus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die deutsche Sprache – oder überhaupt Sprache – ist wohl nicht leicht. Oben war behauptet
worden, »wer zur Gemeinschaft der Kirche gehören« wolle, müsse »sich dem Amt unterwer-
fen«. Es geht also um jeden Gläubigen, nicht um den Klerus. Also laßt mal bitte die Priester
stecken. Ich fragte, »worin«. Der Hinweis auf mögliche Häresie des Bischofs geht an der Fra-
ge vorbei. Das gehört zur Beantwortung der Frage, wann, unter welchen Bedingungen etc.
man gehorchen müsse. Ich fragte, »worin«. Welche Materien, welche Regelungsbereiche sind
überhaupt betroffen? Kann mein Bischof mir verbieten, bei Rewe einzukaufen? CDU zu wäh-
len? (Oder umgekehrt mich CDU zu wählen heißen?) Kann er mir verbieten, den »Kreuzgang«
zu betreiben? Offiziell als unecht deklarierte historische Dokumente für echt zu halten? Unter
staatlicher Strafdrohung für echt erklärte Dokumente für getürkt zu halten? Mit Messer und
Gabel zu essen?
Außerhalb gewisser integralistischer Vorstellungen kann es sich nur um einen Gehorsam auf Gebieten handeln, die mit dem Heilsauftrag der Kirche zu tun haben. Ist jedenfalls meine Auffassung. Ich kenne auch keine Bischöfe, die ihrer Herde Gehorsam hinsichtlich der Auswahl des richtigen Kaufhauses aufnötigen.

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ad-fontes
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Re: Ein weiterer Grund, der amtskirchlichen Ortskirche ...

Beitrag von ad-fontes »

Seit dem Spruch: "Die Grünen sind für Katholiken nicht wählbar" (Höpfner), kann ich mich nicht mehr an einen vergleichbaren Ratschlag* eine rk Bischofs entsinnen. Oder gibt es da Beispiele, die ich nicht mitbekommen habe? Achso, da war doch noch was: Christen sollten mit Muslimen keine Adventsfeiern in der Schule veranstalten (Meisner).

*Ratschlag, Anordnung..worum handelt(e) es sich hierbei überhaupt?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Robert Ketelhohn
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Re: Ein weiterer Grund, der amtskirchlichen Ortskirche ...

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Maurus hat geschrieben:Außerhalb gewisser integralistischer Vorstellungen kann es sich nur um einen Gehorsam auf Gebieten handeln, die mit dem Heilsauftrag der Kirche zu tun haben.
Und welche sind das?
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Maurus
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Re: Ein weiterer Grund, der amtskirchlichen Ortskirche ...

Beitrag von Maurus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Außerhalb gewisser integralistischer Vorstellungen kann es sich nur um einen Gehorsam auf Gebieten handeln, die mit dem Heilsauftrag der Kirche zu tun haben.
Und welche sind das?
Alles, was zur Erledigung der Hirtenaufgabe notwendig ist: Unterweisung im Glauben, Leitung, auch durch die Pfarrer, die ja im Prinzip örtliche Vertreter des Bischofs sind, Sorge für eine funktionierende Seelsorge.

Der Bischof legt also die Lehre der Kirche aus, was die Gläubigen anzunehmen haben, wenn es nicht offensichtlich ist, dass der Bischof Irrlehren verbreitet.
Der Bischof leitet die Diözese, das kann er nur, wenn die Gläubigen sich seinen Rechtsakten unterwerfen. Sie müssen also zB den Pfarrer als Hirten annehmen, den er ihnen sendet. Ändert der Bischof die pfarrlichen Strukturen, so bleibt dies für die Gläubigen auch dann verbindlich, wenn sie hiermit nicht einverstanden sind.
Der Bischof trägt Sorge dafür, dass die Seelsorge in seinem Sprengel jederzeit funktioniert. Auch das kann er nur, wenn die Gläubigen sowie sein Klerus seinen Akten Folge leistet.

Es ist sicher richtig, dass die Nuancen eines solchen Gehorsams auf tausenden Seiten ausgebreitet werden kann. Er hat sicher auch Nachteile. Aber ein Abrücken von einem wenigstens formalen Gehorsam würde die Leitungsgewalt des Bischof rein virtuell erscheinen lassen. In vielen Diözesen scheint dies ja bedauerlicherweise auch mehr und mehr zur Realität zu gehören.

Ralf

Re: Ein weiterer Grund, der amtskirchlichen Ortskirche ...

Beitrag von Ralf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Außerhalb gewisser integralistischer Vorstellungen kann es sich nur um einen Gehorsam auf Gebieten handeln, die mit dem Heilsauftrag der Kirche zu tun haben.
Und welche sind das?
Dem Heil zuträglich sein kann sehr viel. Natürlich ist dies erst einmal, die Kirche zur Mutter zu haben, ihre Sakramente als Heilsmysterien zu empfangen und die Unterweisung der Kirche zu erfahren, den Geboten Gottes gemäß zu leben zu trachten.

Doch darüber hinaus gibt es natürlich noch mehr Hilfen zum Heil zu gelangen. Wenn wir Erste im Himmelreich sein wollen und dementsprechend Diener aller zu sein haben auf dem Weg dorthin, so können auch eine Demütigung, der Unbill der "Herren und Herrinnen", eine Verleumdung, ein unberechtigter Vorwurf, Mißachtung, Beleidigung und vieles mehr Mittel zum Heil sein.

Und manches mal kann der Klerus Quelle dieser Heilsmittel sein ...

Paul Heliosch
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Re: Ein weiterer Grund, der amtskirchlichen Ortskirche ...

Beitrag von Paul Heliosch »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Wer zur Gemeinschaft der Kirche gehören will, muß sich dem Amt unterwerfen.
Worin?
Was meinst du bitte?
Ich fragte, worin er sich unterwerfen müsse.
In Allem.
Ein bekannter englischer Exeget gibt uns eine erleuchtende Auslegung jener Evangeliumsstelle, in der der Hauptmann von Kapharnaum erklärt: "Auch ich muß Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es" (Lk 7,8). Aufgrund der Tatsache, daß der Hauptmann seinen Übergeordneten, und letztendlich dem Kaiser, unterworfen, das heißt gehorsam ist, kann er Befehle geben, die auf der Autorität des Kaisers gründen. Seine Soldaten gehorchen ihm, weil er seinerseits gehorcht und seinem Übergeordneten unterworfen ist.

Ebenso, denkt er, ist es auch für Jesus Gott gegenüber. Da er in Gemeinschaft mit Gott steht und Gott gehorsam ist, steht die Autorität Gottes hinter seinen Anordnungen. Deshalb kann er seinem Diener auftragen, gesund zu werden, und er wird gesund. Er kann der Krankheit befehlen, ihn zu verlassen, und sie verläßt ihn (vgl. C. H. Dodd, Der Gründer des Christentums).

Es ist die Stärke und die Einfachheit dieses Arguments, die Jesus Bewunderung entlocken und ihn ausrufen lassen, er habe in Israel noch nie einen so großen Glauben vorgefunden. Der Hauptmann hat erkannt, daß die Autorität Jesu und seine Wunder von dessen vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Vater herstammen, wie uns Jesus auch selbst im Evangelium nach Johannes mitteilt:"Er, der mich gesandt hat, ist bei mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich immer das tue, was ihm gefällt" (Joh 8,29).

Der Gottesgehorsam fügt seiner Autorität das Ansehen bei, das heißt eine wirkliche und wirksame und nicht lediglich eine nominale Macht des Amtes, also gewissermaßen eine ontologische und nicht nur eine legale Macht. Der heilige Ignatius von Antiochien gab einem anderen Bischofskollegen den folgenden wunderbaren Rat: "Man tue nichts ohne dein Einverständnis, aber du tu nichts ohne Gottes Einverständnis" (Heiliger Ignatius von Antiochien, Brief an Polykarp 4,1).

Das heißt nun nicht, daß die Bedeutung der Institution und des Amtes heruntergespielt wird oder der Gehorsam des Untergebenen bloß vom Grad der geistlichen Autorität und dem Ansehen des Übergeordneten abhängig wäre, was offenbar das Ende jeden Gehorsams beinhalten würde. Es bedeutet lediglich, daß wer Autorität ausübt, sich so wenig wie möglich oder nur in letzter Instanz auf seinen Titel oder sein Amt stützen sollte, wohl aber so viel als möglich auf die Einheit seines Willens mit dem Willen Gottes, das heißt auf seinen Gehorsam. Der Untergebene hingegen sollte nicht urteilen oder vorgeben zu wissen, ob die Entscheidung des Superiors mit dem Willen Gottes übereinstimmt oder nicht. Er sollte annehmen, daß sie es tut, es sei denn, es handelt sich um einen Auftrag, der offensichtlich seinem Gewissen widerspricht, wie es so manches Mal im politischen Bereich unter totalitären Regimes vorkommt.

Mit dem Gehorsam verhält es sich somit ähnlich wie mit dem ersten Gebot der Liebe: Das erste Gebot bleibt das "erste", weil die Quelle und der Beweggrund von allem die Liebe Gottes ist; das Maß aber, nach dem geurteilt wird, ist das zweite Gebot: "Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht" (1Joh 4,10). Das Gleiche können wir vom Gehorsam sagen: Wenn jemand den sichtbaren Vertretern Gottes auf Erden nicht gehorcht, wie kann er dann behaupten, Gott, der im Himmel ist, zu gehorchen?
Quelle

Kirchenjahr
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Kirchensteuer

Beitrag von Kirchenjahr »

Ich weiss nicht, ob das hier in diesen Thread gehört, nur muss ich mir mal Luft machen:

In meiner Diözese gibt es eine Referentin samt Sekretariat, die sich um das Thema Gender kümmern.... Frauenpastoral, Ehepastoral, Frauenförderung hin oder her. Die Stilblüten politisch korrekten Auftretens und Formulierens kennen keine Grenzen.

Wichtig ist vor allem, dass man gut mit der EKD, der Bundeswehr, dem Land und sonst wem kann.

Ich kann mir meinen Bischof nicht aussuchen. Nur wenn ich sehe, wofür die Kirchensteuermittel verbraten werden, würde ich am liebsten aus der Kirche austreten.

Wie denkt ihr darüber? Unterstützt man diesen Wahnsinn nicht sogar, indem man sein Geld der Diözese zur Verfügung stellt? Was kann man tun?

PS Ich habe nicht vor, aus der Kirche auszutreten.

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Maurus
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Re: Gender und sonstiges

Beitrag von Maurus »

Kirchenjahr hat geschrieben:Ich weiss nicht, ob das hier in diesen Thread gehört, nur muss ich mir mal Luft machen:

In meiner Diözese gibt es eine Referentin samt Sekretariat, die sich um das Thema Gender kümmern.... Frauenpastoral, Ehepastoral, Frauenförderung hin oder her. Die Stilblüten politisch korrekten Auftretens und Formulierens kennen keine Grenzen.

Wichtig ist vor allem, dass man gut mit der EKD, der Bundeswehr, dem Land und sonst wem kann.

Ich kann mir meinen Bischof nicht aussuchen. Nur wenn ich sehe, wofür die Kirchensteuermittel verbraten werden, würde ich am liebsten aus der Kirche austreten.

Wie denkt ihr darüber? Unterstützt man diesen Wahnsinn nicht sogar, indem man sein Geld der Diözese zur Verfügung stellt? Was kann man tun?

PS Ich habe nicht vor, aus der Kirche auszutreten.
Ehrlich gesagt weiß ich jetzt nicht ganz, was beispielsweise an Ehepastoral falsch ist.

Kirchenjahr
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Re: Neuer Bischof von Limburg:

Beitrag von Kirchenjahr »

An Pastoral ist nix verkehrt. Bei Gender bin ich kritischer. Gender ist überall präsent und kaum einer merkt es. Mir geht es mehr um die politisch korrekte Sprache, mittels der man versucht, nie auch nur irgendwo anzuecken. Wenn ich nicht wüßte, dass es sich bei vielen Texten um die Herausgabe der Diözese handeln würde, dann würde ich glauben, Urheber wäre ein SPD-Parteitag. Und denen werfe ich bestimmt keinen Mitgliedsbeitrag hinterher und würde ich auch nichts spenden.

PS Ich bin im falschen Strang! Sorry. Den Bischof von Limburg meine ich nicht. Der ist für klare Worte bekannt.

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