Petra hat geschrieben:»Mir graut allein die Vorstellung, in einem Staat leben zu müssen, der jedem Elternpaar die Erziehung ganz und gar selbständig überläßt.«
Es geht mir zunächst mal um die Christenkinder, Petra. Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, den Staat oder die Gesellschaft durch Pläne, Programme und politisches handeln noch formen zu können. Gewiß wird man sich mancher katastrophalen Entwicklung noch als Bremser in den Weg stellen, aber eine echte Umkehr für unser Land kann allein aus den christlichen Familien kommen. Doch wo sind sie?
Da liegt der Hase im Pfeffer. Petra, ich beobachte seit zwanzig Jahren (na ja, teils in Rückschau aus der Erinnerung), wie die verderblichen Einflüsse der Gesellschaft, der Medien zahllosen gestandenen Erwachsenen förmlich das Hirn gewaschen haben, ohne daß diese sich dessen bewußt sind.
Für Kinder ist es noch ungleich wichtiger, daß man sie nicht vor der Zeit – also bevor sie innerlich hinreichend gefestigt sind – solch schädlichen Einflüssen aussetzt. Wie das funktionieren kann, weiß ich selbst noch nicht genau. Aber daß wir unsere Kinder schützen müssen, das sehe ich ganz klar.
»Andere übermitteln ihre Paranoia an sie, bewußt oder unbewußt.«
Na, zumindest unsere Neurosen vermitteln wir doch auch als Christen unsern Kinder, oder? Davon ist keiner frei. Ich ebensowenig wie du. Darum auch das Wort des Herrn: »Wer nicht Vater und Mutter haßt …« – Die Schule ist aber kaum geeignet, dem gegenzusteuern.
»Aber bei dem Grundsatz gleiches Recht für alle, ist m.E. diese Schulentpflichtung kein Weg der gegangen werden sollte.«
Es geht nicht um generelle Entpflichtung, Petra, sondern um die Möglichkeit, auch außerhalb des staatlichen oder staatlich kontrollierten Systems nach staatlich vorgegebenen Lehrplänen unterrichtet zu werden. Besser gesagt: nicht um die Möglichkeit, sondern um das ursprüngliche und unveräußerliche Recht der Eltern, Schulform, Schulgemeinschaft und Lehrinhalte für ihre Kinder zu bestimmen. Das gilt übrigens ebenso für Juden oder Muslime.
Keine Frage, Petra, daß es Formen elterlichen Versagens gibt, gegen die notfalls auch der Staat einschreiten muß. Allerdings mit Vorsicht und Zurückhaltung, meine ich. Es hat auch schon reichlich Fälle mißbräulicher staatlicher Fürsorge gegeben. Doch das ist ein anderes Thema, das mit der Frage der staatlichen Zwangsschule nichts zu tun hat.
»Übrigens die Verhältnisse an einigen Schulen sind mir bekannt! Dennoch, die grundlegende Idee, eine staatliche Kontrolle zu haben, die über Wissensabfragungen hinausgeht, ist gut.«
Nein. Es geht mir gar nicht nur und nicht einmal zuerst um das Problem sozialer Verwahrlosung, daß an vielen Schulen brennpunktartig sichtbar wird. Es geht mir exakt um die staatliche »Kontrolle …, die über Wissensabfragungen hinausgeht«. Das ist nicht Sache des Staates. Erst recht, wenn der Staat mit solcher Kontrolle dem Glauben entgegengesetzte Interessen verfolgt – und genau dies ist der Fall.
»Wer seinen Glauben an die next generation weitergeben will, schafft dies weniger durch schul-ähnliche Unterweisung als durch konkretes Vorleben der christlichen Nachfolge.«
Das steht ja außer Frage. Ich rede doch nicht vom Religionsunterricht.
»Den Kleenen wäre mit Vertrauen mehr geholfen.«
Gilt das auch noch, wenn deine dreizehnjährige Tochter einen Freund zum Übernachten mit nach Hause bringt und mit ihm auf dem Zimmer verschwindet? Wo ist die Grenze? – Das ist ein schöner Spruch, Petra. Sicher ist Vertrauen auch nötig. Aber man muß seine Kinder auch vor Zerreißproben bewahren. Mir hätte manchmal weniger Vertrauen seitens meiner Eltern gut getan.