Der Papst, die Ökumene und Assisi

Fragen, Antworten, Nachrichten.
Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8754
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Marion »

vielleicht gehörst du ja zu denen vielen die es falsch auslegen? :pfeif:
Kardinal Ratzinger hat geschrieben:Die Gefahren sind unleugbar, und daß Assisi, besonders 1986, von vielen falsch ausgelegt wurde, kann man nicht bestreiten.

Ganz so schlimm wird es dieses Jahr bestimmt nicht aussehen, dann kann das Ärgernis sogar noch manchen erfreuen, weil man weiß daß es noch schlimmer geht.
Ob das allerdings erfreulich ist wage ich zu bezweifeln
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8617
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Gamaliel »

Weiterhin lesenswert:

Presseveröffentlichung von Msgr. Bernard Fellay zum interreligiösen Gebetstag mit JPII in Assisi am 24. Januar 2002.



Darin enthalten ein Zitat des Großmeisters Armando Corona, Grand Orient von Italien, April 1987:
"Unser Interkonfessionalismus hat uns 1738 von seiten des Papstes Klemens XI. die Exkommunikation eingebracht.

Aber die Kirche war sicherlich im Irrtum, wenn es wahr ist, daß der gegenwärtige Papst am 27. Oktober 1986 in Assisi Menschen aller religiösen Konfessionen versammelt hat, um zusammen für den Frieden zu beten. Und was suchen unsere Brüder anderes, wenn sie sich in den Tempeln versammeln, wenn nicht die Liebe unter den Menschen, die Toleranz, die Solidarität, die Verteidigung der Würde der menschlichen Person, indem sie sich als gleich betrachten, über politische Ansichten, religiöse Glaubensbekenntnisse und Hautfarbe hinweg?"

Benutzeravatar
Sempre
Beiträge: 8927
Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Sempre »

Ralf hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:Eure (cum grano salis) Selbstherrlichkeit verwundert mich doch sehr. Haltet ihr das wirklich für ein "sentire cum ecclesia"? Seid ihr wirklich berufen, den Hirten den richtigen Kurs vorzugeben? Wenn ja, dann von wem?
Mich verwundert hingegen Deine Selbstherrlichkeit. Wo ist denn Dein "sentire cum ecclesia" und wo das "sentire cum ecclesia" des regierenden Hl. Vaters in dieser Sache? Welche Vorbilder der Kirche sind es, die ihn anleiten, die Heiden dazu einzuladen und aufzufordern, um irdischen Frieden zu ihren Götzen zu beten? Wird Gott das nicht zornig machen? Oder hat Moses die Gebote falsch notiert? Und welche Vorbilder der Kirche sind es, die Dich anleiten, den Hl. Vater dabei zu unterstützen?

Ralf hat geschrieben:Seid ihr wirklich berufen, den Hirten den richtigen Kurs vorzugeben? Wenn ja, dann von wem?
Von den hl. Vätern und Lehrern bis hin zum hl. Apostel Paulus. Und wenn die Engel des Himmels zum multireligiösen Gebetstreffen einlüden, lautete mein Kommentar nicht anders.
Die "ecclesia" mit der ich fühle und denke ist die Gemeinschaft der katholischen Bischöfe mit und unter dem Papst. Eine andere kenne ich nicht.
Und die früheren Päpste, Väter, Heiligen usf.? Ignorierst Du die?

Ralf hat geschrieben:Wo ist denn die kirchliche Bestätigung Deiner Berufung?
Die steht im Vatikanum II, im CIC und hier:
CNBB, 35a. Assembléia Geral hat geschrieben:Deste modo a ordem jurídica eclesial exige que seja tutelada e promovida a liberdade de todos os fiéis, que corre paralela à co-responsabilidade que lhes atribuiu o Vaticano II. Daí uma certa pluralidade de opiniões pode ser índice positivo de vida e criatividade. Também daí o dever de algum fiel se expressar, mesmo contrariando o consenso majoritário. Fundamental é que os fiéis devem "conservar sempre, também no seu modo particular de agir, a comunhão com a Igreja" (c. 209§ 1).
Nationale Konferenz der brasilianischen Bischöfe, 35. Generalversammlung hat geschrieben:Auf diese Weise verlangt die juridische Ordnung der Kirche, dass die Freiheit aller Gläubigen gefördert und geschützt wird, die mit der Mitverantwortlichkeit einhergeht, die das Vatikanum II ihnen zugewiesen hat. Weiterhin kann eine gewisse Vielfalt der Meinungen ein positives Anzeichen für Leben und Kreativität sein. Daher auch die Pflicht eines Gläubigen, sich zu äußern, selbst wenn er dem Konsens der Mehrheit widerspricht. Fundamental ist, dass die Gläubigen, "immer die Gemeinschaft mit der Kirche bewahren sollen, auch wenn sie in der die ihnen eigenen Art und Weise handeln." (siehe 209§ 1).
Da, Ralf, da kuckste, wa? Das lehren Bischöfe, die in Einheit mit dem Papst stehen.

Gruß
Sempre
Multi venient in nomine meo, id est in nomine corporis mei. (Tichonius Africanus)
———
Quomodo facta est meretrix civitas fidelis (Is 1:21)

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von cantus planus »

Niels hat geschrieben:Ein weiteres Foto:

Bild
Man kann nicht eindringlich genug an die entsetzlichen Greuel an heiliger Stätte erinnern, die sich unter Johannes Paul II. zugetragen haben (bekanntlich ja nicht nur in Assisi, aber das setzte dem Faß eben die Krone auf).

Wir können aber doch wohl mit einigem Recht davon ausgehen, dass es so schlimm unter Benedikt XVI. nicht kommen wird. Warum man allerdings an dieses Event überhaupt noch erinnern muss, verschließt sich - wie gesagt - meinem Verständnis. Von mir aus könnte man das ganze letzte Pontifikat einfach dem gnädigen Vergessen anheimfallen lassen. Aber dieser Wunsch wird ja schon durch die offenbar bevorstehende Seligsprechung zunichte gemacht.

Kurzum: ich hoffe, dass Benedikt XVI. auch klar Worte der Distanzierung zu den damaligen Sakrilegien findet.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26022
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Lioba hat geschrieben:Was mich stört ist eben der Begriff Friedensgebet.
Ich teile weitgehend Roberts Standpunkt, allerdings schließt das aus meiner Sicht nicht generell die Möglichkeit eines Treffens zwischen Vetretern verschiedener Religionen aus. So einTreffen müßte aber rein pragmatisch sein um den Umgang im Alltag miteinander zu regeln und über die Bedeutung der Religionszugehörigkeit von Personen in politischen Konflikten zu sprechen.
Völlig einverstanden. Zum Beispiel können Katholiken und Muslime in Deutschland durchaus gemeinsame Interessen gegenüber dem gottlosen Staat haben und sich absprechen, diese zu vertreten. Solche Verabredung ist dann aber ein politisches Unterfangen, kein religiöses.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8754
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Marion »

cantus planus hat geschrieben:Kurzum: ich hoffe, dass Benedikt XVI. auch klar Worte der Distanzierung zu den damaligen Sakrilegien findet.
Den 25. Jährigen Trauertag begeht man traditionell auf jeden Fall mal anders als mit einer abgeschwächten Wiederholung des selben Übels.

Allerdings macht die zeitnahe Seligsprechung das ganze Ding nun noch schlimmer. Es kann dann auch für Menschen mit bestem Willen absolut nicht mehr "richtig" verstanden werden.

Bitte Herr! Behüte deine Kirche!
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26022
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Übrigens hat immerhin Benedikt nicht von einer Gebetsveranstaltung geredet:
Cari fratelli e sorelle, nel Messaggio per l’odierna Giornata della Pace ho avuto modo di sottolineare come le grandi religioni possano costituire un importante fattore di unità e di pace per la famiglia umana, ed ho ricordato, a tale proposito, che in questo anno 2011 ricorrerà il 25° anniversario della Giornata Mondiale di Preghiera per la Pace che il Venerabile Giovanni Paolo II convocò ad Assisi nel 1986. Per questo, nel prossimo mese di ottobre, mi recherò pellegrino nella città di san Francesco, invitando ad unirsi a questo cammino i fratelli cristiani delle diverse confessioni, gli esponenti delle tradizioni religiose del mondo e, idealmente, tutti gli uomini di buona volontà, allo scopo di fare memoria di quel gesto storico voluto dal mio Predecessore e di rinnovare solennemente l’impegno dei credenti di ogni religione a vivere la propria fede religiosa come servizio per la causa della pace. Chi è in cammino verso Dio non può non trasmettere pace, chi costruisce pace non può non avvicinarsi a Dio. Vi invito ad accompagnare sin d’ora con la vostra preghiera questa iniziativa.
Das tun nur die deutschen Medien, voran KNA. Auch Lombardi hat keineswegs von einem Gebet geredet:
Nella dichiarazione ufficiale che è stata diffusa dal Grande imam di Al-Hazar egli condanna duramente l’attentato e si è anche recato a portare le sue condoglianze al Papa copto Shenuda, non credo quindi opportuno in un momento così delicato e concitato, e in cui tutti devono essere uniti contro il terrorismo, discutere su altri particolari il cui senso non ci è chiaro.

Per quanto riguarda la posizione del Papa è chiarissima, come sempre. Condanna radicale della violenza, vicinanza alla comunità orribilmente colpita, preoccupazione per la libertà religiosa delle minoranze cristiane, ma nel contesto della preoccupazione per la libertà religiosa di tutti, non solo dei cristiani, come ha detto nel Messaggio per la giornata della Pace.

Il Papa ha condannato innumerevoli volte la violenza nei confronti di tutti e non solo dei cristiani, basti ricordare il suo recente discorso al nuovo ambasciatore dell’Iraq presso la Santa Sede, dove parlava proprio delle vittime innocenti della violenza, sia musulmani sia cristiani.

In questo momento è necessario naturalmente l’impegno di tutti i responsabili per la lotta contro il terrorismo e per la sicurezza delle popolazioni; ma anche l’impegno di tutti gli operatori di pace, di tutte le fedi e di tutte le tendenze per opporsi a un disegno di odio, che evidentemente mira a dividere, a suscitare tensione, odio e conflitto. Occorre quindi che la doverosa solidarietà per i cristiani colpiti non diventi in alcun modo occasione per alimentare un conflitto fra le religioni o le civiltà che sarebbe deleterio.

L’invito del Papa ad Assisi per il prossimo ottobre dimostra la sua volontà di ribadire il messaggio fondamentale che in nome di Dio non si può fare guerra, ma solo pace. Ma ora, nei prossimi giorni, ricordiamo che fra il 6 e il 7 gennaio i cristiani copti celebrano il Natale. Uniamoci a loro in profonda solidarietà, nella loro sofferenza e nella preghiera per la pace per tutte le loro comunità.
Dies zumindest ist gegenüber den Berichten erst einmal klarzustellen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8617
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Gamaliel »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Dies zumindest ist gegenüber den Berichten erst einmal klarzustellen.
Damit dürften die Mißverständnisse schon 10 Monate vor dem Ereignis beginnen.

Zu Veranstaltung selbst kann man sich natürlich erst äußern, sobald sie stattgefunden hat. Ich vermute allerdings, daß man sich nicht nur zum Pizzaessen in Assisi treffen wird.

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8754
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Marion »

Ist der Aufruf dazu, daß jeder seinen Glauben leben soll nicht schon ein brutaler Skandal?
Papst sagte am 1.1.: "Einsatz der Gläubigen aller Religionen bekräftigen, den eigenen Glauben als Dienst am Frieden zu leben"

Ist das Mittel (diese Aufforderung) nicht schon etwas schlechtes, was durch egal welchen guten Zweck gar nicht gut oder auch indifferent werden kann?
Zuletzt geändert von Marion am Dienstag 4. Januar 2011, 14:12, insgesamt 1-mal geändert.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
lifestylekatholik
Beiträge: 8702
Registriert: Montag 6. Oktober 2008, 23:29

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von lifestylekatholik »

Marion hat geschrieben:Ist der Aufruf dazu, daß jeder seinen Glauben leben soll nicht schon ein brutaler Skandal?
Papst sagte am 1.1.: "Einsatz der Gläubigen aller Religionen bekräftigen, den eigenen Glauben als Dienst am Frieden zu leben"

Ist das Mittel (diese Aufforderung) nicht schon etwas schlechtes, was durch egal welchen guten Zeck gar nicht gut oder auch indifferent werden kann?
Der Papst sagt: Wenn du schon einem Aberglauben anhängst, dann tue das wenigstens friedlich!

Wie sinnvoll das ist --- :achselzuck:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8754
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Marion »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Marion hat geschrieben:Ist der Aufruf dazu, daß jeder seinen Glauben leben soll nicht schon ein brutaler Skandal?
Papst sagte am 1.1.: "Einsatz der Gläubigen aller Religionen bekräftigen, den eigenen Glauben als Dienst am Frieden zu leben"

Ist das Mittel (diese Aufforderung) nicht schon etwas schlechtes, was durch egal welchen guten Zeck gar nicht gut oder auch indifferent werden kann?
Der Papst sagt: Wenn du schon einem Aberglauben anhängst, dann tue das wenigstens friedlich!

Wie sinnvoll das ist --- :achselzuck:
Das hört sich an wie, wenn du schon ein Prostituierter bist, dann nimm wenigsten ein Kondom (ich weiß er hat das nicht gesagt) aber genauso hört es sich an was du nun sagst.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
lifestylekatholik
Beiträge: 8702
Registriert: Montag 6. Oktober 2008, 23:29

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von lifestylekatholik »

Marion hat geschrieben:Das hört sich an wie, wenn du schon ein Prostituierter bist, dann nimm wenigsten ein Kondom (ich weiß er hat das nicht gesagt) aber genauso hört es sich an was du nun sagst.
Was willst du mir sagen?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8754
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Marion »

Eine Parallele herziehen zum verdeutlichen, daß das nicht sein kann, daß er das meint.
Er kann nicht auffordern zum "besser sündigen"
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
lifestylekatholik
Beiträge: 8702
Registriert: Montag 6. Oktober 2008, 23:29

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von lifestylekatholik »

Marion hat geschrieben:Eine Parallele herziehen zum verdeutlichen, daß das nicht sein kann, daß er das meint.
Er kann nicht auffordern zum "besser sündigen"
Hä? :hae?:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8754
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Marion »

Wenn du schon einem Aberglauben anhängst, dann tue das wenigstens friedlich
Wenn du schon ein Gottesleugner bist, dann schieß uns wenigstens nicht platt
Wenn du schon ein Prostituierter bist, dann nimm wenigsten ein Kondom

Jetzt kapiert?
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
lifestylekatholik
Beiträge: 8702
Registriert: Montag 6. Oktober 2008, 23:29

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von lifestylekatholik »

Marion hat geschrieben:Wenn du schon einem Aberglauben anhängst, dann tue das wenigstens friedlich
Wenn du schon ein Gottesleugner bist, dann schieß uns wenigstens nicht platt
Wenn du schon ein Prostituierter bist, dann nimm wenigsten ein Kondom

Jetzt kapiert?
Nein. Der Ansatz des Papstes ist doch ein ganz anderer. Deshalb hat Robert doch oben das Originalzitat gebracht? :achselzuck:
Papst Benedikt hat geschrieben:nel Messaggio per l’odierna Giornata della Pace ho avuto modo di sottolineare come le grandi religioni possano costituire un importante fattore di unità e di pace
Er ist der Auffassung, dass »die großen Religionen einen wichtigen Faktor ... des Friedens« darstellen könnten.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8754
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Marion »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Marion hat geschrieben:Wenn du schon einem Aberglauben anhängst, dann tue das wenigstens friedlich
Wenn du schon ein Gottesleugner bist, dann schieß uns wenigstens nicht platt
Wenn du schon ein Prostituierter bist, dann nimm wenigsten ein Kondom

Jetzt kapiert?
Nein. Der Ansatz des Papstes ist doch ein ganz anderer.
Du hast mir doch genau diesen ersten Satz hier als Interpretation vom Orginalzitat des Papstes am 1.1. nach dem Angelusgebet vorgelegt.
viewtopic.php?p=476555#p476555
lifestylekatholik hat geschrieben:Deshalb hat Robert doch oben das Originalzitat gebracht? :achselzuck:
Papst Benedikt hat geschrieben:nel Messaggio per l’odierna Giornata della Pace ho avuto modo di sottolineare come le grandi religioni possano costituire un importante fattore di unità e di pace
Er ist der Auffassung, dass »die großen Religionen einen wichtigen Faktor ... des Friedens« darstellen könnten.
Ich verstehe kein Italienisch
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
lifestylekatholik
Beiträge: 8702
Registriert: Montag 6. Oktober 2008, 23:29

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von lifestylekatholik »

Marion hat geschrieben:Du hast mir doch genau diesen Satz hier als Interprätation vom Orginalzitat des Papstes am 1.1. vorgelegt.
viewtopic.php?p=476555#p476555
Ja, aber du legst den Akzent anders. Du legst das Gewicht auf den ersten Teil; ich hatte es auf den zweiten gelegt, was -- zugegebenermaßen -- in der Schriftlichkeit nicht eindeutig ist.

Durch diese Akzentverschiebung kommst du zu einem anderen Ergebnis.

(Es scheint mir überhaupt so, dass Piusanhänger mit Vorliebe die Interpretationsvariante wählen, die am wenigstens mit der Kontinuität der Tradition vereinbar ist.)
Marion hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Papst Benedikt hat geschrieben:nel Messaggio per l’odierna Giornata della Pace ho avuto modo di sottolineare come le grandi religioni possano costituire un importante fattore di unità e di pace
Er ist der Auffassung, dass »die großen Religionen einen wichtigen Faktor ... des Friedens« darstellen könnten.
Ich verstehe kein Italienisch
(Auch nicht über das Portugiesische?) Deshalb habe ich ja den Teil, um den es mir ging, übersetzt, wie du vielleicht gesehen hast.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Benutzeravatar
saba
Beiträge: 22
Registriert: Mittwoch 11. November 2009, 10:29

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von saba »

Theologisch entscheidend in der ganzen Geschichte ist wohl der Begriff "der Menschen des guten Willens", geprägt durch Lk 2, 14 in der Übersetzung von Hieronymus. Wenn man seine Ansprachen aufmerksam liest, dann wird's klarer. Benedikt hat's in der Weihnachtspredigt aufgegriffen. Er sowie sein Vorgänger sind/waren davon überzeugt, dass dieser Begriff (letztlich gedeckt von M.-Naturverständnis des Aquinaten) wenn nicht entscheidend, so zumindest brückenschlagend für das friedliche Zusammenleben auf Erden ist.

Benutzeravatar
Berolinensis
Beiträge: 4988
Registriert: Mittwoch 9. September 2009, 16:40

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Berolinensis »

Das wäre ja völlig unproblematisch. Das Problem ist doch, daß gesagt wird, daß sie gerade ihre falschen Religionen als Wege zum Frieden leben sollen. Da kann in der Tat - so verstehe ich Marion - der Eindruck aufkommen, daß sie zum "richtigen" Leben ihrer falschen Religionen aufgefordert werden, also zum "besseren Sündigen".

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8617
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Gamaliel »

Im Gefolge der Ereignisse von Assisi gab die "Kommission für Dialog und Ökumenismus" der Indischen Bischofskonferenz 1989 ein Dokument namens "Guidelines for Interreligious Dialogue" heraus. Das gesamte Originaldokument konnte ich online leider nicht finden, es sind aber einzelne Abschnitte daraus verfügbar. Zwei seien zitiert:

1. Die Richtlinien behaupten, daß das gemeinschaftliche Gebet mit den Mitgliedern anderer Religionen nicht nur möglich ist, sondern es wird sogar empfohlen:

[quote="Nr. 82 der "Guidelines for Interreligious Dialogue""]„Eine dritte Form des Dialogs berührt die tiefsten Ebenen des religiösen Lebens; sie besteht in der Teilnahme an Gebet und Kontemplation. Das Ziel eines solchen gemeinsamen Gebets ist in erster Linie die gemeinsame Verehrung des Gottes aller, der uns geschaffen hat, um aus uns eine große Familie zu machen. Wir sind aufgerufen, Gott nicht nur individuell anzubeten, sondern ebenso als Gemeinschaft. Indem wir in einem realen und grundlegenden Sinne eins sind mit der ganzen Menschheit, ist das gemeinsame Anbeten Gottes mit anderen für uns nicht nur ein Recht, sondern eine Pflicht.“[/quote]


2. In den Richtlinien erhält man auch Auskunft darüber, daß die (falschen) Religionen ein Werk der Gnade Gottes sind:

[quote="Nr. 25 der "Guidelines for Interreligious Dialogue""]„The plurality of religions is a consequence of the richness of creation itself and of the manifold grace of God. Though coming from the same source, peoples have perceived the universe and articulated their awareness of the Divine Mystery in manifold ways, and God has surely been present in these historical undertakings of his children. Such pluralism therefore is in no way to be deplored but rather acknowledged as itself a divine gift.“[/quote]

:panisch: :panisch: :panisch:

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von cantus planus »

Naja, das Machwerk kann uns ja egal sein. Das ist von Rom zu kassieren und fertig. Auch die DBK hat schon mehrere Schreiben herausgegeben, die nur Schrott enthalten. Über sowas geht recht schnell die Zeit hinweg...
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
saba
Beiträge: 22
Registriert: Mittwoch 11. November 2009, 10:29

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von saba »

Dass das indische Dokument zwar bedauerlich, aber lehrmäßig relativen Wert besitzt, dürfte klar sein. Allerdings ist der Eindruck des "besser Sündigens" durchaus vereinbar mit der allgemeinen Annahme des guten Willens bei allen Menschen, dessen Aktivierung man ja letztlich, sofern gewollt, auf eine bestimmte himmlische Gnadengabe zurückführen kann. Sofern also der gute Wille vorhanden, würden wohl die Anhänger dieser Position sagen, könne in jeder Religion in der Tat etwas Gutes auszumachen sein.

8)

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8617
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Gamaliel »

cantus planus hat geschrieben:Naja, das Machwerk kann uns ja egal sein.
Nö, denn es veranschaulicht gut welche Auswirkungen der "Geist von Assisi" in der Praxis des Apostolats hat/haben kann.

cantus planus hat geschrieben:Das ist von Rom zu kassieren und fertig.
Das Problem ist nur, daß die Richtlinien seit 20 Jahren nicht "kassiert" wurden.

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8617
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Gamaliel »

saba hat geschrieben:Allerdings ist der Eindruck des "besser Sündigens" durchaus vereinbar mit der allgemeinen Annahme des guten Willens bei allen Menschen,...
:hae?:

Wer nimmt denn einen solchen guten Willen bei allen Menschen an?

Sicher ist nur, daß alle gegenwärtig auf Erden lebenden Menschen mit der Erbsünde bzw. mit ihren Folgen im Bereich der menschlichen Natur belastet sind.

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8617
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Gamaliel »

Wichtig ist übrigens auch, wie Papst Johannes Paul II. das Treffen in Assisi immer wieder mit dem II. Vatikanum in Verbindung gebracht hat.


Er tat dies sowohl im Vorfeld des Treffens (beispielhaft sei an seine Rede bei der Generalaudienz am 22. Oktober 1986 erinnert, wo er sinngemäß ausrief: "Seht Assisi im Lichte des Konzils!") als auch - und das ist noch wichtiger, da die geschehenen Ärgernisse bekannt waren - nach dem Treffen.

Beispielsweise sagte er bei der Weihnachtsansprache an die Römische Kurie am 22. Dezember 1986:
Das Ereignis von Assisi kann als eine sichtbare Darstellung, eine Lehre von Tatsachen, eine allen verständliche Katechese dessen betrachtet werden, was der vom Zweiten Vatikanischen Konzil empfohlene und eingeleitete ökumenische Einsatz und Dialog zwischen den Religionen voraussetzt und bedeutet.

Benutzeravatar
saba
Beiträge: 22
Registriert: Mittwoch 11. November 2009, 10:29

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von saba »

Gamaliel hat geschrieben:
saba hat geschrieben:Allerdings ist der Eindruck des "besser Sündigens" durchaus vereinbar mit der allgemeinen Annahme des guten Willens bei allen Menschen,...
:hae?:

Wer nimmt denn einen solchen guten Willen bei allen Menschen an?

Z. B. hier bitte schön:

Das gilt nicht nur für die Christgläubigen, sondern für alle Menschen guten Willens, in deren Herzen die Gnade unsichtbar wirkt, Da nämlich Christus für alle gestorben ist und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, die göttliche, müssen wir festhalten, daß der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein.

Aus der pastoralen Konstitution "Gaudium et spes", c. 22;

8)

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11378
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Edi »

saba hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:
saba hat geschrieben:Allerdings ist der Eindruck des "besser Sündigens" durchaus vereinbar mit der allgemeinen Annahme des guten Willens bei allen Menschen,...
:hae?:

Wer nimmt denn einen solchen guten Willen bei allen Menschen an?

Z. B. hier bitte schön:

Das gilt nicht nur für die Christgläubigen, sondern für alle Menschen guten Willens, in deren Herzen die Gnade unsichtbar wirkt, Da nämlich Christus für alle gestorben ist und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, die göttliche, müssen wir festhalten, daß der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein.

Aus der pastoralen Konstitution "Gaudium et spes", c. 22;

8)
Hört sich beinahe an wie bei der Sekte "Universelles Leben". Jedenfalls ist das ein sehr schwammiger Text, der auch von Taize stammen könnte.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von overkott »

Edi hat geschrieben:
saba hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:
saba hat geschrieben:Allerdings ist der Eindruck des "besser Sündigens" durchaus vereinbar mit der allgemeinen Annahme des guten Willens bei allen Menschen,...
:hae?:

Wer nimmt denn einen solchen guten Willen bei allen Menschen an?

Z. B. hier bitte schön:

Das gilt nicht nur für die Christgläubigen, sondern für alle Menschen guten Willens, in deren Herzen die Gnade unsichtbar wirkt, Da nämlich Christus für alle gestorben ist und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, die göttliche, müssen wir festhalten, daß der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein.

Aus der pastoralen Konstitution "Gaudium et spes", c. 22;

8)
Hört sich beinahe an wie bei der Sekte "Universelles Leben". Jedenfalls ist das ein sehr schwammiger Text, der auch von Taize stammen könnte.
Kennst du dich bei dieser Sekte aus? Was hat diese mit Taize zu tun? Aufgrund der Offenheit würde ich Taize keinen Sektencharakter zusprechen. Das Konzil bekennt sich gerade durch die Weltoffenheit zur Katholizität.

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8617
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Gamaliel »

overkott hat geschrieben:Das Konzil bekennt sich gerade durch die Weltoffenheit zur Katholizität.
Overkott, geh einmal in Klausur (innerlich und äußerlich)!

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7953
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von holzi »

Gamaliel hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Das Konzil bekennt sich gerade durch die Weltoffenheit zur Katholizität.
Overkott, geh einmal in Klausur (innerlich und äußerlich)!
Um meinen alten Religionslehrer zu zitieren: "Geh in Dich - und bleib dort"!

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Re: Der Papst, die Ökumene und Assisi

Beitrag von Pit »

Edi hat geschrieben: ...
Hört sich beinahe an wie bei der Sekte "Universelles Leben". Jedenfalls ist das ein sehr schwammiger Text, der auch von Taize stammen könnte.
Edi, ich stimme Overkott zu, denn die Communaute von Taize auch nur ansatzweise in die Nähe sektiererischen Denkens zu bringen, zeugt von Unwissen Taize betreffend.
carpe diem - Nutze den Tag !

Gesperrt Vorheriges ThemaNächstes Thema