Linuxfreak hat geschrieben:1) Eine Menge "möglicher" Priesterkandidaten traut sich nicht, ihr "Karte" auf Jesus Christus zu setzen und ihm in Gehorsam, Ehelosigkeit, usw. nachzufolgen.
Das ist nix neues, das war immer schon so.
Linuxfreak hat geschrieben:2) Das Priesteramt wird den jungen Leute zu wenig schmackhaft gemacht. Bei ihnen kommt die Botschaft Christi nicht an. (Komm, lass alles hinter dir und folge mir nach!)
Da ist was dran. Da gibt es schlichtweg zuwenige echte Vorbilder (natürlich auch bedingt durch den schon existierenden Mangel an Priestern!), denn der wichtigste Grund für einen jungen Mann, sich der Priesterausbildung zuzuwenden, ist das überzeugende Vorbild anderer Priester. Ich weiß das aus eigener Erfahrung; ich kannte mehrere Priester, die in mir den Wunsch wachriefen "so wie die möchte ich auch mal werden": intelligente, dabei persönlich bescheidene, humorvolle, weltgewandte und doch tiefgeistliche, und auch ein bißchen knorrige Männer - und allesamt durch und durch katholisch und kirchentreu.
(Wieviel davon ich bin oder geworden wäre, steht auf einem anderen Blatt.
)
Linuxfreak hat geschrieben:3) Alles wird extremst kompliziert gemacht, anstatt es zu vereinfachen. Der Glaube wird lieber 100 hinterfragt und durchdacht, anstatt einfach Jesus nach zu folgen und seine Botschaft einfach mal wirken zu lassen.
Das ist halt heut das Leben, das kann man niemandem zum Vorwurf machen. Auch Priesterwerden und Priestersein ist heute zigmal komplizierter als früher. Heiraten und Verheiratetsein übrigens genauso. Man hat für beides nicht mehr den Rückhalt des gesellschaftlichen Erfahrungsschatzes wie früher und ist viel mehr auf sich selber angewiesen. Das macht es so anstrengend, und deshalb scheitern heute viele (Priester wie Eheleute), die früher von der Verankerung ihres Standes im allgemeinen Milieu mit durchgezogen wurden.
Linuxfreak hat geschrieben:4) Gewisse pseudokatholische Medien (kath.net, usw.) bringen den Menschen keine "frohe Botschaft", sondern eine Botschaft, wo kirchliche Hierachien und Gehorsam das Wichtigste ist und wo jeder, der den "Frömmlern" nicht in den Kram passt einfach an den Online-Pranger gestellt wird.
Im Gegenteil. Gehorsam gegenüber der Kirche und ihrer Lehre wäre heute wichtiger denn je, und das Vorbild der Hierarchie in diesem Gehorsam ganz besonders. Nichts ist weniger "frohe Botschaft" oder überzeugend, als ein Priester, der sich selber verkündet statt den Glauben der Kirche. Und jeder Priester, der meint, den Glauben der Kirche in Gegensatz zur "frohen Botschaft Jesu" stellen zu können, verkündet nicht mehr das Evangelium, sondern nur noch seine eigene Dummheit oder Arroganz. Ich will nicht wissen, was Pfarrer NN zu glauben glaubt, ich will das Original. Und das garantiert mir unverfälscht nur die Autorität der Kirche über die Jahrtausende.