Frankreich, der mit weitem Abstand kriegerischste Staat der Christenheit!
Kein einziger der beteiligten Staaten hat diesen Krieg so ersehnt und so lange gezielt darauf hingearbeitet. Und keiner hat klarere Kriegsziele gehabt als das revanchistische Frankreich, nämlich die Wiederherstellung der an Deutschland verlorenen Vorherrschaft in Europa. (Verbunden mit der völligen Zerstückelung Deutschlands durch Annektionen an fast alle Nachbarn.) Bismarck hat es für möglich gehalten, daß um diese Frage noch drei Kriege geführt werden könnten. In den Friedensverhandlungen von 1871 hat er übrigens durchaus erwogen gegen den ausdrücklichen Wunsch seines Königs durchzusetzen, daß Elsaß und Lothringen nicht annektiert werden. Er hat dies schließlich verworfen, da er dafür keine hinreichende Kompensation erlangen zu können glaubte: “Was sie uns nie verzeihen werden, ist unser Sieg.”
Eine unfreiwillige Bestätigung dieses Sachverhaltes ist Punkt 8 von Wilsons 14-Punkte-Plan. Ihm zufolge mußten gegen das “Selbstbestimmungsrecht der Völker” Elsaß und Lothringen an Frankreich zurückgegeben werden, da sie der Anlaß für die Spannungen gewesen wären, die schließlich zum Weltkrieg führten.
Durch die Nach- und Vorkriegsordnung zugleich, deren Frieden man zu recht eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln nannte, wurde Frankreich, auf das sie wesentlich zurückging, auch zu einer der notwendigen Ursachen des zweiten Weltkriegs. Trotz des Defätismus, der es in den 30er Jahren beherrschte und völlig lähmte.
Ich möchte hinzufügen, daß die Äußerungen des Herrn Winkler von einer Frechheit, Verlogenheit und Charakterlosigkeit zeugen, die nur in Deutschland, wo sich die tapferen Besieger der Besiegten besonders fest eingerichtet haben, möglich ist.San Marco hat geschrieben:Man lese Fritz Fischer. Dann ist alles klar. Wer sich zudem aller politischen Optionen beraubt, keinerlei Alternativen im militärischen Planungssinne erarbeiten kann und bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein reinigendes Gewitter herbeiredet.................ja, der ist schuld an einem Weltkrieg.
Demnach hatte das Deutsche Reich eine erhebliche Schuld an diesem Krieg. Zudem sprach die kaiserliche Regierung Kriegserklärungen gegen Frankreich und Russland aus, um den einzigen militärischen Plan durchführen zu können.
Der Historiker Heinrich August Winkler zog zur "Fischer-Kontroverse" vor wenigen Jahren Bilanz:
"Das Ziel, mit dem die deutschen Eliten in den Ersten Weltkrieg gezogen waren, hieß Hegemonie in Europa und Aufstieg zur Weltmacht. Am Ende stand ein Friedensvertrag, den die Deutschen als schreiendes Unrecht empfanden, obwohl er das Reich bestehen ließ und ihm die Möglichkeit einräumte, wieder zur Großmacht zu werden. Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der deutschen Kriegsschuld fand nicht statt, obschon bereits im April 1919 eine interne Aktensammlung vorlag, die keinen Zweifel daran ließ, dass die Reichsleitung im Juli 1914 alles getan hatte, die internationale Krise zu verschärfen. In Abwehr der alliierten These, Deutschland und seine Verbündeten trügen die alleinige Verantwortung für den Kriegsausbruch, entstand eine Kriegsunschuldlegende, die ebenso viel Unheil stiftete wie ihre Zwillingsschwester die Dolchstoßlegende“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Um die Hegemonie in Europa zu gewinnen, brauchten die Deutschen keinen Krieg anzuzetteln, genausowenig wie um Elsaß und Lothringen. Sie hatten dies alles nämlich schon inne. Frankreich jedoch, konnte all dies und einige weitere Kleinigkeiten, wie die linksrheinischen Gebiete, sowie weitere Zerstückelungen zugunsten anderer Nachbarn Deutschlands (z.B. Preußen an Rußland etc.), nur durch Krieg erreichen.
Gemäß dem "Selbstbestimmungsrecht der Völker" und dem 14-Punkte-Plan, aufgrunddessen der Waffenstillstand geschlossen wurde, konnten und mußten die Deutschen den Versailler Vertrag als Betrug und Vertragsbruch auffassen (Sudeten, Memelland, Schlesien, Elsaß, Eupen und Malmedy, Österreich).
Entschärft wurde die Krise von keiner einzigen der beteiligten Seiten. Die deutsche Haltung war dabei vor allem situativ begründet: "besser jetzt als später." und von der zutreffenden Überzeugung genährt, daß Frankreich den Krieg auf jeden Fall will und früher oder später auch anzettelt.
Daß ein Bündnis wie das französisch-russische eine ungeheure Bedrohung war, die einen Präventivschlag geradezu herausforderte, war auch schon vorher vielen klar.