"Gedächtnis der Verstorbenen"

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.

Wann hast du das "Gedächtnis der Verstorbenen" für den verstorbenen Papst gefeiert?

An jedem Tag der Trauernovene, ohne Rücksicht auf Feiertage
0
Keine Stimmen
In der Trauernovene, aber nicht an den Sonntagen und dem Verkündigungsfest
1
8%
Am Tag nach dem Tod und am Begräbnistag
2
17%
Gar nicht
7
58%
Ich weiß gar nicht, dass ich das Totenoffizium beten könnte...
2
17%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 12

Benutzeravatar
Chiara
Beiträge: 650
Registriert: Montag 23. August 2004, 21:03

"Gedächtnis der Verstorbenen"

Beitrag von Chiara »

Meine Frage gilt vor allen den (liturgiewissenschaftlich beschlagenen) Brevierbetern im Forum.

Meines Wissens darf man das Totenoffizium aus dem Stundenbuch an jedem festfreien Tag nehmen. Was aber, wenn der Todestag (bzw. der folgende) auf einen bereits belegten Tag fällt, wie jetzt beim Hl. Vater? Oder die Trauernovene gar nicht in die "grüne Zeit" fällt?

Wie habt ihr es gehalten - als Einzelne bzw. in eurer Gemeinschaft?
"Scio cui credidi"

Benutzeravatar
mr94
Beiträge: 259
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 22:43
Wohnort: Steinkirchen Kr Stade
Kontaktdaten:

Beitrag von mr94 »

Ich bete heute das Totenoffizium (als einzelner).

Benutzeravatar
Juergen
Beiträge: 26999
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:43

Beitrag von Juergen »

Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -

schwester meike
Beiträge: 15
Registriert: Freitag 8. April 2005, 15:09
Kontaktdaten:

Beitrag von schwester meike »

Hallo!

Kann mich arme evangelische Christin mal jemand aufklären, was ein Totenoffizium ist (Stundengebete im allgemeinen kenn ich schon) und was der Sinn/Zweck dieses Gebetes ist?

Danke, Sr.Meike

Benutzeravatar
Juergen
Beiträge: 26999
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:43

Beitrag von Juergen »

sr.meike hat geschrieben:Hallo!

Kann mich arme evangelische Christin mal jemand aufklären, was ein Totenoffizium ist (Stundengebete im allgemeinen kenn ich schon) und was der Sinn/Zweck dieses Gebetes ist?
Zum Sinn/Zweck:
Wenn man der Auffassung ist, daß ein Gebet für die Verstorbenen, den Verstorbenen was nützt, dann ist es gut für sie zu beten. (kath. Sichtweise)

Wenn aber der der Auffassung ist, daß ein Gebet für die Verstorbenen, den Verstorbenen nichts nützt, weil es allein auf den Glauben des Verstorbenen im irdischen Leben ankommt, dann ist es sinnlos. ((teilweise) prot. Sichtweise)



Totenoffizium = Stundengebet für die Verstorbenen:

Laudes:
Hymnus:
Wenn wir im Tode leiblich zerfallen
sind wir im Geist schon jenseits der Schwelle
ewiger Nacht.

Denn in der Quelle lebenden Wassers
tauchte uns Christus bei unsrer Taufe
in seinen Tod

Sind wir im Sterben mit ihm begraben,
wissen wir gläubig, daß auch sein Ostern
er mit uns teilt.

Ehre dem Vater, Ehre dem Sohne
ihm, der im Geiste Leben und Rettung
ewig uns schenkt
Amen:

1. Psalm
Antiphon: Dem Herrn wird jubeln das zerschlagene Bein
Psalm 51 (50)

Canticum
Antiphon: Vor den Pforten der Unterwelt rette mein Leben, o Herr
Jes 38,10-13a.14cd.17-20

2. Psalm
Antiphon: Meinen Gott will ich loben, solange ich lebe
Psalm 146 (145)

oder: 2. Psalm
Antiphon: Alles, was atmet, lobe den Herrn
Psalm 150

Kurzlesung
1 Thess 4,14

Responsorium
Herr ich will dich rühmen,* du hast mich herausgeholt aus dem Reich des Todes -
Meine Klage und Trauer hast due verwandelt in Freude * Du hast mich herausgeholt aus dem Reich des Todes.
Ehre sei dem Vater -

Benedictus
Antiphon: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.

Gepriesen sei der Herr.....

Bitten
...

Oration
Allmächtiger Gott, wir glauben und bekennen, daß du deinen Sohn als Ersten von den Toten auferweckt hast. Stärke in uns die Hoffnung, daß du auch unseren Bruder (unsere Schwester) N. auferwecken wirst zum ewigen Leben. Darum bitten wir durch Jesus Christus...

weitere Oratationen zur Auswahl



Vesper:
Hymnus:
Tod und Vergehen waltet in allem,
steht über Menschen, Pflanzen und Tieren,
Sternbild der Zeit.

Du hast ins Leben alles gerufen.
Herr, deine Schöpfung neigt sich zum Tode:
Hole sie heim.

Schenke im Ende auch die Vollendung.
Nicht in die Leere falle die Vielfalt
irdischen Seins.

Herr, deine Pläne bleiben uns dunkel. -
Doch singen Lob wir dir, dem dreieinen,
weigen Gott.
Amen.

1. Psalm
Antiphon: Der Herr behüte dich vor allem Bösen, er behüte dein Leben
Psalm 121 (120)

2. Psalm
Antiphon: Würdest du Herr, unsere Sünden beachten, Herr, wer könnte bestehen?
Psalm 130 (129)

Canticum
Antiphon: Wie der Vater die Toten erweckt und lebendig macht, so macht der Sohn lebendig, wen er will
Phil 2,6-11

Kurzlesung
1 Kor 15,55-57

Responsorium
Herr, auf dich vertraue dich * ich werde in Ewigkeit nicht zuschanden. -
Ich will jubeln über dein Erbarmen, über deine Huld mich freuen. * Ich werde in Ewigkeit nicht zuschanden.
Ehre sei dem Vater -

oder als Responsorium
Herr, in deinem Erbarmen * gibt ihnen ewige Ruhe -
Du wirst kommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten. * Gib ihnen ewige Ruhe.
Ehre sei dem Vater -


Magnificat
Antiphon: Alles, was der Vater mit gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den weise ich nicht zurück.

Meine Seele preist die Größe des Herrn.....

Fürbittten
...

Oration
->wie in den Laudes

weitere Oratationen zur Auswahl
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -

schwester meike
Beiträge: 15
Registriert: Freitag 8. April 2005, 15:09
Kontaktdaten:

Beitrag von schwester meike »

Vielen Dank für das anschauliche Beispiel :ja: .
Ich kenne das übrigens auch aus evangelischen Gemeinschaften, dass man z.B. nach der Komplet die Verstorbenen Gott anbefiehlt. Persönlich tu ich mich damit aber schon schwer, da ich in der Tat in der Bibel nur die Alternativen finde, ewig bei Gott zu sein, oder ewig von ihm getrennt (Joh.3,36;5,29). Und wenn er mitten unter uns wohnt und es keine Leid mehr gibt (Offb.21), kann ich mir irgendwie auch nur schwer vorstellen, dass es sowas wie "näher dran" gibt.
Aber gegen ein ehrendes Gedenken der Toten hab ich überhaupt nichts. Viele Vorbilder sind uns voraus gegangen und ich find's wichtig, aus ihrem Leben zu lernen. Aber für meine Rettung kann nur Jesus garantieren, der Anfänger und Vollender meines Glaubens (Heb.12,1f). Ich bin ja mal sowas von gespannt, wen man im Himmel alles treffen wird!
Klar bin ich evangelisch geprägt, aber das hat für mich nichts mit Konfession zu tun, sondern schlicht mit der Bibel - und da haben wir ja schließlich die selbe :freude:

Was ist denn der Unterschied zwischen Totenoffizium beten und Messe lesen lassen? Wie oft muss / sollte man das tun? Und worauf gründet sich diese Tradition?

Grüßle, Sr.Meike

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11293
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Beitrag von Edi »

Hebr. 12, 14: "Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der HEILIGUNG, ohne die niemand den Herrn sehen wird."

Die heilige Schrift hat mehrere Stellen, die besagen, dass nur derjenige Gott schauen wird, der z.B. "reinen Herzens" ist.

An einer Stelle wünscht Paulus einem verstorbenen Mitbruder, er möge beim Herrn sein. Wenn so klar wäre, dass alle Gläubigen ohne Ausnahme nach ihrem Tode sofort beim Herrn wären, wäre dieser Wunsch nicht nötig gewesen.

Benutzeravatar
Chiara
Beiträge: 650
Registriert: Montag 23. August 2004, 21:03

Beitrag von Chiara »

Nichts gegen die Heilige schrift, aber es gibt ja auch noch die Tradition (des Lehramtes), und zumindest für die katholische Kirche ist das eine fast gleichrangige theologische Quelle - denn auch die Hl. Schrift wird bekanntlich in authentischer Weise nur vom Lehramt ausgelegt. Und die Kirche kannte schon früh die Fürsprache für die Verstorbenen.

Aber darauf wollte ich mit der Ausgangsfrage nicht hinaus. Im katholischen Brevier gibt es neben den normalen Texten für die einzelnen Gebetszeiten auch ein komplettes Formular, für den ganzen liturgischen Tag, das als Ganzes eine große Fürbitte für die Verstorbenen ist (im Schlußgebet können auch Namen von einzelnen Verstorbenen eingefügt werden). Vor der Liturgiereform hat man meines Wissens in vielen Klöstern das Totenoffizium an einem Wochentag zusätzlich zu den Horen des Tages gebetet. Da ich diese Lösung aber für doch etwas zeitraubend und wenig sinnvoll halte, habe ich bei persönlichen Trauerfällen das Totenoffizium statt der Tageshoren genommen - am Todestag und am Beerdigungstag - wenn nicht gerade ein Hochfest an diesen Tagen war.
Nach Auskunft meines Liturgieprofessors darf man ansonsten nur dann das Totenoffizium nehmen, wenn der Tag nicht durch gebotene Gedenktage oder Feste blockiert ist. Aber bei einem Todesfall wie jetzt, beim Hl. Vater, wo die ganze Kirche betroffen ist?

@ Jürgen
Danke für den Verweis auf deinen Beitrag, aber es trifft nicht ganz zu. Oft gibt es Tage, an denen mehrere Meßformulare völlig gleichrangig zur Verfügung stehen, z.B. Heilige und Votivmessen. Beim Offizium gibt es normalerweise eine klare Abfolge. "Votivformulare" für das Brevier gibt es eigentlich nur für das Mariengedächtnis und für die Verstorbenen.
Kunzlers Auskunft ist logisch für ein Totengebet ohne aktuellen Sterbefall, eben das Totengedächtnis, aber nicht für den akuten Fall.
Für Totenmessen gilt:
"Die Exequienmesse kann an allen Tagen des Jahres gefeiert werden mit Ausnahme des Triduum Sacrum, der Sonntage der Advents-, Fasten- und Osterzeit und mit Ausnahme der Hochfeste. ... Beim Eintreffen des Todesnachricht, bei der endgültigen Beisetzung des Verstorbenen und am ersten Jahrestag darf die Totenmesse auch gefeiert werden, wenn es sich um einen gebotenen Gedenktag handelt." (aus dem Direktorium für das Erzbistum Paderborn)

Angenommen, man würde sich an der Trauernovene für den Papst mit dem Beten des Totenoffizium beteiligen wollen - so sähe es aus, wenn man die obigen Normen parallel anwendet:
- Sonntag - vom Tage
- Montag - vom Hochfest
- Dienstag + Mittwoch - Totenoffizium
- Donnerstag - vom Heiligen (gebotener Gedenktag)
- Freitag - Totenoffizium (Beerdigungstag)
- Samstag - Totenofizium außer der Vesper
- Sonntag - vom Tage
- Montag - vom Heiligen

:hmm: Bleibt nicht viel übrig von der Novene...
"Scio cui credidi"

John-Paul
Beiträge: 137
Registriert: Sonntag 12. September 2004, 20:10

Beitrag von John-Paul »

sr.meike hat geschrieben:Klar bin ich evangelisch geprägt, aber das hat für mich nichts mit Konfession zu tun, sondern schlicht mit der Bibel - und da haben wir ja schließlich die selbe :freude:
Hallo sr. meike,

gerade hier zeigt es sich, daß wir eben nicht die gleiche Bibel haben, da die evangelischen Christen die Bücher der Makkabäer, wo in 2 Makk das Gebet für die Toten empfohlen wird, eben nicht anerkennen.

Gruß
JP

Benutzeravatar
Georg
Beiträge: 42
Registriert: Donnerstag 17. Februar 2005, 22:27

Beitrag von Georg »

ich persönlich bete das Totenoffizium immer sehr gerne, wenn in meiner Verwandschaft oder im Freundeskreis jemand stirbt und schöpfe selber sehr viel Trost und Hoffnung daraus. Ich hab mir auch angewöhnt, meist am Vortag meines Geburtstags dieses Offizium für alle meine verstorbenen Vorfahren zu beten, das klingt vielleicht etwas bizarr, aber es hilft mir, einerseits in Dankbarkeit auf das Geschenk meines Lebens zu blicken, das ich zuerst Gott und durch seine Gnade meinen Eltern und Vorfahren verdanke und zugleich schärft es meinen Blick auch für die Tatsache der Endlichkeit meines eigenen irdischen Daseins. Im Totenoffizium heißt es in einem (neueren )Hymnus so treffend: nicht in die Leere falle die Vielfalt irdischen Seins, Herr deine Pläne bleiben uns dunkel, doch singen Lob wir dir dem dreieinigen Gott!.
Ich denke diese Texte kann auch ein Christ mit anderer theologischer Konzeption der Eschatologie nachvollziehen
in aeternum misericordia eius! (Ps 117)

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema