Aufnahme Mariens in den Himmel

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Angelika
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Aufnahme Mariens in den Himmel

Beitrag von Angelika »

Hallo,

ich hab mal 'ne Frage zu dem Dogma "Aufnahme Mariens in den Himmel":

Es gibt keine biblischen Aussagen darüber, ob Maria wie alle anderen Menschen gestorben ist oder ob sie in den Himmel aufgenommen wurde.

Das Dogma stützt sich also nicht auf die Schrift, sondern auf die Überlieferung. Womit wird es denn konkret begründet ? Gibt es frühchristliche Schriften, in denen von einer Aufnahme Mariens in den Himmel berichtet wird ?

Gruß
Angelika

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

M.W. schöpft die Kirche zu diesem Thema vorwiegend aus der frühkirchlichen Hymnologie. (Es gibt zu Ihrer Entschlafung keine besondere Quelle, wie es z.B. das Protoevangelium Jacobi für Ihre Geburt ist.)

Das bedeutet, daß es auch viele Fabeln zu dieser Thematik gibt, aber ein paar wichtige und in diesem Zusammenhang bedeutende Hymnenschreiber seien genannt: Hl. Anatolios, Patriarch von Konstantinopel (5. Jh.), Hl. Germanos, Patriarch von Konstantinopel (8. Jh.), Hl. Kosmas, Bischof von Maiouma (+776) und natürlich der Hl. Johannes von Damaskus (+780).

Die Überlieferung besteht eben in Gestalt der verschiedenen Hymnen, Kanones, Akathisten, Ämter etc., die es eben von diesen Heiligen zum Fest der Entschlafung Mariens gibt. Die gemeinsamen Hauptelemente der diversen Varianten dieser Überlieferung sind so ca.:
  1. die Versammlung der Apostel in Jerusalem;
  2. die letzten Worte der Allheiligen an die Apostel;
  3. Ihr Tod und Begräbnis;
  4. die Beschreibung Ihrer Erscheinung nach 3 Tagen.
Der Apostel Thomas war nämlich bei dem Begräbnis nicht dabei. Um ihn zu trösten, gingen die Apostel mit ihm zu Ihrem Grab, und siehe da, es war leer. Nach längerem Gebet erschien sie den Aposteln mit den Worten: "Freut euch, ich bin alle Tage bei euch." Da Sie von sterblichen Eltern stammte, ist Sie eines normalen Todes gestorben (s. Amt zur Entschlafung der Gottesgebärerin, Vesper, 1. Stichera nach "Herr, ich rufe zu Dir..."*), allerdings wurde das Grab Ihr zu einer Leiter in das Himmelreich.

--
* Boah, ich hab' sogar ein Menaion aufgetrieben. Hier ist die Stichera:
  • "O unbegreifliches Wunder! Die Quelle des Lebens wird ins Grab gelegt, und das Grab wird eine Leiter in den Himmel; freue dich, Gethsemane, heiliges Haus der Gottesgebärerin! Laßt uns rufen, ihr Gläubigen, mit Gabriel voran: Begnadete, freue Dich, der Herr ist mir Dir, Er schenkt der Welt durch Dich große Gnade!"
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Grundlage sind die sogenannten Transitus-Berichte, zuerst wohl in Syrien im fünften, vielleicht schon im vierten Jahrhundert. Im Westen zuerst Ende des sechsten Jahrhunderts bei Gregor von Tours (libri miraculorum I,4). Parallel setzen auch die liturgischen Feiern ein. Die theologische Durchdringung folgt etwas später, ich meine frühestens im siebenten, eher im achten Jahrhundert, wobei den Kern der Reflexionen zunächst das Konvenienzargument bildet.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das schrieb ich eben, bevor ich deinen Beitrag las, Roman. Ja, die Hymnologie fällt unter das, was ich meinte mit: »Parallel setzen auch die liturgischen Feiern ein«.
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Danke für eure Antworten.

Ich dachte bisher, Maria wäre nicht gestorben und begraben worden, sondern am Ende ihres irdischen Lebens einfach so in den Himmel aufgenommen worden.

Hier lernt man immer wieder was dazu ... 8)

Gruß
Angelika

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Angelika hat geschrieben:Ich dachte bisher, Maria wäre nicht gestorben und begraben worden, sondern am Ende ihres irdischen Lebens einfach so in den Himmel aufgenommen worden.
Is sie doch auch - und zwar am 15. August. Guck einfach mal in einen liturgischen Kalender :roll: 8)
Gruß Jürgen

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Juergen hat geschrieben:
Angelika hat geschrieben:Ich dachte bisher, Maria wäre nicht gestorben und begraben worden, sondern am Ende ihres irdischen Lebens einfach so in den Himmel aufgenommen worden.
Is sie doch auch - und zwar am 15. August. Guck einfach mal in einen liturgischen Kalender :roll: 8)
Wie ? :kratz:

Nietenolaf hat doch geschrieben, sie wäre gestorben, begraben worden und nach drei Tagen wäre das Grab leer gewesen.

Gruß
Angelika

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Angelika hat geschrieben:Nietenolaf hat doch geschrieben, sie wäre gestorben, begraben worden und nach drei Tagen wäre das Grab leer gewesen.
Das hab' nicht ich geschrieben, das ist Glaubensgut der Kirche von Anfang an, in den Hymnen, Kanones, etc., auch im "Transitus Mariae", wo die Grablegung beschrieben wird, nachdem Ihre Seele schon Aufnahme durch den Herrn erfahren hat... diese der Grablegung vorangehende Szene (freilich sind noch Wunder auf dem Weg zum Grab passiert) bildet meist das Motiv für die Ikonographie zu diesem Fest. Beispiel siehe hier >>>. Ihre allreine Seele ist deutlich zu erkennen, nicht?

Einen anderen Beleg, abgesehen vom ganzen erwähnten Hymnenschatz, hatten wir hier >>>. "Einfach so" würde den Sarg und die ganze Überlieferung in diesem Zusammenhang in Frage stellen (abgesehen davon, daß es theologische Fragen aufwerfen würde, Stichwort "Miterlöserin"). [Sind die Kanones z.B. des Hl. Antonios, Patriarch von Konstantinopel, in der römischen Kirche eigentlich bekannt? Sonst kann ich ja viel von Hymnologie erzählen, wenn die keiner kennt...]
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Nietenolaf hat geschrieben:
Angelika hat geschrieben:Nietenolaf hat doch geschrieben, sie wäre gestorben, begraben worden und nach drei Tagen wäre das Grab leer gewesen.
Das hab' nicht ich geschrieben, das ist Glaubensgut der Kirche von Anfang an, in den Hymnen, Kanones, etc.
Das habe ich auch so verstanden, dass du es als Glaubensgut der Kirche wiedergibst und nicht als deine eigene Ansicht.

Mir ist aber immer noch nicht klar, ob Maria nun gestorben ist, begraben wurde und nach drei Tagen erschienen ist oder ob sie am Ende ihres Lebens in den Himmel aufgenommen wurde (also ohne irdischen Tod, Begräbnis usw.). :kratz:



Nietenolaf hat geschrieben:[Sind die Kanones z.B. des Hl. Antonios, Patriarch von Konstantinopel, in der römischen Kirche eigentlich bekannt? Sonst kann ich ja viel von Hymnologie erzählen, wenn die keiner kennt...]
Ich kenne sie nicht.

Gruß
Angelika

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Edi
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Beitrag von Edi »

http://www.fortunecity.de/lindenpark/ga ... maria.html

Maria soll nach der Überlieferung in Jerusalem gestorben sein, jedoch gibt es auch andere Meinungen dazu, siehe obiger Link.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Angelika hat geschrieben:Mir ist aber immer noch nicht klar, ob Maria nun gestorben ist, begraben wurde und nach drei Tagen erschienen ist oder ob sie am Ende ihres Lebens in den Himmel aufgenommen wurde (also ohne irdischen Tod, Begräbnis usw.). :kratz:
Die kirchliche Tradition spricht vom Tod und vom Begräbnis. Wieso ist Dir das nicht klar, wenn Du den Steinsarg siehst, den "Transitus Mariae" liest, etc.? Ich habe, um euch hier nicht im Bezug der aktuellen lateinischen Dogmatik ein Stein des Anstoßes zu sein, eigens den KKK durchforstet. Im Zusammenhang mit dem Dogma "Aufnahme Mariens in den Himmel" ist nicht davon die Rede, Sie wäre gestorben oder nicht gestorben. Das wird verschwiegen. Natürlich ist das eine Lücke im KKK. Ich würde diese Lücke aber mit kirchlicher Tradition füllen und nicht mit Phantasien wie "Miterlöserin".
Angelika hat geschrieben:
Nietenolaf hat geschrieben:[Sind die Kanones z.B. des Hl. Antonios, Patriarch von Konstantinopel, in der römischen Kirche eigentlich bekannt? Sonst kann ich ja viel von Hymnologie erzählen, wenn die keiner kennt...]
Ich kenne sie nicht.
Unseres Vaters unter den Heiligen, Johannes von Damaskus,
Kanon zum Fest der Entschlafung der Allheiligen Gottesgebärerin
1. Ode
Hirmos: Ich öffne meine Lippen, und sie werden erfüllt vom Geist,
ich spreche das Wort der Königin und Mutter,
in lichtem Triumph und Freude singe ich Ihre Entschlafung.


Jungfrauen, Töchter, singt nun mit der Prophetin Mariam das Lied über dem Sarg,
denn die Jungfrau und eine Gottesgebärerin steht nun den himmlischen Wohnstätten vor.

Die himmlischen und göttlichen Wohnstätten nahmen Dich würdig auf wie einen beseelten Himmel,
und Du, im lichten Schmuck, wie die vollkommen makellose Braut, stehst dem König und Herrn bevor.

3. Ode
Hirmos: Deine Sänger, die einen Chor bilden, Gottesgebärerin, Du lebendige und reiche Quelle, festige im Geiste,
und Deines göttlichen Gedenkens wegen bedenke mit Kränzen der Ehre.


Da Du von sterblichem Schoß ausgegangen bist, Reine, war Dir ein Ende zuteil, das der Natur entspricht;
doch, da Du das wirkliche Leben geboren hast, stehst Du nun dem Göttlichen und Persönlichen ("hypostatischen") Leben vor.

Eine Vielzahl Theologen* kamen von den Enden der Erde und eine Fülle an Engeln von oben herab auf einen allmächtigen Wink hin nach Zion,
um wahrhaftig, o Gebieterin, bei Deinem Begräbnis zu dienen.

[*"Theologen" nannte man früher, heute im Osten auch teilweise noch, jene Menschen, die beten, das heißt, die mit Gott reden. Das hat nichts mit einer Fachrichtung zu tun.]

4. Ode
Hirmos: Indem er Deinen unerforschlichen göttlichen Willen, o Allhöchster, in der Geburt von einer Jungfrau sah,
rief der Prophet Abbakum: Ehre sei Deiner Kraft, Herr.


Wunderbar war es, den beseelten Himmel des Allkönigs durch die Einöden der Erde wandeln zu sehen.
Wie wunderbar sind Deine Taten! Ehre sei Deiner Kraft, Herr!

Wenn schon Ihre Frucht, die die Himmel schuf, unbegreiflich ist, da Sie [=Er] das Begräbnis freiwllig annahm wie ein Toter,
wie konnte da die ehelos Gebärende das Begräbnis vermeiden?

Bei Deinem Sterben*, Mutter Gottes, bedeckten die Engelsscharen mit Zittern und Frohlocken mit ihren geheiligten Schwingen
Deinen endlosen, Gott beherbergenden, Leib.

[* Für das Wort "Sterben" steht hier, wie auch an vielen anderen Stellen, der fromme Terminus "Vorstellung" im Sinne von: sich vor Gott stellen. Das sagt man auch von jedem normalen Menschen, der stirbt.]

5. Ode
Hirmos: Alles wundert sich bei Deiner geheilgten Entschlafung;
denn Du, als die Jungfrau, welche die Ehe nicht gekostet hat, gingst von der Erde zu den ewigen Wohnstätten und dem ewigen Leben ein, das Heil allen Dich besingenden schenkend.


Es mögen heute die Posaunen der Theologen ertönen und die verschiedenen Sprachen der Menschen jetzt Lobpreis verkünden;
die Luft möge klingen, mit ewigem Licht leuchtend, und Engel mögen besingen die Entschlafung der allreinen Jungfrau.

Dir, Jungfrau, dem auserwählten Gefäß, gebührt es bei der Entschlafung in Dir gewidmeten Liedern, Erstaunen hervorzurufen,
ganz für Gott geheiligt, von Gott für alle umfangen, wahrhaftig so und die allbesungene Gottesgebärerin zu sein.

6. Ode
Hirmos: Indem wir diesen göttlichen und allverehrten Feiertag der Gottesmutter begehen,
kommt, gottweise, laßt uns die Hände erheben, und den von Ihr geborenen Gott preisen.


Aus Dir erleuchtete das Leben, ohne daß Es das Schloß der Jungfräulichkeit verletzte.
Wie konnte Dein allreiner und wahrhaft lebendiger Leib in der Lage sein, den Tod zu kosten?

Indem Du zum Tempel des Lebens wurdest, erreichtest Du das ewige Leben,
denn durch den Tod kamst Du zum Leben, in dem Du das Persönliche ("hypostatische") Leben geboren hast.

7. Ode
Hirmos: Die gottweisen dienten dem Geschöpf nicht mehr, als dem Schöpfer,
doch, nachdem sie das drohende Feuer mutig austraten, feuten sie sich und sangen: allbesungener Herr und Gott der Väter, gesegnet seist Du.


Jünglinge und Jungfrauen, Alte und Fürsten, Könige und Richter, indem ihr das Gedenken der Jungfrau ehrt wie auch der Gottesmutter, singt:
Herr und Gott der Väter, gesegneit seist Du.

Mögen die himmlischen Berge posaunengleich den Geist besingen, die Hügel sich freuen,
die göttlichen Apostel triumphieren: die Königin stellt Sich dem Sohn vor, und herrscht mit Ihm.

Das allgeheiligte Sterben Deiner Göttlichen und unverweslichen Mutter einte die überirdischen Ämter der höchsten Mächte,
Dir mit Freude auf Erden singend: Gott, gesegnet seist Du.

8. Ode
Hirmos: Die frommen Jünglinge hat die Geburt der Gottesgebärerin im Ofen bewahrt, welche damals angedeutet, jetzt aber sich in Vollendung befindet;
sie ruft das ganze Universum dazu auf, Dir zu singen: besingt den Herrn, Geschöpfe, und erhebt Ihn in alle Ewigkeit.


Dein Gedenken, reine Jungfrau, preisen die Anfänge, wie auch die Mächte, Gewalten, Engel, Erzengel, Throne, Herrschaften, Cherubim und furchterregenden Seraphim,
und wir, das menschliche Geschlecht, singen und erheben es in alle Ewigkeit.

Der ungewöhnlich in Deinem, Gottesgebärerin, reinen Leib bei der Fleischwerdung Wohnstatt Nehmende, Er, der Deinen allgeheiligten Geist aufnahm, bettete Dich bei Sich, wie ein Schuldner und Sohn;
deshalb besingen wir Dich, die Jungfrau, und erheben Dich in alle Ewigkeit.

O, das Verständnis überschreitende Wunder der Immerjungfrau und Gottesgebärerin! Denn, indem Sie sich im Sarg bettete, machte Sie ihn zum Paradies,
vor welchem wir heute stehen und singen: besingt den Herrn, Geschöpfe, und erhebt Ihn in alle Ewigkeit.

9. Ode
Hirmos: Jeder Erdgeborene möge jubeln, vom Geist erleuchtet, und die Natur der körperlosen Geister möge triumphieren, das geheiligte Sterben der Gottesmutter verehrend, und ausrufen:
freue Dich, allselige Gottesgebärerin, reine Immerjungfrau.


Kommt nach Zion, diesem göttlichen Berg des lebendigen Gottes, laßt uns freuen, die Gottesgebärerin erblickend;
denn Christus hat Sie, als Mutter, in eine weit bessere und göttlichere Wohnstatt aufgenommen, ins Allerheiligste.

Kommt, ihr Gläubigen, laßt uns an den Sarg der Gottesmutter treten und ihn umfangen, ihn mit den Herzen, den Lippen, den Augen berühren
und reiche Gaben der Heilung aus dieser immersprudelnden Quelle schöpfen.

Nimm von uns den Grabesgesang entgegen, Mutter des lebendigen Gottes, und bedecke uns mit Deiner lichten und göttlichen Gnade,
dem Imperator* Siege, dem christusliebenden Volk Frieden schenkend, welche die Vergebung der Sünden und das Heil der Seelen besingen.

[* Ja, Imperator. Mit dem Untergang der christlichen Reiche würde das ersetzt werden durch Konstruktionen wie "orthodoxe Christen", "Christen", "gottgläubiges Volk" u.ä.; wie das konkret hier ist, weiß ich nicht.][/font]
Freie Übersetzung, "nicht für den liturgischen Dienstgebrauch". Wem's zuviel ist, der sei beispielshalber verwiesen auf die dritte Ode, dort den ersten Troparion; oder die vierte Ode, den zweiten Troparion, u.a.m.. Dieser Kanon ist aus dem 8. Jahrhundert, also kann man wohl von echter Tradition reden. Im Gottesdienst zum Fest Mariae Entschlafung wird er bis heute immer gesungen / gelesen.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Nietenolaf hat geschrieben:Die kirchliche Tradition spricht vom Tod und vom Begräbnis. Wieso ist Dir das nicht klar, wenn Du den Steinsarg siehst, den "Transitus Mariae" liest, etc.? Ich habe, um euch hier nicht im Bezug der aktuellen lateinischen Dogmatik ein Stein des Anstoßes zu sein, eigens den KKK durchforstet. Im Zusammenhang mit dem Dogma "Aufnahme Mariens in den Himmel" ist nicht davon die Rede, Sie wäre gestorben oder nicht gestorben. Das wird verschwiegen. Natürlich ist das eine Lücke im KKK. Ich würde diese Lücke aber mit kirchlicher Tradition füllen und nicht mit Phantasien wie "Miterlöserin".
Diese "Lücke" ist verständlich, denn die Aussage, daß Maria einen zeitlichen Tod erlitten hat, ist keine Aussage de fide, sondern eine Aussage Sent. communior.

Schon das Sacramentarium Gregorianum kennt eine Oration, in der es heißt:
Veneranda nobis, Domine, huius est diei festivitas, in qua sancta Dei Genitrix mortem subiit temporalem....

Bei einer Reihe von Kirchenvätern u.a. wird ebenfalls der Tod Mariens (meist eher beiläufig) erwähnt:
- Origenes: In Ioan. 2,12
- Ephräm: Hymnus 15,2
- Severian von Gabala: De mundi creatione or. 6,10
- Hieronymus: Adv. Ruf. II, 5
- Augustinus: In Ioan. tr. 8,9

Epiphanius etwa läßt die ganze Frage nach dem Tod offen und gibt drei Möglichkeiten an:
- natürlicher Tod
- gewaltsamer Tod (Berufung auf Lk 2,35)
- Entrückung an einen unbekannten Ort, wo sie weiterlebt (Berufung auf Offb 12,14)

Die Freiheit von der Erbsünde, schließt für sie natürlich die Strafe für die Sünde aus; aber es scheint wohl angemessen anzunehmen, daß der von Natur aus sterbliche Leib in gleicher Weise wie der ihres Sohnes dem allgemeinen Gesetz des leiblichen Todes unterworfen war, und sie so einen zeitlichen Tod starb, dann jedoch mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Da Du von sterblichem Schoß ausgegangen bist, Reine, war Dir ein Ende zuteil, das der Natur entspricht;
doch, da Du das wirkliche Leben geboren hast, stehst Du nun dem Göttlichen und Persönlichen ("hypostatischen") Leben vor.
In einem anderen Forum wird diese Aussage (auf ziemlich harte Weise :roll: ) kritisiert.

Der Begriff "Hypostase" bzw. "hypostatisch" werde in der Erklärung der Dreifaltigkeit benutzt und werde meist (missverständlich) mit "Person" übersetzt. In dem Hymnus nun werde Maria über die Trinitiät gestellt, was natürlich abzulehnen sei.

Was meint ihr dazu ?

Gruß
Angelika

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Angelika hat geschrieben:
Da Du von sterblichem Schoß ausgegangen bist, Reine, war Dir ein Ende zuteil, das der Natur entspricht;
doch, da Du das wirkliche Leben geboren hast, stehst Du nun dem Göttlichen und Persönlichen ("hypostatischen") Leben vor.
In einem anderen Forum wird diese Aussage (auf ziemlich harte Weise :roll: ) kritisiert.

Der Begriff "Hypostase" bzw. "hypostatisch" werde in der Erklärung der Dreifaltigkeit benutzt und werde meist (missverständlich) mit "Person" übersetzt. In dem Hymnus nun werde Maria über die Trinitiät gestellt, was natürlich abzulehnen sei.
Ich nehme die Schuld auf mich für meine wahrscheinlich mißverständliche Übersetzung. Gemeint ist: die Gottesmutter steht nach Ihrem Tod vor dem Leben in Person - vor Christus, vor Gott. Sie ist nicht im Grabe. "Vorstehen" heißt hier nicht "Chef sein". Ich habe aus dem Slawischen übersetzt, wo dafür das Verb "предъстояти" steht: es hat auch beide Beudeutungen. "Vor etwas stehen" und "vorstehen" i.S.v. voranstehen.

PS: In welchem anderen Forum? Gib mir mal 'nen Tip.
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Beitrag von Angelika »

Danke. :)

Es handelt sich um ein Forum, in dem Maria mit den Worten "Wozu brauch' ich Maria, wenn ich Jesus habe ..." abgetan wird. :roll:

Gruß
Angelika

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Juergen hat geschrieben:Diese "Lücke" ist verständlich, denn die Aussage, daß Maria einen zeitlichen Tod erlitten hat, ist keine Aussage de fide, sondern eine Aussage Sent. communior.
Du wirst Dich nicht wundern, wenn ich sage, daß mich diese Bemerkung irgendwie freut, da ich diese Ansicht natürlich teile. Daß es eine Lücke ist, die sich nach dem Dogma über die Unbefleckte Empfängnis Mariae auftut, ist aber Fakt: auch hier im Forum war davon die Rede, daß die "katholische Theologie mehrheitlich dazu tendiert, Ihren Tod auszuschließen", etc. Verweise kann ich bringen, will's aber nicht wieder aufwärmen. :)
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